Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Viertes Vierteljahr.T>in Muse Dentschamerikas Grundlage der pfälzischen Mundart durch reichliche Mischung mit englischen Bekannt und beliebt ist die deutschpennsnlvanische Gedichtsammlung von Heut is's exactly zwanzig Johr, Daß ich bin owwe naus; Rau bin ich Widder lewig z'ruck Und steh am Schulhaus an d'r Kriek, Jühnde rede Dadys Haus . . . Gut bei (Moa-b^), alt Schulhaus I -- Echo kreischt Gut bei! Gut bei! zurück. O Schulhaus, Schulhaus, muß ich geh', Und du stehst noch do all nllee, Du Schulhaus an d'r Kriek . . . Es sind hier mit Fleiß nur wenige von den vielen Namen genannt, die T>in Muse Dentschamerikas Grundlage der pfälzischen Mundart durch reichliche Mischung mit englischen Bekannt und beliebt ist die deutschpennsnlvanische Gedichtsammlung von Heut is's exactly zwanzig Johr, Daß ich bin owwe naus; Rau bin ich Widder lewig z'ruck Und steh am Schulhaus an d'r Kriek, Jühnde rede Dadys Haus . . . Gut bei (Moa-b^), alt Schulhaus I — Echo kreischt Gut bei! Gut bei! zurück. O Schulhaus, Schulhaus, muß ich geh', Und du stehst noch do all nllee, Du Schulhaus an d'r Kriek . . . Es sind hier mit Fleiß nur wenige von den vielen Namen genannt, die <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0388" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/317339"/> <fw type="header" place="top"> T>in Muse Dentschamerikas</fw><lb/> <p xml:id="ID_1742" prev="#ID_1741"> Grundlage der pfälzischen Mundart durch reichliche Mischung mit englischen<lb/> Brocken. Ein Seitenstück etwa zu den: Straßburger und Elsasser Deutsch, das<lb/> mit so viel unfreiwilliger Komik sein alemannisch gemachtes Französisch und<lb/> sein Elsässisch ineinanderwurstelt.</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_22" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <p xml:id="ID_1743"> Bekannt und beliebt ist die deutschpennsnlvanische Gedichtsammlung von<lb/> dem Pastor Harbough, das meistgerühmte Stück daraus „Das alt Schulhaus<lb/> an der Kriek". Hier ein paar Verse davon als Dialektprobe:</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_23" type="poem"> <l> Heut is's exactly zwanzig Johr,<lb/> Daß ich bin owwe naus;<lb/> Rau bin ich Widder lewig z'ruck<lb/> Und steh am Schulhaus an d'r Kriek,<lb/> Jühnde rede Dadys Haus . . .</l> <l> Gut bei (Moa-b^), alt Schulhaus I — Echo kreischt<lb/> Gut bei! Gut bei! zurück.<lb/> O Schulhaus, Schulhaus, muß ich geh',<lb/> Und du stehst noch do all nllee,<lb/> Du Schulhaus an d'r Kriek . . .</l> </lg><lb/> <p xml:id="ID_1744"> Es sind hier mit Fleiß nur wenige von den vielen Namen genannt, die<lb/> den deutschamerikanischen Parnassus zieren. Es tut nicht not, sie alle zu kennen,<lb/> sich das Gedächtnis mit ihnen zu belasten. Es genügt, zu wissen, daß hier ein<lb/> emsiges Singen und Sagen deutscher Zungen, im einzelnen fast ohne Belang,<lb/> sich doch zu einem Ganzen webt, das schön und dankenswert ist, zu einem viel¬<lb/> stimmigen Lied des Heimatgedankens. Es ist etwas Tragisches darin. Auf<lb/> Zuversicht und Fröhlichkeit ist dies Lied so oft gestimmt und ist doch, muß man<lb/> trotz allein fürchten, das Lied eines sterbenden Stückes von unserem Volkstum.<lb/> Der Dialekt noch weniger als das nicht mehr vom lebendigen Strom der<lb/> deutschen Kulturentwicklung genährte Hochdeutsche wird auf die Dauer dem<lb/> Englischen widerstehen können. Sehen wir doch sogar an unserer heimischen<lb/> Sprachgrenze das Deutsche vor der es bedrängenden Kultursprache zurückweichen,<lb/> wo die Deutschen, so wie die Deutschschweizer in hartnäckigem Kantönligeist<lb/> befangen, durch übermäßiges Betonen örtlich beschränkter Mundart den Zusammen¬<lb/> hang mit der deutschen Gesamtkultur gefährden, die doch nun einmal hoch¬<lb/> deutsch spricht.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0388]
T>in Muse Dentschamerikas
Grundlage der pfälzischen Mundart durch reichliche Mischung mit englischen
Brocken. Ein Seitenstück etwa zu den: Straßburger und Elsasser Deutsch, das
mit so viel unfreiwilliger Komik sein alemannisch gemachtes Französisch und
sein Elsässisch ineinanderwurstelt.
Bekannt und beliebt ist die deutschpennsnlvanische Gedichtsammlung von
dem Pastor Harbough, das meistgerühmte Stück daraus „Das alt Schulhaus
an der Kriek". Hier ein paar Verse davon als Dialektprobe:
Heut is's exactly zwanzig Johr,
Daß ich bin owwe naus;
Rau bin ich Widder lewig z'ruck
Und steh am Schulhaus an d'r Kriek,
Jühnde rede Dadys Haus . . . Gut bei (Moa-b^), alt Schulhaus I — Echo kreischt
Gut bei! Gut bei! zurück.
O Schulhaus, Schulhaus, muß ich geh',
Und du stehst noch do all nllee,
Du Schulhaus an d'r Kriek . . .
Es sind hier mit Fleiß nur wenige von den vielen Namen genannt, die
den deutschamerikanischen Parnassus zieren. Es tut nicht not, sie alle zu kennen,
sich das Gedächtnis mit ihnen zu belasten. Es genügt, zu wissen, daß hier ein
emsiges Singen und Sagen deutscher Zungen, im einzelnen fast ohne Belang,
sich doch zu einem Ganzen webt, das schön und dankenswert ist, zu einem viel¬
stimmigen Lied des Heimatgedankens. Es ist etwas Tragisches darin. Auf
Zuversicht und Fröhlichkeit ist dies Lied so oft gestimmt und ist doch, muß man
trotz allein fürchten, das Lied eines sterbenden Stückes von unserem Volkstum.
Der Dialekt noch weniger als das nicht mehr vom lebendigen Strom der
deutschen Kulturentwicklung genährte Hochdeutsche wird auf die Dauer dem
Englischen widerstehen können. Sehen wir doch sogar an unserer heimischen
Sprachgrenze das Deutsche vor der es bedrängenden Kultursprache zurückweichen,
wo die Deutschen, so wie die Deutschschweizer in hartnäckigem Kantönligeist
befangen, durch übermäßiges Betonen örtlich beschränkter Mundart den Zusammen¬
hang mit der deutschen Gesamtkultur gefährden, die doch nun einmal hoch¬
deutsch spricht.
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