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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr.

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vie Philosophie des Pragmatismus

vor einiger Zeit in diesen Blättern auf die von den Görlitzer Oberlehrern und
Professoren bearbeitete Heimatkunde der Stadt Görlitz hingewiesen werden.

Bis vor kurzem war es namentlich die geologische Wissenschaft, die sich
in weitern Kreisen keiner besondern Beliebtheit erfreute, weil es an passender
Gelegenheit fehlte, sich geologische Kenntnisse zu erwerben. Es war unmöglich,
aus Büchern die Geologie zu erlernen, soweit sie für die Heimatkunde in Be¬
tracht kommt, und die Gelehrten hatten keine Veranlassung, gemeinverständliche
geologische Werke herauszugeben. Das ist anders geworden, seitdem die staat¬
lichen geologischen Landesanstalten ganz genaue Karten über die geologischen
Verhältnisse der Landschaft veröffentlichen und mit Erlüuteruugsheften ver¬
sehen, die über die Erdbildungen Aufklärung geben und leicht verständlich sind.
Diese geologischen Spezialkarten werden im Maßstabe der vom Großen General¬
stab bearbeiteten Meßtischblätter hergestellt und bilden auch für die Heimatkunde
eine schätzbare Unterlage. Die Berliner Landesgeologen sind mit ihren Feld¬
arbeiten überall in die Landschaft hineingerückt, und Männer, wie der schon
erwähnte Geheime Bergrat Professor Keilhack, der in den letzten Wochen eine
Reihe von Arbeiten über die erdgeschichtliche Entwicklung und die geologischen
Verhältnisse der Gegend von Magdeburg*) geschrieben hat, verschmähen es nicht
mehr, die Ergebnisse ihrer Untersuchungen dem Volke in gemeinverständlicher
Fassung vorzulegen. Derselbe Geologe hat ein Werk über die Einführung in
das Verständnis der geologisch-agronomischer Karten des norddeutschen Flach¬
landes herausgegeben und darin in verständlicher Weise den Untergrund des
norddeutschen Flachlandes, die Tertiärformation, die Jnlandeistheorie, die Ab¬
lagerungen und die Stromtäler der Diluvialzeit behandelt.

Das sind Fortschritte, die der allgemeinen Landeskunde zugute kommen, und
man darf deshalb die Hoffnung aussprechen, daß sich zum Wohle unsers lieben
Vaterlandes immer mehr Freunde finden werden, die die Landes- und Heimatkunde
sch R. Krieg ätzen und ehren. -




Die Philosophie des Pragmatismus
von Karl Schneider

> n den letzten Jahren hat in England und Amerika eine Richtung
des philosophischen Denkens Verbreitung gewonnen, die vielleicht,
ja wahrscheinlich auch außerhalb der fachphilosophischen Kreise,
aus denen sie hervorgegangen ist, eine große Wirkung auf die

> Entwicklung der Welt- und Lebensbetrachtung vieler Gebildeten
und dadurch mittelbar auch weiterer Volksschichten ausüben wird. Viele der an¬
gesehensten Vertreter des philosophischen Denkens in diesen Ländern bekennen



Montagsblatt der Magdeburgischen Zeitung, Wissenschaftliche Beilage und Organ für
Heimatkunde, Ur. 4 bis 22^ Jahrgang 1903. - -
vie Philosophie des Pragmatismus

vor einiger Zeit in diesen Blättern auf die von den Görlitzer Oberlehrern und
Professoren bearbeitete Heimatkunde der Stadt Görlitz hingewiesen werden.

Bis vor kurzem war es namentlich die geologische Wissenschaft, die sich
in weitern Kreisen keiner besondern Beliebtheit erfreute, weil es an passender
Gelegenheit fehlte, sich geologische Kenntnisse zu erwerben. Es war unmöglich,
aus Büchern die Geologie zu erlernen, soweit sie für die Heimatkunde in Be¬
tracht kommt, und die Gelehrten hatten keine Veranlassung, gemeinverständliche
geologische Werke herauszugeben. Das ist anders geworden, seitdem die staat¬
lichen geologischen Landesanstalten ganz genaue Karten über die geologischen
Verhältnisse der Landschaft veröffentlichen und mit Erlüuteruugsheften ver¬
sehen, die über die Erdbildungen Aufklärung geben und leicht verständlich sind.
Diese geologischen Spezialkarten werden im Maßstabe der vom Großen General¬
stab bearbeiteten Meßtischblätter hergestellt und bilden auch für die Heimatkunde
eine schätzbare Unterlage. Die Berliner Landesgeologen sind mit ihren Feld¬
arbeiten überall in die Landschaft hineingerückt, und Männer, wie der schon
erwähnte Geheime Bergrat Professor Keilhack, der in den letzten Wochen eine
Reihe von Arbeiten über die erdgeschichtliche Entwicklung und die geologischen
Verhältnisse der Gegend von Magdeburg*) geschrieben hat, verschmähen es nicht
mehr, die Ergebnisse ihrer Untersuchungen dem Volke in gemeinverständlicher
Fassung vorzulegen. Derselbe Geologe hat ein Werk über die Einführung in
das Verständnis der geologisch-agronomischer Karten des norddeutschen Flach¬
landes herausgegeben und darin in verständlicher Weise den Untergrund des
norddeutschen Flachlandes, die Tertiärformation, die Jnlandeistheorie, die Ab¬
lagerungen und die Stromtäler der Diluvialzeit behandelt.

Das sind Fortschritte, die der allgemeinen Landeskunde zugute kommen, und
man darf deshalb die Hoffnung aussprechen, daß sich zum Wohle unsers lieben
Vaterlandes immer mehr Freunde finden werden, die die Landes- und Heimatkunde
sch R. Krieg ätzen und ehren. -




Die Philosophie des Pragmatismus
von Karl Schneider

> n den letzten Jahren hat in England und Amerika eine Richtung
des philosophischen Denkens Verbreitung gewonnen, die vielleicht,
ja wahrscheinlich auch außerhalb der fachphilosophischen Kreise,
aus denen sie hervorgegangen ist, eine große Wirkung auf die

> Entwicklung der Welt- und Lebensbetrachtung vieler Gebildeten
und dadurch mittelbar auch weiterer Volksschichten ausüben wird. Viele der an¬
gesehensten Vertreter des philosophischen Denkens in diesen Ländern bekennen



Montagsblatt der Magdeburgischen Zeitung, Wissenschaftliche Beilage und Organ für
Heimatkunde, Ur. 4 bis 22^ Jahrgang 1903. - -
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[0592] vie Philosophie des Pragmatismus vor einiger Zeit in diesen Blättern auf die von den Görlitzer Oberlehrern und Professoren bearbeitete Heimatkunde der Stadt Görlitz hingewiesen werden. Bis vor kurzem war es namentlich die geologische Wissenschaft, die sich in weitern Kreisen keiner besondern Beliebtheit erfreute, weil es an passender Gelegenheit fehlte, sich geologische Kenntnisse zu erwerben. Es war unmöglich, aus Büchern die Geologie zu erlernen, soweit sie für die Heimatkunde in Be¬ tracht kommt, und die Gelehrten hatten keine Veranlassung, gemeinverständliche geologische Werke herauszugeben. Das ist anders geworden, seitdem die staat¬ lichen geologischen Landesanstalten ganz genaue Karten über die geologischen Verhältnisse der Landschaft veröffentlichen und mit Erlüuteruugsheften ver¬ sehen, die über die Erdbildungen Aufklärung geben und leicht verständlich sind. Diese geologischen Spezialkarten werden im Maßstabe der vom Großen General¬ stab bearbeiteten Meßtischblätter hergestellt und bilden auch für die Heimatkunde eine schätzbare Unterlage. Die Berliner Landesgeologen sind mit ihren Feld¬ arbeiten überall in die Landschaft hineingerückt, und Männer, wie der schon erwähnte Geheime Bergrat Professor Keilhack, der in den letzten Wochen eine Reihe von Arbeiten über die erdgeschichtliche Entwicklung und die geologischen Verhältnisse der Gegend von Magdeburg*) geschrieben hat, verschmähen es nicht mehr, die Ergebnisse ihrer Untersuchungen dem Volke in gemeinverständlicher Fassung vorzulegen. Derselbe Geologe hat ein Werk über die Einführung in das Verständnis der geologisch-agronomischer Karten des norddeutschen Flach¬ landes herausgegeben und darin in verständlicher Weise den Untergrund des norddeutschen Flachlandes, die Tertiärformation, die Jnlandeistheorie, die Ab¬ lagerungen und die Stromtäler der Diluvialzeit behandelt. Das sind Fortschritte, die der allgemeinen Landeskunde zugute kommen, und man darf deshalb die Hoffnung aussprechen, daß sich zum Wohle unsers lieben Vaterlandes immer mehr Freunde finden werden, die die Landes- und Heimatkunde sch R. Krieg ätzen und ehren. - Die Philosophie des Pragmatismus von Karl Schneider > n den letzten Jahren hat in England und Amerika eine Richtung des philosophischen Denkens Verbreitung gewonnen, die vielleicht, ja wahrscheinlich auch außerhalb der fachphilosophischen Kreise, aus denen sie hervorgegangen ist, eine große Wirkung auf die > Entwicklung der Welt- und Lebensbetrachtung vieler Gebildeten und dadurch mittelbar auch weiterer Volksschichten ausüben wird. Viele der an¬ gesehensten Vertreter des philosophischen Denkens in diesen Ländern bekennen Montagsblatt der Magdeburgischen Zeitung, Wissenschaftliche Beilage und Organ für Heimatkunde, Ur. 4 bis 22^ Jahrgang 1903. - -

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_314346/592>, abgerufen am 24.07.2024.