Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Erstes Vierteljahr.frcußcnbnch herauszugeben übernimmt oder unternimmt, der sollte doch so viel Sprachgefühl Aber das alles ist noch nicht das Schlimmste. Es kommt noch Schlimmeres. Julius Sturm, schließ nur (!) geschwind und öffnete die Thür den Chornl, den spielet er von meinen Jungen Kinderliebe da war erhört schließ mir geschwind und öffnete die Kirch' den Choral da spielet er von meinen Jungens Baterliebe dn würd erhört Freiligrath. Julius Mosen. Wilhelm Hauff, Körner, frcußcnbnch herauszugeben übernimmt oder unternimmt, der sollte doch so viel Sprachgefühl Aber das alles ist noch nicht das Schlimmste. Es kommt noch Schlimmeres. Julius Sturm, schließ nur (!) geschwind und öffnete die Thür den Chornl, den spielet er von meinen Jungen Kinderliebe da war erhört schließ mir geschwind und öffnete die Kirch' den Choral da spielet er von meinen Jungens Baterliebe dn würd erhört Freiligrath. Julius Mosen. Wilhelm Hauff, Körner, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0370" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/315367"/> <fw type="header" place="top"> frcußcnbnch</fw><lb/> <p xml:id="ID_1576" prev="#ID_1575"> herauszugeben übernimmt oder unternimmt, der sollte doch so viel Sprachgefühl<lb/> haben, daß er gegen solche Verwirrung gefeit wäre.</p><lb/> <p xml:id="ID_1577"> Aber das alles ist noch nicht das Schlimmste. Es kommt noch Schlimmeres.<lb/> Schon beim ersten flüchtigen Durchblättern des Buches erschienen mir einzelne<lb/> Stellen aus Gedichten, die ich gut im Kopfe zu haben glaubte, verdächtig; z. B.<lb/> aus dem schon erwähnten Gedichte von Julius Sturm, das ich zwar niemals aus¬<lb/> wendig gelernt habe, aber in meiner Schulzeit so oft habe „deklamieren" hören,<lb/> daß ich es noch heilte von der ersten bis zur letzten Zeile auswendig weiß.<lb/> In andern Gedichten, die ich nicht so genau im Kopfe hatte, fielen mir doch<lb/> einzelne Stellen auf, so daß ich mir sagte: so kann doch der Dichter unmöglich<lb/> geschrieben haben! Und da sich solche Stellen häuften, so machte ich mir<lb/> schließlich die kleine Mühe, einmal alle Gedichte von Arndt, Schenkendorf,<lb/> Uhland, Rückert, Körner, Wilhelm Hauff, Julius Mosen, Freiligrath und<lb/> Julius Sturm mit den Originalausgaben zu vergleichen. Von Seite zu Seite<lb/> wuchs dabei mein Erstaunen. Die meisten dieser Gedichte sind verballhornt, zum<lb/> Teil arg verballhornt. In folgendem will ich die Lesarten kurz gegenüberstellen.</p><lb/> <note type="bibl"> Julius Sturm,</note><lb/> <lg xml:id="POEMID_24" type="poem" next="#POEMID_25"> <l> schließ nur (!) geschwind<lb/> und öffnete die Thür<lb/> den Chornl, den spielet er<lb/> von meinen Jungen<lb/> Kinderliebe<lb/> da war erhört</l> </lg><lb/> <lg xml:id="POEMID_25" prev="#POEMID_24" type="poem"> <l> schließ mir geschwind<lb/> und öffnete die Kirch'<lb/> den Choral da spielet er<lb/> von meinen Jungens<lb/> Baterliebe<lb/> dn würd erhört</l> </lg><lb/> <note type="bibl"> Freiligrath.</note><lb/> <lg xml:id="POEMID_26" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <lg xml:id="POEMID_27" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <lg xml:id="POEMID_28" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <lg xml:id="POEMID_29" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <lg xml:id="POEMID_30" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <note type="bibl"> Julius Mosen.</note><lb/> <lg xml:id="POEMID_31" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <lg xml:id="POEMID_32" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <lg xml:id="POEMID_33" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <lg xml:id="POEMID_34" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <note type="bibl"> Wilhelm Hauff,</note><lb/> <lg xml:id="POEMID_35" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <lg xml:id="POEMID_36" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <note type="bibl"> Körner,</note><lb/> <lg xml:id="POEMID_37" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <lg xml:id="POEMID_38" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <lg xml:id="POEMID_39" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <lg xml:id="POEMID_40" type="poem"> <l/> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0370]
frcußcnbnch
herauszugeben übernimmt oder unternimmt, der sollte doch so viel Sprachgefühl
haben, daß er gegen solche Verwirrung gefeit wäre.
Aber das alles ist noch nicht das Schlimmste. Es kommt noch Schlimmeres.
Schon beim ersten flüchtigen Durchblättern des Buches erschienen mir einzelne
Stellen aus Gedichten, die ich gut im Kopfe zu haben glaubte, verdächtig; z. B.
aus dem schon erwähnten Gedichte von Julius Sturm, das ich zwar niemals aus¬
wendig gelernt habe, aber in meiner Schulzeit so oft habe „deklamieren" hören,
daß ich es noch heilte von der ersten bis zur letzten Zeile auswendig weiß.
In andern Gedichten, die ich nicht so genau im Kopfe hatte, fielen mir doch
einzelne Stellen auf, so daß ich mir sagte: so kann doch der Dichter unmöglich
geschrieben haben! Und da sich solche Stellen häuften, so machte ich mir
schließlich die kleine Mühe, einmal alle Gedichte von Arndt, Schenkendorf,
Uhland, Rückert, Körner, Wilhelm Hauff, Julius Mosen, Freiligrath und
Julius Sturm mit den Originalausgaben zu vergleichen. Von Seite zu Seite
wuchs dabei mein Erstaunen. Die meisten dieser Gedichte sind verballhornt, zum
Teil arg verballhornt. In folgendem will ich die Lesarten kurz gegenüberstellen.
Julius Sturm,
schließ nur (!) geschwind
und öffnete die Thür
den Chornl, den spielet er
von meinen Jungen
Kinderliebe
da war erhört
schließ mir geschwind
und öffnete die Kirch'
den Choral da spielet er
von meinen Jungens
Baterliebe
dn würd erhört
Freiligrath.
Julius Mosen.
Wilhelm Hauff,
Körner,
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