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Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]
Literaturgeschichtliches
Das Kulturprolilem des Minnesangs.

Bon Eduard Wechßler. Bd. I: Minnesang
und Christentum. (Bei Mar Niemeyer, Halle.
1909. M. 16,-.)

Wechßler hat mit fest zugreifender Hand
ein Problem gefaßt und eine Sache gestaltet,
die mehr bedeutet als die bloße historische
Erscheinung. Er tat es nicht -- wozu moderne
Schriftsteller so leicht verführt werden - - durch
Vermischung von Grenzgebieten oder durch

[Spaltenumbruch]

übergroße Stoffmassen und allgemeine Spe¬
kulationen, souoeru durch forschende Vertiefung
der Sache selbst, einer Sache allerdings, die
ein Jugendlich-Lebendiges, keimhaft die Zu¬
kunft Enthaltendes, Gesamtgeistiges ist.

Im erste" Teil des Bandes legt Wechßler
die realen Bedingungen des Frauendienstes
dar. Schöpferischen Anteil am Minnesang
haben die Provenzalen, die Deutschen und die
Mittelitaliener. Ursprünglich ist der Minnesang
nur ein Panegyrikus des dienenden Sängers
auf die fürstliche Herrin, sein Liebesverhältnis
eine Fiktion, ein "LiebeSwahn". Gerade die
stärksten Dichter waren in Gefahr, in das Lied
ihre wirkliche Leidenschaft fließen zu lassen,
aber der höfischen Form des Minnesangs ent¬
sprach das nicht. Wer über die liebenswürdige
Artigkeit hinnnSging, ninßte fürchten, für die
mühevoll nnsgesprochene Leidenschaft statt Dank
und Lohn den Abschied zu erhalten. Verfehlt
ist also die Beurteilung des Minnesangs als
einer Ehebrnchspoesie. Der Minnesang war
die Vorstufe des Guido Guinicelli, deSBeatrice-
lultes der Vit-r nuova und der Lommoäis.
Wohl besteht ein Gegensatz gegen die Ehe,
aber er geht aus dein Bestreben hervor, die
Stellung der Frau zu erhöhe", die Liebe zu
veredeln. "Als ideelle Reaktion gegen den
Zwang der Realität werden Nur denMinnesang
am besten begreifen." Der frühe Minnesang
ist also eine wesentlich romantische Erscheinung,
womit durchaus zusammenpaßt, daß er immer
in Gefahr ist, in Poesie mehr des Denkens
als des Gefühls hinüberzngleiten. Anders
gestaltete sich allerdings der Frauendienst,
nachdem eine Verschmelzung der früher stark
eutgegongesetztcn frauenhaft - höfischen und
kriegerisch - ritterliche" LebenSideale eingetreten
war. (Deutschland: Barbarossa. Nordfrankreich.)

Der zweite Teil ist unter dem Titel "Die
Minne" zusammengefaßt. Im ersten Kapitel
desselben weist Wechßler hin auf die tiefen

[Ende Spaltensatz]
"Die deutsche Literatur des neunzehnte"
Jahrhunderts" von Richard M. Meyer

(Berlin, Georg Bondi, M. 12,60) liegt
bereits in vierter Auflage vor. Die sehr
anfechtbare Einteilung nach Jahrzehnten,
die eine Gesamtübersicht über das Leben
und Schaffen der einzelnen Dichter sehr
erschwerte, ist einer solchen nach Gruppen und
Richtungen gewichen; damit hat daS Werk
zweifellos sehr gewonnen. Auch die äußer¬
liche Neuerung, das; das noch umfangreicher
gewordene Buch bei gleichem Preis jetzt in
zwei handlichen, sehr vornehm ausgestatteten
Bänden erscheint, ist ein wesentlicher Vorteil.
Aus deu 24 Kapiteln hebe ich besonders das
Kapitel "Zwei Meister" hervor, in dem Gott¬
fried Keller und Theodor Fontane mit auszer-
ordentlicher Lebendigkeit und Anschaulichkeit
gezeichnet werden. Auch dort, wo man mit
dein Verfasser nicht einer Meinung ist,
folgt man seinen niemals trockenen, stets
anregend vorgetragenen Ausführungen mit
lebhafter Aufmerksamkeit. Überall zeigt sich
die erstaunliche Belesenheit R. M. Meyers.
Wertvoll sind auch die am Schlüsse gegebenen
"Annalen", eine nach Jahren geordnete Zu¬
sammenstellung der wichtigsten literarischen
und für die Literatur bedeutungsvollen Poli¬
tischen und kulturgeschichtlichen Ereignisse von
h. F. 1800 bis 1909.




Maßgebliches und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]
Literaturgeschichtliches
Das Kulturprolilem des Minnesangs.

Bon Eduard Wechßler. Bd. I: Minnesang
und Christentum. (Bei Mar Niemeyer, Halle.
1909. M. 16,-.)

Wechßler hat mit fest zugreifender Hand
ein Problem gefaßt und eine Sache gestaltet,
die mehr bedeutet als die bloße historische
Erscheinung. Er tat es nicht — wozu moderne
Schriftsteller so leicht verführt werden - - durch
Vermischung von Grenzgebieten oder durch

[Spaltenumbruch]

übergroße Stoffmassen und allgemeine Spe¬
kulationen, souoeru durch forschende Vertiefung
der Sache selbst, einer Sache allerdings, die
ein Jugendlich-Lebendiges, keimhaft die Zu¬
kunft Enthaltendes, Gesamtgeistiges ist.

Im erste» Teil des Bandes legt Wechßler
die realen Bedingungen des Frauendienstes
dar. Schöpferischen Anteil am Minnesang
haben die Provenzalen, die Deutschen und die
Mittelitaliener. Ursprünglich ist der Minnesang
nur ein Panegyrikus des dienenden Sängers
auf die fürstliche Herrin, sein Liebesverhältnis
eine Fiktion, ein „LiebeSwahn". Gerade die
stärksten Dichter waren in Gefahr, in das Lied
ihre wirkliche Leidenschaft fließen zu lassen,
aber der höfischen Form des Minnesangs ent¬
sprach das nicht. Wer über die liebenswürdige
Artigkeit hinnnSging, ninßte fürchten, für die
mühevoll nnsgesprochene Leidenschaft statt Dank
und Lohn den Abschied zu erhalten. Verfehlt
ist also die Beurteilung des Minnesangs als
einer Ehebrnchspoesie. Der Minnesang war
die Vorstufe des Guido Guinicelli, deSBeatrice-
lultes der Vit-r nuova und der Lommoäis.
Wohl besteht ein Gegensatz gegen die Ehe,
aber er geht aus dein Bestreben hervor, die
Stellung der Frau zu erhöhe», die Liebe zu
veredeln. „Als ideelle Reaktion gegen den
Zwang der Realität werden Nur denMinnesang
am besten begreifen." Der frühe Minnesang
ist also eine wesentlich romantische Erscheinung,
womit durchaus zusammenpaßt, daß er immer
in Gefahr ist, in Poesie mehr des Denkens
als des Gefühls hinüberzngleiten. Anders
gestaltete sich allerdings der Frauendienst,
nachdem eine Verschmelzung der früher stark
eutgegongesetztcn frauenhaft - höfischen und
kriegerisch - ritterliche» LebenSideale eingetreten
war. (Deutschland: Barbarossa. Nordfrankreich.)

Der zweite Teil ist unter dem Titel „Die
Minne" zusammengefaßt. Im ersten Kapitel
desselben weist Wechßler hin auf die tiefen

[Ende Spaltensatz]
„Die deutsche Literatur des neunzehnte»
Jahrhunderts" von Richard M. Meyer

(Berlin, Georg Bondi, M. 12,60) liegt
bereits in vierter Auflage vor. Die sehr
anfechtbare Einteilung nach Jahrzehnten,
die eine Gesamtübersicht über das Leben
und Schaffen der einzelnen Dichter sehr
erschwerte, ist einer solchen nach Gruppen und
Richtungen gewichen; damit hat daS Werk
zweifellos sehr gewonnen. Auch die äußer¬
liche Neuerung, das; das noch umfangreicher
gewordene Buch bei gleichem Preis jetzt in
zwei handlichen, sehr vornehm ausgestatteten
Bänden erscheint, ist ein wesentlicher Vorteil.
Aus deu 24 Kapiteln hebe ich besonders das
Kapitel „Zwei Meister" hervor, in dem Gott¬
fried Keller und Theodor Fontane mit auszer-
ordentlicher Lebendigkeit und Anschaulichkeit
gezeichnet werden. Auch dort, wo man mit
dein Verfasser nicht einer Meinung ist,
folgt man seinen niemals trockenen, stets
anregend vorgetragenen Ausführungen mit
lebhafter Aufmerksamkeit. Überall zeigt sich
die erstaunliche Belesenheit R. M. Meyers.
Wertvoll sind auch die am Schlüsse gegebenen
„Annalen", eine nach Jahren geordnete Zu¬
sammenstellung der wichtigsten literarischen
und für die Literatur bedeutungsvollen Poli¬
tischen und kulturgeschichtlichen Ereignisse von
h. F. 1800 bis 1909.


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[0312] [Abbildung] Maßgebliches und Unmaßgebliches Literaturgeschichtliches Das Kulturprolilem des Minnesangs. Bon Eduard Wechßler. Bd. I: Minnesang und Christentum. (Bei Mar Niemeyer, Halle. 1909. M. 16,-.) Wechßler hat mit fest zugreifender Hand ein Problem gefaßt und eine Sache gestaltet, die mehr bedeutet als die bloße historische Erscheinung. Er tat es nicht — wozu moderne Schriftsteller so leicht verführt werden - - durch Vermischung von Grenzgebieten oder durch übergroße Stoffmassen und allgemeine Spe¬ kulationen, souoeru durch forschende Vertiefung der Sache selbst, einer Sache allerdings, die ein Jugendlich-Lebendiges, keimhaft die Zu¬ kunft Enthaltendes, Gesamtgeistiges ist. Im erste» Teil des Bandes legt Wechßler die realen Bedingungen des Frauendienstes dar. Schöpferischen Anteil am Minnesang haben die Provenzalen, die Deutschen und die Mittelitaliener. Ursprünglich ist der Minnesang nur ein Panegyrikus des dienenden Sängers auf die fürstliche Herrin, sein Liebesverhältnis eine Fiktion, ein „LiebeSwahn". Gerade die stärksten Dichter waren in Gefahr, in das Lied ihre wirkliche Leidenschaft fließen zu lassen, aber der höfischen Form des Minnesangs ent¬ sprach das nicht. Wer über die liebenswürdige Artigkeit hinnnSging, ninßte fürchten, für die mühevoll nnsgesprochene Leidenschaft statt Dank und Lohn den Abschied zu erhalten. Verfehlt ist also die Beurteilung des Minnesangs als einer Ehebrnchspoesie. Der Minnesang war die Vorstufe des Guido Guinicelli, deSBeatrice- lultes der Vit-r nuova und der Lommoäis. Wohl besteht ein Gegensatz gegen die Ehe, aber er geht aus dein Bestreben hervor, die Stellung der Frau zu erhöhe», die Liebe zu veredeln. „Als ideelle Reaktion gegen den Zwang der Realität werden Nur denMinnesang am besten begreifen." Der frühe Minnesang ist also eine wesentlich romantische Erscheinung, womit durchaus zusammenpaßt, daß er immer in Gefahr ist, in Poesie mehr des Denkens als des Gefühls hinüberzngleiten. Anders gestaltete sich allerdings der Frauendienst, nachdem eine Verschmelzung der früher stark eutgegongesetztcn frauenhaft - höfischen und kriegerisch - ritterliche» LebenSideale eingetreten war. (Deutschland: Barbarossa. Nordfrankreich.) Der zweite Teil ist unter dem Titel „Die Minne" zusammengefaßt. Im ersten Kapitel desselben weist Wechßler hin auf die tiefen „Die deutsche Literatur des neunzehnte» Jahrhunderts" von Richard M. Meyer (Berlin, Georg Bondi, M. 12,60) liegt bereits in vierter Auflage vor. Die sehr anfechtbare Einteilung nach Jahrzehnten, die eine Gesamtübersicht über das Leben und Schaffen der einzelnen Dichter sehr erschwerte, ist einer solchen nach Gruppen und Richtungen gewichen; damit hat daS Werk zweifellos sehr gewonnen. Auch die äußer¬ liche Neuerung, das; das noch umfangreicher gewordene Buch bei gleichem Preis jetzt in zwei handlichen, sehr vornehm ausgestatteten Bänden erscheint, ist ein wesentlicher Vorteil. Aus deu 24 Kapiteln hebe ich besonders das Kapitel „Zwei Meister" hervor, in dem Gott¬ fried Keller und Theodor Fontane mit auszer- ordentlicher Lebendigkeit und Anschaulichkeit gezeichnet werden. Auch dort, wo man mit dein Verfasser nicht einer Meinung ist, folgt man seinen niemals trockenen, stets anregend vorgetragenen Ausführungen mit lebhafter Aufmerksamkeit. Überall zeigt sich die erstaunliche Belesenheit R. M. Meyers. Wertvoll sind auch die am Schlüsse gegebenen „Annalen", eine nach Jahren geordnete Zu¬ sammenstellung der wichtigsten literarischen und für die Literatur bedeutungsvollen Poli¬ tischen und kulturgeschichtlichen Ereignisse von h. F. 1800 bis 1909.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_317612/312>, abgerufen am 24.07.2024.