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Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

schaftliche Ursache für den gesteigerten polnischen Lnnderwerb in den Vordergrund
zu rücken. Landerwerb ist eine Äußerung des Wirtschaftslebens, -- es müssen also
auch wirtschaftliche Vorbedingungen sein, die sie erzeugen. Diese Vorbedingungen
sind in den "Grenzboten" von 1908 (Heft 83,85,37) und in der "Leipziger Illustrierten
Zeitung" von 190!" untersucht worden. Sie lassen sich in die Beobachtung
zusammenfassen, daß weder der deutsche noch der polnische Großgrundbesitz imstande
war, die Wirkungen auszuhalten, die das Aufblühen der Industrie hervorbrachte.
Bismarck, der wirtschaftliche Fragen eigentlich ganz ausschließlich nur unter
politischen Gesichtspunkten behandelte, mag die Unzulänglichkeit des Großbetriebes
in der Landwirtschaft nicht zum Bewußtsein gekommen sein, während ihm das
Vorhandensein polnischer Ambitionen zweifellos einleuchtete. Infolgedessen konnte
auch das Ansiedlungsgesetz als ein nationales, antipolnisches Notgesetz zustande
kommen, ohne besonderen Hinweis auf die wirtschaftlichen Gründe. Natürlich
mußte das Gesetz auf die Polen wie ein Kampfruf wirken und wurde seitens der
Nationalisten entsprechend ausgebeutet. (In Rußland wurde es sogar als eine
Herausforderung der Slawen überhaupt hingestellt!) Die Polen waren nun fast
zwei Jahrzehnte hindurch in dem Kampf um den Boden im Vorteil. Aber nicht
allein wegen eines besonderen nationalen Bewußtseins, sondern aus ganz realen
wirtschaftlichen Gründen. Sie hatten Geld, weil viele tausend von ihnen in der
Industrie arbeiteten und sparten, und sie hatten Land, weil sie sich nicht scheuten,
neben deutschem Besitz auch polnischen auszulaufen und darauf zu kolonisieren.
Da liegt das Geheimnis ihres Erfolges I Wir Deutsche gingen unter Führung
des Ostmarkenvereins vor allen Dingen mit nationalen Gesichtspunkten an die
Frage und trachteten infolgedessen danach, dem deutschen Grundbesitz bessere Lebens¬
bedingungen zu schaffen: die Ostmarkenfrage war lange Zeit hindurch ausschließlich
eine Arbeiterfrage. Trotz Ludwig Bernhard und M. Sering*) ist man von diesen?
Standpunkt noch nicht ganz frei geworden und zersplittert die Kräfte der Ansiedlungs-
kommission, hier durch Anlage von Arbeiterkolonien, dort durch Schaffung kreistags¬
fähiger Restgüter, dort durch Weiterverkauf ganzer Komplexe an Großbetriebe.
Unter allen diesen Verhältnissen, die genauer in den obenerwähnten "Grenzboten"-
Aufsiitzen behandelt find, gingen von 189" bis 1907 im ganzen 81000 Hektar
mehr aus deutschen in polnische Hände über als umgekehrt. (Sering a. a. O. S. 2-4.)
Statt nun die wirtschaftliche Entwicklung durch wirtschaftlich wirksame Maßregeln
zu beeinflussen, hat der Ostmarkenverein die Schaffung des Enteignungsgesetzes als
ein nationales Ausnahmegesetz erwirkt. Das Gesetz ist bisher nicht in Anwendung
gebracht worden; wir wünschten, es wäre nie zustande gekommen, und die Regierung
hätte lieber durch Einführung der Wertzuwachssteuer in den Kreisen ein Regulativ
für die Preissteigerung geschaffen. Nun fordert der Ostmarkenverein, die Regierung
solle das Gesetz endlich zur Anwendung bringen, weil die Ansiedlungskommission
kein Land mehr zur Aufteilung habe. Diese Behauptung entspricht nicht ganz den
Tatsachen. Wollte die Ansiedlungskommission überhaupt taufen, dann hätte sie
Land genug zur Verfügung. Aber sie kauft nicht, weil sie nicht die hohen Preise
bezahlen und den deutschen Großgrundbesitz schonen will.

Billiger wir den ersten Grund, so müssen wir den zweiten auf das ent¬
schiedenste bekämpfen. Die Tatsache, daß das größte Hemmnis für kulturellen,
wirtschaftlichen und nationalen Fortschritt in dem Vorwiegen der landwirtschaft-



*) "Die Verteilung des Grundbesitzes und die Abwanderung vom Laiide."
Rede, gehalten im König!. Preusz. Landes-Okonomie-Kollegium am 11. Februar 1910 von
Prof. Dr. Max Sering, bei Paul Parey, Berlin 1910 (mit statistischen Tabellen und drei Karten).
Grenzvolen IV 1910 49
Maßgebliches und Unmaßgebliches

schaftliche Ursache für den gesteigerten polnischen Lnnderwerb in den Vordergrund
zu rücken. Landerwerb ist eine Äußerung des Wirtschaftslebens, — es müssen also
auch wirtschaftliche Vorbedingungen sein, die sie erzeugen. Diese Vorbedingungen
sind in den „Grenzboten" von 1908 (Heft 83,85,37) und in der „Leipziger Illustrierten
Zeitung" von 190!» untersucht worden. Sie lassen sich in die Beobachtung
zusammenfassen, daß weder der deutsche noch der polnische Großgrundbesitz imstande
war, die Wirkungen auszuhalten, die das Aufblühen der Industrie hervorbrachte.
Bismarck, der wirtschaftliche Fragen eigentlich ganz ausschließlich nur unter
politischen Gesichtspunkten behandelte, mag die Unzulänglichkeit des Großbetriebes
in der Landwirtschaft nicht zum Bewußtsein gekommen sein, während ihm das
Vorhandensein polnischer Ambitionen zweifellos einleuchtete. Infolgedessen konnte
auch das Ansiedlungsgesetz als ein nationales, antipolnisches Notgesetz zustande
kommen, ohne besonderen Hinweis auf die wirtschaftlichen Gründe. Natürlich
mußte das Gesetz auf die Polen wie ein Kampfruf wirken und wurde seitens der
Nationalisten entsprechend ausgebeutet. (In Rußland wurde es sogar als eine
Herausforderung der Slawen überhaupt hingestellt!) Die Polen waren nun fast
zwei Jahrzehnte hindurch in dem Kampf um den Boden im Vorteil. Aber nicht
allein wegen eines besonderen nationalen Bewußtseins, sondern aus ganz realen
wirtschaftlichen Gründen. Sie hatten Geld, weil viele tausend von ihnen in der
Industrie arbeiteten und sparten, und sie hatten Land, weil sie sich nicht scheuten,
neben deutschem Besitz auch polnischen auszulaufen und darauf zu kolonisieren.
Da liegt das Geheimnis ihres Erfolges I Wir Deutsche gingen unter Führung
des Ostmarkenvereins vor allen Dingen mit nationalen Gesichtspunkten an die
Frage und trachteten infolgedessen danach, dem deutschen Grundbesitz bessere Lebens¬
bedingungen zu schaffen: die Ostmarkenfrage war lange Zeit hindurch ausschließlich
eine Arbeiterfrage. Trotz Ludwig Bernhard und M. Sering*) ist man von diesen?
Standpunkt noch nicht ganz frei geworden und zersplittert die Kräfte der Ansiedlungs-
kommission, hier durch Anlage von Arbeiterkolonien, dort durch Schaffung kreistags¬
fähiger Restgüter, dort durch Weiterverkauf ganzer Komplexe an Großbetriebe.
Unter allen diesen Verhältnissen, die genauer in den obenerwähnten „Grenzboten"-
Aufsiitzen behandelt find, gingen von 189» bis 1907 im ganzen 81000 Hektar
mehr aus deutschen in polnische Hände über als umgekehrt. (Sering a. a. O. S. 2-4.)
Statt nun die wirtschaftliche Entwicklung durch wirtschaftlich wirksame Maßregeln
zu beeinflussen, hat der Ostmarkenverein die Schaffung des Enteignungsgesetzes als
ein nationales Ausnahmegesetz erwirkt. Das Gesetz ist bisher nicht in Anwendung
gebracht worden; wir wünschten, es wäre nie zustande gekommen, und die Regierung
hätte lieber durch Einführung der Wertzuwachssteuer in den Kreisen ein Regulativ
für die Preissteigerung geschaffen. Nun fordert der Ostmarkenverein, die Regierung
solle das Gesetz endlich zur Anwendung bringen, weil die Ansiedlungskommission
kein Land mehr zur Aufteilung habe. Diese Behauptung entspricht nicht ganz den
Tatsachen. Wollte die Ansiedlungskommission überhaupt taufen, dann hätte sie
Land genug zur Verfügung. Aber sie kauft nicht, weil sie nicht die hohen Preise
bezahlen und den deutschen Großgrundbesitz schonen will.

Billiger wir den ersten Grund, so müssen wir den zweiten auf das ent¬
schiedenste bekämpfen. Die Tatsache, daß das größte Hemmnis für kulturellen,
wirtschaftlichen und nationalen Fortschritt in dem Vorwiegen der landwirtschaft-



*) „Die Verteilung des Grundbesitzes und die Abwanderung vom Laiide."
Rede, gehalten im König!. Preusz. Landes-Okonomie-Kollegium am 11. Februar 1910 von
Prof. Dr. Max Sering, bei Paul Parey, Berlin 1910 (mit statistischen Tabellen und drei Karten).
Grenzvolen IV 1910 49
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[0397] Maßgebliches und Unmaßgebliches schaftliche Ursache für den gesteigerten polnischen Lnnderwerb in den Vordergrund zu rücken. Landerwerb ist eine Äußerung des Wirtschaftslebens, — es müssen also auch wirtschaftliche Vorbedingungen sein, die sie erzeugen. Diese Vorbedingungen sind in den „Grenzboten" von 1908 (Heft 83,85,37) und in der „Leipziger Illustrierten Zeitung" von 190!» untersucht worden. Sie lassen sich in die Beobachtung zusammenfassen, daß weder der deutsche noch der polnische Großgrundbesitz imstande war, die Wirkungen auszuhalten, die das Aufblühen der Industrie hervorbrachte. Bismarck, der wirtschaftliche Fragen eigentlich ganz ausschließlich nur unter politischen Gesichtspunkten behandelte, mag die Unzulänglichkeit des Großbetriebes in der Landwirtschaft nicht zum Bewußtsein gekommen sein, während ihm das Vorhandensein polnischer Ambitionen zweifellos einleuchtete. Infolgedessen konnte auch das Ansiedlungsgesetz als ein nationales, antipolnisches Notgesetz zustande kommen, ohne besonderen Hinweis auf die wirtschaftlichen Gründe. Natürlich mußte das Gesetz auf die Polen wie ein Kampfruf wirken und wurde seitens der Nationalisten entsprechend ausgebeutet. (In Rußland wurde es sogar als eine Herausforderung der Slawen überhaupt hingestellt!) Die Polen waren nun fast zwei Jahrzehnte hindurch in dem Kampf um den Boden im Vorteil. Aber nicht allein wegen eines besonderen nationalen Bewußtseins, sondern aus ganz realen wirtschaftlichen Gründen. Sie hatten Geld, weil viele tausend von ihnen in der Industrie arbeiteten und sparten, und sie hatten Land, weil sie sich nicht scheuten, neben deutschem Besitz auch polnischen auszulaufen und darauf zu kolonisieren. Da liegt das Geheimnis ihres Erfolges I Wir Deutsche gingen unter Führung des Ostmarkenvereins vor allen Dingen mit nationalen Gesichtspunkten an die Frage und trachteten infolgedessen danach, dem deutschen Grundbesitz bessere Lebens¬ bedingungen zu schaffen: die Ostmarkenfrage war lange Zeit hindurch ausschließlich eine Arbeiterfrage. Trotz Ludwig Bernhard und M. Sering*) ist man von diesen? Standpunkt noch nicht ganz frei geworden und zersplittert die Kräfte der Ansiedlungs- kommission, hier durch Anlage von Arbeiterkolonien, dort durch Schaffung kreistags¬ fähiger Restgüter, dort durch Weiterverkauf ganzer Komplexe an Großbetriebe. Unter allen diesen Verhältnissen, die genauer in den obenerwähnten „Grenzboten"- Aufsiitzen behandelt find, gingen von 189» bis 1907 im ganzen 81000 Hektar mehr aus deutschen in polnische Hände über als umgekehrt. (Sering a. a. O. S. 2-4.) Statt nun die wirtschaftliche Entwicklung durch wirtschaftlich wirksame Maßregeln zu beeinflussen, hat der Ostmarkenverein die Schaffung des Enteignungsgesetzes als ein nationales Ausnahmegesetz erwirkt. Das Gesetz ist bisher nicht in Anwendung gebracht worden; wir wünschten, es wäre nie zustande gekommen, und die Regierung hätte lieber durch Einführung der Wertzuwachssteuer in den Kreisen ein Regulativ für die Preissteigerung geschaffen. Nun fordert der Ostmarkenverein, die Regierung solle das Gesetz endlich zur Anwendung bringen, weil die Ansiedlungskommission kein Land mehr zur Aufteilung habe. Diese Behauptung entspricht nicht ganz den Tatsachen. Wollte die Ansiedlungskommission überhaupt taufen, dann hätte sie Land genug zur Verfügung. Aber sie kauft nicht, weil sie nicht die hohen Preise bezahlen und den deutschen Großgrundbesitz schonen will. Billiger wir den ersten Grund, so müssen wir den zweiten auf das ent¬ schiedenste bekämpfen. Die Tatsache, daß das größte Hemmnis für kulturellen, wirtschaftlichen und nationalen Fortschritt in dem Vorwiegen der landwirtschaft- *) „Die Verteilung des Grundbesitzes und die Abwanderung vom Laiide." Rede, gehalten im König!. Preusz. Landes-Okonomie-Kollegium am 11. Februar 1910 von Prof. Dr. Max Sering, bei Paul Parey, Berlin 1910 (mit statistischen Tabellen und drei Karten). Grenzvolen IV 1910 49

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341891_316950/397>, abgerufen am 22.07.2024.