Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite

Es ist nur natürlich, daß die Engländer unter diesen fremden Beamten
weitaus den größten Anteil haben. Namentlich in der Finanzverwaltung, der
Polizei und auch in der Justizpflege sind sie vertreten. Es sind meist aus
den benachbarten englischen Kolonien Birma und Indien genommene Beamte,
die unter gleichartigen Verhältnissen schon gewirkt hatten und am ehesten be¬
fähigt erschienen, die dort erprobten Einrichtungen auf das neue Kulturland
zu übertragen. Die wirtschaftlich bedeutenden Interessen, die die Engländer
im Lande hatten, und die politische Rücksicht auf den mächtigen Nachbar
fielen hierbei erschwerend ins Gewicht. Post- und Eisenbahnverwaltung ist
unter deutsche Obhut gestellt; auf diesen Gebieten ist von unsern Landsleuten
Vorbildliches geschaffen worden. Die Holländer zog man aus dem benach¬
barten Java heran, um Kanalisationsprojekte größten Stils, die für die Be¬
wässerung der Reisfelder, dieser steten Quelle des Reichtums für das ganze
Land, unentbehrlich sind, durchzuführen. Dänen und Norweger finden sich
in der zwar kleinen, aber trefflich disziplinierten und gut ausgerüsteten Marine,
die mehr polizeilichen und sicherheitlichen als Kriegszwecken dient. Die Armee ist
nicht groß aber ausgezeichnet. Sie hat viel von Deutschland gelernt, denn
zahlreiche Offiziere sind in deutschen Regimentern erzogen worden. Um so
sonderbarer mutet es an, daß kein einziger deutscher Offizier in siamesischen
Diensten steht.

Jedenfalls geht es vorwärts im Lande des weißen Elefanten, dessen
üppige Tropennatur, von der sich die leuchtenden Wunderwerke architektonisch
vollendeter Tempel wirkungsvoll abheben, dem fremden Besucher unver¬
geßlich bleibt.




Was ist Monismus?
von Aonfistorialrat vn Theodor Simon

rsprün glich ein Wort, in stiller Gelehrtenstube geprägt und bis
vor wenig Jahrzehnten nur in wissenschaftlichen Schriften und
von den Kathedern herab verhandelt, ist "Monismus" heute zum
Schlagwort geworden, das uns aus ungezählten Zeitungsfeuilletons
entgegenklingt, aus den Buchläden von grellfarbigen Umschlägen
cntgegenleuchtet, im Gespräch der Schenke und in lärmenden Versammlungen
diskutiert wird. Was ist Monismus? so fragt mancher beunruhigt, der mit dem
anspruchsvollen Worte keinen rechten Begriff zu verbinden weiß, so sollte manche'''
fragen, der kühnlich in dem modernen Streit der Geister mitredet. Das Wort
ist aus dem griechischen moros "einzig", "alleinig" gebildet und bezeichnet danach
eine Weltanschauung, die das gesamte Dasein in all seiner bunten Mannigfaltig"^^>?
(.W


Es ist nur natürlich, daß die Engländer unter diesen fremden Beamten
weitaus den größten Anteil haben. Namentlich in der Finanzverwaltung, der
Polizei und auch in der Justizpflege sind sie vertreten. Es sind meist aus
den benachbarten englischen Kolonien Birma und Indien genommene Beamte,
die unter gleichartigen Verhältnissen schon gewirkt hatten und am ehesten be¬
fähigt erschienen, die dort erprobten Einrichtungen auf das neue Kulturland
zu übertragen. Die wirtschaftlich bedeutenden Interessen, die die Engländer
im Lande hatten, und die politische Rücksicht auf den mächtigen Nachbar
fielen hierbei erschwerend ins Gewicht. Post- und Eisenbahnverwaltung ist
unter deutsche Obhut gestellt; auf diesen Gebieten ist von unsern Landsleuten
Vorbildliches geschaffen worden. Die Holländer zog man aus dem benach¬
barten Java heran, um Kanalisationsprojekte größten Stils, die für die Be¬
wässerung der Reisfelder, dieser steten Quelle des Reichtums für das ganze
Land, unentbehrlich sind, durchzuführen. Dänen und Norweger finden sich
in der zwar kleinen, aber trefflich disziplinierten und gut ausgerüsteten Marine,
die mehr polizeilichen und sicherheitlichen als Kriegszwecken dient. Die Armee ist
nicht groß aber ausgezeichnet. Sie hat viel von Deutschland gelernt, denn
zahlreiche Offiziere sind in deutschen Regimentern erzogen worden. Um so
sonderbarer mutet es an, daß kein einziger deutscher Offizier in siamesischen
Diensten steht.

Jedenfalls geht es vorwärts im Lande des weißen Elefanten, dessen
üppige Tropennatur, von der sich die leuchtenden Wunderwerke architektonisch
vollendeter Tempel wirkungsvoll abheben, dem fremden Besucher unver¬
geßlich bleibt.




Was ist Monismus?
von Aonfistorialrat vn Theodor Simon

rsprün glich ein Wort, in stiller Gelehrtenstube geprägt und bis
vor wenig Jahrzehnten nur in wissenschaftlichen Schriften und
von den Kathedern herab verhandelt, ist „Monismus" heute zum
Schlagwort geworden, das uns aus ungezählten Zeitungsfeuilletons
entgegenklingt, aus den Buchläden von grellfarbigen Umschlägen
cntgegenleuchtet, im Gespräch der Schenke und in lärmenden Versammlungen
diskutiert wird. Was ist Monismus? so fragt mancher beunruhigt, der mit dem
anspruchsvollen Worte keinen rechten Begriff zu verbinden weiß, so sollte manche'''
fragen, der kühnlich in dem modernen Streit der Geister mitredet. Das Wort
ist aus dem griechischen moros „einzig", „alleinig" gebildet und bezeichnet danach
eine Weltanschauung, die das gesamte Dasein in all seiner bunten Mannigfaltig"^^>?
(.W


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0550" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/314897"/>
          <fw type="header" place="top"/><lb/>
          <p xml:id="ID_2471"> Es ist nur natürlich, daß die Engländer unter diesen fremden Beamten<lb/>
weitaus den größten Anteil haben. Namentlich in der Finanzverwaltung, der<lb/>
Polizei und auch in der Justizpflege sind sie vertreten. Es sind meist aus<lb/>
den benachbarten englischen Kolonien Birma und Indien genommene Beamte,<lb/>
die unter gleichartigen Verhältnissen schon gewirkt hatten und am ehesten be¬<lb/>
fähigt erschienen, die dort erprobten Einrichtungen auf das neue Kulturland<lb/>
zu übertragen. Die wirtschaftlich bedeutenden Interessen, die die Engländer<lb/>
im Lande hatten, und die politische Rücksicht auf den mächtigen Nachbar<lb/>
fielen hierbei erschwerend ins Gewicht. Post- und Eisenbahnverwaltung ist<lb/>
unter deutsche Obhut gestellt; auf diesen Gebieten ist von unsern Landsleuten<lb/>
Vorbildliches geschaffen worden. Die Holländer zog man aus dem benach¬<lb/>
barten Java heran, um Kanalisationsprojekte größten Stils, die für die Be¬<lb/>
wässerung der Reisfelder, dieser steten Quelle des Reichtums für das ganze<lb/>
Land, unentbehrlich sind, durchzuführen. Dänen und Norweger finden sich<lb/>
in der zwar kleinen, aber trefflich disziplinierten und gut ausgerüsteten Marine,<lb/>
die mehr polizeilichen und sicherheitlichen als Kriegszwecken dient. Die Armee ist<lb/>
nicht groß aber ausgezeichnet. Sie hat viel von Deutschland gelernt, denn<lb/>
zahlreiche Offiziere sind in deutschen Regimentern erzogen worden. Um so<lb/>
sonderbarer mutet es an, daß kein einziger deutscher Offizier in siamesischen<lb/>
Diensten steht.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2472"> Jedenfalls geht es vorwärts im Lande des weißen Elefanten, dessen<lb/>
üppige Tropennatur, von der sich die leuchtenden Wunderwerke architektonisch<lb/>
vollendeter Tempel wirkungsvoll abheben, dem fremden Besucher unver¬<lb/>
geßlich bleibt.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Was ist Monismus?<lb/><note type="byline"> von Aonfistorialrat vn Theodor Simon</note></head><lb/>
          <p xml:id="ID_2473" next="#ID_2474"> rsprün glich ein Wort, in stiller Gelehrtenstube geprägt und bis<lb/>
vor wenig Jahrzehnten nur in wissenschaftlichen Schriften und<lb/>
von den Kathedern herab verhandelt, ist &#x201E;Monismus" heute zum<lb/>
Schlagwort geworden, das uns aus ungezählten Zeitungsfeuilletons<lb/>
entgegenklingt, aus den Buchläden von grellfarbigen Umschlägen<lb/>
cntgegenleuchtet, im Gespräch der Schenke und in lärmenden Versammlungen<lb/>
diskutiert wird. Was ist Monismus? so fragt mancher beunruhigt, der mit dem<lb/>
anspruchsvollen Worte keinen rechten Begriff zu verbinden weiß, so sollte manche'''<lb/>
fragen, der kühnlich in dem modernen Streit der Geister mitredet. Das Wort<lb/>
ist aus dem griechischen moros &#x201E;einzig", &#x201E;alleinig" gebildet und bezeichnet danach<lb/>
eine Weltanschauung, die das gesamte Dasein in all seiner bunten Mannigfaltig"^^&gt;?<lb/>
(.W</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0550] Es ist nur natürlich, daß die Engländer unter diesen fremden Beamten weitaus den größten Anteil haben. Namentlich in der Finanzverwaltung, der Polizei und auch in der Justizpflege sind sie vertreten. Es sind meist aus den benachbarten englischen Kolonien Birma und Indien genommene Beamte, die unter gleichartigen Verhältnissen schon gewirkt hatten und am ehesten be¬ fähigt erschienen, die dort erprobten Einrichtungen auf das neue Kulturland zu übertragen. Die wirtschaftlich bedeutenden Interessen, die die Engländer im Lande hatten, und die politische Rücksicht auf den mächtigen Nachbar fielen hierbei erschwerend ins Gewicht. Post- und Eisenbahnverwaltung ist unter deutsche Obhut gestellt; auf diesen Gebieten ist von unsern Landsleuten Vorbildliches geschaffen worden. Die Holländer zog man aus dem benach¬ barten Java heran, um Kanalisationsprojekte größten Stils, die für die Be¬ wässerung der Reisfelder, dieser steten Quelle des Reichtums für das ganze Land, unentbehrlich sind, durchzuführen. Dänen und Norweger finden sich in der zwar kleinen, aber trefflich disziplinierten und gut ausgerüsteten Marine, die mehr polizeilichen und sicherheitlichen als Kriegszwecken dient. Die Armee ist nicht groß aber ausgezeichnet. Sie hat viel von Deutschland gelernt, denn zahlreiche Offiziere sind in deutschen Regimentern erzogen worden. Um so sonderbarer mutet es an, daß kein einziger deutscher Offizier in siamesischen Diensten steht. Jedenfalls geht es vorwärts im Lande des weißen Elefanten, dessen üppige Tropennatur, von der sich die leuchtenden Wunderwerke architektonisch vollendeter Tempel wirkungsvoll abheben, dem fremden Besucher unver¬ geßlich bleibt. Was ist Monismus? von Aonfistorialrat vn Theodor Simon rsprün glich ein Wort, in stiller Gelehrtenstube geprägt und bis vor wenig Jahrzehnten nur in wissenschaftlichen Schriften und von den Kathedern herab verhandelt, ist „Monismus" heute zum Schlagwort geworden, das uns aus ungezählten Zeitungsfeuilletons entgegenklingt, aus den Buchläden von grellfarbigen Umschlägen cntgegenleuchtet, im Gespräch der Schenke und in lärmenden Versammlungen diskutiert wird. Was ist Monismus? so fragt mancher beunruhigt, der mit dem anspruchsvollen Worte keinen rechten Begriff zu verbinden weiß, so sollte manche''' fragen, der kühnlich in dem modernen Streit der Geister mitredet. Das Wort ist aus dem griechischen moros „einzig", „alleinig" gebildet und bezeichnet danach eine Weltanschauung, die das gesamte Dasein in all seiner bunten Mannigfaltig"^^>? (.W

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_314346
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_314346/550
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_314346/550>, abgerufen am 24.07.2024.