Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Erstes Vierteljahr.Der diplomatische Ursprung des Krieges von I,87o/?i, In längeren Ausführungen spricht sich die Kommission über die Wahl des Diese Wahl kann nicht als glücklich bezeichnet werden; freilich wäre auch mit Selbstverständlich konnte es nicht die Absicht sein, die sämtlichen Aktenstücke So muß die geringe Zahl von Schriftstücken auffallen, die aus den: Außer dieser Note weiß der vorliegende Band ans diesem Verkehr nichts von Der diplomatische Ursprung des Krieges von I,87o/?i, In längeren Ausführungen spricht sich die Kommission über die Wahl des Diese Wahl kann nicht als glücklich bezeichnet werden; freilich wäre auch mit Selbstverständlich konnte es nicht die Absicht sein, die sämtlichen Aktenstücke So muß die geringe Zahl von Schriftstücken auffallen, die aus den: Außer dieser Note weiß der vorliegende Band ans diesem Verkehr nichts von <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0593" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/318206"/> <fw type="header" place="top"> Der diplomatische Ursprung des Krieges von I,87o/?i,</fw><lb/> <p xml:id="ID_2668"> In längeren Ausführungen spricht sich die Kommission über die Wahl des<lb/> Ausgangspunktes aus, der natürlich für eine derartige Veröffentlichung nicht allzu<lb/> weit rückwärts verlegt werden kann; sie geht zurück auf das Jahr 1863, „wo es<lb/> noch von Fraukreich abhing, daß die dänische Frage nicht zur deutschen Frage<lb/> werde", und setzt ein mit dem 24. Dezember 1863, „dem Vorabend des Tages,<lb/> wo England das Zusammentreten einer Konferenz vorschlägt, um den dänisch-<lb/> deutschen Konflikt zu regeln".</p><lb/> <p xml:id="ID_2669"> Diese Wahl kann nicht als glücklich bezeichnet werden; freilich wäre auch mit<lb/> dein „Patent" vom 30. März 1863, anf das die Kommission selbst verweist, ein<lb/> geeigneterer Zeitpunkt nicht getroffen worden. Eine unbefangene Prüfung hätte<lb/> vielmehr auf den 4. November 1863 führen müssen, auf den Tag, an dem Napoleon<lb/> den europäischen Mächten einen allgemeinen Kongreß vorschlug, um die gesamten<lb/> politischen Verhältnisse Europas einer kritischen Erörterung zu unterziehen. Wenn<lb/> auch nicht bezweifelt werden kann, daß die dänische Frage bei diesem Vorschlag,<lb/> der unmittelbare praktische Folgen nicht gehabt hat, keine besondere Rolle gespielt<lb/> hat, so ist doch durch diesen Vorgang die weitere Haltung der französischen Regierung<lb/> wesentlich beeinflußt worden, die auch nach seiner Ablehnung jedem anderen Vor¬<lb/> schlag zur Regelung der dänischen Frage zunächst ihren Kongreß entgegensetzte und<lb/> dadurch erheblich dazu beitrug, daß die Dinge lange Zeit hindurch nicht vom Fleck<lb/> kommen konnten.</p><lb/> <p xml:id="ID_2670"> Selbstverständlich konnte es nicht die Absicht sein, die sämtlichen Aktenstücke<lb/> aus der in Frage stehenden Zeit zu veröffentlichen, und die Kommission hat sich<lb/> denn auch darauf beschränkt, diejenigen auszuwählen, die geeignet schienen, die<lb/> französische Politik in der deutschen Frage verständlich zu machen. Allerdings<lb/> lassen sich auch hier ernste Bedenken nicht unierdrücken, da dieser Gesichtspunkt der<lb/> Willkür weiten Spielraum läßt und jede Möglichkeit fehlt, die Berechtigung der<lb/> Ausscheidungen nachzuprüfen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2671"> So muß die geringe Zahl von Schriftstücken auffallen, die aus den:<lb/> diplomatischen Verkehr mit den bei den einzelnen deutschen Mächten beglaubigten<lb/> Gesandten mitgeteilt werden; von den zweihundertfünfuuddreißig Nummern, die der<lb/> vorliegende erste Band enthält, gehören nur fünfundzwanzig hierherI Und dabei<lb/> handelt es sich in der Mehrzahl um Berichte der französischen Agenten an ihre<lb/> Negierung; Auseinandersetzungen diplomatischen Inhalts finden sich hier so gut<lb/> wie gar nicht. Bemerkenswert ist nur die aufsehenerregende Note, die die fran¬<lb/> zösische Regierung am 4. Januar 1864 — das Datum wird hier authentisch fest¬<lb/> gelegt, nachdem es bisher verschieden angegeben wurde — an die deutschen Mächte<lb/> außer Preußen und Österreich richtete und in der das Ergebnis der Londoner<lb/> Konferenz als „wirkungsloses Werk" (oeuvre lux>ni8Siale) bezeichnet wird; hier<lb/> spricht sich die Regierung gegenüber den deutschen Einzelstaaten über ihre Politik<lb/> aus, legt nachdrücklich Wert darauf, daß auch der Deutsche Bund an der zur<lb/> Schlichtung des dänischen Konflikts geplanten Konferenz teilnehme und -nacht sogar<lb/> ihre eigenen Entschließungen in dieser Frage von denen der deutschen Staaten<lb/> abhängig: tatsächlich hat Frankreich der Konferenz seine Zustimmung versagt,<lb/> nachdem sie von den deutschen Staaten abgelehnt worden war.</p><lb/> <p xml:id="ID_2672" next="#ID_2673"> Außer dieser Note weiß der vorliegende Band ans diesem Verkehr nichts von<lb/> Bedeutung mitzuteilen. Wenn da? damit begründet wird, daß es vom frau-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0593]
Der diplomatische Ursprung des Krieges von I,87o/?i,
In längeren Ausführungen spricht sich die Kommission über die Wahl des
Ausgangspunktes aus, der natürlich für eine derartige Veröffentlichung nicht allzu
weit rückwärts verlegt werden kann; sie geht zurück auf das Jahr 1863, „wo es
noch von Fraukreich abhing, daß die dänische Frage nicht zur deutschen Frage
werde", und setzt ein mit dem 24. Dezember 1863, „dem Vorabend des Tages,
wo England das Zusammentreten einer Konferenz vorschlägt, um den dänisch-
deutschen Konflikt zu regeln".
Diese Wahl kann nicht als glücklich bezeichnet werden; freilich wäre auch mit
dein „Patent" vom 30. März 1863, anf das die Kommission selbst verweist, ein
geeigneterer Zeitpunkt nicht getroffen worden. Eine unbefangene Prüfung hätte
vielmehr auf den 4. November 1863 führen müssen, auf den Tag, an dem Napoleon
den europäischen Mächten einen allgemeinen Kongreß vorschlug, um die gesamten
politischen Verhältnisse Europas einer kritischen Erörterung zu unterziehen. Wenn
auch nicht bezweifelt werden kann, daß die dänische Frage bei diesem Vorschlag,
der unmittelbare praktische Folgen nicht gehabt hat, keine besondere Rolle gespielt
hat, so ist doch durch diesen Vorgang die weitere Haltung der französischen Regierung
wesentlich beeinflußt worden, die auch nach seiner Ablehnung jedem anderen Vor¬
schlag zur Regelung der dänischen Frage zunächst ihren Kongreß entgegensetzte und
dadurch erheblich dazu beitrug, daß die Dinge lange Zeit hindurch nicht vom Fleck
kommen konnten.
Selbstverständlich konnte es nicht die Absicht sein, die sämtlichen Aktenstücke
aus der in Frage stehenden Zeit zu veröffentlichen, und die Kommission hat sich
denn auch darauf beschränkt, diejenigen auszuwählen, die geeignet schienen, die
französische Politik in der deutschen Frage verständlich zu machen. Allerdings
lassen sich auch hier ernste Bedenken nicht unierdrücken, da dieser Gesichtspunkt der
Willkür weiten Spielraum läßt und jede Möglichkeit fehlt, die Berechtigung der
Ausscheidungen nachzuprüfen.
So muß die geringe Zahl von Schriftstücken auffallen, die aus den:
diplomatischen Verkehr mit den bei den einzelnen deutschen Mächten beglaubigten
Gesandten mitgeteilt werden; von den zweihundertfünfuuddreißig Nummern, die der
vorliegende erste Band enthält, gehören nur fünfundzwanzig hierherI Und dabei
handelt es sich in der Mehrzahl um Berichte der französischen Agenten an ihre
Negierung; Auseinandersetzungen diplomatischen Inhalts finden sich hier so gut
wie gar nicht. Bemerkenswert ist nur die aufsehenerregende Note, die die fran¬
zösische Regierung am 4. Januar 1864 — das Datum wird hier authentisch fest¬
gelegt, nachdem es bisher verschieden angegeben wurde — an die deutschen Mächte
außer Preußen und Österreich richtete und in der das Ergebnis der Londoner
Konferenz als „wirkungsloses Werk" (oeuvre lux>ni8Siale) bezeichnet wird; hier
spricht sich die Regierung gegenüber den deutschen Einzelstaaten über ihre Politik
aus, legt nachdrücklich Wert darauf, daß auch der Deutsche Bund an der zur
Schlichtung des dänischen Konflikts geplanten Konferenz teilnehme und -nacht sogar
ihre eigenen Entschließungen in dieser Frage von denen der deutschen Staaten
abhängig: tatsächlich hat Frankreich der Konferenz seine Zustimmung versagt,
nachdem sie von den deutschen Staaten abgelehnt worden war.
Außer dieser Note weiß der vorliegende Band ans diesem Verkehr nichts von
Bedeutung mitzuteilen. Wenn da? damit begründet wird, daß es vom frau-
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