Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Viertes Vierteljahr.Im Flecken "Lügen Sie nicht," unterbrach Marja. "Sie wissen längst, daß ich Tit Gri- "Mein gnädiges Fräulein," versicherte er, "eine so verbrecherische Absicht habe "Nicht? Was wollten Sie dann? Pfannenkuchen aus uns machen? Öl aus "Nichts dergleichen. Ich hatte Eile. Der Dienst nimmt mich so in Anspruch, "Daß Sie Menschen für alles Gerümpel ansehen, das man aus dem "Mein Fräulein, ich Versich. . ." "Mein Herr, ich erkläre Ihnen, daß . . ." "Aber, mein Fräul. . ." "Sie damit eine große Grobheit gesagt haben. So, jetzt wollen wir wieder "Nesckames," sprach Wolski, "ich bin so in die Enge getrieben, daß ich, "Welche Bitte?" "Sie möchten mir gütigst erlauben, Sie zur Station zu begleiten, denn in "Wir zetteln mit Olenka keine Verschwörung an, haben daher auf unseren "Auf Ihren Spaziergängen?" "Sagte ich so?" "Gewiß, mein Fräulein, parole et'Konneur!" "Na, dann, meinetwegen. Was gesagt ist, bleibt gesagt." So ging die Unterhaltung fort. Marja führte das große Wort, währeud Als sie in den Flecken zurückkehrten und sich trennten, reichten beide Mädchen "Meine Gage," lächelte er verächtlich, "ist allerdings so groß, daß sie gerade "Und wovon schaffen Sie das übrige zum Leben Nötige an?" "Mein Vater ist Gutsbesitzer", erklärte er trocken. Er log nicht. Sein Vater war wirklich Gutsbesitzer in einem entlegenen Im Flecken „Lügen Sie nicht," unterbrach Marja. „Sie wissen längst, daß ich Tit Gri- „Mein gnädiges Fräulein," versicherte er, „eine so verbrecherische Absicht habe „Nicht? Was wollten Sie dann? Pfannenkuchen aus uns machen? Öl aus „Nichts dergleichen. Ich hatte Eile. Der Dienst nimmt mich so in Anspruch, „Daß Sie Menschen für alles Gerümpel ansehen, das man aus dem „Mein Fräulein, ich Versich. . ." „Mein Herr, ich erkläre Ihnen, daß . . ." „Aber, mein Fräul. . ." „Sie damit eine große Grobheit gesagt haben. 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Im Flecken
„Lügen Sie nicht," unterbrach Marja. „Sie wissen längst, daß ich Tit Gri-
gorjewitsch Botscharows Tochter bin. Auch gestern wußten Sie es, als Sie uns
zu Brei zerstampfen wollten."
„Mein gnädiges Fräulein," versicherte er, „eine so verbrecherische Absicht habe
ich natürlich nicht. . ."
„Nicht? Was wollten Sie dann? Pfannenkuchen aus uns machen? Öl aus
uns pressen?"
„Nichts dergleichen. Ich hatte Eile. Der Dienst nimmt mich so in Anspruch,
mißt mir die Zeit so knapp zu, daß. . ."
„Daß Sie Menschen für alles Gerümpel ansehen, das man aus dem
Wege wirft."
„Mein Fräulein, ich Versich. . ."
„Mein Herr, ich erkläre Ihnen, daß . . ."
„Aber, mein Fräul. . ."
„Sie damit eine große Grobheit gesagt haben. So, jetzt wollen wir wieder
weiter gehen. Ich und Olenka, wir »vollen nämlich über die Brücke und bis zur
Poststation spazieren. Wir haben die alte Station seit dem vorigen Jahre nicht
gesehen."
„Nesckames," sprach Wolski, „ich bin so in die Enge getrieben, daß ich,
um die Möglichkeit zu finden, mich zu rechtfertigen, eine große Bitte ein Sie
richten muß."
„Welche Bitte?"
„Sie möchten mir gütigst erlauben, Sie zur Station zu begleiten, denn in
zwei oder drei Worten wird es kaum ..."
„Wir zetteln mit Olenka keine Verschwörung an, haben daher auf unseren
Spaziergängen keine Geheimnisse zu verhandeln, sondern suchen Zerstreuung, und
da Sie zu derselben vielleicht beitragen können, so ist Ihnen hiermit die Erlaubnis
gnädigst erteilt."
„Auf Ihren Spaziergängen?"
„Sagte ich so?"
„Gewiß, mein Fräulein, parole et'Konneur!"
„Na, dann, meinetwegen. Was gesagt ist, bleibt gesagt."
So ging die Unterhaltung fort. Marja führte das große Wort, währeud
Olga dann und wann treffende Bemerkungen einflocht, durch die Wolski gezwungen
wurde, auf seiner Hut zu sein und wohl zu überlegen, was er sprach.
Als sie in den Flecken zurückkehrten und sich trennten, reichten beide Mädchen
dem neuen Bekannten die Hand, und Marja fragte naseweis, ob seine Gage so
groß sei, daß er stets so neue Handschuhe tragen könne.
„Meine Gage," lächelte er verächtlich, „ist allerdings so groß, daß sie gerade
zu den Handschuhen reicht, weiter aber zu nichts."
„Und wovon schaffen Sie das übrige zum Leben Nötige an?"
„Mein Vater ist Gutsbesitzer", erklärte er trocken.
Er log nicht. Sein Vater war wirklich Gutsbesitzer in einem entlegenen
Kreise. Das Gütchen war aber unendlich klein. Wenn der Sohn auch fleißiger
gewesen wäre, hätte er das Gymnasium doch nicht bis über die Mittelklassen
hinaus besuchen können, weil die Einnahmen vom Gütchen dazu nicht reichten.
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