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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr.

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Von der Gstmarkenfahrt süddeutscher Parlamentarier
und Journalisten
n M. Reisten Reiseeindrücke vo1

PAe>s war mir vergönnt, an der siebentägigen "Ostmarkenfahrt süd¬
deutscher Parlamentarier und Journalisten" teilzunehmen, obgleich
ich weder das eine noch das andre bin noch zu werden gedenke.
Die Reise führte uns in der kurzen Zeit vom 23. bis 29. Mai 1909
I durch die beiden Ansiedlungsprovinzen Posen und Westpreußen,
von der märkischen Grenze bis ans Meer bei Danzig. Im eigentlichen An-
siedlungsgebiet waren wir nur vier oder fünf Tage, die allerdings so gut wie
möglich ausgenützt wurden und uns in verschiednen, möglichst weit auseinander
liegenden Bezirken einen Einblick in die Ansiedlungsarbeit gewinnen ließen.

Beteiligt waren bei der Fahrt von Abgeordneten des Reichstags die
Herren Buchsieb (Runkel an der Lahn, nationalliberal), Enders (Sonneberg,
freisinnig), Dr. Goller (Hof, freisinnig), Professor Hieber (Stuttgart, national¬
liberal), Roth (Leonberg, Württemberg, Bauernbund), Storz (Heidenheim,
Volkspartei), Vogt (Schwübisch-Hall, Bauernbund), Wölzl (München, national¬
liberal); ferner der Karlsruher Rechtsanwalt Frühauf (Mitglied der badischen
Kammer, freisinnig) und Landwirtschaftsinspektor Ströbel (Ulm).

Von Zeitungen waren vertreten: die Vadische Landeszeitung (Karlsruhe),
der Frankfurter Generalanzeiger, der Mannheimer Generalanzeiger, die Münchner
Neuesten Nachrichten, die Schlesische Morgenzeitung (Vreslau), der Schwäbische
Merkur (Stuttgart), die Deutsche Neichspost (Stuttgart), das Stuttgarter Neue
Tagblatt, das Württemberger Wochenblatt für die Landwirtschaft (Stuttgart).
Es waren also vom linken Flügel des Liberalismus bis zu den Konservativen
fast alle politischen Schattierungen in unserm Wanderlager vertreten.

Während der ganzen Dauer der Besichtigungen war sowohl unter den
Parlamentariern als unter den landwirtschaftlichen Sachverständigen als unter
den Herren von der Feder nur eine Stimme der Befriedigung über das, was wir
gesehen haben; und dieses Gefühl hielt offenbar auch bei jedem einzelnen vor, als
er nach den Festtagen -- das waren die Reisetage für deutsch-schlagende Herzen --
im stillen Kämmerlein mit sich über seine Eindrücke zu Rate ging. Auch bei
den gemeinsamen Beratungen in den Stäben der verschiednen Redaktionen drang
die von ihren Sendboten gewonnene gute Meinung überall siegreich durch.


Grenzboten IV 1Un9 8


Von der Gstmarkenfahrt süddeutscher Parlamentarier
und Journalisten
n M. Reisten Reiseeindrücke vo1

PAe>s war mir vergönnt, an der siebentägigen „Ostmarkenfahrt süd¬
deutscher Parlamentarier und Journalisten" teilzunehmen, obgleich
ich weder das eine noch das andre bin noch zu werden gedenke.
Die Reise führte uns in der kurzen Zeit vom 23. bis 29. Mai 1909
I durch die beiden Ansiedlungsprovinzen Posen und Westpreußen,
von der märkischen Grenze bis ans Meer bei Danzig. Im eigentlichen An-
siedlungsgebiet waren wir nur vier oder fünf Tage, die allerdings so gut wie
möglich ausgenützt wurden und uns in verschiednen, möglichst weit auseinander
liegenden Bezirken einen Einblick in die Ansiedlungsarbeit gewinnen ließen.

Beteiligt waren bei der Fahrt von Abgeordneten des Reichstags die
Herren Buchsieb (Runkel an der Lahn, nationalliberal), Enders (Sonneberg,
freisinnig), Dr. Goller (Hof, freisinnig), Professor Hieber (Stuttgart, national¬
liberal), Roth (Leonberg, Württemberg, Bauernbund), Storz (Heidenheim,
Volkspartei), Vogt (Schwübisch-Hall, Bauernbund), Wölzl (München, national¬
liberal); ferner der Karlsruher Rechtsanwalt Frühauf (Mitglied der badischen
Kammer, freisinnig) und Landwirtschaftsinspektor Ströbel (Ulm).

Von Zeitungen waren vertreten: die Vadische Landeszeitung (Karlsruhe),
der Frankfurter Generalanzeiger, der Mannheimer Generalanzeiger, die Münchner
Neuesten Nachrichten, die Schlesische Morgenzeitung (Vreslau), der Schwäbische
Merkur (Stuttgart), die Deutsche Neichspost (Stuttgart), das Stuttgarter Neue
Tagblatt, das Württemberger Wochenblatt für die Landwirtschaft (Stuttgart).
Es waren also vom linken Flügel des Liberalismus bis zu den Konservativen
fast alle politischen Schattierungen in unserm Wanderlager vertreten.

Während der ganzen Dauer der Besichtigungen war sowohl unter den
Parlamentariern als unter den landwirtschaftlichen Sachverständigen als unter
den Herren von der Feder nur eine Stimme der Befriedigung über das, was wir
gesehen haben; und dieses Gefühl hielt offenbar auch bei jedem einzelnen vor, als
er nach den Festtagen — das waren die Reisetage für deutsch-schlagende Herzen —
im stillen Kämmerlein mit sich über seine Eindrücke zu Rate ging. Auch bei
den gemeinsamen Beratungen in den Stäben der verschiednen Redaktionen drang
die von ihren Sendboten gewonnene gute Meinung überall siegreich durch.


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[0065] [Abbildung] Von der Gstmarkenfahrt süddeutscher Parlamentarier und Journalisten n M. Reisten Reiseeindrücke vo1 PAe>s war mir vergönnt, an der siebentägigen „Ostmarkenfahrt süd¬ deutscher Parlamentarier und Journalisten" teilzunehmen, obgleich ich weder das eine noch das andre bin noch zu werden gedenke. Die Reise führte uns in der kurzen Zeit vom 23. bis 29. Mai 1909 I durch die beiden Ansiedlungsprovinzen Posen und Westpreußen, von der märkischen Grenze bis ans Meer bei Danzig. Im eigentlichen An- siedlungsgebiet waren wir nur vier oder fünf Tage, die allerdings so gut wie möglich ausgenützt wurden und uns in verschiednen, möglichst weit auseinander liegenden Bezirken einen Einblick in die Ansiedlungsarbeit gewinnen ließen. Beteiligt waren bei der Fahrt von Abgeordneten des Reichstags die Herren Buchsieb (Runkel an der Lahn, nationalliberal), Enders (Sonneberg, freisinnig), Dr. Goller (Hof, freisinnig), Professor Hieber (Stuttgart, national¬ liberal), Roth (Leonberg, Württemberg, Bauernbund), Storz (Heidenheim, Volkspartei), Vogt (Schwübisch-Hall, Bauernbund), Wölzl (München, national¬ liberal); ferner der Karlsruher Rechtsanwalt Frühauf (Mitglied der badischen Kammer, freisinnig) und Landwirtschaftsinspektor Ströbel (Ulm). Von Zeitungen waren vertreten: die Vadische Landeszeitung (Karlsruhe), der Frankfurter Generalanzeiger, der Mannheimer Generalanzeiger, die Münchner Neuesten Nachrichten, die Schlesische Morgenzeitung (Vreslau), der Schwäbische Merkur (Stuttgart), die Deutsche Neichspost (Stuttgart), das Stuttgarter Neue Tagblatt, das Württemberger Wochenblatt für die Landwirtschaft (Stuttgart). Es waren also vom linken Flügel des Liberalismus bis zu den Konservativen fast alle politischen Schattierungen in unserm Wanderlager vertreten. Während der ganzen Dauer der Besichtigungen war sowohl unter den Parlamentariern als unter den landwirtschaftlichen Sachverständigen als unter den Herren von der Feder nur eine Stimme der Befriedigung über das, was wir gesehen haben; und dieses Gefühl hielt offenbar auch bei jedem einzelnen vor, als er nach den Festtagen — das waren die Reisetage für deutsch-schlagende Herzen — im stillen Kämmerlein mit sich über seine Eindrücke zu Rate ging. Auch bei den gemeinsamen Beratungen in den Stäben der verschiednen Redaktionen drang die von ihren Sendboten gewonnene gute Meinung überall siegreich durch. Grenzboten IV 1Un9 8

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_314346/65>, abgerufen am 24.07.2024.