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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

von der Zeit des preußischen Verfassungskonflikts bis zum Tode Eugen Richters
"unentwegt" bewahrt hatte. /

Nur einiger Fragen und Ereignisse sei kurz gedacht, die in diesem Rahmen
erwähnt werden müssen. Der mecklenburgische Landtag ist geschlossen worden,
nachdem der Versuch zur Einführung einer modernen Verfassung wiederum ge¬
scheitert ist. Das wird auch im Reichstag Anlaß zu einer Verhandlung geben,
da eine Jnterpellation eingebracht worden ist. In Oberschlesien wird die Straf¬
versetzung einiger Lehrer in Kattowitz, die bei Kommunalwahlen für polnische
Kandidaten gestimmt haben, als Anlaß benutzt, um einen neuen Vorstoß gegen die
preußische Polenpolitik womöglich auch im Reichstag in Szene zu setzen. Dieser
Tage ist auch der frühere Kultusminister Holle nach langem Leiden gestorben.
?atrias inssrvisncio oonsumxtus! hieß es treffend in seinem Nachruf. Es ist
um so mehr Ehrenpflicht, seiner zu gedenken, als das Schicksal es gefügt hat, daß
die Verhältnisse in dem Amte, dem er seine letzte Lebenskraft geopfert hat, kaum
Gelegenheit geben, den Verdiensten dieses hochbegabten Beamten ganz gerecht zu
werden. / ,

Unter den Toten der letzten Woche steht obenan König Leopold der Zweite
von Belgien. Es ist nicht nötig, hier zu wiederholen, was in allen Tagesblättern
reichlich und überreichlich erörtert worden ist. Ob es wahr ist, was von ihm
gesagt wird, daß er an der Spitze eines großen Staats ein wahrhaft großer Regent
gewesen wäre? Das scheint doch Wohl etwas z" viel gesagt zu sein. Der Sohn
des vielgewandten ersten Belgierkönigs, von mütterlicher Seite der Enkel Louis
Philipps, vereinigte allerdings in wunderbar charakteristischer Weise die eigentümlichen
Eigenschaften der Koburger und der Orleans. Diese Mischung bedeutet die
Potenzierung einer Reihe von Eigenschaften, die zwar nicht einen großen, wohl
aber einen bedeutenden und erfolgreichen Herrscher ausmachen, und andern, menschlich
höchst unsympathischen Charakterzügen. Ein außerordentlich anpassungsfähiger und
wandluiigsfähiger Sinn für das Wesentliche, durchdringende Klugheit, skrupelloser
Geschäftssinn, starke Willenskraft, ein gewisser Zynismus und kalte Menschen¬
verachtung scheinen die Hauptzüge dieses Charakterbildes zu sein. Das ist alles
nicht geeignet, für diesen Herrscher zu erwärmen, und doch nötigt das Lebenswerk
dieser scharfumrissenen Persönlichkeit von nicht gewöhnlicher Bedeutung den Beobachter
zur Bewunderung. Einen Platz im Herzen seines Volkes wird dieser König schwerlich
behalten, in der Geschichte hat er sich seinen Platz erobert.




Das Schicksal der Dresdner Gemäldegalerie.

Geschäftige Zeitungen
haben schon die Nachricht verbreitet, der hochverdiente Direktor der Dresdner
Gemäldegalerie, Karl Woermann, wolle sich demnächst von seiner langjährigen
Wirksamkeit zurückziehen. Zuerst schien es, als seien geflissentliche Umtriebe un¬
geduldiger Streber dabei im Spiel, die es nicht erwarten können, sich selber auf
den Schauplatz zu drängen. Doch Eingeweihte durften schon der traurigen Bot¬
schaft glauben, daß die Aussichtslosigkeit aller Vorschläge zur Erweiterung der
Galerieräume und zur Umgestaltung des Ganzen, das mittlerweile hinter andern
Museen zurückgeblieben war, auch diesen großdenkenden Mann veranlassen werde,
das Amt niederzulegen, dem er die Erträgnisse seines arbeitsreichen Lebens und
seine besten Kräfte gewidmet hat. Was? bei uns im Königreich Sachsen keine
Zuversicht mehr auf Durchführung zeitgemäßer Fortschritte? Das käme doch wohl
nur durch die gegenwärtige Finanzlage, hei der man die Gemäldesammlung und
andre Kunstangelegenheiten des Landes am ehesten ungestraft zurückschieben zu dürfen
wähnt. Aber der Zustand dauert schon zu lange, um ihn vorübergehenden Schwierig¬
keiten beizumessen. Es muß, also der Mangel an Verständnis für den unberechen¬
baren Bildungswert dieser Kunstschätze sein, die nur,im.modernen Sinne frei gemacht
und ausgebreitet zu werden brauchten, um endlich dem ganzen Lande als Quelle


Maßgebliches und Unmaßgebliches

von der Zeit des preußischen Verfassungskonflikts bis zum Tode Eugen Richters
„unentwegt" bewahrt hatte. /

Nur einiger Fragen und Ereignisse sei kurz gedacht, die in diesem Rahmen
erwähnt werden müssen. Der mecklenburgische Landtag ist geschlossen worden,
nachdem der Versuch zur Einführung einer modernen Verfassung wiederum ge¬
scheitert ist. Das wird auch im Reichstag Anlaß zu einer Verhandlung geben,
da eine Jnterpellation eingebracht worden ist. In Oberschlesien wird die Straf¬
versetzung einiger Lehrer in Kattowitz, die bei Kommunalwahlen für polnische
Kandidaten gestimmt haben, als Anlaß benutzt, um einen neuen Vorstoß gegen die
preußische Polenpolitik womöglich auch im Reichstag in Szene zu setzen. Dieser
Tage ist auch der frühere Kultusminister Holle nach langem Leiden gestorben.
?atrias inssrvisncio oonsumxtus! hieß es treffend in seinem Nachruf. Es ist
um so mehr Ehrenpflicht, seiner zu gedenken, als das Schicksal es gefügt hat, daß
die Verhältnisse in dem Amte, dem er seine letzte Lebenskraft geopfert hat, kaum
Gelegenheit geben, den Verdiensten dieses hochbegabten Beamten ganz gerecht zu
werden. / ,

Unter den Toten der letzten Woche steht obenan König Leopold der Zweite
von Belgien. Es ist nicht nötig, hier zu wiederholen, was in allen Tagesblättern
reichlich und überreichlich erörtert worden ist. Ob es wahr ist, was von ihm
gesagt wird, daß er an der Spitze eines großen Staats ein wahrhaft großer Regent
gewesen wäre? Das scheint doch Wohl etwas z» viel gesagt zu sein. Der Sohn
des vielgewandten ersten Belgierkönigs, von mütterlicher Seite der Enkel Louis
Philipps, vereinigte allerdings in wunderbar charakteristischer Weise die eigentümlichen
Eigenschaften der Koburger und der Orleans. Diese Mischung bedeutet die
Potenzierung einer Reihe von Eigenschaften, die zwar nicht einen großen, wohl
aber einen bedeutenden und erfolgreichen Herrscher ausmachen, und andern, menschlich
höchst unsympathischen Charakterzügen. Ein außerordentlich anpassungsfähiger und
wandluiigsfähiger Sinn für das Wesentliche, durchdringende Klugheit, skrupelloser
Geschäftssinn, starke Willenskraft, ein gewisser Zynismus und kalte Menschen¬
verachtung scheinen die Hauptzüge dieses Charakterbildes zu sein. Das ist alles
nicht geeignet, für diesen Herrscher zu erwärmen, und doch nötigt das Lebenswerk
dieser scharfumrissenen Persönlichkeit von nicht gewöhnlicher Bedeutung den Beobachter
zur Bewunderung. Einen Platz im Herzen seines Volkes wird dieser König schwerlich
behalten, in der Geschichte hat er sich seinen Platz erobert.




Das Schicksal der Dresdner Gemäldegalerie.

Geschäftige Zeitungen
haben schon die Nachricht verbreitet, der hochverdiente Direktor der Dresdner
Gemäldegalerie, Karl Woermann, wolle sich demnächst von seiner langjährigen
Wirksamkeit zurückziehen. Zuerst schien es, als seien geflissentliche Umtriebe un¬
geduldiger Streber dabei im Spiel, die es nicht erwarten können, sich selber auf
den Schauplatz zu drängen. Doch Eingeweihte durften schon der traurigen Bot¬
schaft glauben, daß die Aussichtslosigkeit aller Vorschläge zur Erweiterung der
Galerieräume und zur Umgestaltung des Ganzen, das mittlerweile hinter andern
Museen zurückgeblieben war, auch diesen großdenkenden Mann veranlassen werde,
das Amt niederzulegen, dem er die Erträgnisse seines arbeitsreichen Lebens und
seine besten Kräfte gewidmet hat. Was? bei uns im Königreich Sachsen keine
Zuversicht mehr auf Durchführung zeitgemäßer Fortschritte? Das käme doch wohl
nur durch die gegenwärtige Finanzlage, hei der man die Gemäldesammlung und
andre Kunstangelegenheiten des Landes am ehesten ungestraft zurückschieben zu dürfen
wähnt. Aber der Zustand dauert schon zu lange, um ihn vorübergehenden Schwierig¬
keiten beizumessen. Es muß, also der Mangel an Verständnis für den unberechen¬
baren Bildungswert dieser Kunstschätze sein, die nur,im.modernen Sinne frei gemacht
und ausgebreitet zu werden brauchten, um endlich dem ganzen Lande als Quelle


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[0632] Maßgebliches und Unmaßgebliches von der Zeit des preußischen Verfassungskonflikts bis zum Tode Eugen Richters „unentwegt" bewahrt hatte. / Nur einiger Fragen und Ereignisse sei kurz gedacht, die in diesem Rahmen erwähnt werden müssen. Der mecklenburgische Landtag ist geschlossen worden, nachdem der Versuch zur Einführung einer modernen Verfassung wiederum ge¬ scheitert ist. Das wird auch im Reichstag Anlaß zu einer Verhandlung geben, da eine Jnterpellation eingebracht worden ist. In Oberschlesien wird die Straf¬ versetzung einiger Lehrer in Kattowitz, die bei Kommunalwahlen für polnische Kandidaten gestimmt haben, als Anlaß benutzt, um einen neuen Vorstoß gegen die preußische Polenpolitik womöglich auch im Reichstag in Szene zu setzen. Dieser Tage ist auch der frühere Kultusminister Holle nach langem Leiden gestorben. ?atrias inssrvisncio oonsumxtus! hieß es treffend in seinem Nachruf. Es ist um so mehr Ehrenpflicht, seiner zu gedenken, als das Schicksal es gefügt hat, daß die Verhältnisse in dem Amte, dem er seine letzte Lebenskraft geopfert hat, kaum Gelegenheit geben, den Verdiensten dieses hochbegabten Beamten ganz gerecht zu werden. / , Unter den Toten der letzten Woche steht obenan König Leopold der Zweite von Belgien. Es ist nicht nötig, hier zu wiederholen, was in allen Tagesblättern reichlich und überreichlich erörtert worden ist. Ob es wahr ist, was von ihm gesagt wird, daß er an der Spitze eines großen Staats ein wahrhaft großer Regent gewesen wäre? Das scheint doch Wohl etwas z» viel gesagt zu sein. Der Sohn des vielgewandten ersten Belgierkönigs, von mütterlicher Seite der Enkel Louis Philipps, vereinigte allerdings in wunderbar charakteristischer Weise die eigentümlichen Eigenschaften der Koburger und der Orleans. Diese Mischung bedeutet die Potenzierung einer Reihe von Eigenschaften, die zwar nicht einen großen, wohl aber einen bedeutenden und erfolgreichen Herrscher ausmachen, und andern, menschlich höchst unsympathischen Charakterzügen. Ein außerordentlich anpassungsfähiger und wandluiigsfähiger Sinn für das Wesentliche, durchdringende Klugheit, skrupelloser Geschäftssinn, starke Willenskraft, ein gewisser Zynismus und kalte Menschen¬ verachtung scheinen die Hauptzüge dieses Charakterbildes zu sein. Das ist alles nicht geeignet, für diesen Herrscher zu erwärmen, und doch nötigt das Lebenswerk dieser scharfumrissenen Persönlichkeit von nicht gewöhnlicher Bedeutung den Beobachter zur Bewunderung. Einen Platz im Herzen seines Volkes wird dieser König schwerlich behalten, in der Geschichte hat er sich seinen Platz erobert. Das Schicksal der Dresdner Gemäldegalerie. Geschäftige Zeitungen haben schon die Nachricht verbreitet, der hochverdiente Direktor der Dresdner Gemäldegalerie, Karl Woermann, wolle sich demnächst von seiner langjährigen Wirksamkeit zurückziehen. Zuerst schien es, als seien geflissentliche Umtriebe un¬ geduldiger Streber dabei im Spiel, die es nicht erwarten können, sich selber auf den Schauplatz zu drängen. Doch Eingeweihte durften schon der traurigen Bot¬ schaft glauben, daß die Aussichtslosigkeit aller Vorschläge zur Erweiterung der Galerieräume und zur Umgestaltung des Ganzen, das mittlerweile hinter andern Museen zurückgeblieben war, auch diesen großdenkenden Mann veranlassen werde, das Amt niederzulegen, dem er die Erträgnisse seines arbeitsreichen Lebens und seine besten Kräfte gewidmet hat. Was? bei uns im Königreich Sachsen keine Zuversicht mehr auf Durchführung zeitgemäßer Fortschritte? Das käme doch wohl nur durch die gegenwärtige Finanzlage, hei der man die Gemäldesammlung und andre Kunstangelegenheiten des Landes am ehesten ungestraft zurückschieben zu dürfen wähnt. Aber der Zustand dauert schon zu lange, um ihn vorübergehenden Schwierig¬ keiten beizumessen. Es muß, also der Mangel an Verständnis für den unberechen¬ baren Bildungswert dieser Kunstschätze sein, die nur,im.modernen Sinne frei gemacht und ausgebreitet zu werden brauchten, um endlich dem ganzen Lande als Quelle

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_314346/632>, abgerufen am 23.06.2024.