Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Zweites Vierteljahr.Die Lyrik des siebziger Krieges Alfred Klaar (der Literarhistoriker, den man als Dichter weniger kennt) Wir sind in Geist und Herz bei euch, Wemi auch nicht im Gefechte; Wir sind nicht bei dem Deutschen Reich, Doch mit dein dentschen Rechte. Ihr habt ja selbst die Bruderhand Geschlagen und gebunden, Und zuckt sie, löst sich der Verband, Dann bluten alle Wunden. Doch zittert jeder Uern in ihr, Das; euch der Sieg erspriesze, Zu schwach fürs Schwert und fürs Panier, Winkt sie euch SicgeSgrüsze, Auch Adolf Pichler, der Tiroler neben jenen beiden Deutschböhmen, trägt Stärker noch kommt sein Deutschtum in den: schlichten Gedicht "Meinen So sind denn die reichsdeutschen Kriegsdichter in mehrfacher Hinsicht zu Ein Unterscheidendes aber ist doch vorhanden: die Generations-Zugehörigkeit. Die Lyrik des siebziger Krieges Alfred Klaar (der Literarhistoriker, den man als Dichter weniger kennt) Wir sind in Geist und Herz bei euch, Wemi auch nicht im Gefechte; Wir sind nicht bei dem Deutschen Reich, Doch mit dein dentschen Rechte. Ihr habt ja selbst die Bruderhand Geschlagen und gebunden, Und zuckt sie, löst sich der Verband, Dann bluten alle Wunden. Doch zittert jeder Uern in ihr, Das; euch der Sieg erspriesze, Zu schwach fürs Schwert und fürs Panier, Winkt sie euch SicgeSgrüsze, Auch Adolf Pichler, der Tiroler neben jenen beiden Deutschböhmen, trägt Stärker noch kommt sein Deutschtum in den: schlichten Gedicht „Meinen So sind denn die reichsdeutschen Kriegsdichter in mehrfacher Hinsicht zu Ein Unterscheidendes aber ist doch vorhanden: die Generations-Zugehörigkeit. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0611" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/316250"/> <fw type="header" place="top"> Die Lyrik des siebziger Krieges</fw><lb/> <lg xml:id="POEMID_46" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <p xml:id="ID_3181"> Alfred Klaar (der Literarhistoriker, den man als Dichter weniger kennt)<lb/> versteht es, in volkstümlichen Ton die Bitterkeit um 1866 mit leidenschaftlich<lb/> deutscher Parteinahme zu verschmelzen:</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_47" type="poem"> <l> Wir sind in Geist und Herz bei euch,<lb/> Wemi auch nicht im Gefechte;<lb/> Wir sind nicht bei dem Deutschen Reich,<lb/> Doch mit dein dentschen Rechte.</l> <l> Ihr habt ja selbst die Bruderhand<lb/> Geschlagen und gebunden,<lb/> Und zuckt sie, löst sich der Verband,<lb/> Dann bluten alle Wunden.</l> <l> Doch zittert jeder Uern in ihr,<lb/> Das; euch der Sieg erspriesze,<lb/> Zu schwach fürs Schwert und fürs Panier,<lb/> Winkt sie euch SicgeSgrüsze,</l> </lg><lb/> <p xml:id="ID_3182"> Auch Adolf Pichler, der Tiroler neben jenen beiden Deutschböhmen, trägt<lb/> schwer an der Neutralität.</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_48" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <p xml:id="ID_3183"> Stärker noch kommt sein Deutschtum in den: schlichten Gedicht „Meinen<lb/> Kindern beim Scharpiezupfen" zum Ausdruck.</p><lb/> <p xml:id="ID_3184"> So sind denn die reichsdeutschen Kriegsdichter in mehrfacher Hinsicht zu<lb/> einiger Einförmigkeit gezwungen, wenn sie ihre Gewißheit des Sieges und der<lb/> Zukunft, ihre Empörung über die Willkür des kaiserlichen Gegners, die Leicht¬<lb/> fertigkeit des französischen Volkes in Verse fassen, wenn sie die einzelnen<lb/> Waffentaten des deutscheu Heeres besingen, wenn sie Anekdotisches erzählen,<lb/> wenn sie kirchlich-fromme Gebete sprechen, an deren Erfüllung sie keinen<lb/> Augenblick zweifeln.</p><lb/> <p xml:id="ID_3185"> Ein Unterscheidendes aber ist doch vorhanden: die Generations-Zugehörigkeit.<lb/> Zwar der zweiuudsiebzigjährige Karl vou Holtei steht wohl einzig da. Er hat<lb/> 1815 als Freiwilliger gegen den ersten Napoleon gefochten, er hat als Knabe<lb/> die Bitterkeiten voll 1806 miterlebt, und auf diese großen Erinnerungen zurück¬<lb/> greifend, weiß er seinen an sich nicht sonderlich klingenden Reimen, seinem<lb/> »Seid einig!" einen mächtigen Stimmboden zu geben.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0611]
Die Lyrik des siebziger Krieges
Alfred Klaar (der Literarhistoriker, den man als Dichter weniger kennt)
versteht es, in volkstümlichen Ton die Bitterkeit um 1866 mit leidenschaftlich
deutscher Parteinahme zu verschmelzen:
Wir sind in Geist und Herz bei euch,
Wemi auch nicht im Gefechte;
Wir sind nicht bei dem Deutschen Reich,
Doch mit dein dentschen Rechte. Ihr habt ja selbst die Bruderhand
Geschlagen und gebunden,
Und zuckt sie, löst sich der Verband,
Dann bluten alle Wunden. Doch zittert jeder Uern in ihr,
Das; euch der Sieg erspriesze,
Zu schwach fürs Schwert und fürs Panier,
Winkt sie euch SicgeSgrüsze,
Auch Adolf Pichler, der Tiroler neben jenen beiden Deutschböhmen, trägt
schwer an der Neutralität.
Stärker noch kommt sein Deutschtum in den: schlichten Gedicht „Meinen
Kindern beim Scharpiezupfen" zum Ausdruck.
So sind denn die reichsdeutschen Kriegsdichter in mehrfacher Hinsicht zu
einiger Einförmigkeit gezwungen, wenn sie ihre Gewißheit des Sieges und der
Zukunft, ihre Empörung über die Willkür des kaiserlichen Gegners, die Leicht¬
fertigkeit des französischen Volkes in Verse fassen, wenn sie die einzelnen
Waffentaten des deutscheu Heeres besingen, wenn sie Anekdotisches erzählen,
wenn sie kirchlich-fromme Gebete sprechen, an deren Erfüllung sie keinen
Augenblick zweifeln.
Ein Unterscheidendes aber ist doch vorhanden: die Generations-Zugehörigkeit.
Zwar der zweiuudsiebzigjährige Karl vou Holtei steht wohl einzig da. Er hat
1815 als Freiwilliger gegen den ersten Napoleon gefochten, er hat als Knabe
die Bitterkeiten voll 1806 miterlebt, und auf diese großen Erinnerungen zurück¬
greifend, weiß er seinen an sich nicht sonderlich klingenden Reimen, seinem
»Seid einig!" einen mächtigen Stimmboden zu geben.
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