Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Drittes Vierteljahr.Gedanken zum neuen Heercsetat bildungswei'se nicht erübrigt werden kann. Es wird mithin nichts anderes übrig Auch für den Feldkrieg ist eine erweiterte Heranziehung von Pionieren Aus demselben Grunde können auch über die Verwendung des Trains im ") Diese für die Organisation der Armee außerordentlich wichtige Frage ist in Ur. 33
der "Neuen Militärischen' Matter" (Verlag und Expedition Berlin SV/. 1t, Bernburger- straße 22 a) eingehend behandelt worden. Wegen weiterer Einzelheiten sei auf diesen Artikel verwiesen. Gedanken zum neuen Heercsetat bildungswei'se nicht erübrigt werden kann. Es wird mithin nichts anderes übrig Auch für den Feldkrieg ist eine erweiterte Heranziehung von Pionieren Aus demselben Grunde können auch über die Verwendung des Trains im ") Diese für die Organisation der Armee außerordentlich wichtige Frage ist in Ur. 33
der „Neuen Militärischen' Matter" (Verlag und Expedition Berlin SV/. 1t, Bernburger- straße 22 a) eingehend behandelt worden. Wegen weiterer Einzelheiten sei auf diesen Artikel verwiesen. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0624" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/316909"/> <fw type="header" place="top"> Gedanken zum neuen Heercsetat</fw><lb/> <p xml:id="ID_2590" prev="#ID_2589"> bildungswei'se nicht erübrigt werden kann. Es wird mithin nichts anderes übrig<lb/> bleiben, als eine Trennung zwischen Feld- und Festungspionieren eintreten zu<lb/> lassen. Damit ist aber der Gedanke des Einheitspioniers gefallen. Eine der¬<lb/> artige tiefgehende Neuorganisation läßt sich ohne beträchtliche Vermehrung der<lb/> Pioniertruppen nicht durchführen*).</p><lb/> <p xml:id="ID_2591"> Auch für den Feldkrieg ist eine erweiterte Heranziehung von Pionieren<lb/> erforderlich geworden, seitdem man mit den: häufigeren Auftreten von befestigten<lb/> Feldstellungen rechnen muß. Die Erfahrungen des letzten Feldzuges in der<lb/> Mandschurei haben gezeigt, daß eine Pionierkompagnie für die Infanteriedivision<lb/> zu gering ist. Es sind deren mindestens zwei erforderlich, und außerdem uoch<lb/> eine Reserve zur Verfügung des kommandierender Generals oder des Armee¬<lb/> führers, um an besonders wichtigen und bedrohten Punkten verwendet werden<lb/> zu, können. Mit den bisherigen Pionierformationen läßt sich dieser Forderung<lb/> nicht entsprechen. Es muß auch berücksichtigt werden, daß gerade technische<lb/> Truppen, wie die Pioniere, nicht erst ini MobilmachunLsfalle neu aufgestellt<lb/> und improvisiert werden können. Ein während des Feldzuges eintreffender<lb/> Abgang und Verluste lassen sich nicht, wie bei der Infanterie, aus Ersatztruppen<lb/> in kurzer Zeit wieder ausgleichen. Auch diese Erwägungen weisen mit Not¬<lb/> wendigkeit darauf hin, im Frieden schon zahlreiche Pioniertruppeu vorrätig zu<lb/> haben. Werden die Pioniere in absehbarer Zeit erheblich vermehrt, so würde<lb/> es auch möglich sein, ihre Mobilmachung zweckmäßiger zu gestalten, als es<lb/> etzt der Fall ist. Ein näheres Eingehen gerade auf diesen Punkt verbietet<lb/> sich aber aus leicht begreiflichen Gründen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2592" next="#ID_2593"> Aus demselben Grunde können auch über die Verwendung des Trains im<lb/> Kriegsfalle nur ganz allgemeine Andeutungen gemacht werden. Wenn man<lb/> aber berücksichtigt, daß jetzt jedes Armeekorps nur über ein Trainbataillon zu<lb/> drei Kompagnien verfügt, und dagegen die Formationen in Rechnung stellt, die<lb/> bei der Mobilmachung aufgestellt werden sollen, so ergibt sich ohne weiteres,<lb/> daß die jetzige Truppe dazu nicht ausreichend ist. Wie jedes taktische Handbuch<lb/> lehrt, werden bei der Mobilmachung allein an aktiven Formationen für das<lb/> Armeekorps aufgestellt: sechs Proviant-, sieben Fuhrparkkolonnen, zwölf Feld¬<lb/> lazarette, drei Brückentrains, zwei Feldbäckereikolonnen, Pferdedepots usw.<lb/> Hierzu treten noch die Armee- und die Etappenfnhrparkkolonnen und die<lb/> gesamten Formationen für die Refervedivision. Es werden deshalb höchstens<lb/> zwei bis drei aktive Mannschaften und Unteroffiziere auf jede dieser Kolonnen<lb/> entfallen, so daß mau wohl sagen kann, daß sie sich lediglich aus eingezogenen<lb/> Mannschaften des Beurlaubteilstandes zusammensetzen. Nun ist gerade bei den<lb/> Formationen, die hinter der Front der Armee hin und her pendeln, die strengste</p><lb/> <note xml:id="FID_71" place="foot"> ") Diese für die Organisation der Armee außerordentlich wichtige Frage ist in Ur. 33<lb/> der „Neuen Militärischen' Matter" (Verlag und Expedition Berlin SV/. 1t, Bernburger-<lb/> straße 22 a) eingehend behandelt worden. Wegen weiterer Einzelheiten sei auf diesen<lb/> Artikel verwiesen.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0624]
Gedanken zum neuen Heercsetat
bildungswei'se nicht erübrigt werden kann. Es wird mithin nichts anderes übrig
bleiben, als eine Trennung zwischen Feld- und Festungspionieren eintreten zu
lassen. Damit ist aber der Gedanke des Einheitspioniers gefallen. Eine der¬
artige tiefgehende Neuorganisation läßt sich ohne beträchtliche Vermehrung der
Pioniertruppen nicht durchführen*).
Auch für den Feldkrieg ist eine erweiterte Heranziehung von Pionieren
erforderlich geworden, seitdem man mit den: häufigeren Auftreten von befestigten
Feldstellungen rechnen muß. Die Erfahrungen des letzten Feldzuges in der
Mandschurei haben gezeigt, daß eine Pionierkompagnie für die Infanteriedivision
zu gering ist. Es sind deren mindestens zwei erforderlich, und außerdem uoch
eine Reserve zur Verfügung des kommandierender Generals oder des Armee¬
führers, um an besonders wichtigen und bedrohten Punkten verwendet werden
zu, können. Mit den bisherigen Pionierformationen läßt sich dieser Forderung
nicht entsprechen. Es muß auch berücksichtigt werden, daß gerade technische
Truppen, wie die Pioniere, nicht erst ini MobilmachunLsfalle neu aufgestellt
und improvisiert werden können. Ein während des Feldzuges eintreffender
Abgang und Verluste lassen sich nicht, wie bei der Infanterie, aus Ersatztruppen
in kurzer Zeit wieder ausgleichen. Auch diese Erwägungen weisen mit Not¬
wendigkeit darauf hin, im Frieden schon zahlreiche Pioniertruppeu vorrätig zu
haben. Werden die Pioniere in absehbarer Zeit erheblich vermehrt, so würde
es auch möglich sein, ihre Mobilmachung zweckmäßiger zu gestalten, als es
etzt der Fall ist. Ein näheres Eingehen gerade auf diesen Punkt verbietet
sich aber aus leicht begreiflichen Gründen.
Aus demselben Grunde können auch über die Verwendung des Trains im
Kriegsfalle nur ganz allgemeine Andeutungen gemacht werden. Wenn man
aber berücksichtigt, daß jetzt jedes Armeekorps nur über ein Trainbataillon zu
drei Kompagnien verfügt, und dagegen die Formationen in Rechnung stellt, die
bei der Mobilmachung aufgestellt werden sollen, so ergibt sich ohne weiteres,
daß die jetzige Truppe dazu nicht ausreichend ist. Wie jedes taktische Handbuch
lehrt, werden bei der Mobilmachung allein an aktiven Formationen für das
Armeekorps aufgestellt: sechs Proviant-, sieben Fuhrparkkolonnen, zwölf Feld¬
lazarette, drei Brückentrains, zwei Feldbäckereikolonnen, Pferdedepots usw.
Hierzu treten noch die Armee- und die Etappenfnhrparkkolonnen und die
gesamten Formationen für die Refervedivision. Es werden deshalb höchstens
zwei bis drei aktive Mannschaften und Unteroffiziere auf jede dieser Kolonnen
entfallen, so daß mau wohl sagen kann, daß sie sich lediglich aus eingezogenen
Mannschaften des Beurlaubteilstandes zusammensetzen. Nun ist gerade bei den
Formationen, die hinter der Front der Armee hin und her pendeln, die strengste
") Diese für die Organisation der Armee außerordentlich wichtige Frage ist in Ur. 33
der „Neuen Militärischen' Matter" (Verlag und Expedition Berlin SV/. 1t, Bernburger-
straße 22 a) eingehend behandelt worden. Wegen weiterer Einzelheiten sei auf diesen
Artikel verwiesen.
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