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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches Und Unmaßgebliches

sind sie äußerst produktiv, jedoch zeigen ihre Arbeiten, nichr für den Tag geschaffen^
häufig in Flüchtigkeiten die Schnelligkeit der Konzeption. ^
- Die ungemein feinen psychologischen Analysen Ostwalds lassen in jedem Zuge
den Mann erkennen, den ein Lebensalter Laboratvriumstätigkeit mit ungewöhnlicher
Beobachtungs- und Kombinationsgabe ausgestattet hat. Sie allein schon lohnen die
Lektüre des Buches. .^/"^/;-

! - Auch über den Wert des Schulunterrichts und Studiunls findet er manches
treffende, wenn- :auch derbe Wort. Dem Nnturwissenschafter jedenfalls spricht er
häufig aus der Seele. Manche Äußerungen scheinen wörtlich einem Tagebuch ent¬
nommen zu sein. Auch hier tritt die Klarheit seines Urteils, vor allein aber auch
seine Objektivität zutage; so. wenn er> der Universitätslehrer, beispielsweise den
Satz niederschreibe: ..Es zeigt sich, daß der persönliche Unterricht für die
Männer ersten Ranges wenig ins Gewicht fällt. Es liegt auch woW in
der "Natur der Sache, - daß eine in sich originale Persönlichkeit an- ivenigsten Neigung
haben wird,'sich einer! andern, überragenden unterzuordnen?, um' sich ihrer, Führung
zu unterwerfen. Und die Anregung, die ein hervorragender Lehrer in so reichem
Maße ausstreut, braucht ein künftiger Genius schon deshalb nicht, weil er selbst
im allgemeinen mehr Pläne hat, als er ausführen kann. Dagegen ist die Selbst¬
belehrung aus Büchern gerade' die Form, die ihm angemessen ist. Somit sollte
in viel größerm Maße, als das bei dem bisherigen Schulunterricht der Fall ist,
in jeden. Lernenden die Überzeugung erweckt werden, daß ) so gut wie alles
menschliche Wissen in Büchern enthalte" ist/ und daß es nur darauf an¬
kommt, die geeigneten zu finden, was im allgemeinen nicht schwer ist."

In manchen Punkten scheint mir Ostwald aber doch ganz wesentlich über das
Ziel hinauszuschießen. ' So zunächst in der Anwendung der beiden Hauptsätze der
Energetik auf das Phänomen der großen Männer, die -- ehrlich gesagt wie
ein reines Spiel mit Worten , auf mich wirkt. Die rein gesetzmäßige Anwendung
des Prinzips von der Erhaltung und Umwandlung der Energie auf Menschen bietet
uns natürlich bei) der doch nicht wegzuleugnenden individuellen Veranlagung auf
der einen Seite der Gleichung eine so große Reihe nicht einzuschätzender und darum
unbekannter Hauptfaktoreu, daß kein Rechenkünstler der Welt auf der andern Seite
ein theoretisch oder praktisch brauchbares Resultat herausrechnen kann. Ich verstehe
jedenfalls nicht, wie sich Ostwald die praktische Anwendung denkt- Er schreibt:
"Gewährte uns der zweite Hauptsatz ein Mittel, um unsern Gegenstand ganz all¬
gemein zu umgrenzen, so wird er uns auch ein Mittel gewähren, die Lebenserscheinungen
der großen Männer im einzelnen zu erforschen und zu beurteilen. Ein großer
Mann ist ein Apparat/ der große Leistungen verrichten kaun. Die Größen der
Leistungen werden einmal von der Menge der Energie abhängen, die er umsetzen
kann. Dies ist die Sache des ersten Hauptsatzes, und in dieser Hinsicht sind
die Menschen alle ziemlich gleich, soweit sie gesund und sonst normal
sind." Schon so weit scheint mir die Sache nicht ganz zu stimmen. Denn jeder
Apparat Hai einen sogenannten Nutzeffekt, der gleich der aufgewandten Energie ist,
abzüglich dessen, was durch die innere Arbeit (Reibung usw.) verloren geht. Glaubt
Ostwald wirklich, daß bei allen Menschen dieser aus innerer Arbeit resultierende
Verlust gleich ist, sodaß man ihn als eine konstante Größe in die Rechnung einfügen
kann? Ich- halte ihn für einen zu scharfen Denker, als daß-ich ihm an Beispielen
klar machen müßte, wie außerordentlich diese innern Verluste bei den verschiednen
Individuen differieren. Und nun gar das Weitere: "Zweitens hängen aber die
Leistungen noch von dem Umwandlungsverhältnis der rohen Energien" die spezifischen
Formen ab, in denen die Arbeit des großen Mannes stattfindet, und je höher dieser
Koeffizient ist, um so mehr wird-geleistet werden. " Ja-- ist denn die Arbeit des großen
Mannes eine durchaus einheitliche? Meist wird sie sich doch aus verschiednen
Einzeltätigkeiten zusaimuensetzcn, kann also beispielsweise in einem theoretischen


Maßgebliches Und Unmaßgebliches

sind sie äußerst produktiv, jedoch zeigen ihre Arbeiten, nichr für den Tag geschaffen^
häufig in Flüchtigkeiten die Schnelligkeit der Konzeption. ^
- Die ungemein feinen psychologischen Analysen Ostwalds lassen in jedem Zuge
den Mann erkennen, den ein Lebensalter Laboratvriumstätigkeit mit ungewöhnlicher
Beobachtungs- und Kombinationsgabe ausgestattet hat. Sie allein schon lohnen die
Lektüre des Buches. .^/„^/;-

! - Auch über den Wert des Schulunterrichts und Studiunls findet er manches
treffende, wenn- :auch derbe Wort. Dem Nnturwissenschafter jedenfalls spricht er
häufig aus der Seele. Manche Äußerungen scheinen wörtlich einem Tagebuch ent¬
nommen zu sein. Auch hier tritt die Klarheit seines Urteils, vor allein aber auch
seine Objektivität zutage; so. wenn er> der Universitätslehrer, beispielsweise den
Satz niederschreibe: ..Es zeigt sich, daß der persönliche Unterricht für die
Männer ersten Ranges wenig ins Gewicht fällt. Es liegt auch woW in
der "Natur der Sache, - daß eine in sich originale Persönlichkeit an- ivenigsten Neigung
haben wird,'sich einer! andern, überragenden unterzuordnen?, um' sich ihrer, Führung
zu unterwerfen. Und die Anregung, die ein hervorragender Lehrer in so reichem
Maße ausstreut, braucht ein künftiger Genius schon deshalb nicht, weil er selbst
im allgemeinen mehr Pläne hat, als er ausführen kann. Dagegen ist die Selbst¬
belehrung aus Büchern gerade' die Form, die ihm angemessen ist. Somit sollte
in viel größerm Maße, als das bei dem bisherigen Schulunterricht der Fall ist,
in jeden. Lernenden die Überzeugung erweckt werden, daß ) so gut wie alles
menschliche Wissen in Büchern enthalte» ist/ und daß es nur darauf an¬
kommt, die geeigneten zu finden, was im allgemeinen nicht schwer ist."

In manchen Punkten scheint mir Ostwald aber doch ganz wesentlich über das
Ziel hinauszuschießen. ' So zunächst in der Anwendung der beiden Hauptsätze der
Energetik auf das Phänomen der großen Männer, die — ehrlich gesagt wie
ein reines Spiel mit Worten , auf mich wirkt. Die rein gesetzmäßige Anwendung
des Prinzips von der Erhaltung und Umwandlung der Energie auf Menschen bietet
uns natürlich bei) der doch nicht wegzuleugnenden individuellen Veranlagung auf
der einen Seite der Gleichung eine so große Reihe nicht einzuschätzender und darum
unbekannter Hauptfaktoreu, daß kein Rechenkünstler der Welt auf der andern Seite
ein theoretisch oder praktisch brauchbares Resultat herausrechnen kann. Ich verstehe
jedenfalls nicht, wie sich Ostwald die praktische Anwendung denkt- Er schreibt:
„Gewährte uns der zweite Hauptsatz ein Mittel, um unsern Gegenstand ganz all¬
gemein zu umgrenzen, so wird er uns auch ein Mittel gewähren, die Lebenserscheinungen
der großen Männer im einzelnen zu erforschen und zu beurteilen. Ein großer
Mann ist ein Apparat/ der große Leistungen verrichten kaun. Die Größen der
Leistungen werden einmal von der Menge der Energie abhängen, die er umsetzen
kann. Dies ist die Sache des ersten Hauptsatzes, und in dieser Hinsicht sind
die Menschen alle ziemlich gleich, soweit sie gesund und sonst normal
sind." Schon so weit scheint mir die Sache nicht ganz zu stimmen. Denn jeder
Apparat Hai einen sogenannten Nutzeffekt, der gleich der aufgewandten Energie ist,
abzüglich dessen, was durch die innere Arbeit (Reibung usw.) verloren geht. Glaubt
Ostwald wirklich, daß bei allen Menschen dieser aus innerer Arbeit resultierende
Verlust gleich ist, sodaß man ihn als eine konstante Größe in die Rechnung einfügen
kann? Ich- halte ihn für einen zu scharfen Denker, als daß-ich ihm an Beispielen
klar machen müßte, wie außerordentlich diese innern Verluste bei den verschiednen
Individuen differieren. Und nun gar das Weitere: „Zweitens hängen aber die
Leistungen noch von dem Umwandlungsverhältnis der rohen Energien» die spezifischen
Formen ab, in denen die Arbeit des großen Mannes stattfindet, und je höher dieser
Koeffizient ist, um so mehr wird-geleistet werden. " Ja— ist denn die Arbeit des großen
Mannes eine durchaus einheitliche? Meist wird sie sich doch aus verschiednen
Einzeltätigkeiten zusaimuensetzcn, kann also beispielsweise in einem theoretischen


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[0053] Maßgebliches Und Unmaßgebliches sind sie äußerst produktiv, jedoch zeigen ihre Arbeiten, nichr für den Tag geschaffen^ häufig in Flüchtigkeiten die Schnelligkeit der Konzeption. ^ - Die ungemein feinen psychologischen Analysen Ostwalds lassen in jedem Zuge den Mann erkennen, den ein Lebensalter Laboratvriumstätigkeit mit ungewöhnlicher Beobachtungs- und Kombinationsgabe ausgestattet hat. Sie allein schon lohnen die Lektüre des Buches. .^/„^/;- ! - Auch über den Wert des Schulunterrichts und Studiunls findet er manches treffende, wenn- :auch derbe Wort. Dem Nnturwissenschafter jedenfalls spricht er häufig aus der Seele. Manche Äußerungen scheinen wörtlich einem Tagebuch ent¬ nommen zu sein. Auch hier tritt die Klarheit seines Urteils, vor allein aber auch seine Objektivität zutage; so. wenn er> der Universitätslehrer, beispielsweise den Satz niederschreibe: ..Es zeigt sich, daß der persönliche Unterricht für die Männer ersten Ranges wenig ins Gewicht fällt. Es liegt auch woW in der "Natur der Sache, - daß eine in sich originale Persönlichkeit an- ivenigsten Neigung haben wird,'sich einer! andern, überragenden unterzuordnen?, um' sich ihrer, Führung zu unterwerfen. Und die Anregung, die ein hervorragender Lehrer in so reichem Maße ausstreut, braucht ein künftiger Genius schon deshalb nicht, weil er selbst im allgemeinen mehr Pläne hat, als er ausführen kann. Dagegen ist die Selbst¬ belehrung aus Büchern gerade' die Form, die ihm angemessen ist. Somit sollte in viel größerm Maße, als das bei dem bisherigen Schulunterricht der Fall ist, in jeden. Lernenden die Überzeugung erweckt werden, daß ) so gut wie alles menschliche Wissen in Büchern enthalte» ist/ und daß es nur darauf an¬ kommt, die geeigneten zu finden, was im allgemeinen nicht schwer ist." In manchen Punkten scheint mir Ostwald aber doch ganz wesentlich über das Ziel hinauszuschießen. ' So zunächst in der Anwendung der beiden Hauptsätze der Energetik auf das Phänomen der großen Männer, die — ehrlich gesagt wie ein reines Spiel mit Worten , auf mich wirkt. Die rein gesetzmäßige Anwendung des Prinzips von der Erhaltung und Umwandlung der Energie auf Menschen bietet uns natürlich bei) der doch nicht wegzuleugnenden individuellen Veranlagung auf der einen Seite der Gleichung eine so große Reihe nicht einzuschätzender und darum unbekannter Hauptfaktoreu, daß kein Rechenkünstler der Welt auf der andern Seite ein theoretisch oder praktisch brauchbares Resultat herausrechnen kann. Ich verstehe jedenfalls nicht, wie sich Ostwald die praktische Anwendung denkt- Er schreibt: „Gewährte uns der zweite Hauptsatz ein Mittel, um unsern Gegenstand ganz all¬ gemein zu umgrenzen, so wird er uns auch ein Mittel gewähren, die Lebenserscheinungen der großen Männer im einzelnen zu erforschen und zu beurteilen. Ein großer Mann ist ein Apparat/ der große Leistungen verrichten kaun. Die Größen der Leistungen werden einmal von der Menge der Energie abhängen, die er umsetzen kann. Dies ist die Sache des ersten Hauptsatzes, und in dieser Hinsicht sind die Menschen alle ziemlich gleich, soweit sie gesund und sonst normal sind." Schon so weit scheint mir die Sache nicht ganz zu stimmen. Denn jeder Apparat Hai einen sogenannten Nutzeffekt, der gleich der aufgewandten Energie ist, abzüglich dessen, was durch die innere Arbeit (Reibung usw.) verloren geht. Glaubt Ostwald wirklich, daß bei allen Menschen dieser aus innerer Arbeit resultierende Verlust gleich ist, sodaß man ihn als eine konstante Größe in die Rechnung einfügen kann? Ich- halte ihn für einen zu scharfen Denker, als daß-ich ihm an Beispielen klar machen müßte, wie außerordentlich diese innern Verluste bei den verschiednen Individuen differieren. Und nun gar das Weitere: „Zweitens hängen aber die Leistungen noch von dem Umwandlungsverhältnis der rohen Energien» die spezifischen Formen ab, in denen die Arbeit des großen Mannes stattfindet, und je höher dieser Koeffizient ist, um so mehr wird-geleistet werden. " Ja— ist denn die Arbeit des großen Mannes eine durchaus einheitliche? Meist wird sie sich doch aus verschiednen Einzeltätigkeiten zusaimuensetzcn, kann also beispielsweise in einem theoretischen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_314346/53>, abgerufen am 23.06.2024.