Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
In lNolmerschwende und Schiel"

Schmerz über den Verlust eines Briefes, den seine Tochter ihm geschrieben habe,
als er in Halberstadt krank gelegen; jetzt kam er wieder auf sein Leben in Däne¬
mark und Schleswig. Dann führten uns die Harzsagen, nach denen er sich in
der Schenke zu Molmerschwende erkundigt hatte, auf die Märchen und Sagen
des Nordens; und da schien der Alte erst vollkommen zu erwachen. Ununter¬
brochen strömten ihm die Worte von den Lippen, mit staunenswerter Anschaulich¬
keit erzählte er, ohne zu ermüden. Sage auf Sage; die von Öhlenschläger als
Dramen und Epen behandelten Stoffe seiner Heimat: Hrolf Kraki, Helge, Hakon
Jarl, Palnatoke, Starkodder, alle waren ihm in Fleisch und Blut übergegangen,
er lebte in ihnen wie in seinem eigentlichen Element, er war von ihnen erfüllt
und durchgeistigt. Niemals vorher und nachher habe ich mit solcher Natürlich¬
keit, in so echtem Märchen- und Sagentön, mit so hinreißenden Flusse erzählen
gehört. Ich war entzückt. Ich tat Jens Petersen den Vorschlag, wir wollten
den schönen Sommerabend zusammen verleben und uns erst am andern Morgen
trennen. Mit Freuden ging er darauf ein; ich bat iha, mir die Sorge für unsre
Unterkunft und Verpflegung zu überlassen, auch damit erklärte er sich, wenn auch
etwas verlegen und gedrückt, einverstanden.

Das Wirtshaus im Dorfe Schielo hatte zwar nur ein einziges Gastzimmer, aber
doch zwei saubere Betten; erstaunt genug waren freilich unsre Wirte, ein stämmiges
Ehepaar, als ich ihnen erklärte, mit dem anscheinenden Bummler und Vagabunden
das Zimmer teilen und die gemeinsame Zeche bezahlen zu wollen. Nachdem wir
ein bescheidnes, aber kräftiges und reichliches Abendbrot miteinander genossen hatten,
gingen wir wieder ins Freie.

Wir bogen von der Dorfstraße ab und erstiegen einen einsamen Hügel. Nach
einem glühend heißen Tage neigte sich die Sonne zum Untergang. Die Höhe
des Hügels und sein gegen Abend sanft abfallender Hang war mit mächtigen,
frischaufgetürmten Heuhaufen belegt, deren Würzgeruch die stille Abendluft lieblich
durchduftete. Wir ließen uns nieder, lehnten uns in die weichen Halme zurück
und blickten schweigend hinaus, über die dunkelblauen Wogen der waldigen Berg¬
züge, in die Glut der sinkenden Gottheit; wolkenlos spannte der weite Himmel
sich ans, nur gegen Mitternacht reckte sich, auf breitem Fuße ruhend, eine herrlich
geformte Kumnlusmasse riesenhaft empor. Vom Waldrand her ertönte das seelen¬
volle Lied einer Drossel, mischte sich mit dem vielstimmigen Gesang der Grillen
und vollendete die Weihe dieser Feierabendstille.

Jens Petersen neben mir schien ganz versunken in ihren Zauber. Beim
Abendessen hatte er mir von seiner dürftigen Jugend erzählt, die Einzelheiten
davon aber sind mir entfallen. Das Merkwürdigste dieses merkwürdigen Mannes
blieb mir seine beispiellose Erzählergabe; ich hatte ihm das auch offen gestanden,
und mit jener kindlichen Bescheidenheit, die alle seine Äußerungen begleitete, hatte
er erwidert: Was Sie wunderbar nennen, lieber Herr, ist doch ganz natürlich
gekommen, denn schon im frühesten Knabenalter habe ich immer am liebsten Märchen
erzählt, und was man so von klein auf unablässig übt, das lernt man ja wohl. --
Man lernt es wohl, hatte ich darauf entgegnet, aber nur, wenn diese dauernde
Übung sich mit einer bedeutenden angebornen Begabung verbindet.

Jetzt schien mir der rechte Augenblick gekommen, um den Alten nochmals
zum Erzählen zu bringen. Ohne meine ruhende Lage zu verändern, unterbrach
ich unser langes Schweigen, indem ich gerade vor mich hin sagte: Sie haben mir
heute schon so viel Schönes erzählt aus dem Sagenschatze Ihrer Heimat. Nun
hörte ich gerade von Ihnen so gern noch eine Sage. -- Der Alte richtete sich mit
dem Oberkörper in die Höhe, stützte die Rechte in das weiche Heu, sah mich an
und fragte gespannt: Welche sollte das wohl sein? Ich weiß nicht, fuhr ich


In lNolmerschwende und Schiel»

Schmerz über den Verlust eines Briefes, den seine Tochter ihm geschrieben habe,
als er in Halberstadt krank gelegen; jetzt kam er wieder auf sein Leben in Däne¬
mark und Schleswig. Dann führten uns die Harzsagen, nach denen er sich in
der Schenke zu Molmerschwende erkundigt hatte, auf die Märchen und Sagen
des Nordens; und da schien der Alte erst vollkommen zu erwachen. Ununter¬
brochen strömten ihm die Worte von den Lippen, mit staunenswerter Anschaulich¬
keit erzählte er, ohne zu ermüden. Sage auf Sage; die von Öhlenschläger als
Dramen und Epen behandelten Stoffe seiner Heimat: Hrolf Kraki, Helge, Hakon
Jarl, Palnatoke, Starkodder, alle waren ihm in Fleisch und Blut übergegangen,
er lebte in ihnen wie in seinem eigentlichen Element, er war von ihnen erfüllt
und durchgeistigt. Niemals vorher und nachher habe ich mit solcher Natürlich¬
keit, in so echtem Märchen- und Sagentön, mit so hinreißenden Flusse erzählen
gehört. Ich war entzückt. Ich tat Jens Petersen den Vorschlag, wir wollten
den schönen Sommerabend zusammen verleben und uns erst am andern Morgen
trennen. Mit Freuden ging er darauf ein; ich bat iha, mir die Sorge für unsre
Unterkunft und Verpflegung zu überlassen, auch damit erklärte er sich, wenn auch
etwas verlegen und gedrückt, einverstanden.

Das Wirtshaus im Dorfe Schielo hatte zwar nur ein einziges Gastzimmer, aber
doch zwei saubere Betten; erstaunt genug waren freilich unsre Wirte, ein stämmiges
Ehepaar, als ich ihnen erklärte, mit dem anscheinenden Bummler und Vagabunden
das Zimmer teilen und die gemeinsame Zeche bezahlen zu wollen. Nachdem wir
ein bescheidnes, aber kräftiges und reichliches Abendbrot miteinander genossen hatten,
gingen wir wieder ins Freie.

Wir bogen von der Dorfstraße ab und erstiegen einen einsamen Hügel. Nach
einem glühend heißen Tage neigte sich die Sonne zum Untergang. Die Höhe
des Hügels und sein gegen Abend sanft abfallender Hang war mit mächtigen,
frischaufgetürmten Heuhaufen belegt, deren Würzgeruch die stille Abendluft lieblich
durchduftete. Wir ließen uns nieder, lehnten uns in die weichen Halme zurück
und blickten schweigend hinaus, über die dunkelblauen Wogen der waldigen Berg¬
züge, in die Glut der sinkenden Gottheit; wolkenlos spannte der weite Himmel
sich ans, nur gegen Mitternacht reckte sich, auf breitem Fuße ruhend, eine herrlich
geformte Kumnlusmasse riesenhaft empor. Vom Waldrand her ertönte das seelen¬
volle Lied einer Drossel, mischte sich mit dem vielstimmigen Gesang der Grillen
und vollendete die Weihe dieser Feierabendstille.

Jens Petersen neben mir schien ganz versunken in ihren Zauber. Beim
Abendessen hatte er mir von seiner dürftigen Jugend erzählt, die Einzelheiten
davon aber sind mir entfallen. Das Merkwürdigste dieses merkwürdigen Mannes
blieb mir seine beispiellose Erzählergabe; ich hatte ihm das auch offen gestanden,
und mit jener kindlichen Bescheidenheit, die alle seine Äußerungen begleitete, hatte
er erwidert: Was Sie wunderbar nennen, lieber Herr, ist doch ganz natürlich
gekommen, denn schon im frühesten Knabenalter habe ich immer am liebsten Märchen
erzählt, und was man so von klein auf unablässig übt, das lernt man ja wohl. —
Man lernt es wohl, hatte ich darauf entgegnet, aber nur, wenn diese dauernde
Übung sich mit einer bedeutenden angebornen Begabung verbindet.

Jetzt schien mir der rechte Augenblick gekommen, um den Alten nochmals
zum Erzählen zu bringen. Ohne meine ruhende Lage zu verändern, unterbrach
ich unser langes Schweigen, indem ich gerade vor mich hin sagte: Sie haben mir
heute schon so viel Schönes erzählt aus dem Sagenschatze Ihrer Heimat. Nun
hörte ich gerade von Ihnen so gern noch eine Sage. — Der Alte richtete sich mit
dem Oberkörper in die Höhe, stützte die Rechte in das weiche Heu, sah mich an
und fragte gespannt: Welche sollte das wohl sein? Ich weiß nicht, fuhr ich


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0625" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/314972"/>
          <fw type="header" place="top"> In lNolmerschwende und Schiel»</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_2715" prev="#ID_2714"> Schmerz über den Verlust eines Briefes, den seine Tochter ihm geschrieben habe,<lb/>
als er in Halberstadt krank gelegen; jetzt kam er wieder auf sein Leben in Däne¬<lb/>
mark und Schleswig. Dann führten uns die Harzsagen, nach denen er sich in<lb/>
der Schenke zu Molmerschwende erkundigt hatte, auf die Märchen und Sagen<lb/>
des Nordens; und da schien der Alte erst vollkommen zu erwachen. Ununter¬<lb/>
brochen strömten ihm die Worte von den Lippen, mit staunenswerter Anschaulich¬<lb/>
keit erzählte er, ohne zu ermüden. Sage auf Sage; die von Öhlenschläger als<lb/>
Dramen und Epen behandelten Stoffe seiner Heimat: Hrolf Kraki, Helge, Hakon<lb/>
Jarl, Palnatoke, Starkodder, alle waren ihm in Fleisch und Blut übergegangen,<lb/>
er lebte in ihnen wie in seinem eigentlichen Element, er war von ihnen erfüllt<lb/>
und durchgeistigt. Niemals vorher und nachher habe ich mit solcher Natürlich¬<lb/>
keit, in so echtem Märchen- und Sagentön, mit so hinreißenden Flusse erzählen<lb/>
gehört. Ich war entzückt. Ich tat Jens Petersen den Vorschlag, wir wollten<lb/>
den schönen Sommerabend zusammen verleben und uns erst am andern Morgen<lb/>
trennen. Mit Freuden ging er darauf ein; ich bat iha, mir die Sorge für unsre<lb/>
Unterkunft und Verpflegung zu überlassen, auch damit erklärte er sich, wenn auch<lb/>
etwas verlegen und gedrückt, einverstanden.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2716"> Das Wirtshaus im Dorfe Schielo hatte zwar nur ein einziges Gastzimmer, aber<lb/>
doch zwei saubere Betten; erstaunt genug waren freilich unsre Wirte, ein stämmiges<lb/>
Ehepaar, als ich ihnen erklärte, mit dem anscheinenden Bummler und Vagabunden<lb/>
das Zimmer teilen und die gemeinsame Zeche bezahlen zu wollen. Nachdem wir<lb/>
ein bescheidnes, aber kräftiges und reichliches Abendbrot miteinander genossen hatten,<lb/>
gingen wir wieder ins Freie.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2717"> Wir bogen von der Dorfstraße ab und erstiegen einen einsamen Hügel. Nach<lb/>
einem glühend heißen Tage neigte sich die Sonne zum Untergang. Die Höhe<lb/>
des Hügels und sein gegen Abend sanft abfallender Hang war mit mächtigen,<lb/>
frischaufgetürmten Heuhaufen belegt, deren Würzgeruch die stille Abendluft lieblich<lb/>
durchduftete. Wir ließen uns nieder, lehnten uns in die weichen Halme zurück<lb/>
und blickten schweigend hinaus, über die dunkelblauen Wogen der waldigen Berg¬<lb/>
züge, in die Glut der sinkenden Gottheit; wolkenlos spannte der weite Himmel<lb/>
sich ans, nur gegen Mitternacht reckte sich, auf breitem Fuße ruhend, eine herrlich<lb/>
geformte Kumnlusmasse riesenhaft empor. Vom Waldrand her ertönte das seelen¬<lb/>
volle Lied einer Drossel, mischte sich mit dem vielstimmigen Gesang der Grillen<lb/>
und vollendete die Weihe dieser Feierabendstille.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2718"> Jens Petersen neben mir schien ganz versunken in ihren Zauber. Beim<lb/>
Abendessen hatte er mir von seiner dürftigen Jugend erzählt, die Einzelheiten<lb/>
davon aber sind mir entfallen. Das Merkwürdigste dieses merkwürdigen Mannes<lb/>
blieb mir seine beispiellose Erzählergabe; ich hatte ihm das auch offen gestanden,<lb/>
und mit jener kindlichen Bescheidenheit, die alle seine Äußerungen begleitete, hatte<lb/>
er erwidert: Was Sie wunderbar nennen, lieber Herr, ist doch ganz natürlich<lb/>
gekommen, denn schon im frühesten Knabenalter habe ich immer am liebsten Märchen<lb/>
erzählt, und was man so von klein auf unablässig übt, das lernt man ja wohl. &#x2014;<lb/>
Man lernt es wohl, hatte ich darauf entgegnet, aber nur, wenn diese dauernde<lb/>
Übung sich mit einer bedeutenden angebornen Begabung verbindet.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2719" next="#ID_2720"> Jetzt schien mir der rechte Augenblick gekommen, um den Alten nochmals<lb/>
zum Erzählen zu bringen. Ohne meine ruhende Lage zu verändern, unterbrach<lb/>
ich unser langes Schweigen, indem ich gerade vor mich hin sagte: Sie haben mir<lb/>
heute schon so viel Schönes erzählt aus dem Sagenschatze Ihrer Heimat. Nun<lb/>
hörte ich gerade von Ihnen so gern noch eine Sage. &#x2014; Der Alte richtete sich mit<lb/>
dem Oberkörper in die Höhe, stützte die Rechte in das weiche Heu, sah mich an<lb/>
und fragte gespannt: Welche sollte das wohl sein?   Ich weiß nicht, fuhr ich</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0625] In lNolmerschwende und Schiel» Schmerz über den Verlust eines Briefes, den seine Tochter ihm geschrieben habe, als er in Halberstadt krank gelegen; jetzt kam er wieder auf sein Leben in Däne¬ mark und Schleswig. Dann führten uns die Harzsagen, nach denen er sich in der Schenke zu Molmerschwende erkundigt hatte, auf die Märchen und Sagen des Nordens; und da schien der Alte erst vollkommen zu erwachen. Ununter¬ brochen strömten ihm die Worte von den Lippen, mit staunenswerter Anschaulich¬ keit erzählte er, ohne zu ermüden. Sage auf Sage; die von Öhlenschläger als Dramen und Epen behandelten Stoffe seiner Heimat: Hrolf Kraki, Helge, Hakon Jarl, Palnatoke, Starkodder, alle waren ihm in Fleisch und Blut übergegangen, er lebte in ihnen wie in seinem eigentlichen Element, er war von ihnen erfüllt und durchgeistigt. Niemals vorher und nachher habe ich mit solcher Natürlich¬ keit, in so echtem Märchen- und Sagentön, mit so hinreißenden Flusse erzählen gehört. Ich war entzückt. Ich tat Jens Petersen den Vorschlag, wir wollten den schönen Sommerabend zusammen verleben und uns erst am andern Morgen trennen. Mit Freuden ging er darauf ein; ich bat iha, mir die Sorge für unsre Unterkunft und Verpflegung zu überlassen, auch damit erklärte er sich, wenn auch etwas verlegen und gedrückt, einverstanden. Das Wirtshaus im Dorfe Schielo hatte zwar nur ein einziges Gastzimmer, aber doch zwei saubere Betten; erstaunt genug waren freilich unsre Wirte, ein stämmiges Ehepaar, als ich ihnen erklärte, mit dem anscheinenden Bummler und Vagabunden das Zimmer teilen und die gemeinsame Zeche bezahlen zu wollen. Nachdem wir ein bescheidnes, aber kräftiges und reichliches Abendbrot miteinander genossen hatten, gingen wir wieder ins Freie. Wir bogen von der Dorfstraße ab und erstiegen einen einsamen Hügel. Nach einem glühend heißen Tage neigte sich die Sonne zum Untergang. Die Höhe des Hügels und sein gegen Abend sanft abfallender Hang war mit mächtigen, frischaufgetürmten Heuhaufen belegt, deren Würzgeruch die stille Abendluft lieblich durchduftete. Wir ließen uns nieder, lehnten uns in die weichen Halme zurück und blickten schweigend hinaus, über die dunkelblauen Wogen der waldigen Berg¬ züge, in die Glut der sinkenden Gottheit; wolkenlos spannte der weite Himmel sich ans, nur gegen Mitternacht reckte sich, auf breitem Fuße ruhend, eine herrlich geformte Kumnlusmasse riesenhaft empor. Vom Waldrand her ertönte das seelen¬ volle Lied einer Drossel, mischte sich mit dem vielstimmigen Gesang der Grillen und vollendete die Weihe dieser Feierabendstille. Jens Petersen neben mir schien ganz versunken in ihren Zauber. Beim Abendessen hatte er mir von seiner dürftigen Jugend erzählt, die Einzelheiten davon aber sind mir entfallen. Das Merkwürdigste dieses merkwürdigen Mannes blieb mir seine beispiellose Erzählergabe; ich hatte ihm das auch offen gestanden, und mit jener kindlichen Bescheidenheit, die alle seine Äußerungen begleitete, hatte er erwidert: Was Sie wunderbar nennen, lieber Herr, ist doch ganz natürlich gekommen, denn schon im frühesten Knabenalter habe ich immer am liebsten Märchen erzählt, und was man so von klein auf unablässig übt, das lernt man ja wohl. — Man lernt es wohl, hatte ich darauf entgegnet, aber nur, wenn diese dauernde Übung sich mit einer bedeutenden angebornen Begabung verbindet. Jetzt schien mir der rechte Augenblick gekommen, um den Alten nochmals zum Erzählen zu bringen. Ohne meine ruhende Lage zu verändern, unterbrach ich unser langes Schweigen, indem ich gerade vor mich hin sagte: Sie haben mir heute schon so viel Schönes erzählt aus dem Sagenschatze Ihrer Heimat. Nun hörte ich gerade von Ihnen so gern noch eine Sage. — Der Alte richtete sich mit dem Oberkörper in die Höhe, stützte die Rechte in das weiche Heu, sah mich an und fragte gespannt: Welche sollte das wohl sein? Ich weiß nicht, fuhr ich

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_314346
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_314346/625
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_314346/625>, abgerufen am 24.07.2024.