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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

können. Es ist somit ein Mittel zur Umgehung des Scheckstempels gegeben, wenn
ihm auch gegenüber dem Scheck verschleime Mängel anhaften. Diese für die
Banken ungemütliche Situation glaubte die Vereinigung Berliner Banken und
Bankiers durch den einstimmigen Beschluß beseitigen zu müssen, "daß in Zukunft
grundsätzlich nur solche Anweisungen honoriert werden sollen, die mit einer ordnungs¬
mäßigen Quittung präsentiert werden", da die Quittung, die sich die Berliner
Banken von dem Überbringer einer Anweisung auf dieser ausstellen lassen, aller
Voraussicht nach dem Stempel für Bankquittungen unterliegen würde.

Diese neue Art der Rechtsbildung ist ebenso interessant wie die Tatsache, daß
man heute gewisse Stempelsteuern als für das materielle Wohl unsers Volkes not¬
wendig bezeichnet, die noch vor Jahresfrist von denselben Stellen aus als dem
materiellen Wohle der Gesamtheit schädlich bezeichnet wurden.

Zum drittenmal veröffentlichten die Berliner Großbanken und einige Provinz¬
banken die sogenannten Zweimonatsbilanzen, deren wichtigste wir in der folgenden
Übersicht <S. 535) ziffernmäßig wiedergeben.

Die Bilanzen zeigen die auffällige Erscheinung, daß sich trotz der wirtschaft¬
lichen Depression die Liquidität der Banken noch nicht gebessert hat, ein Zeichen
dafür, daß die Banken zur Zeit der Hochkonjunktur ihre Mittel über ein gesundes
Maß hinaus festgelegt haben. Wie aber sollen die Banken den Anforderungen der
nächsten Hochkonjunktur gewachsen sein, wenn schon jetzt ihre Liquidität zu wünschen
übrig läßt? Die Situation beweist von neuem, daß die Banken eben doch (ent¬
gegen der Ansicht eines hervorragenden Bnnkleiters, im Bankarchiv vom 1. Januar
1909) für die Verwendung des Kredits, den sie gewähren, verantwortlich sind
und nicht nur für die Sicherung ihrer Kredite.

Andrerseits lassen die Bilanzen erkennen, daß das vereinbarte gemeinsame
Schema doch noch starke Abweichungen unter den Ausweisposten der verschiednen
Banken zuläßt. Deshalb ist eine erhebliche Erweiterung des Schemas unerläßlich,
und wir geben im folgenden das von dem Sachverständigen bet der Bankenquete
Georg Bernhard entworfene Normalschema für die Zwischenbilanzen wieder, nach¬
dem wir seinen Entwurf einer Jahresbilanz bereits im zweiten Quartal der Grenz¬
boten auf Seite 650 abgedruckt haben.

Aktiva:
.
Bestand an Gold und Banknoten.
Guthaben bet deutschen Notenbanken.
Sorten, Coupons, gelöste Papiere und kurzfristige Schatzanweisungeu.
Irländische Wechsel:
1. vierwöchige,
2. längere.
Ausländische Wechsel.
Reports und Vorschüsse.
Guthaben auf Konto nostro:
1. in Deutschland,
2. im Ausland.
Guthaben in laufender Rechnung: /
1. im Inland,
2. im Ausland.
Davon durch börsengängige Wertpapiere gedeckt.
Bürgschaftsdebitoren.
Kommanditen und dauernde Beteiligungen.

Maßgebliches und Unmaßgebliches

können. Es ist somit ein Mittel zur Umgehung des Scheckstempels gegeben, wenn
ihm auch gegenüber dem Scheck verschleime Mängel anhaften. Diese für die
Banken ungemütliche Situation glaubte die Vereinigung Berliner Banken und
Bankiers durch den einstimmigen Beschluß beseitigen zu müssen, „daß in Zukunft
grundsätzlich nur solche Anweisungen honoriert werden sollen, die mit einer ordnungs¬
mäßigen Quittung präsentiert werden", da die Quittung, die sich die Berliner
Banken von dem Überbringer einer Anweisung auf dieser ausstellen lassen, aller
Voraussicht nach dem Stempel für Bankquittungen unterliegen würde.

Diese neue Art der Rechtsbildung ist ebenso interessant wie die Tatsache, daß
man heute gewisse Stempelsteuern als für das materielle Wohl unsers Volkes not¬
wendig bezeichnet, die noch vor Jahresfrist von denselben Stellen aus als dem
materiellen Wohle der Gesamtheit schädlich bezeichnet wurden.

Zum drittenmal veröffentlichten die Berliner Großbanken und einige Provinz¬
banken die sogenannten Zweimonatsbilanzen, deren wichtigste wir in der folgenden
Übersicht <S. 535) ziffernmäßig wiedergeben.

Die Bilanzen zeigen die auffällige Erscheinung, daß sich trotz der wirtschaft¬
lichen Depression die Liquidität der Banken noch nicht gebessert hat, ein Zeichen
dafür, daß die Banken zur Zeit der Hochkonjunktur ihre Mittel über ein gesundes
Maß hinaus festgelegt haben. Wie aber sollen die Banken den Anforderungen der
nächsten Hochkonjunktur gewachsen sein, wenn schon jetzt ihre Liquidität zu wünschen
übrig läßt? Die Situation beweist von neuem, daß die Banken eben doch (ent¬
gegen der Ansicht eines hervorragenden Bnnkleiters, im Bankarchiv vom 1. Januar
1909) für die Verwendung des Kredits, den sie gewähren, verantwortlich sind
und nicht nur für die Sicherung ihrer Kredite.

Andrerseits lassen die Bilanzen erkennen, daß das vereinbarte gemeinsame
Schema doch noch starke Abweichungen unter den Ausweisposten der verschiednen
Banken zuläßt. Deshalb ist eine erhebliche Erweiterung des Schemas unerläßlich,
und wir geben im folgenden das von dem Sachverständigen bet der Bankenquete
Georg Bernhard entworfene Normalschema für die Zwischenbilanzen wieder, nach¬
dem wir seinen Entwurf einer Jahresbilanz bereits im zweiten Quartal der Grenz¬
boten auf Seite 650 abgedruckt haben.

Aktiva:
.
Bestand an Gold und Banknoten.
Guthaben bet deutschen Notenbanken.
Sorten, Coupons, gelöste Papiere und kurzfristige Schatzanweisungeu.
Irländische Wechsel:
1. vierwöchige,
2. längere.
Ausländische Wechsel.
Reports und Vorschüsse.
Guthaben auf Konto nostro:
1. in Deutschland,
2. im Ausland.
Guthaben in laufender Rechnung: /
1. im Inland,
2. im Ausland.
Davon durch börsengängige Wertpapiere gedeckt.
Bürgschaftsdebitoren.
Kommanditen und dauernde Beteiligungen.

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[0539] Maßgebliches und Unmaßgebliches können. Es ist somit ein Mittel zur Umgehung des Scheckstempels gegeben, wenn ihm auch gegenüber dem Scheck verschleime Mängel anhaften. Diese für die Banken ungemütliche Situation glaubte die Vereinigung Berliner Banken und Bankiers durch den einstimmigen Beschluß beseitigen zu müssen, „daß in Zukunft grundsätzlich nur solche Anweisungen honoriert werden sollen, die mit einer ordnungs¬ mäßigen Quittung präsentiert werden", da die Quittung, die sich die Berliner Banken von dem Überbringer einer Anweisung auf dieser ausstellen lassen, aller Voraussicht nach dem Stempel für Bankquittungen unterliegen würde. Diese neue Art der Rechtsbildung ist ebenso interessant wie die Tatsache, daß man heute gewisse Stempelsteuern als für das materielle Wohl unsers Volkes not¬ wendig bezeichnet, die noch vor Jahresfrist von denselben Stellen aus als dem materiellen Wohle der Gesamtheit schädlich bezeichnet wurden. Zum drittenmal veröffentlichten die Berliner Großbanken und einige Provinz¬ banken die sogenannten Zweimonatsbilanzen, deren wichtigste wir in der folgenden Übersicht <S. 535) ziffernmäßig wiedergeben. Die Bilanzen zeigen die auffällige Erscheinung, daß sich trotz der wirtschaft¬ lichen Depression die Liquidität der Banken noch nicht gebessert hat, ein Zeichen dafür, daß die Banken zur Zeit der Hochkonjunktur ihre Mittel über ein gesundes Maß hinaus festgelegt haben. Wie aber sollen die Banken den Anforderungen der nächsten Hochkonjunktur gewachsen sein, wenn schon jetzt ihre Liquidität zu wünschen übrig läßt? Die Situation beweist von neuem, daß die Banken eben doch (ent¬ gegen der Ansicht eines hervorragenden Bnnkleiters, im Bankarchiv vom 1. Januar 1909) für die Verwendung des Kredits, den sie gewähren, verantwortlich sind und nicht nur für die Sicherung ihrer Kredite. Andrerseits lassen die Bilanzen erkennen, daß das vereinbarte gemeinsame Schema doch noch starke Abweichungen unter den Ausweisposten der verschiednen Banken zuläßt. Deshalb ist eine erhebliche Erweiterung des Schemas unerläßlich, und wir geben im folgenden das von dem Sachverständigen bet der Bankenquete Georg Bernhard entworfene Normalschema für die Zwischenbilanzen wieder, nach¬ dem wir seinen Entwurf einer Jahresbilanz bereits im zweiten Quartal der Grenz¬ boten auf Seite 650 abgedruckt haben. Aktiva: . Bestand an Gold und Banknoten. Guthaben bet deutschen Notenbanken. Sorten, Coupons, gelöste Papiere und kurzfristige Schatzanweisungeu. Irländische Wechsel: 1. vierwöchige, 2. längere. Ausländische Wechsel. Reports und Vorschüsse. Guthaben auf Konto nostro: 1. in Deutschland, 2. im Ausland. Guthaben in laufender Rechnung: / 1. im Inland, 2. im Ausland. Davon durch börsengängige Wertpapiere gedeckt. Bürgschaftsdebitoren. Kommanditen und dauernde Beteiligungen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_313702/539>, abgerufen am 25.08.2024.