Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Erstes Vierteljahr.Zur Beachtung! praktischer Patriotismus in Wettstreit der Kulturstaaten sowie in ihrer innerpolitischen Von diesem Gesichtspunkt aus ist in Deutschland und andern Staaten Grenzboten I 1910 7
Zur Beachtung! praktischer Patriotismus in Wettstreit der Kulturstaaten sowie in ihrer innerpolitischen Von diesem Gesichtspunkt aus ist in Deutschland und andern Staaten Grenzboten I 1910 7
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0061" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/315058"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341891_314996/figures/grenzboten_341891_314996_315058_000.jpg"/><lb/> </div> <div> <floatingText> <body> <div type="advertisement"> <p> Zur Beachtung!<lb/> Wir bitten unsre verehrten Leser und<lb/> Mitarbeiter noch besonders daraus aufmerksam<lb/> machen zu dürfen, daß sich Schriftteitung und<lb/> Werlag der Hrenzöoten vom 1. Januar 1910<lb/> ab in Aiertin 8W. 11, AernVurgerstr. 22a/23,<lb/> befinden. Dorthin bitten wir alle Zuschriften<lb/> und Sendungen ausschließlich richten zu wollen.<lb/> Schriftleitung und Verlag<lb/> der Grenzboten.</p> </div> </body> </floatingText> </div> <div n="1"> <head> praktischer Patriotismus</head><lb/> <p xml:id="ID_162"> in Wettstreit der Kulturstaaten sowie in ihrer innerpolitischen<lb/> Entwicklung ist die Intelligenz zum Hauptfaktor erhoben. Mag<lb/> es auch etwas übertrieben sein, zu sagen, die Zukunft gehöre<lb/> der bestunterrtchteten Nation, so ist doch nicht zu leugnen, daß<lb/> durch die Verfeinerung der politischen Hilfsmittel die Volks¬<lb/> bildung zu einer Hauptaufgabe der Staatswohlfahrtspflege geworden ist. Die<lb/> meisten Kulturvölker sind in dieser Richtung während des 19. Jahrhunderts<lb/> zu einem bedeutsamen Abschluß gelangt. Sie haben den Gedanken durchgeführt,<lb/> daß das Volk durch organisierte Versammlungen gewählter Abgeordneter, durch<lb/> Parlamente, an der Gesetzgebung beteiligt sein solle. Die jedem Volke durch<lb/> seine Verfassung anvertraute staatsbürgerliche Arbeit als Wähler oder Abgeord¬<lb/> neter ist indessen keine Aufgabe, für die ein Volk durch den einfachen Ausspruch<lb/> des Gesetzes fähig wird, es sei politisch mündig, sondern erst durch die Bildung<lb/> von Charakter und Geist. Die damit verbundene Notwendigkeit der Volks¬<lb/> bildung beziehungsweise Volkserziehung steigert sich gleichlaufend mit dem<lb/> ungeheuren Wachstum aller Wissensgebiete, mit der Steigerung des Verkehrs<lb/> und der Zunahme der wirtschaftlichen Entwicklung wie des Kulturfortschritts.</p><lb/> <p xml:id="ID_163" next="#ID_164"> Von diesem Gesichtspunkt aus ist in Deutschland und andern Staaten<lb/> mancherlei für Volksbildung getan worden. Es sei der Bibliotheksbewegung<lb/> gedacht, die schon in den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts in Amerika<lb/> und in England großzügig einsetzte. Sie hat heute in England sechzehnhundert<lb/> öffentliche Volksbibliotheken mit einer Jahresausgabe von zusammen sechzehn<lb/> Millionen Mark ins Leben gerufen. Im Jahre 1849 entstand auf Antrag eines<lb/> William Ewart jenes Gesetz, das jede Stadt ermächtigt, Steuern von ihren Ein¬<lb/> wohnern zu Zwecken der Volksbildung durch Bibliotheken, Lesesäle usw. zu erheben.</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten I 1910 7</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0061]
[Abbildung]
Zur Beachtung!
Wir bitten unsre verehrten Leser und
Mitarbeiter noch besonders daraus aufmerksam
machen zu dürfen, daß sich Schriftteitung und
Werlag der Hrenzöoten vom 1. Januar 1910
ab in Aiertin 8W. 11, AernVurgerstr. 22a/23,
befinden. Dorthin bitten wir alle Zuschriften
und Sendungen ausschließlich richten zu wollen.
Schriftleitung und Verlag
der Grenzboten.
praktischer Patriotismus
in Wettstreit der Kulturstaaten sowie in ihrer innerpolitischen
Entwicklung ist die Intelligenz zum Hauptfaktor erhoben. Mag
es auch etwas übertrieben sein, zu sagen, die Zukunft gehöre
der bestunterrtchteten Nation, so ist doch nicht zu leugnen, daß
durch die Verfeinerung der politischen Hilfsmittel die Volks¬
bildung zu einer Hauptaufgabe der Staatswohlfahrtspflege geworden ist. Die
meisten Kulturvölker sind in dieser Richtung während des 19. Jahrhunderts
zu einem bedeutsamen Abschluß gelangt. Sie haben den Gedanken durchgeführt,
daß das Volk durch organisierte Versammlungen gewählter Abgeordneter, durch
Parlamente, an der Gesetzgebung beteiligt sein solle. Die jedem Volke durch
seine Verfassung anvertraute staatsbürgerliche Arbeit als Wähler oder Abgeord¬
neter ist indessen keine Aufgabe, für die ein Volk durch den einfachen Ausspruch
des Gesetzes fähig wird, es sei politisch mündig, sondern erst durch die Bildung
von Charakter und Geist. Die damit verbundene Notwendigkeit der Volks¬
bildung beziehungsweise Volkserziehung steigert sich gleichlaufend mit dem
ungeheuren Wachstum aller Wissensgebiete, mit der Steigerung des Verkehrs
und der Zunahme der wirtschaftlichen Entwicklung wie des Kulturfortschritts.
Von diesem Gesichtspunkt aus ist in Deutschland und andern Staaten
mancherlei für Volksbildung getan worden. Es sei der Bibliotheksbewegung
gedacht, die schon in den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts in Amerika
und in England großzügig einsetzte. Sie hat heute in England sechzehnhundert
öffentliche Volksbibliotheken mit einer Jahresausgabe von zusammen sechzehn
Millionen Mark ins Leben gerufen. Im Jahre 1849 entstand auf Antrag eines
William Ewart jenes Gesetz, das jede Stadt ermächtigt, Steuern von ihren Ein¬
wohnern zu Zwecken der Volksbildung durch Bibliotheken, Lesesäle usw. zu erheben.
Grenzboten I 1910 7
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