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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr.

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zur Seite zu stehn, kam er bald zurück. Das Buch ist sehr zweckmäßig ein¬
geteilt und zudem mit einem sorgsam bearbeiteten Sachregister ausgestattet,
demnach für jede Beschäftigung mit kolonialpolitischen Fragen vorzüglich ge¬
eignet. Selbst die Kongokonferenz und die Samoakonferenz sind in die Be¬
handlung mit einbezogen worden.

Bismarck als Nationalökonom, Wirtschafts- und Sozial¬
politiker von Arthur Böhtlingk (Leipzig. Fritz Eckardt, broschiert 3 Mark,
gebunden 4 Mark). Der Verfasser stellt sich die Aufgabe, die Riesengestalt
des Fürsten Bismarck als Schöpfer auf dem volkswirtschaftlichen Gebiete von
seinen ersten Anfängen als Privatmann und einfachem Landtagsabgeordneten
bis zu seinen großen Neubildungen als Kanzler des Reiches zu einem großen
Gesamtbild herauszuarbeiten. Das ist dem für den Altreichskanzler begeisterten
Verfasser in der vollkommensten Weise geglückt. Die Nachweisführung, wie
Bismarck von Anbeginn stets die wirtschaftlichen Notwendigkeiten mit prak¬
tisch ein Blick erkennend schließlich die Nationalökonomie zur eigentlichen Grund¬
lage seiner innern und selbst äußern Politik gemacht hat, ist überzeugend und
lückenlos durchgeführt. Gerade auf diesem Gebiete ist Bismarcks unbeirrbarer
Sinn für die Wirklichkeit der Dinge, der sich von keiner Theorie und Meinung
beeinflussen läßt, unverkennbar, und auch die wirtschaftliche Blüte des Reichs
ist ausschließlich sein Werk. ' - / v

Ein ganz eigenartiges Sammelwerk liegt vor in dem Buche: Bismarck in
der Literatur, ein bibliographischer Versuch von Arthur Singer (Würz¬
burg, Kurt Kabitzsch, A. Stubers Verlag). Der Verfasser hat mit außer¬
gewöhnlichem Sammelfleiß alles zusammengetragen, was sich im engern und
weitern Sinne als Bismarckliteratur bezeichnen läßt. Unter nur ausnahmsweiser
Berücksichtigung allgemein geschichtlicher Werke sind alle in Beziehung zu Bismarck
stehenden Einzelschriften, Broschüren, Flugschriften, Memoirenwerke, Gedichte,
selbstMusikwerke der deutschen, englischen, französischen, italienischen, holländischen,
ungarischen und tschechischen Literatur nach den einzelnen Jahrgängen von 1862
bis 1898 aufgeführt. Dabei ist eine Vollständigkeit erreicht worden, die alle
frühern Versuche weit hinter sich läßt, obgleich der Verfasser bescheiden seine
Arbeit auch nur einen Versuch nennt. Für den Bismarckforscher ist damit ein
unschätzbares Handbuch gegeben, das durch ein ausführliches Autoren- und
Sachregister noch nutzbarer geworden M Auch die jedem Jahr vorausgeschickte
Zusammenstellung der wichtigsten Ereignisse und gelegentliche Charakteristiken
einzelner Autoren sind von Wert. Beigegeben sind die photographischen Abdrücke
der Titelblätter einiger selten gewordner Bismarckiana und ein Anhang: Das
Geschlecht von Bismarck in der Literatur.




zur Seite zu stehn, kam er bald zurück. Das Buch ist sehr zweckmäßig ein¬
geteilt und zudem mit einem sorgsam bearbeiteten Sachregister ausgestattet,
demnach für jede Beschäftigung mit kolonialpolitischen Fragen vorzüglich ge¬
eignet. Selbst die Kongokonferenz und die Samoakonferenz sind in die Be¬
handlung mit einbezogen worden.

Bismarck als Nationalökonom, Wirtschafts- und Sozial¬
politiker von Arthur Böhtlingk (Leipzig. Fritz Eckardt, broschiert 3 Mark,
gebunden 4 Mark). Der Verfasser stellt sich die Aufgabe, die Riesengestalt
des Fürsten Bismarck als Schöpfer auf dem volkswirtschaftlichen Gebiete von
seinen ersten Anfängen als Privatmann und einfachem Landtagsabgeordneten
bis zu seinen großen Neubildungen als Kanzler des Reiches zu einem großen
Gesamtbild herauszuarbeiten. Das ist dem für den Altreichskanzler begeisterten
Verfasser in der vollkommensten Weise geglückt. Die Nachweisführung, wie
Bismarck von Anbeginn stets die wirtschaftlichen Notwendigkeiten mit prak¬
tisch ein Blick erkennend schließlich die Nationalökonomie zur eigentlichen Grund¬
lage seiner innern und selbst äußern Politik gemacht hat, ist überzeugend und
lückenlos durchgeführt. Gerade auf diesem Gebiete ist Bismarcks unbeirrbarer
Sinn für die Wirklichkeit der Dinge, der sich von keiner Theorie und Meinung
beeinflussen läßt, unverkennbar, und auch die wirtschaftliche Blüte des Reichs
ist ausschließlich sein Werk. ' - / v

Ein ganz eigenartiges Sammelwerk liegt vor in dem Buche: Bismarck in
der Literatur, ein bibliographischer Versuch von Arthur Singer (Würz¬
burg, Kurt Kabitzsch, A. Stubers Verlag). Der Verfasser hat mit außer¬
gewöhnlichem Sammelfleiß alles zusammengetragen, was sich im engern und
weitern Sinne als Bismarckliteratur bezeichnen läßt. Unter nur ausnahmsweiser
Berücksichtigung allgemein geschichtlicher Werke sind alle in Beziehung zu Bismarck
stehenden Einzelschriften, Broschüren, Flugschriften, Memoirenwerke, Gedichte,
selbstMusikwerke der deutschen, englischen, französischen, italienischen, holländischen,
ungarischen und tschechischen Literatur nach den einzelnen Jahrgängen von 1862
bis 1898 aufgeführt. Dabei ist eine Vollständigkeit erreicht worden, die alle
frühern Versuche weit hinter sich läßt, obgleich der Verfasser bescheiden seine
Arbeit auch nur einen Versuch nennt. Für den Bismarckforscher ist damit ein
unschätzbares Handbuch gegeben, das durch ein ausführliches Autoren- und
Sachregister noch nutzbarer geworden M Auch die jedem Jahr vorausgeschickte
Zusammenstellung der wichtigsten Ereignisse und gelegentliche Charakteristiken
einzelner Autoren sind von Wert. Beigegeben sind die photographischen Abdrücke
der Titelblätter einiger selten gewordner Bismarckiana und ein Anhang: Das
Geschlecht von Bismarck in der Literatur.




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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_314346/221>, abgerufen am 24.07.2024.