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Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Erstes Vierteljahr.

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sei und "ohne viele inconvenientzim nicht Wohl wieder redressiret" werden könne.
Dann heißt es weiter darin: "Weilen aber nicht zu zweifeln, daß die Trauring
gedachter Barbarin" mit dein v. Coeceji durch ein Katholischen Geistlichen heimlich
geschehen sein muß, und Ich fast vermuthe, daß solches durch den alten Pater
Torck oder einigen von seinen Geistlichen zu Berlin unternommen worden; So
will Ich, daß Ihr ersteren trafst Eures Amtes recht scharf zu Halse gehen und
5 la nAueur untersuchen sollet, ob gedachte Trauung von ihm geschehen, oder aber
wer solche sonst von seiner Geistlichkeit verrichtet hat. Wenn Ihr nun solches auf¬
gemachet haben werdet, so habet Ihr Mir Euren Bericht davon zu erstatten, weil
Ich intentioniret bin, denen Catholischen Geistlichen zu Berlin sodann nachdrücklich
declarieren zu lassen, daß derjenige unter ihnen, welcher sich zumahlen weiter
unterfangen wird ohne vorgängige approbation Leuthe heimlich zu trauen, sodann
davor auf das schärfste angesehen und auf seine Lebens Zeit nach einer Vestung
gebracht und bey Wasser und Brodt gehalten werden soll."

Aber auch in dieser Angelegenheit war der arme Uhden nicht glücklich. Es
konnte nur ermittelt werden, daß weder der Pater Torck, noch sonst ein katholischer
Geistlicher in Berlin die Trauung vollzogen habe. Auch der Geheime Rat
v. Cocceji selbst, den Uhden befragt hatte, nannte den Namen des Geistlichen nicht,
sondern erklärte nur, der Geistliche sei durch einen Eid gebunden, nichts auszu¬
sagen. Es wäre nun sehr einfach gewesen, den Punkt festzustellen; der .König
hätte ja nur, wie auch Uhden vorschlug, dem Geheimen Rate die Herausgabe der
Trauurkunde unter Androhung der Entlassung aus dein Staatsdienste anzubefehlen
brauchen. Wir wissen aber, daß der König keinen rücksichtslosen Schritt tun wollte;
er wollte den Sohn um des Vaters willen schonen. Auch der letzte Versuch, den
Namen des.Geistlichen herauszubekommen, scheint vergeblich gewesen zu sein. Der
König hatte nämlich Uhden befohlen, er erachte "vor der Hand am convenablesten zu
seyn, daß Ihr unter der Hand und mit einer guten Arts, allenfalls auch durch
dessen (gemeint ist Coccejis) zu der Zeit gehabten Domestüiuen solches zu erfahren
suchen sollet".

Die erfinderische List und Zähigkeit der beiden jungen Leute hatten triumphiert.
Der .König und seine Beamten mußten sich bescheiden und die Tatsache der Ehe¬
schließung anerkennen. Aber der Vater gab sich nicht zufrieden. Im Frühjahr 1752
richtete er abermals ein bewegliches Schreiben an seinen gnädigen König. ES lautete l

"Da ich nun die gewisse Nachricht habe erhalten, daß mein Sohn mit der
berüchtigten Barbarina sich wirklich außer Landes von einem catholischen Priester, ohne
Proklamation und Wider das Verbot seiner Eltern, folglich Wider die Landesgesetze
trauen lassen, so bin ich gezwungen, die von Ew. K. Maj. mir versicherte Assistenz
zu imploriren. Ew. Königl. Maj. geruhen selbst zu ermessen, daß da Ew. K. M. mich
zu denen hohen Ehrenämtern erhoben, mir nicht zu verdenken steht, wenn ich meine
durch Ew. K. Maj. fundirte Familie vor Schaden zu sichern suche. Wer vermag aber
solches zu hoffen, wenn die Barbarina des Grofz-Cantzlers Schwiegertochter heißt, und
welche Familie wird sich der Meinigen alliiren, wenn dieses lüderliche Weibsstück K !a
ente ist? Ich werfe mich also zu Ew. K. M. Füßen und bitte, mir zu erlauben: Daß
ich die Sache durch den Weg Rechtens (welches Ew. K. M. auch dem geringsten Unter¬
tanen nicht versagen) ausmachen darff. Wann aber Ew. K. M. ja besondere Ursachen
haben, meinem Gesuch hierüber nicht zu deferiren, so will ich mir wenigstens die
Gnade ausbitten, daß Ew. K. M. geruhen mögten, diese Leuthe an einen andern Ort
zu versetzen. Ich habe diesen Sohn alle Tage vor Augen, wann ich in den geheimbden
Rath gehe, und ohne Alteration kann ich ihn nicht ansehen. Ew. K. M. werden also
nicht zugeben, daß ich meine grauen Haare mit Hertzeleid in die Grube trage. Ew. K. M.
erbarme sich über den rechtmäßigen Schmertz eines betrübten Vaters, welcher sich lediglich
in Ew. Maj. Anne wirft."


sei und „ohne viele inconvenientzim nicht Wohl wieder redressiret" werden könne.
Dann heißt es weiter darin: „Weilen aber nicht zu zweifeln, daß die Trauring
gedachter Barbarin« mit dein v. Coeceji durch ein Katholischen Geistlichen heimlich
geschehen sein muß, und Ich fast vermuthe, daß solches durch den alten Pater
Torck oder einigen von seinen Geistlichen zu Berlin unternommen worden; So
will Ich, daß Ihr ersteren trafst Eures Amtes recht scharf zu Halse gehen und
5 la nAueur untersuchen sollet, ob gedachte Trauung von ihm geschehen, oder aber
wer solche sonst von seiner Geistlichkeit verrichtet hat. Wenn Ihr nun solches auf¬
gemachet haben werdet, so habet Ihr Mir Euren Bericht davon zu erstatten, weil
Ich intentioniret bin, denen Catholischen Geistlichen zu Berlin sodann nachdrücklich
declarieren zu lassen, daß derjenige unter ihnen, welcher sich zumahlen weiter
unterfangen wird ohne vorgängige approbation Leuthe heimlich zu trauen, sodann
davor auf das schärfste angesehen und auf seine Lebens Zeit nach einer Vestung
gebracht und bey Wasser und Brodt gehalten werden soll."

Aber auch in dieser Angelegenheit war der arme Uhden nicht glücklich. Es
konnte nur ermittelt werden, daß weder der Pater Torck, noch sonst ein katholischer
Geistlicher in Berlin die Trauung vollzogen habe. Auch der Geheime Rat
v. Cocceji selbst, den Uhden befragt hatte, nannte den Namen des Geistlichen nicht,
sondern erklärte nur, der Geistliche sei durch einen Eid gebunden, nichts auszu¬
sagen. Es wäre nun sehr einfach gewesen, den Punkt festzustellen; der .König
hätte ja nur, wie auch Uhden vorschlug, dem Geheimen Rate die Herausgabe der
Trauurkunde unter Androhung der Entlassung aus dein Staatsdienste anzubefehlen
brauchen. Wir wissen aber, daß der König keinen rücksichtslosen Schritt tun wollte;
er wollte den Sohn um des Vaters willen schonen. Auch der letzte Versuch, den
Namen des.Geistlichen herauszubekommen, scheint vergeblich gewesen zu sein. Der
König hatte nämlich Uhden befohlen, er erachte „vor der Hand am convenablesten zu
seyn, daß Ihr unter der Hand und mit einer guten Arts, allenfalls auch durch
dessen (gemeint ist Coccejis) zu der Zeit gehabten Domestüiuen solches zu erfahren
suchen sollet".

Die erfinderische List und Zähigkeit der beiden jungen Leute hatten triumphiert.
Der .König und seine Beamten mußten sich bescheiden und die Tatsache der Ehe¬
schließung anerkennen. Aber der Vater gab sich nicht zufrieden. Im Frühjahr 1752
richtete er abermals ein bewegliches Schreiben an seinen gnädigen König. ES lautete l

„Da ich nun die gewisse Nachricht habe erhalten, daß mein Sohn mit der
berüchtigten Barbarina sich wirklich außer Landes von einem catholischen Priester, ohne
Proklamation und Wider das Verbot seiner Eltern, folglich Wider die Landesgesetze
trauen lassen, so bin ich gezwungen, die von Ew. K. Maj. mir versicherte Assistenz
zu imploriren. Ew. Königl. Maj. geruhen selbst zu ermessen, daß da Ew. K. M. mich
zu denen hohen Ehrenämtern erhoben, mir nicht zu verdenken steht, wenn ich meine
durch Ew. K. Maj. fundirte Familie vor Schaden zu sichern suche. Wer vermag aber
solches zu hoffen, wenn die Barbarina des Grofz-Cantzlers Schwiegertochter heißt, und
welche Familie wird sich der Meinigen alliiren, wenn dieses lüderliche Weibsstück K !a
ente ist? Ich werfe mich also zu Ew. K. M. Füßen und bitte, mir zu erlauben: Daß
ich die Sache durch den Weg Rechtens (welches Ew. K. M. auch dem geringsten Unter¬
tanen nicht versagen) ausmachen darff. Wann aber Ew. K. M. ja besondere Ursachen
haben, meinem Gesuch hierüber nicht zu deferiren, so will ich mir wenigstens die
Gnade ausbitten, daß Ew. K. M. geruhen mögten, diese Leuthe an einen andern Ort
zu versetzen. Ich habe diesen Sohn alle Tage vor Augen, wann ich in den geheimbden
Rath gehe, und ohne Alteration kann ich ihn nicht ansehen. Ew. K. M. werden also
nicht zugeben, daß ich meine grauen Haare mit Hertzeleid in die Grube trage. Ew. K. M.
erbarme sich über den rechtmäßigen Schmertz eines betrübten Vaters, welcher sich lediglich
in Ew. Maj. Anne wirft."


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341891_314996/138>, abgerufen am 24.07.2024.