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Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Diese neuen Slawjanophilen suchen die Aufgaben der russischen auswärtigen
Politik wieder bei den Südslawen. Der Valkanbund war ihr zuletzt betriebenes
Praktisches Ziel! noch immer glauben sie an den "kranken Mann" vom Goldner
Horn und suchen alle Ansätze zu einer Genesung des türkischen Reiches zu unter¬
drücken, wie alle Welt weiß, ohne Erfolg. Sie sehen ferner ihren Hauptgegner nicht
mehr in Preußen-Deutschland, sondern in der Habsburgischen Monarchie. Alte
Ideen, die zuletzt im Jahre 1868 ernsthaft erörtert worden sein dürften, kommen zum
Vorschein und -- werden praktisch zur Ausführung gebracht. Zu diesen Ideen
gehört des Fürsten Barjatynski Vorschlag, die Hauptstützpunkte der russischen
Verteidigungslinie im Westen nach Wolhynien um Kijew zu verlegen, das Königreich
Polen aber (die Weichsellinie) den Preußen preiszugeben. Auf diese Forderungen
kommt man jetzt wieder mit praktischen Maßnahmen zurück: Polen wird von Truppe"
entblößt, die neu gebauten Befestigungen um Kowno, Suwalki, Rooo Georgiewsk und
Nowgorod verlassen und etwa zweihundert Kilometer östlich eine neue Verteidigungs¬
linie errichtet. Diese Veränderungen in den Grundlagen des strategischen Aufmarsches
mit dem Stützpunkt Kijew bedeuten, daß Rußland im Falle eines Krieges mit der
Möglichkeit einer Offensive gegen Österreich und einer Defensive gegen Deutschland
rechnet. Besteht nun auch kein äußerer Anlaß zu einem Kriege, wenn man nicht etwa
an die griechisch-türkischen Reibereien, andie Schwarzmeer- oder Meerengenfrage denken
will', so verdienen die angegebenen Veränderungen dennoch aufmerksame Beachtung.

Sie sind wohl auch nicht ohne Einfluß auf die Gestaltung des neuen Heeres¬
etats gewesen, über den die ersten autentischen Nachrichten vorliegen. Andernfalls
wäre es z. V. schwer verständlich, weshalb der schon längst als drückend empfundene
Mangel an Kavalleriedivisionen als Friedensorganisation nicht behoben werden
soll. Durch die neue strategische Lage jenseits unserer Ostgrenze scheint die Gefahr
eines feindlichen Einrittes in Preußen so vermindert zu sein, daß unsere Heeres¬
verwaltung die finanziellen Argumente mehr zu Worte kommen läßt, als es ihr
selbst lieb ist. Überhaupt wird man der Heeresverwaltung zugestehen müssen,
daß sie außerordentlich bescheiden mit ihren Forderungen ist und daß sie sich mit
großem Geschick den äußern und innern Verhältnissen anzupassen verstanden hat.
~~ Selbstverständlich werden auch den bescheidensten Armeeforderungen von
demokratischer Seite Schwierigkeiten entgegengesetzt werden. Ein beliebtes Mittel
der Gegner uuserer militärischen Entwicklung, um darzutun, daß Deutschland sich
über Gebühr und Not belaste, ist der Hinweis auf Frankreich. Sie sagen:
Frankreich ist am Ende seiner militärischen Leistungen und nicht mehr imstande,
sein Heer zu vermehren. Die stets abnehmende Zahl der Geburten hat einen
Rückgang der Rekrutenquote zur Folge gehabt, so daß sich die gesetzlich festgelegten
Etatsstürkcn schon lange nicht mehr haben aufrecht erhalten lassen. Die in diesem
Sommer erfolgte Vermehrung der Artillerie ist auf Kosten der Infanterie erfolgt.
Die stärkere Heranziehung des Kolonistenelcmentes in Nordafnka hat nicht die
gewünschten Erfolge gebracht und die Verwendung der Ncgertruppen ist eine
zweischneidige Sache, über die auch noch jede Erfahrung fehlt. Rußland hat sich
von den Niederlagen des letzten Feldzuges noch nicht erholt; die Reorganisation
der Armee ist noch nicht beendet. Bei einem Kriege nach mehreren Fronten
können wir uns auf die Unterstützung Österreichs verlassen, das über ein durch¬
aus kriegstüchtiges Heer verfügt. Sonnt liegen keine Gründe vor, die eine Armee¬
vermehrung im großen Maßstabe gebieterisch fordern würden. Es könne daher
""f die finanzielle Lage mehr Rücksicht genommen werden als auf die Forderungen
der Armeeverwaltung. So die Gegner.

Alle solchen und ähnliche Beweisführungen sind indessen nicht stichhaltig. Die
Armee ist ebenso ein lebendiger, sich stetig erneuernder Organismus, wie etwa


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Diese neuen Slawjanophilen suchen die Aufgaben der russischen auswärtigen
Politik wieder bei den Südslawen. Der Valkanbund war ihr zuletzt betriebenes
Praktisches Ziel! noch immer glauben sie an den „kranken Mann" vom Goldner
Horn und suchen alle Ansätze zu einer Genesung des türkischen Reiches zu unter¬
drücken, wie alle Welt weiß, ohne Erfolg. Sie sehen ferner ihren Hauptgegner nicht
mehr in Preußen-Deutschland, sondern in der Habsburgischen Monarchie. Alte
Ideen, die zuletzt im Jahre 1868 ernsthaft erörtert worden sein dürften, kommen zum
Vorschein und — werden praktisch zur Ausführung gebracht. Zu diesen Ideen
gehört des Fürsten Barjatynski Vorschlag, die Hauptstützpunkte der russischen
Verteidigungslinie im Westen nach Wolhynien um Kijew zu verlegen, das Königreich
Polen aber (die Weichsellinie) den Preußen preiszugeben. Auf diese Forderungen
kommt man jetzt wieder mit praktischen Maßnahmen zurück: Polen wird von Truppe»
entblößt, die neu gebauten Befestigungen um Kowno, Suwalki, Rooo Georgiewsk und
Nowgorod verlassen und etwa zweihundert Kilometer östlich eine neue Verteidigungs¬
linie errichtet. Diese Veränderungen in den Grundlagen des strategischen Aufmarsches
mit dem Stützpunkt Kijew bedeuten, daß Rußland im Falle eines Krieges mit der
Möglichkeit einer Offensive gegen Österreich und einer Defensive gegen Deutschland
rechnet. Besteht nun auch kein äußerer Anlaß zu einem Kriege, wenn man nicht etwa
an die griechisch-türkischen Reibereien, andie Schwarzmeer- oder Meerengenfrage denken
will', so verdienen die angegebenen Veränderungen dennoch aufmerksame Beachtung.

Sie sind wohl auch nicht ohne Einfluß auf die Gestaltung des neuen Heeres¬
etats gewesen, über den die ersten autentischen Nachrichten vorliegen. Andernfalls
wäre es z. V. schwer verständlich, weshalb der schon längst als drückend empfundene
Mangel an Kavalleriedivisionen als Friedensorganisation nicht behoben werden
soll. Durch die neue strategische Lage jenseits unserer Ostgrenze scheint die Gefahr
eines feindlichen Einrittes in Preußen so vermindert zu sein, daß unsere Heeres¬
verwaltung die finanziellen Argumente mehr zu Worte kommen läßt, als es ihr
selbst lieb ist. Überhaupt wird man der Heeresverwaltung zugestehen müssen,
daß sie außerordentlich bescheiden mit ihren Forderungen ist und daß sie sich mit
großem Geschick den äußern und innern Verhältnissen anzupassen verstanden hat.
~~ Selbstverständlich werden auch den bescheidensten Armeeforderungen von
demokratischer Seite Schwierigkeiten entgegengesetzt werden. Ein beliebtes Mittel
der Gegner uuserer militärischen Entwicklung, um darzutun, daß Deutschland sich
über Gebühr und Not belaste, ist der Hinweis auf Frankreich. Sie sagen:
Frankreich ist am Ende seiner militärischen Leistungen und nicht mehr imstande,
sein Heer zu vermehren. Die stets abnehmende Zahl der Geburten hat einen
Rückgang der Rekrutenquote zur Folge gehabt, so daß sich die gesetzlich festgelegten
Etatsstürkcn schon lange nicht mehr haben aufrecht erhalten lassen. Die in diesem
Sommer erfolgte Vermehrung der Artillerie ist auf Kosten der Infanterie erfolgt.
Die stärkere Heranziehung des Kolonistenelcmentes in Nordafnka hat nicht die
gewünschten Erfolge gebracht und die Verwendung der Ncgertruppen ist eine
zweischneidige Sache, über die auch noch jede Erfahrung fehlt. Rußland hat sich
von den Niederlagen des letzten Feldzuges noch nicht erholt; die Reorganisation
der Armee ist noch nicht beendet. Bei einem Kriege nach mehreren Fronten
können wir uns auf die Unterstützung Österreichs verlassen, das über ein durch¬
aus kriegstüchtiges Heer verfügt. Sonnt liegen keine Gründe vor, die eine Armee¬
vermehrung im großen Maßstabe gebieterisch fordern würden. Es könne daher
""f die finanzielle Lage mehr Rücksicht genommen werden als auf die Forderungen
der Armeeverwaltung. So die Gegner.

Alle solchen und ähnliche Beweisführungen sind indessen nicht stichhaltig. Die
Armee ist ebenso ein lebendiger, sich stetig erneuernder Organismus, wie etwa


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[0601] Maßgebliches und Unmaßgebliches Diese neuen Slawjanophilen suchen die Aufgaben der russischen auswärtigen Politik wieder bei den Südslawen. Der Valkanbund war ihr zuletzt betriebenes Praktisches Ziel! noch immer glauben sie an den „kranken Mann" vom Goldner Horn und suchen alle Ansätze zu einer Genesung des türkischen Reiches zu unter¬ drücken, wie alle Welt weiß, ohne Erfolg. Sie sehen ferner ihren Hauptgegner nicht mehr in Preußen-Deutschland, sondern in der Habsburgischen Monarchie. Alte Ideen, die zuletzt im Jahre 1868 ernsthaft erörtert worden sein dürften, kommen zum Vorschein und — werden praktisch zur Ausführung gebracht. Zu diesen Ideen gehört des Fürsten Barjatynski Vorschlag, die Hauptstützpunkte der russischen Verteidigungslinie im Westen nach Wolhynien um Kijew zu verlegen, das Königreich Polen aber (die Weichsellinie) den Preußen preiszugeben. Auf diese Forderungen kommt man jetzt wieder mit praktischen Maßnahmen zurück: Polen wird von Truppe» entblößt, die neu gebauten Befestigungen um Kowno, Suwalki, Rooo Georgiewsk und Nowgorod verlassen und etwa zweihundert Kilometer östlich eine neue Verteidigungs¬ linie errichtet. Diese Veränderungen in den Grundlagen des strategischen Aufmarsches mit dem Stützpunkt Kijew bedeuten, daß Rußland im Falle eines Krieges mit der Möglichkeit einer Offensive gegen Österreich und einer Defensive gegen Deutschland rechnet. Besteht nun auch kein äußerer Anlaß zu einem Kriege, wenn man nicht etwa an die griechisch-türkischen Reibereien, andie Schwarzmeer- oder Meerengenfrage denken will', so verdienen die angegebenen Veränderungen dennoch aufmerksame Beachtung. Sie sind wohl auch nicht ohne Einfluß auf die Gestaltung des neuen Heeres¬ etats gewesen, über den die ersten autentischen Nachrichten vorliegen. Andernfalls wäre es z. V. schwer verständlich, weshalb der schon längst als drückend empfundene Mangel an Kavalleriedivisionen als Friedensorganisation nicht behoben werden soll. Durch die neue strategische Lage jenseits unserer Ostgrenze scheint die Gefahr eines feindlichen Einrittes in Preußen so vermindert zu sein, daß unsere Heeres¬ verwaltung die finanziellen Argumente mehr zu Worte kommen läßt, als es ihr selbst lieb ist. Überhaupt wird man der Heeresverwaltung zugestehen müssen, daß sie außerordentlich bescheiden mit ihren Forderungen ist und daß sie sich mit großem Geschick den äußern und innern Verhältnissen anzupassen verstanden hat. ~~ Selbstverständlich werden auch den bescheidensten Armeeforderungen von demokratischer Seite Schwierigkeiten entgegengesetzt werden. Ein beliebtes Mittel der Gegner uuserer militärischen Entwicklung, um darzutun, daß Deutschland sich über Gebühr und Not belaste, ist der Hinweis auf Frankreich. Sie sagen: Frankreich ist am Ende seiner militärischen Leistungen und nicht mehr imstande, sein Heer zu vermehren. Die stets abnehmende Zahl der Geburten hat einen Rückgang der Rekrutenquote zur Folge gehabt, so daß sich die gesetzlich festgelegten Etatsstürkcn schon lange nicht mehr haben aufrecht erhalten lassen. Die in diesem Sommer erfolgte Vermehrung der Artillerie ist auf Kosten der Infanterie erfolgt. Die stärkere Heranziehung des Kolonistenelcmentes in Nordafnka hat nicht die gewünschten Erfolge gebracht und die Verwendung der Ncgertruppen ist eine zweischneidige Sache, über die auch noch jede Erfahrung fehlt. Rußland hat sich von den Niederlagen des letzten Feldzuges noch nicht erholt; die Reorganisation der Armee ist noch nicht beendet. Bei einem Kriege nach mehreren Fronten können wir uns auf die Unterstützung Österreichs verlassen, das über ein durch¬ aus kriegstüchtiges Heer verfügt. Sonnt liegen keine Gründe vor, die eine Armee¬ vermehrung im großen Maßstabe gebieterisch fordern würden. Es könne daher ""f die finanzielle Lage mehr Rücksicht genommen werden als auf die Forderungen der Armeeverwaltung. So die Gegner. Alle solchen und ähnliche Beweisführungen sind indessen nicht stichhaltig. Die Armee ist ebenso ein lebendiger, sich stetig erneuernder Organismus, wie etwa

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341891_316288/601>, abgerufen am 01.07.2024.