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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

kostete, selbst für sächlich vernünftige, in unsern Interessen begründete Zugeständ¬
nisse das richtige Verständnis zu verbreiten. Wenn damals das deutsche Volk um
Marokkos willen zu allem bereit war, so geschah es in dem Gefühl, daß die Ver¬
teidigung nicht den deutschen Interessen in Marokko, sondern unsrer europäischen
Stellung und unsrer nationalen Ehre galt. Das mußte anders werden mit dem
Augenblick, wo es gelang, eine von Nebengedanken freie Verständigung zwischen
Deutschland und Frankreich über die ihren wirklichen Interessen entsprechenden Ziele
in Marokko zu erreichen. Das ist besonders in den letzten Wochen klar hervor¬
getreten, und so darf man wohl daraus die Berechtigung der Regierung ableiten,
diese wesentlich veränderte Lage auch in der Thronrede den Vertretern des deutschen
Volkes zum Bewußtsein zu bringen. Gewiß wird es auch heute nicht ganz an
Leuten fehlen, die seinerzeit die Marokkofrage mit weitgehenden Wünschen erfaßt
hatten und darum in dem tatsächlichen Verlaufe der Dinge nur die "Niederlage"
der deutschen Politik sehen. Ebensowenig soll man natürlich glauben, daß auf
französischer Seite nun alles Mißtrauen und Übelwollen gegen uns ausgelöscht
sei. Wie wenig das der Fall ist, zeigt auch die Aufnahme dieses Passus in der
Thronrede in einem Teil der französischen Presse, wo diesen Worten die Absicht
untergeschoben wird, die Franzosen durch freundschaftliche Worte in falsche Sicherheit
zu wiegen. Aber es kommt nicht darauf an, die Gefühle der Völker von heute
zu morgen gänzlich umzukehren, sondern die praktischen Möglichkeiten eines Aus¬
gleichs realer Interessen zu pflegen und allen Urteilsfähigen zum Bewußtsein zu
bringen. Und eine Tatsache ist es jedenfalls, daß die große Mehrheit des deutschen
Volkes im Grnnde vollkommen damit einverstanden ist, daß die Marokkofrage von
allen hochpolitischen Momenten, die einstmals gegen unsern Willen hineingemischt
worden sind, nun wieder glücklich befreit und das geworden ist, was sie allein
für uns sein kann, eine Frage des Schutzes wirtschaftlicher Interessen.

Von sonstigen auswärtigen Beziehungen ist billigerweise nur der Dreibund
erwähnt. Es geschieht in einer Form, die Italiens Stellung durchaus gerecht
wird, aber doch nicht unterläßt, hervorzuheben, daß das Bündnis zwischen dem
Deutschen Reich und Österreich-Ungarn der Ausgangspunkt und die unerschütter¬
liche Basis dieses Verhältnisses ist. So ist es gut und richtig, und so will das
denkende deutsche Volk den Dreibund aufgefaßt haben.

Wenn die Regierung ihre ungewöhnlich schwierige Stellung dadurch gewahrt
hat, daß sie den Leidenschaften der Parteien keinerlei Handhabe geboten, sondern
sich mit einem kahlen, trocknen Arbeitsprogramm über diese'Parteien gestellt hat,
so ist es für die Parteien selbst natürlich viel schwerer, der veränderten Lage
gegenüber auf jeden Ausdruck ihrer allgemeinen Auffassung zu verzichten. Die
erste Gelegenheit dazu bot die Wahl des Präsidiums. Zentrum und Konservative
wurden durch die Lage dazu bestimmt, diese Frage rein geschäftsmäßig zu be¬
handeln und die Vertreter der drei stärksten Fraktionen in das Präsidium zu
wählen. Die Liberalen dagegen wünschten in der Zusammensetzung des neuen
Präsidiums die veränderte politische Lage ausgedrückt zu sehen. Diese beiden
Tendenzen begegneten sich nur darin, daß die beiden Stellen des Präsidenten und
des ersten Vizepräsidenten Konservativen und Zentrum zufallen mußten. Die
Konservativen waren bereit, streng nach dem Prinzip zu Verfahren, daß das Zen¬
trum als stärkste Partei den Präsidenten stellen sollte, aber das Zentrum lehnte
dies klugerweise ab und erklärte sich für die Wiederwahl des Grafen Stolberg-
Wernigerode. Dafür stellte es den ersten Vizepräsidenten in der Person des Ab¬
geordneten spähn. Die Schwierigkeiten begannen bei der Wahl des zweiten
Vizepräsidenten. Die Fraktionsgemeinschaft der Freisinnigen hatte -- dem prin¬
zipiellen Standpunkt der Liberalen entsprechend -- auf einen Sitz im Präsidium
grundsätzlich verzichtet. Bei den Nationalliberalen waren die Ansichten geteilt, und


Maßgebliches und Unmaßgebliches

kostete, selbst für sächlich vernünftige, in unsern Interessen begründete Zugeständ¬
nisse das richtige Verständnis zu verbreiten. Wenn damals das deutsche Volk um
Marokkos willen zu allem bereit war, so geschah es in dem Gefühl, daß die Ver¬
teidigung nicht den deutschen Interessen in Marokko, sondern unsrer europäischen
Stellung und unsrer nationalen Ehre galt. Das mußte anders werden mit dem
Augenblick, wo es gelang, eine von Nebengedanken freie Verständigung zwischen
Deutschland und Frankreich über die ihren wirklichen Interessen entsprechenden Ziele
in Marokko zu erreichen. Das ist besonders in den letzten Wochen klar hervor¬
getreten, und so darf man wohl daraus die Berechtigung der Regierung ableiten,
diese wesentlich veränderte Lage auch in der Thronrede den Vertretern des deutschen
Volkes zum Bewußtsein zu bringen. Gewiß wird es auch heute nicht ganz an
Leuten fehlen, die seinerzeit die Marokkofrage mit weitgehenden Wünschen erfaßt
hatten und darum in dem tatsächlichen Verlaufe der Dinge nur die „Niederlage"
der deutschen Politik sehen. Ebensowenig soll man natürlich glauben, daß auf
französischer Seite nun alles Mißtrauen und Übelwollen gegen uns ausgelöscht
sei. Wie wenig das der Fall ist, zeigt auch die Aufnahme dieses Passus in der
Thronrede in einem Teil der französischen Presse, wo diesen Worten die Absicht
untergeschoben wird, die Franzosen durch freundschaftliche Worte in falsche Sicherheit
zu wiegen. Aber es kommt nicht darauf an, die Gefühle der Völker von heute
zu morgen gänzlich umzukehren, sondern die praktischen Möglichkeiten eines Aus¬
gleichs realer Interessen zu pflegen und allen Urteilsfähigen zum Bewußtsein zu
bringen. Und eine Tatsache ist es jedenfalls, daß die große Mehrheit des deutschen
Volkes im Grnnde vollkommen damit einverstanden ist, daß die Marokkofrage von
allen hochpolitischen Momenten, die einstmals gegen unsern Willen hineingemischt
worden sind, nun wieder glücklich befreit und das geworden ist, was sie allein
für uns sein kann, eine Frage des Schutzes wirtschaftlicher Interessen.

Von sonstigen auswärtigen Beziehungen ist billigerweise nur der Dreibund
erwähnt. Es geschieht in einer Form, die Italiens Stellung durchaus gerecht
wird, aber doch nicht unterläßt, hervorzuheben, daß das Bündnis zwischen dem
Deutschen Reich und Österreich-Ungarn der Ausgangspunkt und die unerschütter¬
liche Basis dieses Verhältnisses ist. So ist es gut und richtig, und so will das
denkende deutsche Volk den Dreibund aufgefaßt haben.

Wenn die Regierung ihre ungewöhnlich schwierige Stellung dadurch gewahrt
hat, daß sie den Leidenschaften der Parteien keinerlei Handhabe geboten, sondern
sich mit einem kahlen, trocknen Arbeitsprogramm über diese'Parteien gestellt hat,
so ist es für die Parteien selbst natürlich viel schwerer, der veränderten Lage
gegenüber auf jeden Ausdruck ihrer allgemeinen Auffassung zu verzichten. Die
erste Gelegenheit dazu bot die Wahl des Präsidiums. Zentrum und Konservative
wurden durch die Lage dazu bestimmt, diese Frage rein geschäftsmäßig zu be¬
handeln und die Vertreter der drei stärksten Fraktionen in das Präsidium zu
wählen. Die Liberalen dagegen wünschten in der Zusammensetzung des neuen
Präsidiums die veränderte politische Lage ausgedrückt zu sehen. Diese beiden
Tendenzen begegneten sich nur darin, daß die beiden Stellen des Präsidenten und
des ersten Vizepräsidenten Konservativen und Zentrum zufallen mußten. Die
Konservativen waren bereit, streng nach dem Prinzip zu Verfahren, daß das Zen¬
trum als stärkste Partei den Präsidenten stellen sollte, aber das Zentrum lehnte
dies klugerweise ab und erklärte sich für die Wiederwahl des Grafen Stolberg-
Wernigerode. Dafür stellte es den ersten Vizepräsidenten in der Person des Ab¬
geordneten spähn. Die Schwierigkeiten begannen bei der Wahl des zweiten
Vizepräsidenten. Die Fraktionsgemeinschaft der Freisinnigen hatte — dem prin¬
zipiellen Standpunkt der Liberalen entsprechend — auf einen Sitz im Präsidium
grundsätzlich verzichtet. Bei den Nationalliberalen waren die Ansichten geteilt, und


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[0536] Maßgebliches und Unmaßgebliches kostete, selbst für sächlich vernünftige, in unsern Interessen begründete Zugeständ¬ nisse das richtige Verständnis zu verbreiten. Wenn damals das deutsche Volk um Marokkos willen zu allem bereit war, so geschah es in dem Gefühl, daß die Ver¬ teidigung nicht den deutschen Interessen in Marokko, sondern unsrer europäischen Stellung und unsrer nationalen Ehre galt. Das mußte anders werden mit dem Augenblick, wo es gelang, eine von Nebengedanken freie Verständigung zwischen Deutschland und Frankreich über die ihren wirklichen Interessen entsprechenden Ziele in Marokko zu erreichen. Das ist besonders in den letzten Wochen klar hervor¬ getreten, und so darf man wohl daraus die Berechtigung der Regierung ableiten, diese wesentlich veränderte Lage auch in der Thronrede den Vertretern des deutschen Volkes zum Bewußtsein zu bringen. Gewiß wird es auch heute nicht ganz an Leuten fehlen, die seinerzeit die Marokkofrage mit weitgehenden Wünschen erfaßt hatten und darum in dem tatsächlichen Verlaufe der Dinge nur die „Niederlage" der deutschen Politik sehen. Ebensowenig soll man natürlich glauben, daß auf französischer Seite nun alles Mißtrauen und Übelwollen gegen uns ausgelöscht sei. Wie wenig das der Fall ist, zeigt auch die Aufnahme dieses Passus in der Thronrede in einem Teil der französischen Presse, wo diesen Worten die Absicht untergeschoben wird, die Franzosen durch freundschaftliche Worte in falsche Sicherheit zu wiegen. Aber es kommt nicht darauf an, die Gefühle der Völker von heute zu morgen gänzlich umzukehren, sondern die praktischen Möglichkeiten eines Aus¬ gleichs realer Interessen zu pflegen und allen Urteilsfähigen zum Bewußtsein zu bringen. Und eine Tatsache ist es jedenfalls, daß die große Mehrheit des deutschen Volkes im Grnnde vollkommen damit einverstanden ist, daß die Marokkofrage von allen hochpolitischen Momenten, die einstmals gegen unsern Willen hineingemischt worden sind, nun wieder glücklich befreit und das geworden ist, was sie allein für uns sein kann, eine Frage des Schutzes wirtschaftlicher Interessen. Von sonstigen auswärtigen Beziehungen ist billigerweise nur der Dreibund erwähnt. Es geschieht in einer Form, die Italiens Stellung durchaus gerecht wird, aber doch nicht unterläßt, hervorzuheben, daß das Bündnis zwischen dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn der Ausgangspunkt und die unerschütter¬ liche Basis dieses Verhältnisses ist. So ist es gut und richtig, und so will das denkende deutsche Volk den Dreibund aufgefaßt haben. Wenn die Regierung ihre ungewöhnlich schwierige Stellung dadurch gewahrt hat, daß sie den Leidenschaften der Parteien keinerlei Handhabe geboten, sondern sich mit einem kahlen, trocknen Arbeitsprogramm über diese'Parteien gestellt hat, so ist es für die Parteien selbst natürlich viel schwerer, der veränderten Lage gegenüber auf jeden Ausdruck ihrer allgemeinen Auffassung zu verzichten. Die erste Gelegenheit dazu bot die Wahl des Präsidiums. Zentrum und Konservative wurden durch die Lage dazu bestimmt, diese Frage rein geschäftsmäßig zu be¬ handeln und die Vertreter der drei stärksten Fraktionen in das Präsidium zu wählen. Die Liberalen dagegen wünschten in der Zusammensetzung des neuen Präsidiums die veränderte politische Lage ausgedrückt zu sehen. Diese beiden Tendenzen begegneten sich nur darin, daß die beiden Stellen des Präsidenten und des ersten Vizepräsidenten Konservativen und Zentrum zufallen mußten. Die Konservativen waren bereit, streng nach dem Prinzip zu Verfahren, daß das Zen¬ trum als stärkste Partei den Präsidenten stellen sollte, aber das Zentrum lehnte dies klugerweise ab und erklärte sich für die Wiederwahl des Grafen Stolberg- Wernigerode. Dafür stellte es den ersten Vizepräsidenten in der Person des Ab¬ geordneten spähn. Die Schwierigkeiten begannen bei der Wahl des zweiten Vizepräsidenten. Die Fraktionsgemeinschaft der Freisinnigen hatte — dem prin¬ zipiellen Standpunkt der Liberalen entsprechend — auf einen Sitz im Präsidium grundsätzlich verzichtet. Bei den Nationalliberalen waren die Ansichten geteilt, und

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_314346/536>, abgerufen am 24.07.2024.