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Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]

Der Verfasser des Buches ist ein "Self¬
mademan" im edelsten Sinne des Wortes,
dessen kühnes, selbständiges Emporstreben als
völlig vermögensloser junger Mann ans einem
so hochwissenschaftlichen Gebiete in der Tat
große Bewunderung erregen muß -- für die
deutsche Jugend ein höchst belehrendes Bei¬
spiel dafür, was eiserner Fleiß und helden¬
mütiges Ausharren zu erreichen vermögen.
Bruno Bürzel wurde im Jahre 1375 in Berlin
geboren. Er wurde, da sein Vater, der
im Dienste Schliemcmns arbeitete, früh starb
und ebenso seine Mutter, mittellos in sehr
jungen Jahren der Fürsorge von armen Ver¬
wandten, Arbeitsleuten, anvertraut. Seinen
hauptsächlichsten Unterricht genoß er in einer
Dorfschule, die über Lesen und Schreiben nur
wenig hinausging. Da haben es denn auf
einsamer Dorfflur die großen Htmmelslichter
dem hochbegabten Knaben förmlich angetan.
Er wollte Astronom werden, und er ist es
auch geworden, freilich auf einem Wege voll
von Dornen, Mühsal und Hindernissen, Als
armer Junge mußte Bürzel nach seiner Ent¬
lassung aus der Volksschule Fabrikarbeiter
werden. Im Alter von zwölf Jahren hatte
er schon seine erste Stcrnenkarte angefertigt,
und fortan kargte er mit jedem Pfennig, um
sich astronomische und sonstige wissenschaftliche
Bücher zu kaufen. Drei ganze Jahre eifrigen
Sparens und der Entbehrung waren für ihn
nötig, uni sich in einem Trödlerladen ein
kleines Marine-Fernrohr im Preise von dreißig
Mark zu erstehen. Während der Mittags- und
Vesperpausen lag der junge Mann neben den
Maschinen und lernte in seinen astronomischen
Werken, von seinen natürlich mehr realistisch
gesinnten Arbeitsgenossen als "Sternengucker"
nicht selten verhöhnt. Mit achtzehn Jahren
fing Bürgel an, sich Quadranten und andere
Meßinstrumente selber zu verfertigen. Ein
Jahr später machte er selbständige Berech¬
nungen über die Stellungen der Jupitermonde
und faßte sich ein Herz, diese Arbeit dem be¬
kannten Astronomen W. Meder, dem kürzlich
Verstorbeiren Direktor der Urania-Sternwarte,
zu überreichen. Dieser hochsinnige Mann er¬
kannte sofort die weitgehende Genialität des
unenabrikarbeiters und mate es ims
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Später studierte Bürgel Astronomie und Philo¬
ophie an der Berliner Universität, wo sich
uch der verdienstvolle Direktor der König¬
ichen Sternwarte, Prof. Förster, seiner warm
nnahm. Daß ein so klarer Denker und schrift-
ewandter Mann wie Bruno Bürgel, der sich
nfänglich gezwungen sah, sich ohne irgend¬
welche fremde Hilfe den Weg zum Wissen auf
em Gebiets ferner Welten zu bahnen, den
Laien mit leichter verständlichen Worten in
ie Wunder des Himmels einzuweihen ver¬
teht als die Mehrzahl der akademisch ge¬
ildeten Gelehrten, kann man sich leicht denken.
Meisterhaft weiß Bürgel zu gleicher Zeit zu
elehren und angenehm zu unterhalten, ja
ch wage zu sagen: das Lesen seines Buches
wirkt beruhigend und erhebend auf Gemüt
und Geist ein, -- Und von wie vielen ver¬
chiedenen mit der Astronomie zusammen¬
ängenden Dingen ist in dein vorliegenden
Buche die Redel Besonders anziehend ge¬
chrieben und interessant sind die Kapitel "von
en Liliputanerwelten", "von den Kometen
und der Kometenfurcht", "vom Mars -- einer
weiten Erde", sowie das Kapitel "vomJuPiter
und Saturn, den Riesen des Sonnenreiches",
Von geistreichen philosophischen Ideen durch¬
weht ist u, a. namentlich das letzte Kapitel,
welches die Lebensgeschichte der Sterne be¬
andelt, von den Grenzen unserer Erkenntnis
pricht und einem Auferstehen im Weltenraume
nach gewaltigen Katastrophen, -- Über drei¬
undert größtenteils vortreffliche Illustrationen
ienen dazu, das Gesagte noch anschaulicher
u machen. Dessen bin ich gewiß, daß Burgeis Buch
Aus fernen Welten" in der Populär-Wissen¬
chaftlicher Literatur unseres Landes einen
ervorragenden Platz einnehmen und daß es
der Gebildete ebensogut wie der weniger
Gebildete, der Kulturhistoriker ebensogut wie
er Freund der Naturwissenschaften mit großer
Befriedigung lesen wird. Überraschen kann es
dabei denn auch nicht, daß das Buch kürzlich
n einer zweiten Auflage von wiederum dreißig-
nusend Exemplaren erschienen ist, nachdem
ie erste ungemein schnell vergriffen war, [Ende Spaltensatz]
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möglich, sein Wissen mehr zu vervollständigen.
Dr. L.



Maßgebliches und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]

Der Verfasser des Buches ist ein „Self¬
mademan" im edelsten Sinne des Wortes,
dessen kühnes, selbständiges Emporstreben als
völlig vermögensloser junger Mann ans einem
so hochwissenschaftlichen Gebiete in der Tat
große Bewunderung erregen muß — für die
deutsche Jugend ein höchst belehrendes Bei¬
spiel dafür, was eiserner Fleiß und helden¬
mütiges Ausharren zu erreichen vermögen.
Bruno Bürzel wurde im Jahre 1375 in Berlin
geboren. Er wurde, da sein Vater, der
im Dienste Schliemcmns arbeitete, früh starb
und ebenso seine Mutter, mittellos in sehr
jungen Jahren der Fürsorge von armen Ver¬
wandten, Arbeitsleuten, anvertraut. Seinen
hauptsächlichsten Unterricht genoß er in einer
Dorfschule, die über Lesen und Schreiben nur
wenig hinausging. Da haben es denn auf
einsamer Dorfflur die großen Htmmelslichter
dem hochbegabten Knaben förmlich angetan.
Er wollte Astronom werden, und er ist es
auch geworden, freilich auf einem Wege voll
von Dornen, Mühsal und Hindernissen, Als
armer Junge mußte Bürzel nach seiner Ent¬
lassung aus der Volksschule Fabrikarbeiter
werden. Im Alter von zwölf Jahren hatte
er schon seine erste Stcrnenkarte angefertigt,
und fortan kargte er mit jedem Pfennig, um
sich astronomische und sonstige wissenschaftliche
Bücher zu kaufen. Drei ganze Jahre eifrigen
Sparens und der Entbehrung waren für ihn
nötig, uni sich in einem Trödlerladen ein
kleines Marine-Fernrohr im Preise von dreißig
Mark zu erstehen. Während der Mittags- und
Vesperpausen lag der junge Mann neben den
Maschinen und lernte in seinen astronomischen
Werken, von seinen natürlich mehr realistisch
gesinnten Arbeitsgenossen als „Sternengucker"
nicht selten verhöhnt. Mit achtzehn Jahren
fing Bürgel an, sich Quadranten und andere
Meßinstrumente selber zu verfertigen. Ein
Jahr später machte er selbständige Berech¬
nungen über die Stellungen der Jupitermonde
und faßte sich ein Herz, diese Arbeit dem be¬
kannten Astronomen W. Meder, dem kürzlich
Verstorbeiren Direktor der Urania-Sternwarte,
zu überreichen. Dieser hochsinnige Mann er¬
kannte sofort die weitgehende Genialität des
unenabrikarbeiters und mate es ims
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Später studierte Bürgel Astronomie und Philo¬
ophie an der Berliner Universität, wo sich
uch der verdienstvolle Direktor der König¬
ichen Sternwarte, Prof. Förster, seiner warm
nnahm. Daß ein so klarer Denker und schrift-
ewandter Mann wie Bruno Bürgel, der sich
nfänglich gezwungen sah, sich ohne irgend¬
welche fremde Hilfe den Weg zum Wissen auf
em Gebiets ferner Welten zu bahnen, den
Laien mit leichter verständlichen Worten in
ie Wunder des Himmels einzuweihen ver¬
teht als die Mehrzahl der akademisch ge¬
ildeten Gelehrten, kann man sich leicht denken.
Meisterhaft weiß Bürgel zu gleicher Zeit zu
elehren und angenehm zu unterhalten, ja
ch wage zu sagen: das Lesen seines Buches
wirkt beruhigend und erhebend auf Gemüt
und Geist ein, — Und von wie vielen ver¬
chiedenen mit der Astronomie zusammen¬
ängenden Dingen ist in dein vorliegenden
Buche die Redel Besonders anziehend ge¬
chrieben und interessant sind die Kapitel „von
en Liliputanerwelten", „von den Kometen
und der Kometenfurcht", „vom Mars — einer
weiten Erde", sowie das Kapitel „vomJuPiter
und Saturn, den Riesen des Sonnenreiches",
Von geistreichen philosophischen Ideen durch¬
weht ist u, a. namentlich das letzte Kapitel,
welches die Lebensgeschichte der Sterne be¬
andelt, von den Grenzen unserer Erkenntnis
pricht und einem Auferstehen im Weltenraume
nach gewaltigen Katastrophen, — Über drei¬
undert größtenteils vortreffliche Illustrationen
ienen dazu, das Gesagte noch anschaulicher
u machen. Dessen bin ich gewiß, daß Burgeis Buch
Aus fernen Welten" in der Populär-Wissen¬
chaftlicher Literatur unseres Landes einen
ervorragenden Platz einnehmen und daß es
der Gebildete ebensogut wie der weniger
Gebildete, der Kulturhistoriker ebensogut wie
er Freund der Naturwissenschaften mit großer
Befriedigung lesen wird. Überraschen kann es
dabei denn auch nicht, daß das Buch kürzlich
n einer zweiten Auflage von wiederum dreißig-
nusend Exemplaren erschienen ist, nachdem
ie erste ungemein schnell vergriffen war, [Ende Spaltensatz]
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möglich, sein Wissen mehr zu vervollständigen.
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[0654] Maßgebliches und Unmaßgebliches Der Verfasser des Buches ist ein „Self¬ mademan" im edelsten Sinne des Wortes, dessen kühnes, selbständiges Emporstreben als völlig vermögensloser junger Mann ans einem so hochwissenschaftlichen Gebiete in der Tat große Bewunderung erregen muß — für die deutsche Jugend ein höchst belehrendes Bei¬ spiel dafür, was eiserner Fleiß und helden¬ mütiges Ausharren zu erreichen vermögen. Bruno Bürzel wurde im Jahre 1375 in Berlin geboren. Er wurde, da sein Vater, der im Dienste Schliemcmns arbeitete, früh starb und ebenso seine Mutter, mittellos in sehr jungen Jahren der Fürsorge von armen Ver¬ wandten, Arbeitsleuten, anvertraut. Seinen hauptsächlichsten Unterricht genoß er in einer Dorfschule, die über Lesen und Schreiben nur wenig hinausging. Da haben es denn auf einsamer Dorfflur die großen Htmmelslichter dem hochbegabten Knaben förmlich angetan. Er wollte Astronom werden, und er ist es auch geworden, freilich auf einem Wege voll von Dornen, Mühsal und Hindernissen, Als armer Junge mußte Bürzel nach seiner Ent¬ lassung aus der Volksschule Fabrikarbeiter werden. Im Alter von zwölf Jahren hatte er schon seine erste Stcrnenkarte angefertigt, und fortan kargte er mit jedem Pfennig, um sich astronomische und sonstige wissenschaftliche Bücher zu kaufen. Drei ganze Jahre eifrigen Sparens und der Entbehrung waren für ihn nötig, uni sich in einem Trödlerladen ein kleines Marine-Fernrohr im Preise von dreißig Mark zu erstehen. Während der Mittags- und Vesperpausen lag der junge Mann neben den Maschinen und lernte in seinen astronomischen Werken, von seinen natürlich mehr realistisch gesinnten Arbeitsgenossen als „Sternengucker" nicht selten verhöhnt. Mit achtzehn Jahren fing Bürgel an, sich Quadranten und andere Meßinstrumente selber zu verfertigen. Ein Jahr später machte er selbständige Berech¬ nungen über die Stellungen der Jupitermonde und faßte sich ein Herz, diese Arbeit dem be¬ kannten Astronomen W. Meder, dem kürzlich Verstorbeiren Direktor der Urania-Sternwarte, zu überreichen. Dieser hochsinnige Mann er¬ kannte sofort die weitgehende Genialität des unenabrikarbeiters und mate es ims a l a g ad d s b b is hsd z hs hd z„ s hd i td Später studierte Bürgel Astronomie und Philo¬ ophie an der Berliner Universität, wo sich uch der verdienstvolle Direktor der König¬ ichen Sternwarte, Prof. Förster, seiner warm nnahm. Daß ein so klarer Denker und schrift- ewandter Mann wie Bruno Bürgel, der sich nfänglich gezwungen sah, sich ohne irgend¬ welche fremde Hilfe den Weg zum Wissen auf em Gebiets ferner Welten zu bahnen, den Laien mit leichter verständlichen Worten in ie Wunder des Himmels einzuweihen ver¬ teht als die Mehrzahl der akademisch ge¬ ildeten Gelehrten, kann man sich leicht denken. Meisterhaft weiß Bürgel zu gleicher Zeit zu elehren und angenehm zu unterhalten, ja ch wage zu sagen: das Lesen seines Buches wirkt beruhigend und erhebend auf Gemüt und Geist ein, — Und von wie vielen ver¬ chiedenen mit der Astronomie zusammen¬ ängenden Dingen ist in dein vorliegenden Buche die Redel Besonders anziehend ge¬ chrieben und interessant sind die Kapitel „von en Liliputanerwelten", „von den Kometen und der Kometenfurcht", „vom Mars — einer weiten Erde", sowie das Kapitel „vomJuPiter und Saturn, den Riesen des Sonnenreiches", Von geistreichen philosophischen Ideen durch¬ weht ist u, a. namentlich das letzte Kapitel, welches die Lebensgeschichte der Sterne be¬ andelt, von den Grenzen unserer Erkenntnis pricht und einem Auferstehen im Weltenraume nach gewaltigen Katastrophen, — Über drei¬ undert größtenteils vortreffliche Illustrationen ienen dazu, das Gesagte noch anschaulicher u machen. Dessen bin ich gewiß, daß Burgeis Buch Aus fernen Welten" in der Populär-Wissen¬ chaftlicher Literatur unseres Landes einen ervorragenden Platz einnehmen und daß es der Gebildete ebensogut wie der weniger Gebildete, der Kulturhistoriker ebensogut wie er Freund der Naturwissenschaften mit großer Befriedigung lesen wird. Überraschen kann es dabei denn auch nicht, daß das Buch kürzlich n einer zweiten Auflage von wiederum dreißig- nusend Exemplaren erschienen ist, nachdem ie erste ungemein schnell vergriffen war, jg Fchh möglich, sein Wissen mehr zu vervollständigen. Dr. L.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_317612/654>, abgerufen am 28.12.2024.