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Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

schaftliche" darin (es dürfte vor allem die Szene von Miriams Ermordung gemeint
sein, die einem geistlichen Leser etwas zu kraß vorkommen mag) "manchmal" ab.
Erwähnt wird auch die "interessante und phantastische Wiedergabe" des "Philedonius",
eines Stückes, das von van den Enders Schülern zur Zeit von Spinozas Schüler-
und Lehrerschaft im Hause van den Enders aufgeführt wurde. Auch dem Romane
von Erwin Guido Kolbeuheyer spendet Durm-Borkowski das Lob, das "lokale
und gesellschaftliche Unbild im allgemeinen mit großer Sachkenntnis" geschildert
zu haben; er konstatiert die Übereinstimmung mit dem Verfasser "selbst in manchen
entlegenen historischen Einzelheiten", daneben aber auch "einige sonderbare Mi߬
verständnisse", und nennt die "philosophische Entwicklung Despinozas" (s. oben)
"das religiöse Milieu, jüdische Religionswissenschaft und Kabbala" "arg verzeichnet";
hier hätten "offenbar Kolbenheyers Studien versagt". Was Kolbenheyer van
den Enden bei Gelegenheit des Bannes Spinozas über seine eigene Entlassung
aus dem Jesuitenorden sagen lasse, sei "selbst für einen Roman eine unverzeihlich
groteske Sottise".

Es hat sich nun gefügt, daß einer der beiden Verfasser der neuesten Spinoza-
Romane über Durm-Borkowskis Werk urteilen soll, und noch dazu jener, der
augenscheinlich etwas glimpflicher davonkam. Er könnte sich dadurch veranlaßt
fühlen, je nach seiner Stimmung oder seinen Bedenken härter oder milder zu
urteilen. Da ich jedoch meinen belletristischen Werken, wenn sie einmal gedruckt
sind, völlig als Fremder gegenüberstehe, glaube ich mein Urteil weder in dieser
noch in jener Hinsicht beeinflußt. Ich stelle zunächst fest, daß Durm-Borkowstis
Werk auf mich nur wieder jenen angenehmen Eindruck von Ernst, Akribie und
Solidität gemacht hat, den ich von allen Werken seiner Ordensbrüder, soweit nicht
spezifisch religiöse Momente in Frage kommen, empfangen habe. Es bildet eine
wichtige Ergänzung zu Meinsmas Arbeit, die in erster Linie Spinozas reale Umwelt
darstellte. Hier findet man nun ausführlich die geistige Umwelt Spinozas in den
Hauptphasen seiner Entwickelung dargelegt. Es ist vielleicht bei der Behandlung
des jüdischen Geisteslebens sogar zu sehr Entferntes herangezogen, so daß der nicht
schon Unterrichtete zunächst mehr verwirrt als aufgeklärt wird. Dabei leugne ich
nicht, daß der Gedanke, Spinozas Philosophie habe zahlreiche Wurzeln auch schon
im Judentum, fruchtbar ist, nur ist zu bemerken, daß diese Gedanken Allgemeingut
der nacharistotelischen Philosophie waren und darum nicht als spezifisch jüdischer
Herkunft bezeichnet werden können.

Durm-Borkowski deutet dies gelegentlich auch selbst an. Gegen die breite
Behandlung der jüdischen Vorbildung Spinozas tritt die Betonung des fortgesetzten
Zusammenhangs der portugiesischen Juden Amsterdams mit der spanischen Kultur
ihrer Heimat etwas zurück, obwohl auch hierauf einiger Wert zu legen ist. Man
erhält zu sehr den Eindruck, als hätten die "Portugiesen" in Amsterdam in einem
-Ghetto" gelebt. Das war keineswegs der Fall. Es trat nur das in Erscheinung,
was sich bis heute beobachten läßt: daß die weniger wohlhabenden Juden gern
beisammen wohnen. Das "Ghetto" Amsterdams entstand erst durch die polnischen
und deutschen Zuwanderer, die aber von den "Portugiesen" verachtet wurden. Ein
Ghetto im eigentlichen Sinne gab es überhaupt nicht; die Juden wohnten, wo
sie wollten, und hatten sich in der ersten Zeit sogar mit den Holländern verheiratet.
Bei Rembrandt unterscheidet man deutlich die vornehmen, in jeder Hinsicht europäischen
Portugiesen (Manasse ben Israel, Ephraim Borns, mehrere prachtvolle Rabbiner¬
köpfe) und die "Ghetto"-Juden mit dem melancholischen Blick. Spinoza wuchs
nicht im Ghetto auf, wie man gewöhnlich meint. Das scheint mir auch von
Durm-Borkowski nicht klar genug gesehen zu sein. Eine Einzelheit möchte ich


Maßgebliches und Unmaßgebliches

schaftliche" darin (es dürfte vor allem die Szene von Miriams Ermordung gemeint
sein, die einem geistlichen Leser etwas zu kraß vorkommen mag) „manchmal" ab.
Erwähnt wird auch die „interessante und phantastische Wiedergabe" des „Philedonius",
eines Stückes, das von van den Enders Schülern zur Zeit von Spinozas Schüler-
und Lehrerschaft im Hause van den Enders aufgeführt wurde. Auch dem Romane
von Erwin Guido Kolbeuheyer spendet Durm-Borkowski das Lob, das „lokale
und gesellschaftliche Unbild im allgemeinen mit großer Sachkenntnis" geschildert
zu haben; er konstatiert die Übereinstimmung mit dem Verfasser „selbst in manchen
entlegenen historischen Einzelheiten", daneben aber auch „einige sonderbare Mi߬
verständnisse", und nennt die „philosophische Entwicklung Despinozas" (s. oben)
»das religiöse Milieu, jüdische Religionswissenschaft und Kabbala" „arg verzeichnet";
hier hätten „offenbar Kolbenheyers Studien versagt". Was Kolbenheyer van
den Enden bei Gelegenheit des Bannes Spinozas über seine eigene Entlassung
aus dem Jesuitenorden sagen lasse, sei „selbst für einen Roman eine unverzeihlich
groteske Sottise".

Es hat sich nun gefügt, daß einer der beiden Verfasser der neuesten Spinoza-
Romane über Durm-Borkowskis Werk urteilen soll, und noch dazu jener, der
augenscheinlich etwas glimpflicher davonkam. Er könnte sich dadurch veranlaßt
fühlen, je nach seiner Stimmung oder seinen Bedenken härter oder milder zu
urteilen. Da ich jedoch meinen belletristischen Werken, wenn sie einmal gedruckt
sind, völlig als Fremder gegenüberstehe, glaube ich mein Urteil weder in dieser
noch in jener Hinsicht beeinflußt. Ich stelle zunächst fest, daß Durm-Borkowstis
Werk auf mich nur wieder jenen angenehmen Eindruck von Ernst, Akribie und
Solidität gemacht hat, den ich von allen Werken seiner Ordensbrüder, soweit nicht
spezifisch religiöse Momente in Frage kommen, empfangen habe. Es bildet eine
wichtige Ergänzung zu Meinsmas Arbeit, die in erster Linie Spinozas reale Umwelt
darstellte. Hier findet man nun ausführlich die geistige Umwelt Spinozas in den
Hauptphasen seiner Entwickelung dargelegt. Es ist vielleicht bei der Behandlung
des jüdischen Geisteslebens sogar zu sehr Entferntes herangezogen, so daß der nicht
schon Unterrichtete zunächst mehr verwirrt als aufgeklärt wird. Dabei leugne ich
nicht, daß der Gedanke, Spinozas Philosophie habe zahlreiche Wurzeln auch schon
im Judentum, fruchtbar ist, nur ist zu bemerken, daß diese Gedanken Allgemeingut
der nacharistotelischen Philosophie waren und darum nicht als spezifisch jüdischer
Herkunft bezeichnet werden können.

Durm-Borkowski deutet dies gelegentlich auch selbst an. Gegen die breite
Behandlung der jüdischen Vorbildung Spinozas tritt die Betonung des fortgesetzten
Zusammenhangs der portugiesischen Juden Amsterdams mit der spanischen Kultur
ihrer Heimat etwas zurück, obwohl auch hierauf einiger Wert zu legen ist. Man
erhält zu sehr den Eindruck, als hätten die „Portugiesen" in Amsterdam in einem
-Ghetto" gelebt. Das war keineswegs der Fall. Es trat nur das in Erscheinung,
was sich bis heute beobachten läßt: daß die weniger wohlhabenden Juden gern
beisammen wohnen. Das „Ghetto" Amsterdams entstand erst durch die polnischen
und deutschen Zuwanderer, die aber von den „Portugiesen" verachtet wurden. Ein
Ghetto im eigentlichen Sinne gab es überhaupt nicht; die Juden wohnten, wo
sie wollten, und hatten sich in der ersten Zeit sogar mit den Holländern verheiratet.
Bei Rembrandt unterscheidet man deutlich die vornehmen, in jeder Hinsicht europäischen
Portugiesen (Manasse ben Israel, Ephraim Borns, mehrere prachtvolle Rabbiner¬
köpfe) und die „Ghetto"-Juden mit dem melancholischen Blick. Spinoza wuchs
nicht im Ghetto auf, wie man gewöhnlich meint. Das scheint mir auch von
Durm-Borkowski nicht klar genug gesehen zu sein. Eine Einzelheit möchte ich


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[0257] Maßgebliches und Unmaßgebliches schaftliche" darin (es dürfte vor allem die Szene von Miriams Ermordung gemeint sein, die einem geistlichen Leser etwas zu kraß vorkommen mag) „manchmal" ab. Erwähnt wird auch die „interessante und phantastische Wiedergabe" des „Philedonius", eines Stückes, das von van den Enders Schülern zur Zeit von Spinozas Schüler- und Lehrerschaft im Hause van den Enders aufgeführt wurde. Auch dem Romane von Erwin Guido Kolbeuheyer spendet Durm-Borkowski das Lob, das „lokale und gesellschaftliche Unbild im allgemeinen mit großer Sachkenntnis" geschildert zu haben; er konstatiert die Übereinstimmung mit dem Verfasser „selbst in manchen entlegenen historischen Einzelheiten", daneben aber auch „einige sonderbare Mi߬ verständnisse", und nennt die „philosophische Entwicklung Despinozas" (s. oben) »das religiöse Milieu, jüdische Religionswissenschaft und Kabbala" „arg verzeichnet"; hier hätten „offenbar Kolbenheyers Studien versagt". Was Kolbenheyer van den Enden bei Gelegenheit des Bannes Spinozas über seine eigene Entlassung aus dem Jesuitenorden sagen lasse, sei „selbst für einen Roman eine unverzeihlich groteske Sottise". Es hat sich nun gefügt, daß einer der beiden Verfasser der neuesten Spinoza- Romane über Durm-Borkowskis Werk urteilen soll, und noch dazu jener, der augenscheinlich etwas glimpflicher davonkam. Er könnte sich dadurch veranlaßt fühlen, je nach seiner Stimmung oder seinen Bedenken härter oder milder zu urteilen. Da ich jedoch meinen belletristischen Werken, wenn sie einmal gedruckt sind, völlig als Fremder gegenüberstehe, glaube ich mein Urteil weder in dieser noch in jener Hinsicht beeinflußt. Ich stelle zunächst fest, daß Durm-Borkowstis Werk auf mich nur wieder jenen angenehmen Eindruck von Ernst, Akribie und Solidität gemacht hat, den ich von allen Werken seiner Ordensbrüder, soweit nicht spezifisch religiöse Momente in Frage kommen, empfangen habe. Es bildet eine wichtige Ergänzung zu Meinsmas Arbeit, die in erster Linie Spinozas reale Umwelt darstellte. Hier findet man nun ausführlich die geistige Umwelt Spinozas in den Hauptphasen seiner Entwickelung dargelegt. Es ist vielleicht bei der Behandlung des jüdischen Geisteslebens sogar zu sehr Entferntes herangezogen, so daß der nicht schon Unterrichtete zunächst mehr verwirrt als aufgeklärt wird. Dabei leugne ich nicht, daß der Gedanke, Spinozas Philosophie habe zahlreiche Wurzeln auch schon im Judentum, fruchtbar ist, nur ist zu bemerken, daß diese Gedanken Allgemeingut der nacharistotelischen Philosophie waren und darum nicht als spezifisch jüdischer Herkunft bezeichnet werden können. Durm-Borkowski deutet dies gelegentlich auch selbst an. Gegen die breite Behandlung der jüdischen Vorbildung Spinozas tritt die Betonung des fortgesetzten Zusammenhangs der portugiesischen Juden Amsterdams mit der spanischen Kultur ihrer Heimat etwas zurück, obwohl auch hierauf einiger Wert zu legen ist. Man erhält zu sehr den Eindruck, als hätten die „Portugiesen" in Amsterdam in einem -Ghetto" gelebt. Das war keineswegs der Fall. Es trat nur das in Erscheinung, was sich bis heute beobachten läßt: daß die weniger wohlhabenden Juden gern beisammen wohnen. Das „Ghetto" Amsterdams entstand erst durch die polnischen und deutschen Zuwanderer, die aber von den „Portugiesen" verachtet wurden. Ein Ghetto im eigentlichen Sinne gab es überhaupt nicht; die Juden wohnten, wo sie wollten, und hatten sich in der ersten Zeit sogar mit den Holländern verheiratet. Bei Rembrandt unterscheidet man deutlich die vornehmen, in jeder Hinsicht europäischen Portugiesen (Manasse ben Israel, Ephraim Borns, mehrere prachtvolle Rabbiner¬ köpfe) und die „Ghetto"-Juden mit dem melancholischen Blick. Spinoza wuchs nicht im Ghetto auf, wie man gewöhnlich meint. Das scheint mir auch von Durm-Borkowski nicht klar genug gesehen zu sein. Eine Einzelheit möchte ich

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341891_316288/257>, abgerufen am 23.07.2024.