Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Zweites Vierteljahr.Im Ranipf gegen die Übermacht "N--nein, ich bin noch nicht verheiratet." "Ja, denn der Bischof machte solche Anspielungen. Und ich war schon ganz "Sind -- Sie selbst -- denn noch nicht verheiratet?" "Ich, nein! Sie denken an Jens Rasmussen. Ach nein. Das mit Jens "Nein, nein, es ist noch nichts Bestimmtes in der Beziehung. Sie müssen "Noch nicht? Aber dann werden Sie sich bald verloben--?" "Es schickt sich nicht, daß wir darüber reden. Hier in der Gemeinde ist "Ist sie hübsch, Pastor Römer?" Der Pfarrer sah ihr eine flüchtige Sekunde in die leuchtenden, schwarzen "Die äußere Schönheit hat nichts zu bedeuten, Jungferl" sagte er strenge. "Nein, ach meint Da mögen Sie recht haben. Die Schönheit, ach, das ist Er mußte, so ungern er wollte, über ihre lächerlich betrübte Miene lachen. "Sind Sie denn nun satt geworden?" fragte sie. "Ja, ich danke! Es war eine selten wohlschmeckende Mahlzeit." "Dann decken wir schnell ab." Mit Joninas Hilfe wurde der kleine Tisch in die Küche hinausgetragen. "So, jetzt haben Sie hier in Ihrem Studierzimmer zu tun, -- und währenddes Sie verschwand mit ihrem muntern Lachen. Sören Römer blieb mitten im Zimmer stehen. Es war ihm, als träume er. Er hörte sie draußen in der Küche wirken, und es war ihm unmöglich, seine (Fortsetzung folgt.) Im Ranipf gegen die Übermacht „N—nein, ich bin noch nicht verheiratet." „Ja, denn der Bischof machte solche Anspielungen. Und ich war schon ganz „Sind — Sie selbst — denn noch nicht verheiratet?" „Ich, nein! Sie denken an Jens Rasmussen. Ach nein. Das mit Jens „Nein, nein, es ist noch nichts Bestimmtes in der Beziehung. Sie müssen „Noch nicht? Aber dann werden Sie sich bald verloben—?" „Es schickt sich nicht, daß wir darüber reden. Hier in der Gemeinde ist „Ist sie hübsch, Pastor Römer?" Der Pfarrer sah ihr eine flüchtige Sekunde in die leuchtenden, schwarzen „Die äußere Schönheit hat nichts zu bedeuten, Jungferl" sagte er strenge. „Nein, ach meint Da mögen Sie recht haben. Die Schönheit, ach, das ist Er mußte, so ungern er wollte, über ihre lächerlich betrübte Miene lachen. „Sind Sie denn nun satt geworden?" fragte sie. „Ja, ich danke! Es war eine selten wohlschmeckende Mahlzeit." „Dann decken wir schnell ab." Mit Joninas Hilfe wurde der kleine Tisch in die Küche hinausgetragen. „So, jetzt haben Sie hier in Ihrem Studierzimmer zu tun, — und währenddes Sie verschwand mit ihrem muntern Lachen. Sören Römer blieb mitten im Zimmer stehen. Es war ihm, als träume er. Er hörte sie draußen in der Küche wirken, und es war ihm unmöglich, seine (Fortsetzung folgt.) <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0094" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/315733"/> <fw type="header" place="top"> Im Ranipf gegen die Übermacht</fw><lb/> <p xml:id="ID_534"> „N—nein, ich bin noch nicht verheiratet."</p><lb/> <p xml:id="ID_535"> „Ja, denn der Bischof machte solche Anspielungen. Und ich war schon ganz<lb/> bange, daß ich auf die Weise vielleicht zu spät käme und nichts mehr für Sie<lb/> tun könnte."</p><lb/> <p xml:id="ID_536"> „Sind — Sie selbst — denn noch nicht verheiratet?"</p><lb/> <p xml:id="ID_537"> „Ich, nein! Sie denken an Jens Rasmussen. Ach nein. Das mit Jens<lb/> und mir war nur Spielerei. Aber es verlohnt sich nicht, darüber zu reden.<lb/> Erzählen Sie mir lieber von der, mit der Sie sich verheiraten wollen. 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Im Ranipf gegen die Übermacht
„N—nein, ich bin noch nicht verheiratet."
„Ja, denn der Bischof machte solche Anspielungen. Und ich war schon ganz
bange, daß ich auf die Weise vielleicht zu spät käme und nichts mehr für Sie
tun könnte."
„Sind — Sie selbst — denn noch nicht verheiratet?"
„Ich, nein! Sie denken an Jens Rasmussen. Ach nein. Das mit Jens
und mir war nur Spielerei. Aber es verlohnt sich nicht, darüber zu reden.
Erzählen Sie mir lieber von der, mit der Sie sich verheiraten wollen. Wann soll
die Hochzeit sein?"
„Nein, nein, es ist noch nichts Bestimmtes in der Beziehung. Sie müssen
den Bischof mißverstanden haben. Ich bin noch nicht verlobt."
„Noch nicht? Aber dann werden Sie sich bald verloben—?"
„Es schickt sich nicht, daß wir darüber reden. Hier in der Gemeinde ist
freilich ein junges Mädchen. .."
„Ist sie hübsch, Pastor Römer?"
Der Pfarrer sah ihr eine flüchtige Sekunde in die leuchtenden, schwarzen
Augen. Unwillkürlich mußte er einen Vergleich ziehen zwischen Anne Kathrines
Gesicht. . .
„Die äußere Schönheit hat nichts zu bedeuten, Jungferl" sagte er strenge.
„Nein, ach meint Da mögen Sie recht haben. Die Schönheit, ach, das ist
nur Juxl"
Er mußte, so ungern er wollte, über ihre lächerlich betrübte Miene lachen.
„Sind Sie denn nun satt geworden?" fragte sie.
„Ja, ich danke! Es war eine selten wohlschmeckende Mahlzeit."
„Dann decken wir schnell ab."
Mit Joninas Hilfe wurde der kleine Tisch in die Küche hinausgetragen.
„So, jetzt haben Sie hier in Ihrem Studierzimmer zu tun, — und währenddes
machen Jonina und ich uns über die Küche her!"
Sie verschwand mit ihrem muntern Lachen.
Sören Römer blieb mitten im Zimmer stehen.
Es war ihm, als träume er.
Er hörte sie draußen in der Küche wirken, und es war ihm unmöglich, seine
Gedanken zu sammeln. Er zog sich an und ging hinaus. Einen langen Spazier¬
gang machte er, den Hügel hinan, am Friedhof vorüber.
(Fortsetzung folgt.)
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