Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Erstes Vierteljahr.) Im Aampf gegen die Übermacht Roman von Berne Tie Berechtigte Übersetzung von Mathilde Mann (Fortsetzung.) Das Eßzimmer lag auf der andern Seite der Diele. Zwei mächtige Tische Sören Römer sah und hörte das Ganze wie durch einen wallenden Nebel. "Nun, ich denke, Madame Steenbuks Rippenbraten mundet Ihnen!" sagte Eine Weile später beugte sie sich ganz zu ihm hinüber und flüsterte: "Aber wenn ich recht sehe, so ist da noch etwas anderes, was Ihnen noch "Frau Bischöfin meinen ...?" ) Im Aampf gegen die Übermacht Roman von Berne Tie Berechtigte Übersetzung von Mathilde Mann (Fortsetzung.) Das Eßzimmer lag auf der andern Seite der Diele. Zwei mächtige Tische Sören Römer sah und hörte das Ganze wie durch einen wallenden Nebel. „Nun, ich denke, Madame Steenbuks Rippenbraten mundet Ihnen!" sagte Eine Weile später beugte sie sich ganz zu ihm hinüber und flüsterte: „Aber wenn ich recht sehe, so ist da noch etwas anderes, was Ihnen noch „Frau Bischöfin meinen ...?" <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0378" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/315375"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341891_314996/figures/grenzboten_341891_314996_315375_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> ) Im Aampf gegen die Übermacht<lb/><note type="byline"> Roman von Berne Tie</note><lb/> Berechtigte Übersetzung von Mathilde Mann (Fortsetzung.) </head><lb/> <p xml:id="ID_1612"> Das Eßzimmer lag auf der andern Seite der Diele. Zwei mächtige Tische<lb/> waren in der ganzen Länge des Saals mit schimmerndem Damast gedeckt und<lb/> mit blanken Kandelabern bestellt. Es währte eine unendliche Zeit, bis die ganze<lb/> zahlreiche Gesellschaft Platz genommen hatte i endlose Streitigkeiten an den Türen<lb/> und schließlich bei jedem Stuhl, wer dein Range nach vorangehen sollte, — erst<lb/> zwischen den Damen, dann dieselbe Komödie zwischen den Männern. Endlich saß<lb/> jeder auf seinein Platz, und unter tiefem Schweigen erschienen die Mädchen mit<lb/> mächtigen Bratenschüsseln aus der .Küche. Französischer Rotwein wurde in die<lb/> Gläser geschenkt, und Herr Willatz hieß seine Gäste an der Tafel will¬<lb/> kommen. Dann hieben Messer und Gabeln auf die Teller ein; leere<lb/> Schüsseln wurden hinausgetragen, gefüllte kamen wieder herein, geleerte<lb/> Flaschen wurden weggenommen, neue an ihre Stelle gesetzt. Und<lb/> allmählich erwachten die Unterhaltungen; man stieß mit seinen Nachbarn an,<lb/> trank seinem Visavis zu und endlich auch denen, die »veiter entfernt saßen,<lb/> indem man sie mit immer stärkerer Stimme anrief. Das Geplauder stieg und<lb/> breitete sich von den Nachbarn über den ganzen Tisch aus. Immer lauter wurden<lb/> die Namen gerufen, bald von dem einen Tisch, bald von dem andern. Herr<lb/> Willatz, der am oberen Ende der Tafel saß, führte mit Stentorstimme an. Gelächter<lb/> und Rufe kreuzten einander, es brauste von Gesprächen an den Tischen entlang,<lb/> und Gabeln und Messer hieben ein, während Schüsseln und Flaschen in nicht<lb/> endenwollendem Zug aus der Küche kamen und die Mädchen rotglühend in ihren<lb/> weißen Schürzen umherliefen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1613"> Sören Römer sah und hörte das Ganze wie durch einen wallenden Nebel.<lb/> Er war jetzt so müde, daß er kaum mehr zu essen vermochte. Man hatte ihm<lb/> seinen Platz ganz oben neben der Bischöfin angewiesen und nun kämpfte er an¬<lb/> gestrengt, um sich wach zu halten und zu antworten, wenn er angeredet oder mit<lb/> erhobenem Glase angerufen wurde.</p><lb/> <p xml:id="ID_1614"> „Nun, ich denke, Madame Steenbuks Rippenbraten mundet Ihnen!" sagte<lb/> die Bischöfin freundlich. „Das ist doch etwas anderes als Schiffskost und Post¬<lb/> schenkenessen!"</p><lb/> <p xml:id="ID_1615"> Eine Weile später beugte sie sich ganz zu ihm hinüber und flüsterte:</p><lb/> <p xml:id="ID_1616"> „Aber wenn ich recht sehe, so ist da noch etwas anderes, was Ihnen noch<lb/> besser schmecken soll, Herr Pastor."</p><lb/> <p xml:id="ID_1617"> „Frau Bischöfin meinen ...?"</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0378]
[Abbildung]
) Im Aampf gegen die Übermacht
Roman von Berne Tie
Berechtigte Übersetzung von Mathilde Mann (Fortsetzung.)
Das Eßzimmer lag auf der andern Seite der Diele. Zwei mächtige Tische
waren in der ganzen Länge des Saals mit schimmerndem Damast gedeckt und
mit blanken Kandelabern bestellt. Es währte eine unendliche Zeit, bis die ganze
zahlreiche Gesellschaft Platz genommen hatte i endlose Streitigkeiten an den Türen
und schließlich bei jedem Stuhl, wer dein Range nach vorangehen sollte, — erst
zwischen den Damen, dann dieselbe Komödie zwischen den Männern. Endlich saß
jeder auf seinein Platz, und unter tiefem Schweigen erschienen die Mädchen mit
mächtigen Bratenschüsseln aus der .Küche. Französischer Rotwein wurde in die
Gläser geschenkt, und Herr Willatz hieß seine Gäste an der Tafel will¬
kommen. Dann hieben Messer und Gabeln auf die Teller ein; leere
Schüsseln wurden hinausgetragen, gefüllte kamen wieder herein, geleerte
Flaschen wurden weggenommen, neue an ihre Stelle gesetzt. Und
allmählich erwachten die Unterhaltungen; man stieß mit seinen Nachbarn an,
trank seinem Visavis zu und endlich auch denen, die »veiter entfernt saßen,
indem man sie mit immer stärkerer Stimme anrief. Das Geplauder stieg und
breitete sich von den Nachbarn über den ganzen Tisch aus. Immer lauter wurden
die Namen gerufen, bald von dem einen Tisch, bald von dem andern. Herr
Willatz, der am oberen Ende der Tafel saß, führte mit Stentorstimme an. Gelächter
und Rufe kreuzten einander, es brauste von Gesprächen an den Tischen entlang,
und Gabeln und Messer hieben ein, während Schüsseln und Flaschen in nicht
endenwollendem Zug aus der Küche kamen und die Mädchen rotglühend in ihren
weißen Schürzen umherliefen.
Sören Römer sah und hörte das Ganze wie durch einen wallenden Nebel.
Er war jetzt so müde, daß er kaum mehr zu essen vermochte. Man hatte ihm
seinen Platz ganz oben neben der Bischöfin angewiesen und nun kämpfte er an¬
gestrengt, um sich wach zu halten und zu antworten, wenn er angeredet oder mit
erhobenem Glase angerufen wurde.
„Nun, ich denke, Madame Steenbuks Rippenbraten mundet Ihnen!" sagte
die Bischöfin freundlich. „Das ist doch etwas anderes als Schiffskost und Post¬
schenkenessen!"
Eine Weile später beugte sie sich ganz zu ihm hinüber und flüsterte:
„Aber wenn ich recht sehe, so ist da noch etwas anderes, was Ihnen noch
besser schmecken soll, Herr Pastor."
„Frau Bischöfin meinen ...?"
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