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Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Erstes Vierteljahr.

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Aus Briefen der Mertherzcit

gebe". Er hat zuweylen von Sticheleyen pp. auf Göthe, Herder und andre
seiner Freunde in der Allgemeinen Deutschen Bibliothek gesprochen und sein
Mißfallen darüber bezeugt; sonst aber, wie ich aufrichtig versichern kann, von
Ihnen mit der größten Achtung und Warme zu allen Zeiten gesprochen.
Wollen Sie einen Rath von mir annehmen? Theilen Sie Herrn Merck nichts
Neues zu (denn, je mehr er hat, desto weniger wird er fertig werden) son¬
dern ersuchen Sie ihn noch einmal um die baldige Ablieferung der ihm
schon längst aufgetragenen Recensionen ^seit 1775^. Aber ich bitte, erwähnen
Sie von allem diesen Nichts gegen ihn.




Darmstadt, Montags den 6. Juli 1778.

Herr Kriegsrath Merck ist seit ungefähr ü Wochen aus einer pittoresken
Reise. Er begleitet die verwittwete Herzogin von Weimar IMnua Amalia>
auf ihrer Tour uach Düsseldorf, die dasige Bildergallerie zu sehen und
kommt erst den 15. d. Monats von da wieder hierher zurück.




Darmstadt, Freitags den 24. Juli 1778.

Merck ist am 13. d. M. wieder von seiner Reise nach Düsseldorf, bey
welcher Gelegenheit er auch nach Coblenz zur Madame La Roche, Bad Ems
gekommen, hier angelangt. Ich habe ihn in Ihrem Nahmen um die Neste
gebäten. Er hat auch wieder versprochen, sie ehestens abzuthun. Ob es
geschehen wird: dieses wird die Zeit lehren.

Meister Klinger, oder wie die verwittwete Herzogin von Weimar ihn
nennt: Sturm und Drang, ist seit einigen Wochen Offizier unter dem Frey¬
corps, welches der oestreichische General Ried errichtet. Hofrat Schlosser, der
diesen Herrn von dem benachbarten Offenburg her kennt, hat Herrn Klinger
ihm empfohlen. Vermuthlich wird er gern seiner los gewesen seyn. Schlosser
tritt nun in die 2de Ehe mit einer Demoiselle Fahlmer aus Frankfurt a/M.,
die ein Vermögen von wenigstens 50/in ^50000^ Gulden stesitzt^.

Wie Merck erzählt, hat der Hoscammerrath Jacobi in Düsseldorf seine
2 Söhne kürzlich dem Herrn Claudius uach Waudsbeck zugesandt, der solche
einige Jahre unterrichten soll. Der von ihm nach Düsseldorf geschickte Unter-
weisungs- und Erziehungsplatt soll -- versichert Merck -- vortrefflich seyn.

. . . Hier ist die allgemeine Sage, daß der Herr Praesident von Moser
ehestens nach Berlin gehen werde. Ja! Ja! -- Diese Bekanntschaft werden
Sie vermuthlich auch machen, ich zweifle nicht daran.




Darmstadt, den 31. August 1778.

. . . Wenn Sie etwan unsere Landzeitung in der A. D. B. recensieren
lassen, und der Recensent solche nicht loben kann, so werden Sie mir eine
Gefälligkeit erweisen, wenn Sie die Anzeige entweder unterdrücken oder den
Recensenten ersuchen, daß er seinen Namen unterzeichnet. Ohne dies werde


Aus Briefen der Mertherzcit

gebe». Er hat zuweylen von Sticheleyen pp. auf Göthe, Herder und andre
seiner Freunde in der Allgemeinen Deutschen Bibliothek gesprochen und sein
Mißfallen darüber bezeugt; sonst aber, wie ich aufrichtig versichern kann, von
Ihnen mit der größten Achtung und Warme zu allen Zeiten gesprochen.
Wollen Sie einen Rath von mir annehmen? Theilen Sie Herrn Merck nichts
Neues zu (denn, je mehr er hat, desto weniger wird er fertig werden) son¬
dern ersuchen Sie ihn noch einmal um die baldige Ablieferung der ihm
schon längst aufgetragenen Recensionen ^seit 1775^. Aber ich bitte, erwähnen
Sie von allem diesen Nichts gegen ihn.




Darmstadt, Montags den 6. Juli 1778.

Herr Kriegsrath Merck ist seit ungefähr ü Wochen aus einer pittoresken
Reise. Er begleitet die verwittwete Herzogin von Weimar IMnua Amalia>
auf ihrer Tour uach Düsseldorf, die dasige Bildergallerie zu sehen und
kommt erst den 15. d. Monats von da wieder hierher zurück.




Darmstadt, Freitags den 24. Juli 1778.

Merck ist am 13. d. M. wieder von seiner Reise nach Düsseldorf, bey
welcher Gelegenheit er auch nach Coblenz zur Madame La Roche, Bad Ems
gekommen, hier angelangt. Ich habe ihn in Ihrem Nahmen um die Neste
gebäten. Er hat auch wieder versprochen, sie ehestens abzuthun. Ob es
geschehen wird: dieses wird die Zeit lehren.

Meister Klinger, oder wie die verwittwete Herzogin von Weimar ihn
nennt: Sturm und Drang, ist seit einigen Wochen Offizier unter dem Frey¬
corps, welches der oestreichische General Ried errichtet. Hofrat Schlosser, der
diesen Herrn von dem benachbarten Offenburg her kennt, hat Herrn Klinger
ihm empfohlen. Vermuthlich wird er gern seiner los gewesen seyn. Schlosser
tritt nun in die 2de Ehe mit einer Demoiselle Fahlmer aus Frankfurt a/M.,
die ein Vermögen von wenigstens 50/in ^50000^ Gulden stesitzt^.

Wie Merck erzählt, hat der Hoscammerrath Jacobi in Düsseldorf seine
2 Söhne kürzlich dem Herrn Claudius uach Waudsbeck zugesandt, der solche
einige Jahre unterrichten soll. Der von ihm nach Düsseldorf geschickte Unter-
weisungs- und Erziehungsplatt soll — versichert Merck — vortrefflich seyn.

. . . Hier ist die allgemeine Sage, daß der Herr Praesident von Moser
ehestens nach Berlin gehen werde. Ja! Ja! — Diese Bekanntschaft werden
Sie vermuthlich auch machen, ich zweifle nicht daran.




Darmstadt, den 31. August 1778.

. . . Wenn Sie etwan unsere Landzeitung in der A. D. B. recensieren
lassen, und der Recensent solche nicht loben kann, so werden Sie mir eine
Gefälligkeit erweisen, wenn Sie die Anzeige entweder unterdrücken oder den
Recensenten ersuchen, daß er seinen Namen unterzeichnet. Ohne dies werde


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_317612/629>, abgerufen am 24.07.2024.