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Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Erstes Vierteljahr.

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Aus Briefen der Zvertherzcit

aus einer kleinen Stelle des Briefes vom 10. Februar 1777. Allgemein haben
wir bisher angenommen, Merck, der mit Lessing nicht in brieflichen Verkehr
getreten ist, habe auch niemals seine persönliche Bekanntschaft gemacht; der Brief
Petersens belehrt uns eines besseren, wenn es da heißt: "Herr Hofrat Lessing
ist auf seiner Reise nach Mannheim hier über Nacht gewesen. Er hat Claudius
und seine Frau zu sich ins Wirtshaus bitten lassen. Merck ist etliche Tage
darauf in Claudius' Gesellschaft nach Mannheim gereiset, um Lessingen dort zu
sprechen. Er hat ihn auch, wiewohl nur kurze Zeit, gesprochen, und ist sehr
mit ihm zufrieden." (Lessing weilte vom 22. bis 23. Januar in Darmstadt
und auf der Rückreise am 4. März 1777; über seinen Aufenthalt in Mannheim
und den Zweck der Reise vergleiche Erich Schmidt, "Lessing", Band 2, S. 165 ff.)

Aus den vorhandenen 212 Briefen Petersens an Nicolai, von denen die
nach 1791 fast ohne jedes Interesse sind, gebe ich im folgenden einige Auszüge
mit den allernötigsten Anmerkungen, da die Briefe nach dieser Einleitung durch-
gehends verständlich sein werden; auch füge ich hie und da Stellen aus un¬
gedruckten Briefen anderer (ebenfalls im Besitz der Königlichen Bibliothek zu
Berlin) ein, unter denen gewiß die Briefe von Hofrat Deinet, dem Verleger
der Frankfurter Gelehrten Anzeigen, an Nicolai mit die interessantesten sind*).




Hoepsner an Nicolai:

Cassel. den 24. August 1770.

Sie wissen doch, daß wir Herrn Herder vor einigen Wochen von Angesicht
zu Angesicht in Cassel gesehen haben? Himmel, wie sehr ist Herder, der
Schriftsteller von Herder, dem Gesellschafter unterschieden, und doch wie liebens¬
würdig dieser gewiß nicht weniger als jener.




Hoepsner an Boie:

Cassel, den 19. Oktober 1770.

Die Fabeln des Herrn Merck würde ich Ihnen dabey geschickt haben,
wann Sie mir in einen, Ihrer vorigen Briefe etwas davon geschrieben hätten.
Dann aus Ihrem Stillschweigen schließe ich, daß Sie, dieses Jahr wenigstens,
keine davon zum Almanach brauchen. Sinngedichte habe ich noch nicht aus
Darmstadt erhalten. Ich dächte, wann Sie sich selbst die Mühe gäben, ein
Briefchen darum zu schreiben, das möchte wohl etwas helfen. Doch will ich
nicht gut dafür seyn. Denn seitdem der Mann Kriegszahlmeister ist, ist er,



*) Dein Generaldirektor der Königl, Bibliothek, Herrn Geheimrat Professor l), Harnack.
sage ich auch um dieser Stelle meinen ergebensten Dank für die gütige Erlaubnis zur Ver- ,
öffentlichung der Briefe, -- Weitere Mitteilungen aus den Briefen Petersens an Merck behalte
ich mir bor. Findet sich im folgenden keine besondere Angabe über den Briefschreiber, so ist
es Petersen, Nur die in eckige Klammern gesetzten Bemerkungen rühren bon mir her, die in
runden Klammem stammen bon den Briefschreibern selbst.
Aus Briefen der Zvertherzcit

aus einer kleinen Stelle des Briefes vom 10. Februar 1777. Allgemein haben
wir bisher angenommen, Merck, der mit Lessing nicht in brieflichen Verkehr
getreten ist, habe auch niemals seine persönliche Bekanntschaft gemacht; der Brief
Petersens belehrt uns eines besseren, wenn es da heißt: „Herr Hofrat Lessing
ist auf seiner Reise nach Mannheim hier über Nacht gewesen. Er hat Claudius
und seine Frau zu sich ins Wirtshaus bitten lassen. Merck ist etliche Tage
darauf in Claudius' Gesellschaft nach Mannheim gereiset, um Lessingen dort zu
sprechen. Er hat ihn auch, wiewohl nur kurze Zeit, gesprochen, und ist sehr
mit ihm zufrieden." (Lessing weilte vom 22. bis 23. Januar in Darmstadt
und auf der Rückreise am 4. März 1777; über seinen Aufenthalt in Mannheim
und den Zweck der Reise vergleiche Erich Schmidt, „Lessing", Band 2, S. 165 ff.)

Aus den vorhandenen 212 Briefen Petersens an Nicolai, von denen die
nach 1791 fast ohne jedes Interesse sind, gebe ich im folgenden einige Auszüge
mit den allernötigsten Anmerkungen, da die Briefe nach dieser Einleitung durch-
gehends verständlich sein werden; auch füge ich hie und da Stellen aus un¬
gedruckten Briefen anderer (ebenfalls im Besitz der Königlichen Bibliothek zu
Berlin) ein, unter denen gewiß die Briefe von Hofrat Deinet, dem Verleger
der Frankfurter Gelehrten Anzeigen, an Nicolai mit die interessantesten sind*).




Hoepsner an Nicolai:

Cassel. den 24. August 1770.

Sie wissen doch, daß wir Herrn Herder vor einigen Wochen von Angesicht
zu Angesicht in Cassel gesehen haben? Himmel, wie sehr ist Herder, der
Schriftsteller von Herder, dem Gesellschafter unterschieden, und doch wie liebens¬
würdig dieser gewiß nicht weniger als jener.




Hoepsner an Boie:

Cassel, den 19. Oktober 1770.

Die Fabeln des Herrn Merck würde ich Ihnen dabey geschickt haben,
wann Sie mir in einen, Ihrer vorigen Briefe etwas davon geschrieben hätten.
Dann aus Ihrem Stillschweigen schließe ich, daß Sie, dieses Jahr wenigstens,
keine davon zum Almanach brauchen. Sinngedichte habe ich noch nicht aus
Darmstadt erhalten. Ich dächte, wann Sie sich selbst die Mühe gäben, ein
Briefchen darum zu schreiben, das möchte wohl etwas helfen. Doch will ich
nicht gut dafür seyn. Denn seitdem der Mann Kriegszahlmeister ist, ist er,



*) Dein Generaldirektor der Königl, Bibliothek, Herrn Geheimrat Professor l), Harnack.
sage ich auch um dieser Stelle meinen ergebensten Dank für die gütige Erlaubnis zur Ver- ,
öffentlichung der Briefe, — Weitere Mitteilungen aus den Briefen Petersens an Merck behalte
ich mir bor. Findet sich im folgenden keine besondere Angabe über den Briefschreiber, so ist
es Petersen, Nur die in eckige Klammern gesetzten Bemerkungen rühren bon mir her, die in
runden Klammem stammen bon den Briefschreibern selbst.
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[0481] Aus Briefen der Zvertherzcit aus einer kleinen Stelle des Briefes vom 10. Februar 1777. Allgemein haben wir bisher angenommen, Merck, der mit Lessing nicht in brieflichen Verkehr getreten ist, habe auch niemals seine persönliche Bekanntschaft gemacht; der Brief Petersens belehrt uns eines besseren, wenn es da heißt: „Herr Hofrat Lessing ist auf seiner Reise nach Mannheim hier über Nacht gewesen. Er hat Claudius und seine Frau zu sich ins Wirtshaus bitten lassen. Merck ist etliche Tage darauf in Claudius' Gesellschaft nach Mannheim gereiset, um Lessingen dort zu sprechen. Er hat ihn auch, wiewohl nur kurze Zeit, gesprochen, und ist sehr mit ihm zufrieden." (Lessing weilte vom 22. bis 23. Januar in Darmstadt und auf der Rückreise am 4. März 1777; über seinen Aufenthalt in Mannheim und den Zweck der Reise vergleiche Erich Schmidt, „Lessing", Band 2, S. 165 ff.) Aus den vorhandenen 212 Briefen Petersens an Nicolai, von denen die nach 1791 fast ohne jedes Interesse sind, gebe ich im folgenden einige Auszüge mit den allernötigsten Anmerkungen, da die Briefe nach dieser Einleitung durch- gehends verständlich sein werden; auch füge ich hie und da Stellen aus un¬ gedruckten Briefen anderer (ebenfalls im Besitz der Königlichen Bibliothek zu Berlin) ein, unter denen gewiß die Briefe von Hofrat Deinet, dem Verleger der Frankfurter Gelehrten Anzeigen, an Nicolai mit die interessantesten sind*). Hoepsner an Nicolai: Cassel. den 24. August 1770. Sie wissen doch, daß wir Herrn Herder vor einigen Wochen von Angesicht zu Angesicht in Cassel gesehen haben? Himmel, wie sehr ist Herder, der Schriftsteller von Herder, dem Gesellschafter unterschieden, und doch wie liebens¬ würdig dieser gewiß nicht weniger als jener. Hoepsner an Boie: Cassel, den 19. Oktober 1770. Die Fabeln des Herrn Merck würde ich Ihnen dabey geschickt haben, wann Sie mir in einen, Ihrer vorigen Briefe etwas davon geschrieben hätten. Dann aus Ihrem Stillschweigen schließe ich, daß Sie, dieses Jahr wenigstens, keine davon zum Almanach brauchen. Sinngedichte habe ich noch nicht aus Darmstadt erhalten. Ich dächte, wann Sie sich selbst die Mühe gäben, ein Briefchen darum zu schreiben, das möchte wohl etwas helfen. Doch will ich nicht gut dafür seyn. Denn seitdem der Mann Kriegszahlmeister ist, ist er, *) Dein Generaldirektor der Königl, Bibliothek, Herrn Geheimrat Professor l), Harnack. sage ich auch um dieser Stelle meinen ergebensten Dank für die gütige Erlaubnis zur Ver- , öffentlichung der Briefe, — Weitere Mitteilungen aus den Briefen Petersens an Merck behalte ich mir bor. Findet sich im folgenden keine besondere Angabe über den Briefschreiber, so ist es Petersen, Nur die in eckige Klammern gesetzten Bemerkungen rühren bon mir her, die in runden Klammem stammen bon den Briefschreibern selbst.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_317612/481>, abgerufen am 29.12.2024.