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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

gegen den "roten Zaren" diesmal breiter machen durften als sonst. Besonders mußte
dies bei England auffallen, wo man doch sonst so empfindlich für ausländische Ein¬
mischungen in innere Verhältnisse ist, sich aber hier nicht im geringsten scheute, in
der Presse, in Versammlungen und selbst im Parlament sich in den schärfsten Aus¬
drücken über innere russische Verhältnisse zu ergehn und den Gast des Landes auf
das heftigste anzugreifen. Die englischen Chauvinisten können es ihm eben nicht
verzeihen, daß er nicht auf ihre kontinentale Politik eingegangen ist und vielleicht
auch in Persien eine Richtung einhält, die mehr den russischen als den britischen
Interessen dient. Die Engländer vermögen sich noch immer nicht von dem seit
zwei Jahrhunderten großgezognen Gedanken loszumachen, daß andre Völker und
Staaten bloß dazu da seien, für sie die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Der
Zwang der Verhältnisse wird sie aber immer mehr zu der Erkenntnis hindrängen,
daß gerade in der großen Politik nur der Leitsatz gilt: Selbst ist der Mann.

Neben diesen für den Augenblick wenig ins Gewicht fallenden Äußerungen
der Volksstimmungen ist es von Wert, die tatsächliche Bedeutung der Reise des
russischen Herrschers festzustellen. Sie wollte und konnte in ihrer politischen Neben¬
wirkung nichts andres sein als eine Bekräftigung des Zustandes, der sich vor einem
halben Jahre in der Lähmung des Vorstoßes der Tripleentente mangels Bereit¬
willigkeit oder Möglichkeit zum positiven Einschreiten herausgebildet hat. Die
Tripleentente ist nicht imstande, dem mitteleuropäischen Bündnis gegenüber eine
überlegne Macht aufzubieten, und daraus ergibt sich für beide Mächtegruppen
die Notwendigkeit, sich mit- und nebeneinander zu vertragen und gewisse, vielleicht
sehr populäre politische Wünsche wenigstens für die nächste Zeit, wenn nicht für
immer, zu vertage". Die für die breite Öffentlichkeit redigierten offiziellen Trink¬
sprüche von Cherbourg und Cowes predigen demnach den Frieden und sind nicht
mit dem mysteriösen Schweigen umhüllt worden wie seinerzeit die Abmachungen
auf der Reede von Reval beim Besuche des Königs Eduard. An der Aufrichtig¬
keit dieser Versicherungen braucht man bei der heutigen Weltlage nicht zu zweifeln,
und man darf diese Annahme ohne jede Gefahr, durch Tatsachen widerlegt zu
werden, dahin erweitern, daß der Grundzug der Politik aller europäischen Gro߬
mächte gegenwärtig der Wille ist, jeden bewaffneten Konflikt zu vermeiden. Das
dürfte sich auch bei der jetzigen, gänzlich unnötigen Zuspitzung der kretischen Frage
herausstellen. Die europäischen Großstaaten haben ganz andre Interessen zu wahren,
die sie nicht durch so kleinliche Begehrlichkeiten lokaler Natur gestört sehen wollen.
In Deutschland darf man übrigens mit Recht darüber zufrieden sein, daß sich in dieser
zwingenden Lage bet den Toasten von Cherbourg und Cowes auch sichtbar das
Bestreben erkennen ließ, unsre Empfindlichkeit zu schonen. Es fädeln sich schon an
verschiednen Punkten Dinge ein, die notwendig machen, daß die Mächte Europas
zur Wahrung der gemeinsamen Interessen des Weltteils engere Fühlung unterein¬
ander nehmen und besser tun, sich gegenseitig zu stützen und zu stärken, statt sich
anzufeinden. In diesem Sinne ist auch die zutage getretue englische Bereitwilligkeit,
Rußland finanziell beizuspringen, nur mit Zustimmung aufzunehmen. Wenn selbst
einzelne Kreise es nur in der Hoffnung gern tun, damit einen Gegner Deutschlands
enger an sich zu fesseln, so braucht uns das nicht im geringsten zu ärgern. Wie
schon früher der Zweibund, so hat auch jetzt die Tripleentente die deutschfeindliche
Spitze eingebüßt ohne jede Aussicht, sie wieder zu gewinnen. Der ganze Verlauf
der Begegnungen in Cherbourg und Cowes mit allen Zeitungsmeinungen und
sonstigem Zubehör hat hierüber nicht den geringsten Zweifel gelassen. Man wird
wohl weiterhin im Osten und im Westen noch gern manches Deutschfeindliche reden
und schreiben, auch leicht Beifall damit finden, aber auf den Gang der Politik hat
das keinen Einfluß mehr. Unter diesen Umständen kommt es ganz gelegen, daß
der Schluß der Zarenreise durchaus den Charakter einer Familienzusammenkuuft


Maßgebliches und Unmaßgebliches

gegen den „roten Zaren" diesmal breiter machen durften als sonst. Besonders mußte
dies bei England auffallen, wo man doch sonst so empfindlich für ausländische Ein¬
mischungen in innere Verhältnisse ist, sich aber hier nicht im geringsten scheute, in
der Presse, in Versammlungen und selbst im Parlament sich in den schärfsten Aus¬
drücken über innere russische Verhältnisse zu ergehn und den Gast des Landes auf
das heftigste anzugreifen. Die englischen Chauvinisten können es ihm eben nicht
verzeihen, daß er nicht auf ihre kontinentale Politik eingegangen ist und vielleicht
auch in Persien eine Richtung einhält, die mehr den russischen als den britischen
Interessen dient. Die Engländer vermögen sich noch immer nicht von dem seit
zwei Jahrhunderten großgezognen Gedanken loszumachen, daß andre Völker und
Staaten bloß dazu da seien, für sie die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Der
Zwang der Verhältnisse wird sie aber immer mehr zu der Erkenntnis hindrängen,
daß gerade in der großen Politik nur der Leitsatz gilt: Selbst ist der Mann.

Neben diesen für den Augenblick wenig ins Gewicht fallenden Äußerungen
der Volksstimmungen ist es von Wert, die tatsächliche Bedeutung der Reise des
russischen Herrschers festzustellen. Sie wollte und konnte in ihrer politischen Neben¬
wirkung nichts andres sein als eine Bekräftigung des Zustandes, der sich vor einem
halben Jahre in der Lähmung des Vorstoßes der Tripleentente mangels Bereit¬
willigkeit oder Möglichkeit zum positiven Einschreiten herausgebildet hat. Die
Tripleentente ist nicht imstande, dem mitteleuropäischen Bündnis gegenüber eine
überlegne Macht aufzubieten, und daraus ergibt sich für beide Mächtegruppen
die Notwendigkeit, sich mit- und nebeneinander zu vertragen und gewisse, vielleicht
sehr populäre politische Wünsche wenigstens für die nächste Zeit, wenn nicht für
immer, zu vertage». Die für die breite Öffentlichkeit redigierten offiziellen Trink¬
sprüche von Cherbourg und Cowes predigen demnach den Frieden und sind nicht
mit dem mysteriösen Schweigen umhüllt worden wie seinerzeit die Abmachungen
auf der Reede von Reval beim Besuche des Königs Eduard. An der Aufrichtig¬
keit dieser Versicherungen braucht man bei der heutigen Weltlage nicht zu zweifeln,
und man darf diese Annahme ohne jede Gefahr, durch Tatsachen widerlegt zu
werden, dahin erweitern, daß der Grundzug der Politik aller europäischen Gro߬
mächte gegenwärtig der Wille ist, jeden bewaffneten Konflikt zu vermeiden. Das
dürfte sich auch bei der jetzigen, gänzlich unnötigen Zuspitzung der kretischen Frage
herausstellen. Die europäischen Großstaaten haben ganz andre Interessen zu wahren,
die sie nicht durch so kleinliche Begehrlichkeiten lokaler Natur gestört sehen wollen.
In Deutschland darf man übrigens mit Recht darüber zufrieden sein, daß sich in dieser
zwingenden Lage bet den Toasten von Cherbourg und Cowes auch sichtbar das
Bestreben erkennen ließ, unsre Empfindlichkeit zu schonen. Es fädeln sich schon an
verschiednen Punkten Dinge ein, die notwendig machen, daß die Mächte Europas
zur Wahrung der gemeinsamen Interessen des Weltteils engere Fühlung unterein¬
ander nehmen und besser tun, sich gegenseitig zu stützen und zu stärken, statt sich
anzufeinden. In diesem Sinne ist auch die zutage getretue englische Bereitwilligkeit,
Rußland finanziell beizuspringen, nur mit Zustimmung aufzunehmen. Wenn selbst
einzelne Kreise es nur in der Hoffnung gern tun, damit einen Gegner Deutschlands
enger an sich zu fesseln, so braucht uns das nicht im geringsten zu ärgern. Wie
schon früher der Zweibund, so hat auch jetzt die Tripleentente die deutschfeindliche
Spitze eingebüßt ohne jede Aussicht, sie wieder zu gewinnen. Der ganze Verlauf
der Begegnungen in Cherbourg und Cowes mit allen Zeitungsmeinungen und
sonstigem Zubehör hat hierüber nicht den geringsten Zweifel gelassen. Man wird
wohl weiterhin im Osten und im Westen noch gern manches Deutschfeindliche reden
und schreiben, auch leicht Beifall damit finden, aber auf den Gang der Politik hat
das keinen Einfluß mehr. Unter diesen Umständen kommt es ganz gelegen, daß
der Schluß der Zarenreise durchaus den Charakter einer Familienzusammenkuuft


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[0340] Maßgebliches und Unmaßgebliches gegen den „roten Zaren" diesmal breiter machen durften als sonst. Besonders mußte dies bei England auffallen, wo man doch sonst so empfindlich für ausländische Ein¬ mischungen in innere Verhältnisse ist, sich aber hier nicht im geringsten scheute, in der Presse, in Versammlungen und selbst im Parlament sich in den schärfsten Aus¬ drücken über innere russische Verhältnisse zu ergehn und den Gast des Landes auf das heftigste anzugreifen. Die englischen Chauvinisten können es ihm eben nicht verzeihen, daß er nicht auf ihre kontinentale Politik eingegangen ist und vielleicht auch in Persien eine Richtung einhält, die mehr den russischen als den britischen Interessen dient. Die Engländer vermögen sich noch immer nicht von dem seit zwei Jahrhunderten großgezognen Gedanken loszumachen, daß andre Völker und Staaten bloß dazu da seien, für sie die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Der Zwang der Verhältnisse wird sie aber immer mehr zu der Erkenntnis hindrängen, daß gerade in der großen Politik nur der Leitsatz gilt: Selbst ist der Mann. Neben diesen für den Augenblick wenig ins Gewicht fallenden Äußerungen der Volksstimmungen ist es von Wert, die tatsächliche Bedeutung der Reise des russischen Herrschers festzustellen. Sie wollte und konnte in ihrer politischen Neben¬ wirkung nichts andres sein als eine Bekräftigung des Zustandes, der sich vor einem halben Jahre in der Lähmung des Vorstoßes der Tripleentente mangels Bereit¬ willigkeit oder Möglichkeit zum positiven Einschreiten herausgebildet hat. Die Tripleentente ist nicht imstande, dem mitteleuropäischen Bündnis gegenüber eine überlegne Macht aufzubieten, und daraus ergibt sich für beide Mächtegruppen die Notwendigkeit, sich mit- und nebeneinander zu vertragen und gewisse, vielleicht sehr populäre politische Wünsche wenigstens für die nächste Zeit, wenn nicht für immer, zu vertage». Die für die breite Öffentlichkeit redigierten offiziellen Trink¬ sprüche von Cherbourg und Cowes predigen demnach den Frieden und sind nicht mit dem mysteriösen Schweigen umhüllt worden wie seinerzeit die Abmachungen auf der Reede von Reval beim Besuche des Königs Eduard. An der Aufrichtig¬ keit dieser Versicherungen braucht man bei der heutigen Weltlage nicht zu zweifeln, und man darf diese Annahme ohne jede Gefahr, durch Tatsachen widerlegt zu werden, dahin erweitern, daß der Grundzug der Politik aller europäischen Gro߬ mächte gegenwärtig der Wille ist, jeden bewaffneten Konflikt zu vermeiden. Das dürfte sich auch bei der jetzigen, gänzlich unnötigen Zuspitzung der kretischen Frage herausstellen. Die europäischen Großstaaten haben ganz andre Interessen zu wahren, die sie nicht durch so kleinliche Begehrlichkeiten lokaler Natur gestört sehen wollen. In Deutschland darf man übrigens mit Recht darüber zufrieden sein, daß sich in dieser zwingenden Lage bet den Toasten von Cherbourg und Cowes auch sichtbar das Bestreben erkennen ließ, unsre Empfindlichkeit zu schonen. Es fädeln sich schon an verschiednen Punkten Dinge ein, die notwendig machen, daß die Mächte Europas zur Wahrung der gemeinsamen Interessen des Weltteils engere Fühlung unterein¬ ander nehmen und besser tun, sich gegenseitig zu stützen und zu stärken, statt sich anzufeinden. In diesem Sinne ist auch die zutage getretue englische Bereitwilligkeit, Rußland finanziell beizuspringen, nur mit Zustimmung aufzunehmen. Wenn selbst einzelne Kreise es nur in der Hoffnung gern tun, damit einen Gegner Deutschlands enger an sich zu fesseln, so braucht uns das nicht im geringsten zu ärgern. Wie schon früher der Zweibund, so hat auch jetzt die Tripleentente die deutschfeindliche Spitze eingebüßt ohne jede Aussicht, sie wieder zu gewinnen. Der ganze Verlauf der Begegnungen in Cherbourg und Cowes mit allen Zeitungsmeinungen und sonstigem Zubehör hat hierüber nicht den geringsten Zweifel gelassen. Man wird wohl weiterhin im Osten und im Westen noch gern manches Deutschfeindliche reden und schreiben, auch leicht Beifall damit finden, aber auf den Gang der Politik hat das keinen Einfluß mehr. Unter diesen Umständen kommt es ganz gelegen, daß der Schluß der Zarenreise durchaus den Charakter einer Familienzusammenkuuft

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_313702/340>, abgerufen am 22.07.2024.