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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr.

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Drahtlose Telegraphie und Telephonie mittels elektrischer Wellen

anscheinend schon Bewußtlose durch ein ihn betrübendes Wort, das er hört
und versteht, noch einmal geweckt wird. Den Ausdruck "Todeskampf" erklärt
Block) für unzutreffend; das Sterben sei meist ein ruhiges Entschlummern.
"Und wenn du dich über den Toten beugst, uni noch einmal seinen Blick zu
suchen, dann siehst du, daß sein Auge den Ausdruck des Erstaunens zeigt: es
ist groß und klar geworden." Ein Spitalgeistlicher, der Hunderten von Ster¬
benden beigestanden hat, sagte mir, auch bei solchen, deren Gesicht vorher
schmerzlich verzogen gewesen sei, trete im letzten Augenblick ein überraschender
angenehmer Wandel ein: der Sterbende lächle, und sein Antlitz trage den
Ausdruck eines Menschen, der plötzlich etwas Schönes erblickt. Block) schließt:
"Der leibliche Teil des Menschen, mögen auch seinen Rest einmal die Winde
verstreuen, wird doch nicht gänzlich zunichte. Seine Seele aber -- tders g,re
mors tlnnAS in doel-ven tira egrt,b, eh.an ais äreaint ol in our xdilosopd.^."


Carl Zentsch


Drahtlose Telegraphie und Telephonie mittels
elektrischer Wellen

in drahtlose elektrische Nachrichtenübermittlung hat das erste Jah
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zehnt ihrer Entwicklung zurückgelegt; sie hat in dieser kurzen
Zeit praktische Erfolge gezeitigt, die alle Erwartungen übertroffen
haben. Ein kurzer Rückblick auf die einzelnen Entwicklungsstufen
wird am besten den rapiden technischen Aufschwung des neuen
Verkehrsmittels veranschaulichen, das durch den internationalen Funkentele¬
graphenvertrag unbeschränktes Gemeingut aller Kulturstaaten geworden ist.

Die physikalischen Grundlagen für die drahtlose Telegraphie waren schon
seit den Versuchen von Hertz in den Jahren 1886 bis 1889 bekannt. Seit
dieser Zeit wissen wir, daß von einem elektrischen Funken Kräfte ausgehen, die
sich in Gestalt von Wellen oder Strahlen mit der Geschwindigkeit des Lichtes
in den Raum verbreiten. Das empfindliche elektrische Auge, das die Ankunft
solcher elektrischen Strahlen in ähnlicher Weise anzeigt wie das menschliche
Auge die Einwirkung von Lichtstrahlen, wurde aber erst 1891 von dem Professor
Eduard Branly in Paris erfunden. Es ist die mit Metallfeillicht angefüllte
und durch Elektroden abgeschloßne gläserne Brcmlyröhre, die unter der Bezeich¬
nung Frieder und Kohärer Eingang in die Technik gefunden hat. Professor
Popoff benutzte 1895 in Kronstäbe die Branlyröhre an der Forstakademie in
Verbindung mit einem Blitzableiterdrahte zum Nachweis der in der Atmosphäre
auftretenden luftelektrischcn Wellen. Dieser Popoffsche Auffangedraht ist die


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anscheinend schon Bewußtlose durch ein ihn betrübendes Wort, das er hört
und versteht, noch einmal geweckt wird. Den Ausdruck „Todeskampf" erklärt
Block) für unzutreffend; das Sterben sei meist ein ruhiges Entschlummern.
„Und wenn du dich über den Toten beugst, uni noch einmal seinen Blick zu
suchen, dann siehst du, daß sein Auge den Ausdruck des Erstaunens zeigt: es
ist groß und klar geworden." Ein Spitalgeistlicher, der Hunderten von Ster¬
benden beigestanden hat, sagte mir, auch bei solchen, deren Gesicht vorher
schmerzlich verzogen gewesen sei, trete im letzten Augenblick ein überraschender
angenehmer Wandel ein: der Sterbende lächle, und sein Antlitz trage den
Ausdruck eines Menschen, der plötzlich etwas Schönes erblickt. Block) schließt:
„Der leibliche Teil des Menschen, mögen auch seinen Rest einmal die Winde
verstreuen, wird doch nicht gänzlich zunichte. Seine Seele aber — tders g,re
mors tlnnAS in doel-ven tira egrt,b, eh.an ais äreaint ol in our xdilosopd.^."


Carl Zentsch


Drahtlose Telegraphie und Telephonie mittels
elektrischer Wellen

in drahtlose elektrische Nachrichtenübermittlung hat das erste Jah
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zehnt ihrer Entwicklung zurückgelegt; sie hat in dieser kurzen
Zeit praktische Erfolge gezeitigt, die alle Erwartungen übertroffen
haben. Ein kurzer Rückblick auf die einzelnen Entwicklungsstufen
wird am besten den rapiden technischen Aufschwung des neuen
Verkehrsmittels veranschaulichen, das durch den internationalen Funkentele¬
graphenvertrag unbeschränktes Gemeingut aller Kulturstaaten geworden ist.

Die physikalischen Grundlagen für die drahtlose Telegraphie waren schon
seit den Versuchen von Hertz in den Jahren 1886 bis 1889 bekannt. Seit
dieser Zeit wissen wir, daß von einem elektrischen Funken Kräfte ausgehen, die
sich in Gestalt von Wellen oder Strahlen mit der Geschwindigkeit des Lichtes
in den Raum verbreiten. Das empfindliche elektrische Auge, das die Ankunft
solcher elektrischen Strahlen in ähnlicher Weise anzeigt wie das menschliche
Auge die Einwirkung von Lichtstrahlen, wurde aber erst 1891 von dem Professor
Eduard Branly in Paris erfunden. Es ist die mit Metallfeillicht angefüllte
und durch Elektroden abgeschloßne gläserne Brcmlyröhre, die unter der Bezeich¬
nung Frieder und Kohärer Eingang in die Technik gefunden hat. Professor
Popoff benutzte 1895 in Kronstäbe die Branlyröhre an der Forstakademie in
Verbindung mit einem Blitzableiterdrahte zum Nachweis der in der Atmosphäre
auftretenden luftelektrischcn Wellen. Dieser Popoffsche Auffangedraht ist die


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_314346/512>, abgerufen am 24.07.2024.