Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Erstes Vierteljahr.Reichsspiegcl klang zu bringen trachten, wittert man die Absicht, den Staat zertrümmern zu Verantwortlicher Schriftleiter i G e o rg e Cleiuo w in Verum-Schöneberg. Verlag: Verlag der Grenzboten G. in. b.H. Anzeigen-Annahme für diesen Teil beim Verlag der Grenzbote" G. in. b. H., Für vorstehende Inserate verantwortlich: Karl Schulze in Berlin-Schmargendorf. Druck: "Der Reichsbote" G. in. v. H. in Berlin SW. 11, Dessauer Siraszc 37. Reichsspiegcl klang zu bringen trachten, wittert man die Absicht, den Staat zertrümmern zu Verantwortlicher Schriftleiter i G e o rg e Cleiuo w in Verum-Schöneberg. Verlag: Verlag der Grenzboten G. in. b.H. Anzeigen-Annahme für diesen Teil beim Verlag der Grenzbote» G. in. b. H., Für vorstehende Inserate verantwortlich: Karl Schulze in Berlin-Schmargendorf. Druck: „Der Reichsbote" G. in. v. H. in Berlin SW. 11, Dessauer Siraszc 37. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0318" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/317931"/> <fw type="header" place="top"> Reichsspiegcl</fw><lb/> <p xml:id="ID_1557" prev="#ID_1556"> klang zu bringen trachten, wittert man die Absicht, den Staat zertrümmern zu<lb/> wollen. Dies Mißtrauen bedingt es in erster Linie, daß die tiefe Kluft zwischen<lb/> den Massen der Arbeiter und den gebildeten, bürgerlichen Schichten sich von Jahr<lb/> zu Jahr erweitert hat und daß nun auch zwischen Bürgertum und Beamtenschaft<lb/> eine Mauer emporwächst. Solange das Mißtrauen vom Regierungstisch aus<lb/> gepredigt wird, solange darf sich niemand einen Erfolg von staatsbürgerlicher<lb/> Erziehung und Bildung versprechen, es sei denn von der im Sinne der Sozialisten<lb/> verbreiteten. Also man fange nicht mit der Ausgabe von Büchern an, sondern<lb/> beginne mit gesetzgeberischen Taten, die Vertrauen einflößen. Was die Regierung<lb/> des Herrn von Bethmann in dieser Beziehung geleistet hat, ist gleich Null. Selbst<lb/> die Wertzuwachssteuer konnte von den Mehrheitsparteien in einer Weise<lb/> zugerichtet werden, daß sie weder den Staat noch die Träger der Steuer befriedigen<lb/> kann. Sie ist in der vorliegenden Gestalt keine soziale Tat. Politisch stellt sie<lb/> aber geradezu eine Gefahr dar. Denn sie wird den Anlaß zu so vielen Schikanen,<lb/> zu Mißmut und Prozessen geben, daß sie den bestehenden Haß gegen die jetzigen<lb/> Staatseinrichtungen nur vertiefen, nicht aber mildern kann. Die Regierung sollte<lb/> lieber noch in letzter Stunde aus das Gesetz verzichten, anstatt um zehn Millionen,<lb/> jawohl, ganze zehn Millionen! den Frieden im Lande noch weiter zu gefährden.<lb/> Es gibt in Deutschland nur eine Maßregel, um den Finanzen und dem politischen<lb/> Frieden in gleicher Weise zu dienen, das ist die Erweiterung der Einkommen¬<lb/> steuern, sei es direkt oder indirekt als Erbschaftssteuer.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_1558"> Verantwortlicher Schriftleiter i G e o rg e Cleiuo w in Verum-Schöneberg. Verlag: Verlag der Grenzboten G. in. b.H.<lb/> in Berlin LXV. 11.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_1559"> Anzeigen-Annahme für diesen Teil beim Verlag der Grenzbote» G. in. b. H.,<lb/> Berlin II, Bernburger Straße 22a/23.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <note type="byline"> Für vorstehende Inserate verantwortlich: Karl Schulze in Berlin-Schmargendorf.<lb/> Druck: „Der Reichsbote" G. in. v. H. in Berlin SW. 11, Dessauer Siraszc 37.</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0318]
Reichsspiegcl
klang zu bringen trachten, wittert man die Absicht, den Staat zertrümmern zu
wollen. Dies Mißtrauen bedingt es in erster Linie, daß die tiefe Kluft zwischen
den Massen der Arbeiter und den gebildeten, bürgerlichen Schichten sich von Jahr
zu Jahr erweitert hat und daß nun auch zwischen Bürgertum und Beamtenschaft
eine Mauer emporwächst. Solange das Mißtrauen vom Regierungstisch aus
gepredigt wird, solange darf sich niemand einen Erfolg von staatsbürgerlicher
Erziehung und Bildung versprechen, es sei denn von der im Sinne der Sozialisten
verbreiteten. Also man fange nicht mit der Ausgabe von Büchern an, sondern
beginne mit gesetzgeberischen Taten, die Vertrauen einflößen. Was die Regierung
des Herrn von Bethmann in dieser Beziehung geleistet hat, ist gleich Null. Selbst
die Wertzuwachssteuer konnte von den Mehrheitsparteien in einer Weise
zugerichtet werden, daß sie weder den Staat noch die Träger der Steuer befriedigen
kann. Sie ist in der vorliegenden Gestalt keine soziale Tat. Politisch stellt sie
aber geradezu eine Gefahr dar. Denn sie wird den Anlaß zu so vielen Schikanen,
zu Mißmut und Prozessen geben, daß sie den bestehenden Haß gegen die jetzigen
Staatseinrichtungen nur vertiefen, nicht aber mildern kann. Die Regierung sollte
lieber noch in letzter Stunde aus das Gesetz verzichten, anstatt um zehn Millionen,
jawohl, ganze zehn Millionen! den Frieden im Lande noch weiter zu gefährden.
Es gibt in Deutschland nur eine Maßregel, um den Finanzen und dem politischen
Frieden in gleicher Weise zu dienen, das ist die Erweiterung der Einkommen¬
steuern, sei es direkt oder indirekt als Erbschaftssteuer.
Verantwortlicher Schriftleiter i G e o rg e Cleiuo w in Verum-Schöneberg. Verlag: Verlag der Grenzboten G. in. b.H.
in Berlin LXV. 11.
Anzeigen-Annahme für diesen Teil beim Verlag der Grenzbote» G. in. b. H.,
Berlin II, Bernburger Straße 22a/23.
Für vorstehende Inserate verantwortlich: Karl Schulze in Berlin-Schmargendorf.
Druck: „Der Reichsbote" G. in. v. H. in Berlin SW. 11, Dessauer Siraszc 37.
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