Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Viertes Vierteljahr.Zum hundertsten Geburtstag Alfred de Müssets Damals schrieb Sainte-Beuve: "II ^ a parmi non8 un erkant plein ac Zenie." Die Moralisten entrüsteten sich über die Leichtfertigkeit der Gedichte. Aber Glänzende Bilder eines heiteren stnnenfrohen Lebens ziehen in diesen Schon jetzt zeigt sich die Doppelseitigkeit der Natur Alfred de Müssets. In den bald darauf (1831) veröffentlichten Gedichten, die als poö8le8 Zwischen diese tiefernsten Ergüsse und einige Erzählungen mit einer stellen¬ Zum hundertsten Geburtstag Alfred de Müssets Damals schrieb Sainte-Beuve: „II ^ a parmi non8 un erkant plein ac Zenie." Die Moralisten entrüsteten sich über die Leichtfertigkeit der Gedichte. Aber Glänzende Bilder eines heiteren stnnenfrohen Lebens ziehen in diesen Schon jetzt zeigt sich die Doppelseitigkeit der Natur Alfred de Müssets. In den bald darauf (1831) veröffentlichten Gedichten, die als poö8le8 Zwischen diese tiefernsten Ergüsse und einige Erzählungen mit einer stellen¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0467" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/317418"/> <fw type="header" place="top"> Zum hundertsten Geburtstag Alfred de Müssets</fw><lb/> <p xml:id="ID_2185" prev="#ID_2184"> Damals schrieb Sainte-Beuve: „II ^ a parmi non8 un erkant plein ac Zenie."<lb/> AIs er in diesem erlauchten Kreis mit seinen Erstlingsgedichten hervortrat,<lb/> erkannte man, daß in dem eleganten schlanken jungen Mann mit dem fein¬<lb/> geschnittenen Gesicht, dem gelockten, kühn nach einer Seite geworfenen blonden<lb/> Haar, der selbstbewußten Haltung ein echter Dichter erstanden war. Zu Anfang<lb/> des Jahres 1830 gab Musset seine „Lonteg ä'^8paZns et ä'Italiö" heraus,<lb/> zu welchen die größeren Dichtungen „von ?ac?", „portia", „I^s8 Mctrrons<lb/> 6u ten" (dieses in dramatischer Form), .Marewcne". serner mehrere kleine<lb/> lyrische Gedichte, vor allem die „LImn30N8 ^ mettrs en mu8ique", gehörten.<lb/> Es war ein Ereignis für die literarische Welt. Selten hat das erste Auftreten<lb/> eines Dichters so viel Aussehen gemacht und einen solchen Sturm des Beifalls<lb/> und des Unwillens hervorgerufen. Die Klasftzisten ärgerten sich über die Freiheit<lb/> und Nachlässigkeit der Verse, die Kühnheit der Enjambements, des Übergreifens<lb/> von einer Zeile auf die andere; da las man ja Verse wie diese:</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_24" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <p xml:id="ID_2186"> Die Moralisten entrüsteten sich über die Leichtfertigkeit der Gedichte. Aber<lb/> die junge Welt jauchzte dem Dichter zu, der so neue kraftvolle Töne gefunden,<lb/> der so lebendige Schilderungen bot, und die flotten Rhythmen der cKan80N8<lb/> ü mettre en mu8in>us rissen die Herzen hin, namentlich nachdem der kongeniale<lb/> Komponist Monpon sie in Musik gesetzt hatte.</p><lb/> <p xml:id="ID_2187"> Glänzende Bilder eines heiteren stnnenfrohen Lebens ziehen in diesen<lb/> Liedern an uns vorüber, durch die Kunst des Dichters in das reine Licht der<lb/> Poesie erhoben.</p><lb/> <p xml:id="ID_2188"> Schon jetzt zeigt sich die Doppelseitigkeit der Natur Alfred de Müssets.<lb/> Neben das helle Licht treten in den größeren Gedichten düstere Schatten.<lb/> Seelenkämpfe, Gewalttat, Verbrechen begleiten die Liebe, die hier wie überall<lb/> den Mittelpunkt von Müssets Dichtung bildet.</p><lb/> <p xml:id="ID_2189"> In den bald darauf (1831) veröffentlichten Gedichten, die als poö8le8<lb/> 6iver8L8 in den Ausgaben erscheinen, tritt der Pessimismus, der Weltschmerz,<lb/> vom Dichter als )VWI ein siöele gekennzeichnet, noch mehr hervor. Wenn er<lb/> in „Naräoclie" gesagt hat: ZLiencs 6e8 Komme», n'ö8t-elle pa8 mepri8?,<lb/> so wendet er sich nun gegen seine eigene Person in „I^es vosux 8törile8":</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_25" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <p xml:id="ID_2190"> Zwischen diese tiefernsten Ergüsse und einige Erzählungen mit einer stellen¬<lb/> weise unerfreulichen Erotik hat er reizende Gedichtchen voll liebenswürdiger<lb/> schelmischer Laune eingestreut. Ich führe eines derselben in der Übertragung<lb/> von Geibel und Leuthold an, um zugleich eine Probe deutscher Musset-Über¬<lb/> setzungen zu geben:</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0467]
Zum hundertsten Geburtstag Alfred de Müssets
Damals schrieb Sainte-Beuve: „II ^ a parmi non8 un erkant plein ac Zenie."
AIs er in diesem erlauchten Kreis mit seinen Erstlingsgedichten hervortrat,
erkannte man, daß in dem eleganten schlanken jungen Mann mit dem fein¬
geschnittenen Gesicht, dem gelockten, kühn nach einer Seite geworfenen blonden
Haar, der selbstbewußten Haltung ein echter Dichter erstanden war. Zu Anfang
des Jahres 1830 gab Musset seine „Lonteg ä'^8paZns et ä'Italiö" heraus,
zu welchen die größeren Dichtungen „von ?ac?", „portia", „I^s8 Mctrrons
6u ten" (dieses in dramatischer Form), .Marewcne". serner mehrere kleine
lyrische Gedichte, vor allem die „LImn30N8 ^ mettrs en mu8ique", gehörten.
Es war ein Ereignis für die literarische Welt. Selten hat das erste Auftreten
eines Dichters so viel Aussehen gemacht und einen solchen Sturm des Beifalls
und des Unwillens hervorgerufen. Die Klasftzisten ärgerten sich über die Freiheit
und Nachlässigkeit der Verse, die Kühnheit der Enjambements, des Übergreifens
von einer Zeile auf die andere; da las man ja Verse wie diese:
Die Moralisten entrüsteten sich über die Leichtfertigkeit der Gedichte. Aber
die junge Welt jauchzte dem Dichter zu, der so neue kraftvolle Töne gefunden,
der so lebendige Schilderungen bot, und die flotten Rhythmen der cKan80N8
ü mettre en mu8in>us rissen die Herzen hin, namentlich nachdem der kongeniale
Komponist Monpon sie in Musik gesetzt hatte.
Glänzende Bilder eines heiteren stnnenfrohen Lebens ziehen in diesen
Liedern an uns vorüber, durch die Kunst des Dichters in das reine Licht der
Poesie erhoben.
Schon jetzt zeigt sich die Doppelseitigkeit der Natur Alfred de Müssets.
Neben das helle Licht treten in den größeren Gedichten düstere Schatten.
Seelenkämpfe, Gewalttat, Verbrechen begleiten die Liebe, die hier wie überall
den Mittelpunkt von Müssets Dichtung bildet.
In den bald darauf (1831) veröffentlichten Gedichten, die als poö8le8
6iver8L8 in den Ausgaben erscheinen, tritt der Pessimismus, der Weltschmerz,
vom Dichter als )VWI ein siöele gekennzeichnet, noch mehr hervor. Wenn er
in „Naräoclie" gesagt hat: ZLiencs 6e8 Komme», n'ö8t-elle pa8 mepri8?,
so wendet er sich nun gegen seine eigene Person in „I^es vosux 8törile8":
Zwischen diese tiefernsten Ergüsse und einige Erzählungen mit einer stellen¬
weise unerfreulichen Erotik hat er reizende Gedichtchen voll liebenswürdiger
schelmischer Laune eingestreut. Ich führe eines derselben in der Übertragung
von Geibel und Leuthold an, um zugleich eine Probe deutscher Musset-Über¬
setzungen zu geben:
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |