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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr.

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Meine Jugend und die Religion

In den akuten Jugendkrankheiten, die mich damals heimsuchten, behandelte
mich ein jüdischer Arzt. Es war ein ältrer kleiner Mann mit langem, dunkelm,
halb ergrautem Haar und Bart. Die Kleider hingen ihm schlaff und faltig am
Leibe. Sein Äußeres war unscheinbar, fast dürftig, aber aus seinen Augen schien
es hell und warm wie aus einem reichen Hause, und sein Herz und seine Hand
hielten, was der Blick an Güte versprach. Er kam oft und nahm alle Verrichtungen,
die mehr Sorgfalt forderten, als schwer um das Dasein ringende Geschäftsleute
ihrem Kinde zuwenden konnten, auf sich. So wandte er, als ein Kind einer armen
Familie in der Nachbarschaft verbrüht wurde, nicht nur seine ärztliche Kunst, sondern
auch die Pflegekunst seiner weichen Hand auf und erzeigte dem kranken Kinde alle
die Liebe, die ihm seine mit den Ketten der Arbeit belasteten Eltern nicht erweisen
konnten. Daß seine Hand weich war, weiß ich aus Erfahrung. Sie hat oft in
den kranken Tagen meiner Knabenzeit an meinem Handgelenk und auf meiner Stirn
geruht. Das war ein Prediger meiner Jugendzeit, er predigte mir Güte durch
seine warmen Augen, seine weichen Hände und seine Hilfsbereitschaft, und seine
Predigt drang zu meinem Herzen.

Ein andrer Prediger dieser Art wohnte uns gegenüber im Vorderhause.
Das war ein jüdischer Amtsrichter. Er war noch jung, aber er sah alt auA
er war einer von denen, die nach dem Kriege fielen. Vor Paris im Spätherbst
hatte er, als seine Batterie alarmiert wurde, sein Hemd, das er gerade wusch,
angezogen, ohne es ordentlich aufwinden zu können. Dieses rauhe Leben ging
über seine Kraft. Er kam zwar heim, aber nach einigen Friedensjahren trugen
den Veteranen langsame Schritte rasch dem Grabe zu. Ich sehe ihn noch auf dem
Treppenabsatz stehn. Er zitterte, als trüge er noch das nasse, kalte Linnen am
Leibe, und rang nach Atem. Doch traf ein freundlicher Blick den Knaben, der sich
an ihm vorbeidrängte und damals nur Scheu vor dem Ernste der Krankheit emp¬
fand, die auch für Knabensinne verständlich aus der gebückten Gestalt sprach. Er
ging bald heim, eine Verwandte, die aus seinem Heimatdorfe kam, half ihm sterben.
Meine Mutter deutete mir dieses Bild aus dem großen Kriege, von ihr erfuhr
ich, was man sich im Hause von dem tapfern jüdischen Veteranen erzählte. Seine
Taten und Leiden und seine stille, milde Erscheinung wurden mir zu einer Predigt
und zu einer Lehre, der ich gern lauschte. Der jüdische Veteran, dessen höchster
Reichtum ein Stückchen Eisen und Silber in Kreuzesform war, das er so teuer
bezahlt hatte, wie nur der Idealist bezahlen kann, und der jüdische Arzt, der sich
nur seine Zeit und seine Mühe billig bezahlen ließ, seine Kunst und seine unbe¬
zahlbare Sorgfalt aber freigebig verschenkte, machten damals in meiner Seele Raum
für meine jüdischen Mitschüler.

Es wird kaum ein Kinderherz geben, das nie rohen Einflüssen ausgesetzt wäre.
Darum wird kaum ein Kind ganz frei von Voreingenommenheit seinen jüdischen
Mitschülern gegenübertreten können. Auch ich konnte es nicht. Aber der jüdische
Veteran und der jüdische Arzt haben mich von diesem Fehler geheilt. Sie wurden
dabei durch den Umstand unterstützt, daß die Abneigung gegen die jüdischen Mit¬
schüler unter uns Katholiken nicht so tief war wie die gegen die Protestanten.
Aus hundert Schimpfworten, Spitznamen, Spottversen, polemischen, kritischen, auf
den eignen alleinseligmachenden Glauben pochenden Äußerungen, die das Kind im
Verkehr mit Altersgenossen und mit ungebildeten und halbgebildeter Erwachsnen
halb gehört und kaum beachtet umklangen, war, obwohl mir der Glaube, worin
ich erzogen wurde, seine Lehrer und seine Stätten fremd und unheimlich blieben,
allmählich das Gefühl in mir entstanden, daß die Protestanten Menschen von ganz
andrer Art seien als die Katholiken. Selbst ich, ein Kind, das sich eigentlich von


Grenzboten III 1909 24
Meine Jugend und die Religion

In den akuten Jugendkrankheiten, die mich damals heimsuchten, behandelte
mich ein jüdischer Arzt. Es war ein ältrer kleiner Mann mit langem, dunkelm,
halb ergrautem Haar und Bart. Die Kleider hingen ihm schlaff und faltig am
Leibe. Sein Äußeres war unscheinbar, fast dürftig, aber aus seinen Augen schien
es hell und warm wie aus einem reichen Hause, und sein Herz und seine Hand
hielten, was der Blick an Güte versprach. Er kam oft und nahm alle Verrichtungen,
die mehr Sorgfalt forderten, als schwer um das Dasein ringende Geschäftsleute
ihrem Kinde zuwenden konnten, auf sich. So wandte er, als ein Kind einer armen
Familie in der Nachbarschaft verbrüht wurde, nicht nur seine ärztliche Kunst, sondern
auch die Pflegekunst seiner weichen Hand auf und erzeigte dem kranken Kinde alle
die Liebe, die ihm seine mit den Ketten der Arbeit belasteten Eltern nicht erweisen
konnten. Daß seine Hand weich war, weiß ich aus Erfahrung. Sie hat oft in
den kranken Tagen meiner Knabenzeit an meinem Handgelenk und auf meiner Stirn
geruht. Das war ein Prediger meiner Jugendzeit, er predigte mir Güte durch
seine warmen Augen, seine weichen Hände und seine Hilfsbereitschaft, und seine
Predigt drang zu meinem Herzen.

Ein andrer Prediger dieser Art wohnte uns gegenüber im Vorderhause.
Das war ein jüdischer Amtsrichter. Er war noch jung, aber er sah alt auA
er war einer von denen, die nach dem Kriege fielen. Vor Paris im Spätherbst
hatte er, als seine Batterie alarmiert wurde, sein Hemd, das er gerade wusch,
angezogen, ohne es ordentlich aufwinden zu können. Dieses rauhe Leben ging
über seine Kraft. Er kam zwar heim, aber nach einigen Friedensjahren trugen
den Veteranen langsame Schritte rasch dem Grabe zu. Ich sehe ihn noch auf dem
Treppenabsatz stehn. Er zitterte, als trüge er noch das nasse, kalte Linnen am
Leibe, und rang nach Atem. Doch traf ein freundlicher Blick den Knaben, der sich
an ihm vorbeidrängte und damals nur Scheu vor dem Ernste der Krankheit emp¬
fand, die auch für Knabensinne verständlich aus der gebückten Gestalt sprach. Er
ging bald heim, eine Verwandte, die aus seinem Heimatdorfe kam, half ihm sterben.
Meine Mutter deutete mir dieses Bild aus dem großen Kriege, von ihr erfuhr
ich, was man sich im Hause von dem tapfern jüdischen Veteranen erzählte. Seine
Taten und Leiden und seine stille, milde Erscheinung wurden mir zu einer Predigt
und zu einer Lehre, der ich gern lauschte. Der jüdische Veteran, dessen höchster
Reichtum ein Stückchen Eisen und Silber in Kreuzesform war, das er so teuer
bezahlt hatte, wie nur der Idealist bezahlen kann, und der jüdische Arzt, der sich
nur seine Zeit und seine Mühe billig bezahlen ließ, seine Kunst und seine unbe¬
zahlbare Sorgfalt aber freigebig verschenkte, machten damals in meiner Seele Raum
für meine jüdischen Mitschüler.

Es wird kaum ein Kinderherz geben, das nie rohen Einflüssen ausgesetzt wäre.
Darum wird kaum ein Kind ganz frei von Voreingenommenheit seinen jüdischen
Mitschülern gegenübertreten können. Auch ich konnte es nicht. Aber der jüdische
Veteran und der jüdische Arzt haben mich von diesem Fehler geheilt. Sie wurden
dabei durch den Umstand unterstützt, daß die Abneigung gegen die jüdischen Mit¬
schüler unter uns Katholiken nicht so tief war wie die gegen die Protestanten.
Aus hundert Schimpfworten, Spitznamen, Spottversen, polemischen, kritischen, auf
den eignen alleinseligmachenden Glauben pochenden Äußerungen, die das Kind im
Verkehr mit Altersgenossen und mit ungebildeten und halbgebildeter Erwachsnen
halb gehört und kaum beachtet umklangen, war, obwohl mir der Glaube, worin
ich erzogen wurde, seine Lehrer und seine Stätten fremd und unheimlich blieben,
allmählich das Gefühl in mir entstanden, daß die Protestanten Menschen von ganz
andrer Art seien als die Katholiken. Selbst ich, ein Kind, das sich eigentlich von


Grenzboten III 1909 24
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[0189] Meine Jugend und die Religion In den akuten Jugendkrankheiten, die mich damals heimsuchten, behandelte mich ein jüdischer Arzt. Es war ein ältrer kleiner Mann mit langem, dunkelm, halb ergrautem Haar und Bart. Die Kleider hingen ihm schlaff und faltig am Leibe. Sein Äußeres war unscheinbar, fast dürftig, aber aus seinen Augen schien es hell und warm wie aus einem reichen Hause, und sein Herz und seine Hand hielten, was der Blick an Güte versprach. Er kam oft und nahm alle Verrichtungen, die mehr Sorgfalt forderten, als schwer um das Dasein ringende Geschäftsleute ihrem Kinde zuwenden konnten, auf sich. So wandte er, als ein Kind einer armen Familie in der Nachbarschaft verbrüht wurde, nicht nur seine ärztliche Kunst, sondern auch die Pflegekunst seiner weichen Hand auf und erzeigte dem kranken Kinde alle die Liebe, die ihm seine mit den Ketten der Arbeit belasteten Eltern nicht erweisen konnten. Daß seine Hand weich war, weiß ich aus Erfahrung. Sie hat oft in den kranken Tagen meiner Knabenzeit an meinem Handgelenk und auf meiner Stirn geruht. Das war ein Prediger meiner Jugendzeit, er predigte mir Güte durch seine warmen Augen, seine weichen Hände und seine Hilfsbereitschaft, und seine Predigt drang zu meinem Herzen. Ein andrer Prediger dieser Art wohnte uns gegenüber im Vorderhause. Das war ein jüdischer Amtsrichter. Er war noch jung, aber er sah alt auA er war einer von denen, die nach dem Kriege fielen. Vor Paris im Spätherbst hatte er, als seine Batterie alarmiert wurde, sein Hemd, das er gerade wusch, angezogen, ohne es ordentlich aufwinden zu können. Dieses rauhe Leben ging über seine Kraft. Er kam zwar heim, aber nach einigen Friedensjahren trugen den Veteranen langsame Schritte rasch dem Grabe zu. Ich sehe ihn noch auf dem Treppenabsatz stehn. Er zitterte, als trüge er noch das nasse, kalte Linnen am Leibe, und rang nach Atem. Doch traf ein freundlicher Blick den Knaben, der sich an ihm vorbeidrängte und damals nur Scheu vor dem Ernste der Krankheit emp¬ fand, die auch für Knabensinne verständlich aus der gebückten Gestalt sprach. Er ging bald heim, eine Verwandte, die aus seinem Heimatdorfe kam, half ihm sterben. Meine Mutter deutete mir dieses Bild aus dem großen Kriege, von ihr erfuhr ich, was man sich im Hause von dem tapfern jüdischen Veteranen erzählte. Seine Taten und Leiden und seine stille, milde Erscheinung wurden mir zu einer Predigt und zu einer Lehre, der ich gern lauschte. Der jüdische Veteran, dessen höchster Reichtum ein Stückchen Eisen und Silber in Kreuzesform war, das er so teuer bezahlt hatte, wie nur der Idealist bezahlen kann, und der jüdische Arzt, der sich nur seine Zeit und seine Mühe billig bezahlen ließ, seine Kunst und seine unbe¬ zahlbare Sorgfalt aber freigebig verschenkte, machten damals in meiner Seele Raum für meine jüdischen Mitschüler. Es wird kaum ein Kinderherz geben, das nie rohen Einflüssen ausgesetzt wäre. Darum wird kaum ein Kind ganz frei von Voreingenommenheit seinen jüdischen Mitschülern gegenübertreten können. Auch ich konnte es nicht. Aber der jüdische Veteran und der jüdische Arzt haben mich von diesem Fehler geheilt. Sie wurden dabei durch den Umstand unterstützt, daß die Abneigung gegen die jüdischen Mit¬ schüler unter uns Katholiken nicht so tief war wie die gegen die Protestanten. Aus hundert Schimpfworten, Spitznamen, Spottversen, polemischen, kritischen, auf den eignen alleinseligmachenden Glauben pochenden Äußerungen, die das Kind im Verkehr mit Altersgenossen und mit ungebildeten und halbgebildeter Erwachsnen halb gehört und kaum beachtet umklangen, war, obwohl mir der Glaube, worin ich erzogen wurde, seine Lehrer und seine Stätten fremd und unheimlich blieben, allmählich das Gefühl in mir entstanden, daß die Protestanten Menschen von ganz andrer Art seien als die Katholiken. Selbst ich, ein Kind, das sich eigentlich von Grenzboten III 1909 24

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_313702/189>, abgerufen am 22.12.2024.