Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr.Maßgebliches und Umnaßgebliches Wie von der Regierung Taten sehen, nationale Taten, und erwartet sie auch in Das Handwörterbuch der Staatswissenschaften. Da sich die Ver¬ Aus Leipzigs Vergangenheit. Als wir vor etwa vier Jahren den Maßgebliches und Umnaßgebliches Wie von der Regierung Taten sehen, nationale Taten, und erwartet sie auch in Das Handwörterbuch der Staatswissenschaften. Da sich die Ver¬ Aus Leipzigs Vergangenheit. Als wir vor etwa vier Jahren den <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0154" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/313857"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Umnaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_618" prev="#ID_617"> Wie von der Regierung Taten sehen, nationale Taten, und erwartet sie auch in<lb/> der nächsten Wintersession von allen Abgeordneten unter Zurückstellung ihrer partei¬<lb/> politischer Streitigkeiten, Täuschungen und Irrungen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="2"> <head> Das Handwörterbuch der Staatswissenschaften.</head> <p xml:id="ID_619"> Da sich die Ver¬<lb/> öffentlichung des zweiten Bandes, über den wir einen zusammenfassenden Bericht<lb/> liefern Wollen, verzögert, benutzen wir einstweilen das Erscheinen zweier neuer<lb/> Lieferungen (der neunzehnten und zwanzigsten) dazu, an den Fortgang des großen<lb/> Werkes zu erinnern. Neu hinzugekommen sind zur ersten Auflage im Umfange<lb/> der beiden Lieferungen dieser dritten, gänzlich umgearbeiteten Ausgabe die Artikel:<lb/> Einwcmdrung, Fahrradsteuer, Familiengüterrecht, Ferguson, Faßsteuer. In dem<lb/> Artikel „Einiguugscimtcr" sind die Abschnitte über England und Deutschland ver¬<lb/> vollständigt worden und werden auch noch einige andre Staaten behandelt. In<lb/> der umfangreichen Abhandlung über das Einkommen und die Einkommenverteilung<lb/> ist besonders die Statistik vervollständigt und für Deutschland bis 1908 fortgeführt<lb/> und der Kritik, die Julius Wolf an den bisherigen Methoden der Einkommen¬<lb/> berechnung geübt hat, eine Antikritik gewidmet worden. Schade, daß wir, ohne<lb/> Zweifel weil zuverlässige Statistiker fehlen, über das Land der Milliardäre nichts<lb/> näheres erfahren, aus dem uns Reisende und Zeitungen so Ungeheuerliches zu<lb/> berichten wissen. In dem Artikel „Einkommensteuer" sind die Abschnitte über<lb/> Deutschland und Großbritannien erweitert worden und solche über die Vereinigten<lb/> Staaten und die französischen Steuerprojekte neu hinzugekommen. Im historischen<lb/> Teile der Abhandlung über die Familie (von Gothein) wird jetzt auch die Frage<lb/> der Promiskuität erörtert. Der sehr umfangreiche Artikel Finanzen liegt noch nicht<lb/> vollständig vor; doch finden wir schon eine ausführliche Geschichte der Finanzen der<lb/> alten Griechen und Römer, während die erste Ausgabe nur einen Abriß dieser<lb/><note type="byline"> L. I.</note> Geschichte enthielt. </p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Aus Leipzigs Vergangenheit.</head> <p xml:id="ID_620" next="#ID_621"> Als wir vor etwa vier Jahren den<lb/> erste» Band von Gustav Wustmauns Geschichte der Stadt Leipzig besprachen,<lb/> gaben wir uns der Hoffnung hin, recht bald auch über den zweite,» (Schluß-)<lb/> Band dieses wichtigen Quellenwerkes berichten zu können. Leider ist unsre Hoffnung<lb/> noch immer nicht in Erfüllung gegangen, und wir sind, wenn wir uns über<lb/> Leipziger Ereignisse und Zustände aus der Zeit uach der Reformation unterrichten<lb/> wollen, noch immer auf die ältere, zum Teil sehr dürftige und anfechtbare Literatur<lb/> angewiesen, die dem in historischen Dingen weniger kritischen Sinn unsrer Vor¬<lb/> fahren genügte. Da spendet uns der Verfasser gleichsam als eine Prämie für<lb/> unsre bisher bewiesne Geduld gerade rechtzeitig zum Universitätsjubiläum, das ja<lb/> als der Abschluß des halbtausendjährigen wissenschaftlichen Lebens auch einen Mark¬<lb/> stein in der Stadtgeschichte bedeutet, einen neuen Band seiner Studiensammlung<lb/> Aus Leipzigs Vergangenheit (dritte Reihe, Leipzig, Fr. Will). Grunow, ge¬<lb/> heftet 6 Mark, in Leinwand gebunden 7,25 Mark, in Halbfranz gebunden 8,50 Mark).<lb/> Wie es sich bei einer Zusammenstellung verstreuter, bei verschiednen Anlässen und<lb/> zu bestimmten Zwecken geschriebner Aufsätze von selbst versteht, stehn die einzelnen<lb/> Kapitel miteinander in gar keinem oder doch nur in sehr losem Zusammenhang<lb/> und sind auch in der Art der Ausführung keineswegs gleichartig. Das tut dem<lb/> Werte des Buches natürlich keinen Abbruch, und wir sagen nicht zuviel, wenn wir<lb/> eine ganze Anzahl dieser Aufsätze als kulturhistorische oder auch biographische<lb/> Kabinettstücke bezeichnen. Das rein Geschichtliche, das sich der Verfasser wohl für<lb/> sein größeres Werk aufgespart hat, tritt in dem vorliegenden Buche zurück; von</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0154]
Maßgebliches und Umnaßgebliches
Wie von der Regierung Taten sehen, nationale Taten, und erwartet sie auch in
der nächsten Wintersession von allen Abgeordneten unter Zurückstellung ihrer partei¬
politischer Streitigkeiten, Täuschungen und Irrungen.
Das Handwörterbuch der Staatswissenschaften. Da sich die Ver¬
öffentlichung des zweiten Bandes, über den wir einen zusammenfassenden Bericht
liefern Wollen, verzögert, benutzen wir einstweilen das Erscheinen zweier neuer
Lieferungen (der neunzehnten und zwanzigsten) dazu, an den Fortgang des großen
Werkes zu erinnern. Neu hinzugekommen sind zur ersten Auflage im Umfange
der beiden Lieferungen dieser dritten, gänzlich umgearbeiteten Ausgabe die Artikel:
Einwcmdrung, Fahrradsteuer, Familiengüterrecht, Ferguson, Faßsteuer. In dem
Artikel „Einiguugscimtcr" sind die Abschnitte über England und Deutschland ver¬
vollständigt worden und werden auch noch einige andre Staaten behandelt. In
der umfangreichen Abhandlung über das Einkommen und die Einkommenverteilung
ist besonders die Statistik vervollständigt und für Deutschland bis 1908 fortgeführt
und der Kritik, die Julius Wolf an den bisherigen Methoden der Einkommen¬
berechnung geübt hat, eine Antikritik gewidmet worden. Schade, daß wir, ohne
Zweifel weil zuverlässige Statistiker fehlen, über das Land der Milliardäre nichts
näheres erfahren, aus dem uns Reisende und Zeitungen so Ungeheuerliches zu
berichten wissen. In dem Artikel „Einkommensteuer" sind die Abschnitte über
Deutschland und Großbritannien erweitert worden und solche über die Vereinigten
Staaten und die französischen Steuerprojekte neu hinzugekommen. Im historischen
Teile der Abhandlung über die Familie (von Gothein) wird jetzt auch die Frage
der Promiskuität erörtert. Der sehr umfangreiche Artikel Finanzen liegt noch nicht
vollständig vor; doch finden wir schon eine ausführliche Geschichte der Finanzen der
alten Griechen und Römer, während die erste Ausgabe nur einen Abriß dieser
L. I. Geschichte enthielt.
Aus Leipzigs Vergangenheit. Als wir vor etwa vier Jahren den
erste» Band von Gustav Wustmauns Geschichte der Stadt Leipzig besprachen,
gaben wir uns der Hoffnung hin, recht bald auch über den zweite,» (Schluß-)
Band dieses wichtigen Quellenwerkes berichten zu können. Leider ist unsre Hoffnung
noch immer nicht in Erfüllung gegangen, und wir sind, wenn wir uns über
Leipziger Ereignisse und Zustände aus der Zeit uach der Reformation unterrichten
wollen, noch immer auf die ältere, zum Teil sehr dürftige und anfechtbare Literatur
angewiesen, die dem in historischen Dingen weniger kritischen Sinn unsrer Vor¬
fahren genügte. Da spendet uns der Verfasser gleichsam als eine Prämie für
unsre bisher bewiesne Geduld gerade rechtzeitig zum Universitätsjubiläum, das ja
als der Abschluß des halbtausendjährigen wissenschaftlichen Lebens auch einen Mark¬
stein in der Stadtgeschichte bedeutet, einen neuen Band seiner Studiensammlung
Aus Leipzigs Vergangenheit (dritte Reihe, Leipzig, Fr. Will). Grunow, ge¬
heftet 6 Mark, in Leinwand gebunden 7,25 Mark, in Halbfranz gebunden 8,50 Mark).
Wie es sich bei einer Zusammenstellung verstreuter, bei verschiednen Anlässen und
zu bestimmten Zwecken geschriebner Aufsätze von selbst versteht, stehn die einzelnen
Kapitel miteinander in gar keinem oder doch nur in sehr losem Zusammenhang
und sind auch in der Art der Ausführung keineswegs gleichartig. Das tut dem
Werte des Buches natürlich keinen Abbruch, und wir sagen nicht zuviel, wenn wir
eine ganze Anzahl dieser Aufsätze als kulturhistorische oder auch biographische
Kabinettstücke bezeichnen. Das rein Geschichtliche, das sich der Verfasser wohl für
sein größeres Werk aufgespart hat, tritt in dem vorliegenden Buche zurück; von
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