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Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Zweites Vierteljahr.

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Der Austcmschprofcssor

ein wenig tauschen unsere Ansichten. Ich muß werden ein bißchen mehr
deutsch, und Sie ein bißchen mehr amerikanisch. Wollen Sie?

Aber ich bin auf andere Seite wieder schlecht. Ich habe gelügt und
gestohlen. Ich habe der Landlady gesagt, Sie hätten gearbeiten solange und
habe einen Brief von Ihnen genommen von die Erde, und das andere hat
mir erzählt die Landladn.


So nun wissen Sie alles.Ihre Alice S. Granton.

?. 3. Ich schäme mir, zu senden diesen Brief an Sie. Aber Ich sende
ihn doch. -- Und Ich muß Ihnen sagen noch eins. Ich habe gemeinen,
gemeinen die ganze Sountagnacht so schrecklich viel, weil ich Ihnen gesagt
hatte, ich wollte sprechen kein Wort zu Ihnen. Und Sie hatten mich doch
getragen durch Wind und Schmutz und alles."

Als Doktor Jerum diesen Brief zu Ende gelesen hatte, wußte er zuerst
nicht, wie ihm geschah. Beim zweitenmal war ihm, als hörte er die Engel im
Himmel singen, und beim drittenmal drückte er die Hände vors Gesicht. Zwei
große Tränen rannen durch seine Finger und leckten in das Spatenglas hinunter.

"Donner, Jerum, was ist Ihnen?" fragte der Assessor erschrocken. "Schlechte
Nachricht?"

"N--nein," sagte Jerum. "Es scheint -- ich werde eine Berufung bekommen
-- nach Amerika -- als eine Art -- Austauschprofessor."




Der Austcmschprofcssor

ein wenig tauschen unsere Ansichten. Ich muß werden ein bißchen mehr
deutsch, und Sie ein bißchen mehr amerikanisch. Wollen Sie?

Aber ich bin auf andere Seite wieder schlecht. Ich habe gelügt und
gestohlen. Ich habe der Landlady gesagt, Sie hätten gearbeiten solange und
habe einen Brief von Ihnen genommen von die Erde, und das andere hat
mir erzählt die Landladn.


So nun wissen Sie alles.Ihre Alice S. Granton.

?. 3. Ich schäme mir, zu senden diesen Brief an Sie. Aber Ich sende
ihn doch. — Und Ich muß Ihnen sagen noch eins. Ich habe gemeinen,
gemeinen die ganze Sountagnacht so schrecklich viel, weil ich Ihnen gesagt
hatte, ich wollte sprechen kein Wort zu Ihnen. Und Sie hatten mich doch
getragen durch Wind und Schmutz und alles."

Als Doktor Jerum diesen Brief zu Ende gelesen hatte, wußte er zuerst
nicht, wie ihm geschah. Beim zweitenmal war ihm, als hörte er die Engel im
Himmel singen, und beim drittenmal drückte er die Hände vors Gesicht. Zwei
große Tränen rannen durch seine Finger und leckten in das Spatenglas hinunter.

„Donner, Jerum, was ist Ihnen?" fragte der Assessor erschrocken. „Schlechte
Nachricht?"

„N—nein," sagte Jerum. „Es scheint — ich werde eine Berufung bekommen
— nach Amerika — als eine Art — Austauschprofessor."




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[0633] Der Austcmschprofcssor ein wenig tauschen unsere Ansichten. Ich muß werden ein bißchen mehr deutsch, und Sie ein bißchen mehr amerikanisch. Wollen Sie? Aber ich bin auf andere Seite wieder schlecht. Ich habe gelügt und gestohlen. Ich habe der Landlady gesagt, Sie hätten gearbeiten solange und habe einen Brief von Ihnen genommen von die Erde, und das andere hat mir erzählt die Landladn. So nun wissen Sie alles.Ihre Alice S. Granton. ?. 3. Ich schäme mir, zu senden diesen Brief an Sie. Aber Ich sende ihn doch. — Und Ich muß Ihnen sagen noch eins. Ich habe gemeinen, gemeinen die ganze Sountagnacht so schrecklich viel, weil ich Ihnen gesagt hatte, ich wollte sprechen kein Wort zu Ihnen. Und Sie hatten mich doch getragen durch Wind und Schmutz und alles." Als Doktor Jerum diesen Brief zu Ende gelesen hatte, wußte er zuerst nicht, wie ihm geschah. Beim zweitenmal war ihm, als hörte er die Engel im Himmel singen, und beim drittenmal drückte er die Hände vors Gesicht. Zwei große Tränen rannen durch seine Finger und leckten in das Spatenglas hinunter. „Donner, Jerum, was ist Ihnen?" fragte der Assessor erschrocken. „Schlechte Nachricht?" „N—nein," sagte Jerum. „Es scheint — ich werde eine Berufung bekommen — nach Amerika — als eine Art — Austauschprofessor."

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341891_315638/633>, abgerufen am 01.07.2024.