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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

heißen sie Generalversammlungen deutscher Katholiken oder -- wie der Sprach¬
gebrauch sie kurz getauft hat. ^ Katholikentage. Wenn man sie gleichwohl als
Parteitage des Zentrums betrachtet, so soll damit durchaus nicht verkannt werden,
daß es eine. Seite dieser Veranstaltungen gibt, die mit politischen Parteifragen
nichts zu tun hat. Zahlreich sind die deutschen Katholiken, die ihrerseits, ohne an
Politische Fragen zu denken, nur aus dem Bedürfnis des Bekenntnisses heraus an
diesen Generalversammlungen teilnehmen, und die auch für ihre Person davon unr-
einen Eindruck nach Hause tragen. der sich aus dem Zusammenklang einer großen
Gemeinschaft in Fragen der Religion und der Weltanschauung natürlich ergibt,
"ut den wir direkt als Erbauung bezeichnen können. Das zu übersehen oder zu
leugnen, wäre im höchsten Grade ungerechte und einseitig. Aber wenn wir im
einer polittscheu Besprechung der Katholikentage gedenken.^ so ,meinen wir auch "diese
religiöse und sittliche Bedeutung der Veranstaltungen gar nicht, sondern nur die
Seite teri Sache, die sich mit der Politik berührt. Da die Katholikentage auch
rein politische Fragen vor ihr Forum ziehen, so haben wir ein Recht, zu fragen,
in welchem Sinn und Geist diese Fragen behandelt werden. Und da kann nun
kein Zweifel besteh", daß alles Politische nicht nur von führenden Mitgliedern der
Zentrumspartei vertreten, sondern auch ganz ausschließlich im Sinn und zum
Nutzen der Zentrumspartei besprochen wird. Deshalb vertreten die Katholiken¬
tage zugleich- die Stelle von Parteitagen des Zentrums, und da auch das Be¬
dürfnis, sich auf dem Boden des Bekenntnisses mit Gleichgesinnten zu besondern
großen Kundgebungen außerhalb des rein kirchlichen Lebens zusammenzufinden,
selten nur aus ganz ausschließlich religiösen Regungen entsteht, vielmehr gewöhnlich
aus dem Bewußtsein einer besondern Denkmeise auch in weltlichen Fragen hervor¬
geht, so kann es gar nicht ausbleiben, daß für die Gesamtwirkung der Katholiken¬
tage nach außen hin die religiöse Seite der Sache, so warm und tief sie auch im
einzelnen zur Geltung kommen mag, doch nur Untergrund und Staffage bleibt,
während die Parteitätigkeit für das Zentrum in den Vordergrund tritt. Wenn
das Politische ausgeschaltet würde, wären die Katholikentage unmöglich. Die Kirche
selbst würde dann dagegen protestieren.. Nur daß das Bewußtsein einer Besonder¬
heit auch in bürgerlichen Anschauungen die katholischen Kreise durchdringt, macht
solche Demonstrationen der katholischen Laienwelt für ihre Kirche wertvoll. Deshalb
hat das Leugnen des politischen und -- mehr als das des parteipolitischer
Charakters der Katholikentage wenig Bedeutung. Das wird sich auch jetzt im
Verlaufe des soeben eröffneten Breslauer Katholikentages wieder zeigen.

Der sozialdemokratische Parteitag steht gleichfalls unmittelbar bevor. Diesmal
interessieren uns weniger die üblichen grobkörnigen Auseinandersetzungen zwischen
den revolutionären Draufgängern und den mehr diplomatisierendcn und theoreti-
sierenden Richtungen als die Angaben, die uns der Parteibericht und die daran an¬
knüpfenden Erörterungen über die Finanzen der Partei gebracht haben. Wir er¬
fahren daraus mancherlei Lehrreiches. Zunächst sehen wir, welche große Summen
der Parteikasse zugeführt worden sind und noch immer zugeführt werden. Diese
Summen fließen im wesentlichen aus den Taschen der Arbeiter, des "Proletariats"',
wie sich der Parteijargon noch immer mit Vorliebe ausdrückt. Auch was aus den
Überschüssen der Parteipresse und der sozialdemokratisch geleiteten Betriebe der
Parteikasse zugeführt wird, ist ja im Grunde eine Leistung der Arbeiter, die, zum
Teil durch terroristische Mittel gezwungen, das ihrige dazu beitragen, diese Über¬
schüsse zu schaffen. Diese Opferwilligkeit für eine Idee und die Disziplin, die sich
w solchen Leistungen bekundet, verdienten ja sicherlich alle Achtung, auch wenn sie
einem Irrwahn zugute kommen. Nur muß betont werden, daß diese außerordent¬
lichen finanziellen Leistungen der Arbeiterschaft, die -- wir wiederholen -- nur
zum Teil freiwillige, zum großen Teil vielmehr terroristisch erzwungne find, beinahe


Maßgebliches und Unmaßgebliches

heißen sie Generalversammlungen deutscher Katholiken oder — wie der Sprach¬
gebrauch sie kurz getauft hat. ^ Katholikentage. Wenn man sie gleichwohl als
Parteitage des Zentrums betrachtet, so soll damit durchaus nicht verkannt werden,
daß es eine. Seite dieser Veranstaltungen gibt, die mit politischen Parteifragen
nichts zu tun hat. Zahlreich sind die deutschen Katholiken, die ihrerseits, ohne an
Politische Fragen zu denken, nur aus dem Bedürfnis des Bekenntnisses heraus an
diesen Generalversammlungen teilnehmen, und die auch für ihre Person davon unr-
einen Eindruck nach Hause tragen. der sich aus dem Zusammenklang einer großen
Gemeinschaft in Fragen der Religion und der Weltanschauung natürlich ergibt,
»ut den wir direkt als Erbauung bezeichnen können. Das zu übersehen oder zu
leugnen, wäre im höchsten Grade ungerechte und einseitig. Aber wenn wir im
einer polittscheu Besprechung der Katholikentage gedenken.^ so ,meinen wir auch "diese
religiöse und sittliche Bedeutung der Veranstaltungen gar nicht, sondern nur die
Seite teri Sache, die sich mit der Politik berührt. Da die Katholikentage auch
rein politische Fragen vor ihr Forum ziehen, so haben wir ein Recht, zu fragen,
in welchem Sinn und Geist diese Fragen behandelt werden. Und da kann nun
kein Zweifel besteh«, daß alles Politische nicht nur von führenden Mitgliedern der
Zentrumspartei vertreten, sondern auch ganz ausschließlich im Sinn und zum
Nutzen der Zentrumspartei besprochen wird. Deshalb vertreten die Katholiken¬
tage zugleich- die Stelle von Parteitagen des Zentrums, und da auch das Be¬
dürfnis, sich auf dem Boden des Bekenntnisses mit Gleichgesinnten zu besondern
großen Kundgebungen außerhalb des rein kirchlichen Lebens zusammenzufinden,
selten nur aus ganz ausschließlich religiösen Regungen entsteht, vielmehr gewöhnlich
aus dem Bewußtsein einer besondern Denkmeise auch in weltlichen Fragen hervor¬
geht, so kann es gar nicht ausbleiben, daß für die Gesamtwirkung der Katholiken¬
tage nach außen hin die religiöse Seite der Sache, so warm und tief sie auch im
einzelnen zur Geltung kommen mag, doch nur Untergrund und Staffage bleibt,
während die Parteitätigkeit für das Zentrum in den Vordergrund tritt. Wenn
das Politische ausgeschaltet würde, wären die Katholikentage unmöglich. Die Kirche
selbst würde dann dagegen protestieren.. Nur daß das Bewußtsein einer Besonder¬
heit auch in bürgerlichen Anschauungen die katholischen Kreise durchdringt, macht
solche Demonstrationen der katholischen Laienwelt für ihre Kirche wertvoll. Deshalb
hat das Leugnen des politischen und — mehr als das des parteipolitischer
Charakters der Katholikentage wenig Bedeutung. Das wird sich auch jetzt im
Verlaufe des soeben eröffneten Breslauer Katholikentages wieder zeigen.

Der sozialdemokratische Parteitag steht gleichfalls unmittelbar bevor. Diesmal
interessieren uns weniger die üblichen grobkörnigen Auseinandersetzungen zwischen
den revolutionären Draufgängern und den mehr diplomatisierendcn und theoreti-
sierenden Richtungen als die Angaben, die uns der Parteibericht und die daran an¬
knüpfenden Erörterungen über die Finanzen der Partei gebracht haben. Wir er¬
fahren daraus mancherlei Lehrreiches. Zunächst sehen wir, welche große Summen
der Parteikasse zugeführt worden sind und noch immer zugeführt werden. Diese
Summen fließen im wesentlichen aus den Taschen der Arbeiter, des „Proletariats"',
wie sich der Parteijargon noch immer mit Vorliebe ausdrückt. Auch was aus den
Überschüssen der Parteipresse und der sozialdemokratisch geleiteten Betriebe der
Parteikasse zugeführt wird, ist ja im Grunde eine Leistung der Arbeiter, die, zum
Teil durch terroristische Mittel gezwungen, das ihrige dazu beitragen, diese Über¬
schüsse zu schaffen. Diese Opferwilligkeit für eine Idee und die Disziplin, die sich
w solchen Leistungen bekundet, verdienten ja sicherlich alle Achtung, auch wenn sie
einem Irrwahn zugute kommen. Nur muß betont werden, daß diese außerordent¬
lichen finanziellen Leistungen der Arbeiterschaft, die — wir wiederholen — nur
zum Teil freiwillige, zum großen Teil vielmehr terroristisch erzwungne find, beinahe


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[0491] Maßgebliches und Unmaßgebliches heißen sie Generalversammlungen deutscher Katholiken oder — wie der Sprach¬ gebrauch sie kurz getauft hat. ^ Katholikentage. Wenn man sie gleichwohl als Parteitage des Zentrums betrachtet, so soll damit durchaus nicht verkannt werden, daß es eine. Seite dieser Veranstaltungen gibt, die mit politischen Parteifragen nichts zu tun hat. Zahlreich sind die deutschen Katholiken, die ihrerseits, ohne an Politische Fragen zu denken, nur aus dem Bedürfnis des Bekenntnisses heraus an diesen Generalversammlungen teilnehmen, und die auch für ihre Person davon unr- einen Eindruck nach Hause tragen. der sich aus dem Zusammenklang einer großen Gemeinschaft in Fragen der Religion und der Weltanschauung natürlich ergibt, »ut den wir direkt als Erbauung bezeichnen können. Das zu übersehen oder zu leugnen, wäre im höchsten Grade ungerechte und einseitig. Aber wenn wir im einer polittscheu Besprechung der Katholikentage gedenken.^ so ,meinen wir auch "diese religiöse und sittliche Bedeutung der Veranstaltungen gar nicht, sondern nur die Seite teri Sache, die sich mit der Politik berührt. Da die Katholikentage auch rein politische Fragen vor ihr Forum ziehen, so haben wir ein Recht, zu fragen, in welchem Sinn und Geist diese Fragen behandelt werden. Und da kann nun kein Zweifel besteh«, daß alles Politische nicht nur von führenden Mitgliedern der Zentrumspartei vertreten, sondern auch ganz ausschließlich im Sinn und zum Nutzen der Zentrumspartei besprochen wird. Deshalb vertreten die Katholiken¬ tage zugleich- die Stelle von Parteitagen des Zentrums, und da auch das Be¬ dürfnis, sich auf dem Boden des Bekenntnisses mit Gleichgesinnten zu besondern großen Kundgebungen außerhalb des rein kirchlichen Lebens zusammenzufinden, selten nur aus ganz ausschließlich religiösen Regungen entsteht, vielmehr gewöhnlich aus dem Bewußtsein einer besondern Denkmeise auch in weltlichen Fragen hervor¬ geht, so kann es gar nicht ausbleiben, daß für die Gesamtwirkung der Katholiken¬ tage nach außen hin die religiöse Seite der Sache, so warm und tief sie auch im einzelnen zur Geltung kommen mag, doch nur Untergrund und Staffage bleibt, während die Parteitätigkeit für das Zentrum in den Vordergrund tritt. Wenn das Politische ausgeschaltet würde, wären die Katholikentage unmöglich. Die Kirche selbst würde dann dagegen protestieren.. Nur daß das Bewußtsein einer Besonder¬ heit auch in bürgerlichen Anschauungen die katholischen Kreise durchdringt, macht solche Demonstrationen der katholischen Laienwelt für ihre Kirche wertvoll. Deshalb hat das Leugnen des politischen und — mehr als das des parteipolitischer Charakters der Katholikentage wenig Bedeutung. Das wird sich auch jetzt im Verlaufe des soeben eröffneten Breslauer Katholikentages wieder zeigen. Der sozialdemokratische Parteitag steht gleichfalls unmittelbar bevor. Diesmal interessieren uns weniger die üblichen grobkörnigen Auseinandersetzungen zwischen den revolutionären Draufgängern und den mehr diplomatisierendcn und theoreti- sierenden Richtungen als die Angaben, die uns der Parteibericht und die daran an¬ knüpfenden Erörterungen über die Finanzen der Partei gebracht haben. Wir er¬ fahren daraus mancherlei Lehrreiches. Zunächst sehen wir, welche große Summen der Parteikasse zugeführt worden sind und noch immer zugeführt werden. Diese Summen fließen im wesentlichen aus den Taschen der Arbeiter, des „Proletariats"', wie sich der Parteijargon noch immer mit Vorliebe ausdrückt. Auch was aus den Überschüssen der Parteipresse und der sozialdemokratisch geleiteten Betriebe der Parteikasse zugeführt wird, ist ja im Grunde eine Leistung der Arbeiter, die, zum Teil durch terroristische Mittel gezwungen, das ihrige dazu beitragen, diese Über¬ schüsse zu schaffen. Diese Opferwilligkeit für eine Idee und die Disziplin, die sich w solchen Leistungen bekundet, verdienten ja sicherlich alle Achtung, auch wenn sie einem Irrwahn zugute kommen. Nur muß betont werden, daß diese außerordent¬ lichen finanziellen Leistungen der Arbeiterschaft, die — wir wiederholen — nur zum Teil freiwillige, zum großen Teil vielmehr terroristisch erzwungne find, beinahe

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_313702/491>, abgerufen am 26.06.2024.