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Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

vielem Recht eine zu große Leichtigkeit des Stoffes und ein zu kleiner Umfang
der seelischen Erlebniswelt vorgeworfen wird, liegt der Grund in dem gleichzeitigen
Parallelismus der religiösen Dichtung, die für sich die Erhabenheit des geistigen
Vorwurfs und darum auch die größere Wucht der dichterischen Gebärde in An¬
spruch nahm. Daß sie trotzdem bei uns noch nicht die verdiente allseitige
Erforschung erfuhr, und selbst ein so gutes französisches Werk über sie von
Ulysse Chevalier (Poesie liturZiizue traditionelle nie l'eZIi'se eatlrolique en Occident)
in Deutschland nur wenig beachtet wurde, liegt -- von religiöse:: Gegensätzen
abgesehen -- vielleicht daran, daß sie eine Art Grenzgebiet zwischen der germa¬
nischen, romanischen und klassischen Philologie darstellt. Es war daher ein Glück,
daß sie in der alten Kirche selbst eine erneuerte Pflege fand und der Provinzial
der deutschen Ordensprovinz im Jahre 1886 den Jesuiten Guido Maria Dreves
mit der Ausarbeitung einer Geschichte der Hymnen betraute; in mehr als zwanzig
Jahren hat der Forscher den Stoff dazu in Archiven und Bibliotheken Europas
gesammelt und -- später mit seinem Mitarbeiter Clemens Blume -- in den
/malecta H^milieu niedergelegt. Jetzt erscheint nach seinem Tode und von seinem
Nachfolger Blume revidiert und ergänzt eine Blütenlese aus diesen Ancilekten, die
ein Jahrtausend lateinischer Hymnendichtung, vom vierten bis fünfzehnten Jahr¬
hundert, umfaßt und in ihrer Auswahl Kennerschaft und feinen Takt verrät. Dabei
beschränkt sich die Auswahl nicht ausschließlich auf vie Ancilekten; auch die älteren
Sammlungen sind herangezogen, so daß "ein Bild des Gesamten und Großen"
vermittelt wird. Das Hauptgewicht ist auf die Zeit der rhythmisch vollendeten
Dichtung des zwölften und dreizehnten Jahrhunderts gelegt und von allen Dichtungs¬
arten, dem Hymnus, der Sequenz, dem Tropus, dem geistlichen Lied und dem Reim¬
gebet, Proben oder wie bei den Psalterien und Neimoffizicn wenigstens Teile von
ihnen aufgenommen worden. Die Gliederung des ganzen Stoffes ist bei der
Schwierigkeit dieses Problems eine glückliche zu nennen. Der erste Band enthält
die Hymnen, deren Verfasser - mit Namen bekannt sind, und ordnet diese in
historischer Reihenfolge, so daß ein ganzes Dichtungs-Jcchrtausend vor unserm
Blick vorüberzieht. Mit dem vierten, dem glänzenden Jahrhundert der römischen
Spätzeit beginnt der Reigen. Damals wurde der heidnischen Dichtung noch einmal
in Nonnos (Dionysiaka) und Claudian Glanz und Fülle; auf christlicher Seite
bildeten Männer wie Athanasius Basilius, Chrysostomus, Hieronymus und
Augustinus alle Teile der neuen Theologie, Philosophie und Geschichte aus. In
der Poesie schuf Jnvencus das biblische Epos, Paulinus von Nola die poetische
Legende und Hilarius, Ambrosius und Prudentius sangen die ersten lateinischen
Hymnen, die in ihrem strengen und einfachen Gefüge sogleich den römischen Geist
verrieten, der die Völker zwang; nur in den Anfängen klingt noch zuweilen die
Erinnerung an den griechischen Ursprung und die Glut orientalischer Sonnen¬
hymnen durch. Mit dem Vordringen der Kirche drang auch der lateinische Hymnus
über ganz Europa. In den folgenden Jahrhunderten finden wir die Haupt¬
produktion in Spanien und Frankreich; aber nirgends erhebt sie sich über die
Schönheit des Anfangs. Erst als Notker der Stammler (f 912) der Dichtung in
der Sequenz neue Möglichkeiten geöffnet hatte, die dem neuen germanischen Sprach¬
geiste auf rhythmisch-musikalischen Wege ein volleres Einströmen gestatteten, den
Reim ausbildeten und den Hymnus von der antiken Metrik loslösten, begann
langsam jene wundervolle Blütezeit heraufzusteigen, die in der hohen Gotik gipfelt
und der Welt durch Dichter wie Hildebert von Lavardin, Adam von Se. Viktor,
Thomas von Aquin und Thomas von Celaeno die schönsten Hymnen schenkte.
Wie die mittelhochdeutsche verliert sich dann im vierzehnten und fünfzehnten Jahr-


Maßgebliches und Unmaßgebliches

vielem Recht eine zu große Leichtigkeit des Stoffes und ein zu kleiner Umfang
der seelischen Erlebniswelt vorgeworfen wird, liegt der Grund in dem gleichzeitigen
Parallelismus der religiösen Dichtung, die für sich die Erhabenheit des geistigen
Vorwurfs und darum auch die größere Wucht der dichterischen Gebärde in An¬
spruch nahm. Daß sie trotzdem bei uns noch nicht die verdiente allseitige
Erforschung erfuhr, und selbst ein so gutes französisches Werk über sie von
Ulysse Chevalier (Poesie liturZiizue traditionelle nie l'eZIi'se eatlrolique en Occident)
in Deutschland nur wenig beachtet wurde, liegt — von religiöse:: Gegensätzen
abgesehen — vielleicht daran, daß sie eine Art Grenzgebiet zwischen der germa¬
nischen, romanischen und klassischen Philologie darstellt. Es war daher ein Glück,
daß sie in der alten Kirche selbst eine erneuerte Pflege fand und der Provinzial
der deutschen Ordensprovinz im Jahre 1886 den Jesuiten Guido Maria Dreves
mit der Ausarbeitung einer Geschichte der Hymnen betraute; in mehr als zwanzig
Jahren hat der Forscher den Stoff dazu in Archiven und Bibliotheken Europas
gesammelt und — später mit seinem Mitarbeiter Clemens Blume — in den
/malecta H^milieu niedergelegt. Jetzt erscheint nach seinem Tode und von seinem
Nachfolger Blume revidiert und ergänzt eine Blütenlese aus diesen Ancilekten, die
ein Jahrtausend lateinischer Hymnendichtung, vom vierten bis fünfzehnten Jahr¬
hundert, umfaßt und in ihrer Auswahl Kennerschaft und feinen Takt verrät. Dabei
beschränkt sich die Auswahl nicht ausschließlich auf vie Ancilekten; auch die älteren
Sammlungen sind herangezogen, so daß „ein Bild des Gesamten und Großen"
vermittelt wird. Das Hauptgewicht ist auf die Zeit der rhythmisch vollendeten
Dichtung des zwölften und dreizehnten Jahrhunderts gelegt und von allen Dichtungs¬
arten, dem Hymnus, der Sequenz, dem Tropus, dem geistlichen Lied und dem Reim¬
gebet, Proben oder wie bei den Psalterien und Neimoffizicn wenigstens Teile von
ihnen aufgenommen worden. Die Gliederung des ganzen Stoffes ist bei der
Schwierigkeit dieses Problems eine glückliche zu nennen. Der erste Band enthält
die Hymnen, deren Verfasser - mit Namen bekannt sind, und ordnet diese in
historischer Reihenfolge, so daß ein ganzes Dichtungs-Jcchrtausend vor unserm
Blick vorüberzieht. Mit dem vierten, dem glänzenden Jahrhundert der römischen
Spätzeit beginnt der Reigen. Damals wurde der heidnischen Dichtung noch einmal
in Nonnos (Dionysiaka) und Claudian Glanz und Fülle; auf christlicher Seite
bildeten Männer wie Athanasius Basilius, Chrysostomus, Hieronymus und
Augustinus alle Teile der neuen Theologie, Philosophie und Geschichte aus. In
der Poesie schuf Jnvencus das biblische Epos, Paulinus von Nola die poetische
Legende und Hilarius, Ambrosius und Prudentius sangen die ersten lateinischen
Hymnen, die in ihrem strengen und einfachen Gefüge sogleich den römischen Geist
verrieten, der die Völker zwang; nur in den Anfängen klingt noch zuweilen die
Erinnerung an den griechischen Ursprung und die Glut orientalischer Sonnen¬
hymnen durch. Mit dem Vordringen der Kirche drang auch der lateinische Hymnus
über ganz Europa. In den folgenden Jahrhunderten finden wir die Haupt¬
produktion in Spanien und Frankreich; aber nirgends erhebt sie sich über die
Schönheit des Anfangs. Erst als Notker der Stammler (f 912) der Dichtung in
der Sequenz neue Möglichkeiten geöffnet hatte, die dem neuen germanischen Sprach¬
geiste auf rhythmisch-musikalischen Wege ein volleres Einströmen gestatteten, den
Reim ausbildeten und den Hymnus von der antiken Metrik loslösten, begann
langsam jene wundervolle Blütezeit heraufzusteigen, die in der hohen Gotik gipfelt
und der Welt durch Dichter wie Hildebert von Lavardin, Adam von Se. Viktor,
Thomas von Aquin und Thomas von Celaeno die schönsten Hymnen schenkte.
Wie die mittelhochdeutsche verliert sich dann im vierzehnten und fünfzehnten Jahr-


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[0370] Maßgebliches und Unmaßgebliches vielem Recht eine zu große Leichtigkeit des Stoffes und ein zu kleiner Umfang der seelischen Erlebniswelt vorgeworfen wird, liegt der Grund in dem gleichzeitigen Parallelismus der religiösen Dichtung, die für sich die Erhabenheit des geistigen Vorwurfs und darum auch die größere Wucht der dichterischen Gebärde in An¬ spruch nahm. Daß sie trotzdem bei uns noch nicht die verdiente allseitige Erforschung erfuhr, und selbst ein so gutes französisches Werk über sie von Ulysse Chevalier (Poesie liturZiizue traditionelle nie l'eZIi'se eatlrolique en Occident) in Deutschland nur wenig beachtet wurde, liegt — von religiöse:: Gegensätzen abgesehen — vielleicht daran, daß sie eine Art Grenzgebiet zwischen der germa¬ nischen, romanischen und klassischen Philologie darstellt. Es war daher ein Glück, daß sie in der alten Kirche selbst eine erneuerte Pflege fand und der Provinzial der deutschen Ordensprovinz im Jahre 1886 den Jesuiten Guido Maria Dreves mit der Ausarbeitung einer Geschichte der Hymnen betraute; in mehr als zwanzig Jahren hat der Forscher den Stoff dazu in Archiven und Bibliotheken Europas gesammelt und — später mit seinem Mitarbeiter Clemens Blume — in den /malecta H^milieu niedergelegt. Jetzt erscheint nach seinem Tode und von seinem Nachfolger Blume revidiert und ergänzt eine Blütenlese aus diesen Ancilekten, die ein Jahrtausend lateinischer Hymnendichtung, vom vierten bis fünfzehnten Jahr¬ hundert, umfaßt und in ihrer Auswahl Kennerschaft und feinen Takt verrät. Dabei beschränkt sich die Auswahl nicht ausschließlich auf vie Ancilekten; auch die älteren Sammlungen sind herangezogen, so daß „ein Bild des Gesamten und Großen" vermittelt wird. Das Hauptgewicht ist auf die Zeit der rhythmisch vollendeten Dichtung des zwölften und dreizehnten Jahrhunderts gelegt und von allen Dichtungs¬ arten, dem Hymnus, der Sequenz, dem Tropus, dem geistlichen Lied und dem Reim¬ gebet, Proben oder wie bei den Psalterien und Neimoffizicn wenigstens Teile von ihnen aufgenommen worden. Die Gliederung des ganzen Stoffes ist bei der Schwierigkeit dieses Problems eine glückliche zu nennen. Der erste Band enthält die Hymnen, deren Verfasser - mit Namen bekannt sind, und ordnet diese in historischer Reihenfolge, so daß ein ganzes Dichtungs-Jcchrtausend vor unserm Blick vorüberzieht. Mit dem vierten, dem glänzenden Jahrhundert der römischen Spätzeit beginnt der Reigen. Damals wurde der heidnischen Dichtung noch einmal in Nonnos (Dionysiaka) und Claudian Glanz und Fülle; auf christlicher Seite bildeten Männer wie Athanasius Basilius, Chrysostomus, Hieronymus und Augustinus alle Teile der neuen Theologie, Philosophie und Geschichte aus. In der Poesie schuf Jnvencus das biblische Epos, Paulinus von Nola die poetische Legende und Hilarius, Ambrosius und Prudentius sangen die ersten lateinischen Hymnen, die in ihrem strengen und einfachen Gefüge sogleich den römischen Geist verrieten, der die Völker zwang; nur in den Anfängen klingt noch zuweilen die Erinnerung an den griechischen Ursprung und die Glut orientalischer Sonnen¬ hymnen durch. Mit dem Vordringen der Kirche drang auch der lateinische Hymnus über ganz Europa. In den folgenden Jahrhunderten finden wir die Haupt¬ produktion in Spanien und Frankreich; aber nirgends erhebt sie sich über die Schönheit des Anfangs. Erst als Notker der Stammler (f 912) der Dichtung in der Sequenz neue Möglichkeiten geöffnet hatte, die dem neuen germanischen Sprach¬ geiste auf rhythmisch-musikalischen Wege ein volleres Einströmen gestatteten, den Reim ausbildeten und den Hymnus von der antiken Metrik loslösten, begann langsam jene wundervolle Blütezeit heraufzusteigen, die in der hohen Gotik gipfelt und der Welt durch Dichter wie Hildebert von Lavardin, Adam von Se. Viktor, Thomas von Aquin und Thomas von Celaeno die schönsten Hymnen schenkte. Wie die mittelhochdeutsche verliert sich dann im vierzehnten und fünfzehnten Jahr-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341891_316288/370>, abgerufen am 23.07.2024.