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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr.

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Detlev von Liliencron

schönsten Darstellungen aus allen Perioden der Kunstgeschichte belebt und durch
eine knappe, geistvolle Betrachtung über "das Christusbild der Kunst im Lauf
der Jahrhunderte" ergänzt. In der Tat, ein Werk, das den Wünschen des
Lesepublikums aller Konfessionen in jeder Hinsicht gerecht wird und somit seinem
Verfasser und dem Verlag, der es aufs würdigste ausgestattet hat, zur höchsten
Eh L. Bon ho ff re gereicht.




Detlev von Aliencron

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! eher seiue Heimat Schleswig-Holstein sagt Liliencron einmal in
seinem Romane "Breite Hummelsbüttel": "Es liegt eine tiefe
Poesie über dieser Provinz, und just deshalb, weil den Leuten
dort jede Poesie fehlt, ist sie unbewußt und darum wahr."
Ein natürliches Phänomen, das allerdings in Schleswig-Holstein,
in seinen weiten einsamen Heiden und Mooren, in seinen alten Dörfern, in
seiner seit vielen Jahrhunderten eingesessener Bevölkerung besonders markant
und intensiv zur Erscheinung kommen mag. Liliencron hat sich mit jenem
Satz aber auch vortrefflich selbst charakterisiert. Er pflegte es gern zu be¬
tonen, daß er erst als Mann von beinahe vierzig Jahren die ersten Gedichte
verfaßt habe. Als er -- anfangs der achtziger Jahre von Amerika nach
mancherlei Irrfahrten und Abenteuern heimgekehrt -- als königlicher Hardes-
vogt und Deichhauptmann auf der einsame", von Stürmen umbrausten, von
wilden, heimtückischen Fluten umspülten nordfriesischen Insel Pellworm saß und
in dunstigen Kneipen und in schaler Unterhaltung kein Genüge mehr fand, als
er dann Einkehr hielt,

da erwachte die bisher nur unbewußt erlebte Poesie in ihm zur Tat, und
einmal ins Leben gerufen ließ sie vor uns immer mächtiger, immer bewunderungs-
würdiger ein ganz eignes Wunderreich des Lebens, der Natur, der Seele und
der menschlichen Phantasie erstehn, aus dem sich wie eine von Sonnenhelle
ttbergossene Fata Morgana das geliebte Schleswig-Holstein mit all seinem
Heimatzauber, mit seinen unendlichen blühenden Heiden und leuchtenden Küsten
hebt, und in dessen mannigfaltigen Erscheinungen und Stimmungen wir alle


Detlev von Liliencron

schönsten Darstellungen aus allen Perioden der Kunstgeschichte belebt und durch
eine knappe, geistvolle Betrachtung über „das Christusbild der Kunst im Lauf
der Jahrhunderte" ergänzt. In der Tat, ein Werk, das den Wünschen des
Lesepublikums aller Konfessionen in jeder Hinsicht gerecht wird und somit seinem
Verfasser und dem Verlag, der es aufs würdigste ausgestattet hat, zur höchsten
Eh L. Bon ho ff re gereicht.




Detlev von Aliencron

>
! eher seiue Heimat Schleswig-Holstein sagt Liliencron einmal in
seinem Romane „Breite Hummelsbüttel": „Es liegt eine tiefe
Poesie über dieser Provinz, und just deshalb, weil den Leuten
dort jede Poesie fehlt, ist sie unbewußt und darum wahr."
Ein natürliches Phänomen, das allerdings in Schleswig-Holstein,
in seinen weiten einsamen Heiden und Mooren, in seinen alten Dörfern, in
seiner seit vielen Jahrhunderten eingesessener Bevölkerung besonders markant
und intensiv zur Erscheinung kommen mag. Liliencron hat sich mit jenem
Satz aber auch vortrefflich selbst charakterisiert. Er pflegte es gern zu be¬
tonen, daß er erst als Mann von beinahe vierzig Jahren die ersten Gedichte
verfaßt habe. Als er — anfangs der achtziger Jahre von Amerika nach
mancherlei Irrfahrten und Abenteuern heimgekehrt — als königlicher Hardes-
vogt und Deichhauptmann auf der einsame», von Stürmen umbrausten, von
wilden, heimtückischen Fluten umspülten nordfriesischen Insel Pellworm saß und
in dunstigen Kneipen und in schaler Unterhaltung kein Genüge mehr fand, als
er dann Einkehr hielt,

da erwachte die bisher nur unbewußt erlebte Poesie in ihm zur Tat, und
einmal ins Leben gerufen ließ sie vor uns immer mächtiger, immer bewunderungs-
würdiger ein ganz eignes Wunderreich des Lebens, der Natur, der Seele und
der menschlichen Phantasie erstehn, aus dem sich wie eine von Sonnenhelle
ttbergossene Fata Morgana das geliebte Schleswig-Holstein mit all seinem
Heimatzauber, mit seinen unendlichen blühenden Heiden und leuchtenden Küsten
hebt, und in dessen mannigfaltigen Erscheinungen und Stimmungen wir alle


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[0027] Detlev von Liliencron schönsten Darstellungen aus allen Perioden der Kunstgeschichte belebt und durch eine knappe, geistvolle Betrachtung über „das Christusbild der Kunst im Lauf der Jahrhunderte" ergänzt. In der Tat, ein Werk, das den Wünschen des Lesepublikums aller Konfessionen in jeder Hinsicht gerecht wird und somit seinem Verfasser und dem Verlag, der es aufs würdigste ausgestattet hat, zur höchsten Eh L. Bon ho ff re gereicht. Detlev von Aliencron > ! eher seiue Heimat Schleswig-Holstein sagt Liliencron einmal in seinem Romane „Breite Hummelsbüttel": „Es liegt eine tiefe Poesie über dieser Provinz, und just deshalb, weil den Leuten dort jede Poesie fehlt, ist sie unbewußt und darum wahr." Ein natürliches Phänomen, das allerdings in Schleswig-Holstein, in seinen weiten einsamen Heiden und Mooren, in seinen alten Dörfern, in seiner seit vielen Jahrhunderten eingesessener Bevölkerung besonders markant und intensiv zur Erscheinung kommen mag. Liliencron hat sich mit jenem Satz aber auch vortrefflich selbst charakterisiert. Er pflegte es gern zu be¬ tonen, daß er erst als Mann von beinahe vierzig Jahren die ersten Gedichte verfaßt habe. Als er — anfangs der achtziger Jahre von Amerika nach mancherlei Irrfahrten und Abenteuern heimgekehrt — als königlicher Hardes- vogt und Deichhauptmann auf der einsame», von Stürmen umbrausten, von wilden, heimtückischen Fluten umspülten nordfriesischen Insel Pellworm saß und in dunstigen Kneipen und in schaler Unterhaltung kein Genüge mehr fand, als er dann Einkehr hielt, da erwachte die bisher nur unbewußt erlebte Poesie in ihm zur Tat, und einmal ins Leben gerufen ließ sie vor uns immer mächtiger, immer bewunderungs- würdiger ein ganz eignes Wunderreich des Lebens, der Natur, der Seele und der menschlichen Phantasie erstehn, aus dem sich wie eine von Sonnenhelle ttbergossene Fata Morgana das geliebte Schleswig-Holstein mit all seinem Heimatzauber, mit seinen unendlichen blühenden Heiden und leuchtenden Küsten hebt, und in dessen mannigfaltigen Erscheinungen und Stimmungen wir alle

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_314346/27>, abgerufen am 24.07.2024.