Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Maßgebliches und Unmaßgebliches

und nach seiner wirklichen Leistungsfähigkeit mehr belastet werde. Nur darin liegt
ein Ausgleich und eine Rechtfertigung für die Erhöhung der indirekten Steuern
auf den Massenverbrauch. Wie das aber in dem, was man jetzt Reichsfinanz¬
reform nennt, noch zum Ausdruck gebracht werden kann, ist zunächst vollkommen
rätselhaft. Die neue Mehrheit wird kalten Bluts die Mehrbelastung der wirt¬
schaftlich schwächern Schichten mit indirekten Steuern um fast eine halbe Milliarde
durchzusetzen versuchen, und was dann noch fehlt, wird mit der bekannten Ver-
ständnislosigkeit und ungeschickten Eilfertigkeit, die weiter kein Handwerkszeug braucht
als die in agrarischen und antisemitischen Volksversammlungen mit den einfachsten
Mitteln der Unkenntnis genährte Entrüstung gegen "Börse" und "Kapital", dem
deutschen Handel und Gewerbe aufgepackt werden. Wie weit dann bei den ver¬
bündeten Regierungen Grundsatzfestigkeit, Einsicht und Weitblick über die Lockungen
einer augenblicklichen Linderung der Finanzschmerzen siegen wird, ist noch nicht
ganz klar zu erkennen, wenigstens noch nicht in dem Augenblick, wo wir diese Zeilen
schreiben.

Je mehr man darüber nachdenkt, in welchen! Verhältnis die Gründe der Ab¬
neigung der Agrarier gegen die Erbschaftssteuer zu den Gefahren "ut Schäden
der Krisis stehen, die sie jetzt heraufbeschworen haben, desto unverständlicher wird
die ganze Sache. Dieses Verhältnis ist eben ein Mißverhältnis -- ein Mißver¬
hältnis, wie es in der Geschichte moderner Staaten und in der Geschichte von
Parteien, die von Menschen mit gesundem Verstand geleitet werden, bisher wohl
ziemlich vereinzelt dastehn dürfte. Die Agrarier beklagen sich mit einem starken
Aufwand von Entrüstung, den man ja auch unter normalen Verhältnissen verstehen
würde, darüber, daß sie nach dem Vorgang von Professor Hans Delbrück vielfach
beschuldigt worden sind, sie lehnten die Erbanfallsteuer nur deshalb ab, weil sie
dem Staat keine Einblicke in das Geheimnis ihrer Steuerdeklarationen gewähren
wollten. Wir sind auf diese Streitfrage niemals eingegangen, weil es uns wider¬
strebte, Beschuldigungen zu erörtern, die uns nicht genügend bewiesen schienen.
Aber auf eins muß doch hingewiesen werden, weil dieser Gedanke schon in vielen
Köpfen Raum gewonnen hat. Das ungeheure Mißverhältnis zwischen den öffentlich
erörterten, so unsäglich fadenscheinigen Gründen der Agrarier gegen die so leicht
zu tragende Erbschaftssteuer einerseits und andrerseits dem Fanatismus, mit dem
die Agrarier im Bündnis mit den polnischen Todfeinden der deutschen Nation als
Werkzeug der Zentrumsrache alles kurz und klein schlagen, nur um in dieser einen
Steuerfrage Recht zu behalten, muß doch immer wieder die Frage in den Vorder¬
grund schieben, worin die vor der Öffentlichkeit verschwiegnen, wahren Beweggründe
dieser Haltung bestanden haben. Und diese Frage muß in jedem Falle zu un-
gunsten der Agrarier beantwortet werden, mag nun die Behauptung des Professors
Delbrück geglaubt werden, oder mag man andre Erklärungen finden. Das wird
freilich nicht auf alle die zutreffen, die über die tatsächliche Bedeutung der Be¬
stimmungen des abgelehnten Gesetzes von der agrarischen Presse derart angelogen
und eingewickelt worden sind, daß sie überhaupt noch heute nicht wissen, worum es
sich eigentlich gehandelt hat. Wir meinen nur die, die sich das selbständige Prüfen
und Denken noch nicht abgewöhnt haben. Sie müssen auf eigne Gedanken kommen,
wenn sie über dieses Gebaren nachdenken. Wenn in einem Hotel aus irgendeinem
Grunde, der allen sonst harmlos und berechtigt erscheint, eine Durchsuchung sämt¬
licher Zimmer stattfindet, und ein einziger Gast stellt sich mit hochrotem Kopf vor
die verschloßne Tür, ohne daß sich vernünftige Menschen den Grund erklären
können, so sagt sich jeder: der Mann hat entweder ein schlechtes Gewissen oder
einen besondern Grund, den er nicht sagen will. Und er wird daraufhin als ein
verdächtiges Individuum angesehen werden, auch dann, wenn er vielleicht nichts


Maßgebliches und Unmaßgebliches

und nach seiner wirklichen Leistungsfähigkeit mehr belastet werde. Nur darin liegt
ein Ausgleich und eine Rechtfertigung für die Erhöhung der indirekten Steuern
auf den Massenverbrauch. Wie das aber in dem, was man jetzt Reichsfinanz¬
reform nennt, noch zum Ausdruck gebracht werden kann, ist zunächst vollkommen
rätselhaft. Die neue Mehrheit wird kalten Bluts die Mehrbelastung der wirt¬
schaftlich schwächern Schichten mit indirekten Steuern um fast eine halbe Milliarde
durchzusetzen versuchen, und was dann noch fehlt, wird mit der bekannten Ver-
ständnislosigkeit und ungeschickten Eilfertigkeit, die weiter kein Handwerkszeug braucht
als die in agrarischen und antisemitischen Volksversammlungen mit den einfachsten
Mitteln der Unkenntnis genährte Entrüstung gegen „Börse" und „Kapital", dem
deutschen Handel und Gewerbe aufgepackt werden. Wie weit dann bei den ver¬
bündeten Regierungen Grundsatzfestigkeit, Einsicht und Weitblick über die Lockungen
einer augenblicklichen Linderung der Finanzschmerzen siegen wird, ist noch nicht
ganz klar zu erkennen, wenigstens noch nicht in dem Augenblick, wo wir diese Zeilen
schreiben.

Je mehr man darüber nachdenkt, in welchen! Verhältnis die Gründe der Ab¬
neigung der Agrarier gegen die Erbschaftssteuer zu den Gefahren »ut Schäden
der Krisis stehen, die sie jetzt heraufbeschworen haben, desto unverständlicher wird
die ganze Sache. Dieses Verhältnis ist eben ein Mißverhältnis — ein Mißver¬
hältnis, wie es in der Geschichte moderner Staaten und in der Geschichte von
Parteien, die von Menschen mit gesundem Verstand geleitet werden, bisher wohl
ziemlich vereinzelt dastehn dürfte. Die Agrarier beklagen sich mit einem starken
Aufwand von Entrüstung, den man ja auch unter normalen Verhältnissen verstehen
würde, darüber, daß sie nach dem Vorgang von Professor Hans Delbrück vielfach
beschuldigt worden sind, sie lehnten die Erbanfallsteuer nur deshalb ab, weil sie
dem Staat keine Einblicke in das Geheimnis ihrer Steuerdeklarationen gewähren
wollten. Wir sind auf diese Streitfrage niemals eingegangen, weil es uns wider¬
strebte, Beschuldigungen zu erörtern, die uns nicht genügend bewiesen schienen.
Aber auf eins muß doch hingewiesen werden, weil dieser Gedanke schon in vielen
Köpfen Raum gewonnen hat. Das ungeheure Mißverhältnis zwischen den öffentlich
erörterten, so unsäglich fadenscheinigen Gründen der Agrarier gegen die so leicht
zu tragende Erbschaftssteuer einerseits und andrerseits dem Fanatismus, mit dem
die Agrarier im Bündnis mit den polnischen Todfeinden der deutschen Nation als
Werkzeug der Zentrumsrache alles kurz und klein schlagen, nur um in dieser einen
Steuerfrage Recht zu behalten, muß doch immer wieder die Frage in den Vorder¬
grund schieben, worin die vor der Öffentlichkeit verschwiegnen, wahren Beweggründe
dieser Haltung bestanden haben. Und diese Frage muß in jedem Falle zu un-
gunsten der Agrarier beantwortet werden, mag nun die Behauptung des Professors
Delbrück geglaubt werden, oder mag man andre Erklärungen finden. Das wird
freilich nicht auf alle die zutreffen, die über die tatsächliche Bedeutung der Be¬
stimmungen des abgelehnten Gesetzes von der agrarischen Presse derart angelogen
und eingewickelt worden sind, daß sie überhaupt noch heute nicht wissen, worum es
sich eigentlich gehandelt hat. Wir meinen nur die, die sich das selbständige Prüfen
und Denken noch nicht abgewöhnt haben. Sie müssen auf eigne Gedanken kommen,
wenn sie über dieses Gebaren nachdenken. Wenn in einem Hotel aus irgendeinem
Grunde, der allen sonst harmlos und berechtigt erscheint, eine Durchsuchung sämt¬
licher Zimmer stattfindet, und ein einziger Gast stellt sich mit hochrotem Kopf vor
die verschloßne Tür, ohne daß sich vernünftige Menschen den Grund erklären
können, so sagt sich jeder: der Mann hat entweder ein schlechtes Gewissen oder
einen besondern Grund, den er nicht sagen will. Und er wird daraufhin als ein
verdächtiges Individuum angesehen werden, auch dann, wenn er vielleicht nichts


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0105" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/313808"/>
            <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_386" prev="#ID_385"> und nach seiner wirklichen Leistungsfähigkeit mehr belastet werde. Nur darin liegt<lb/>
ein Ausgleich und eine Rechtfertigung für die Erhöhung der indirekten Steuern<lb/>
auf den Massenverbrauch. Wie das aber in dem, was man jetzt Reichsfinanz¬<lb/>
reform nennt, noch zum Ausdruck gebracht werden kann, ist zunächst vollkommen<lb/>
rätselhaft. Die neue Mehrheit wird kalten Bluts die Mehrbelastung der wirt¬<lb/>
schaftlich schwächern Schichten mit indirekten Steuern um fast eine halbe Milliarde<lb/>
durchzusetzen versuchen, und was dann noch fehlt, wird mit der bekannten Ver-<lb/>
ständnislosigkeit und ungeschickten Eilfertigkeit, die weiter kein Handwerkszeug braucht<lb/>
als die in agrarischen und antisemitischen Volksversammlungen mit den einfachsten<lb/>
Mitteln der Unkenntnis genährte Entrüstung gegen &#x201E;Börse" und &#x201E;Kapital", dem<lb/>
deutschen Handel und Gewerbe aufgepackt werden. Wie weit dann bei den ver¬<lb/>
bündeten Regierungen Grundsatzfestigkeit, Einsicht und Weitblick über die Lockungen<lb/>
einer augenblicklichen Linderung der Finanzschmerzen siegen wird, ist noch nicht<lb/>
ganz klar zu erkennen, wenigstens noch nicht in dem Augenblick, wo wir diese Zeilen<lb/>
schreiben.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_387" next="#ID_388"> Je mehr man darüber nachdenkt, in welchen! Verhältnis die Gründe der Ab¬<lb/>
neigung der Agrarier gegen die Erbschaftssteuer zu den Gefahren »ut Schäden<lb/>
der Krisis stehen, die sie jetzt heraufbeschworen haben, desto unverständlicher wird<lb/>
die ganze Sache. Dieses Verhältnis ist eben ein Mißverhältnis &#x2014; ein Mißver¬<lb/>
hältnis, wie es in der Geschichte moderner Staaten und in der Geschichte von<lb/>
Parteien, die von Menschen mit gesundem Verstand geleitet werden, bisher wohl<lb/>
ziemlich vereinzelt dastehn dürfte. Die Agrarier beklagen sich mit einem starken<lb/>
Aufwand von Entrüstung, den man ja auch unter normalen Verhältnissen verstehen<lb/>
würde, darüber, daß sie nach dem Vorgang von Professor Hans Delbrück vielfach<lb/>
beschuldigt worden sind, sie lehnten die Erbanfallsteuer nur deshalb ab, weil sie<lb/>
dem Staat keine Einblicke in das Geheimnis ihrer Steuerdeklarationen gewähren<lb/>
wollten. Wir sind auf diese Streitfrage niemals eingegangen, weil es uns wider¬<lb/>
strebte, Beschuldigungen zu erörtern, die uns nicht genügend bewiesen schienen.<lb/>
Aber auf eins muß doch hingewiesen werden, weil dieser Gedanke schon in vielen<lb/>
Köpfen Raum gewonnen hat. Das ungeheure Mißverhältnis zwischen den öffentlich<lb/>
erörterten, so unsäglich fadenscheinigen Gründen der Agrarier gegen die so leicht<lb/>
zu tragende Erbschaftssteuer einerseits und andrerseits dem Fanatismus, mit dem<lb/>
die Agrarier im Bündnis mit den polnischen Todfeinden der deutschen Nation als<lb/>
Werkzeug der Zentrumsrache alles kurz und klein schlagen, nur um in dieser einen<lb/>
Steuerfrage Recht zu behalten, muß doch immer wieder die Frage in den Vorder¬<lb/>
grund schieben, worin die vor der Öffentlichkeit verschwiegnen, wahren Beweggründe<lb/>
dieser Haltung bestanden haben. Und diese Frage muß in jedem Falle zu un-<lb/>
gunsten der Agrarier beantwortet werden, mag nun die Behauptung des Professors<lb/>
Delbrück geglaubt werden, oder mag man andre Erklärungen finden. Das wird<lb/>
freilich nicht auf alle die zutreffen, die über die tatsächliche Bedeutung der Be¬<lb/>
stimmungen des abgelehnten Gesetzes von der agrarischen Presse derart angelogen<lb/>
und eingewickelt worden sind, daß sie überhaupt noch heute nicht wissen, worum es<lb/>
sich eigentlich gehandelt hat. Wir meinen nur die, die sich das selbständige Prüfen<lb/>
und Denken noch nicht abgewöhnt haben. Sie müssen auf eigne Gedanken kommen,<lb/>
wenn sie über dieses Gebaren nachdenken. Wenn in einem Hotel aus irgendeinem<lb/>
Grunde, der allen sonst harmlos und berechtigt erscheint, eine Durchsuchung sämt¬<lb/>
licher Zimmer stattfindet, und ein einziger Gast stellt sich mit hochrotem Kopf vor<lb/>
die verschloßne Tür, ohne daß sich vernünftige Menschen den Grund erklären<lb/>
können, so sagt sich jeder: der Mann hat entweder ein schlechtes Gewissen oder<lb/>
einen besondern Grund, den er nicht sagen will. Und er wird daraufhin als ein<lb/>
verdächtiges Individuum angesehen werden, auch dann, wenn er vielleicht nichts</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0105] Maßgebliches und Unmaßgebliches und nach seiner wirklichen Leistungsfähigkeit mehr belastet werde. Nur darin liegt ein Ausgleich und eine Rechtfertigung für die Erhöhung der indirekten Steuern auf den Massenverbrauch. Wie das aber in dem, was man jetzt Reichsfinanz¬ reform nennt, noch zum Ausdruck gebracht werden kann, ist zunächst vollkommen rätselhaft. Die neue Mehrheit wird kalten Bluts die Mehrbelastung der wirt¬ schaftlich schwächern Schichten mit indirekten Steuern um fast eine halbe Milliarde durchzusetzen versuchen, und was dann noch fehlt, wird mit der bekannten Ver- ständnislosigkeit und ungeschickten Eilfertigkeit, die weiter kein Handwerkszeug braucht als die in agrarischen und antisemitischen Volksversammlungen mit den einfachsten Mitteln der Unkenntnis genährte Entrüstung gegen „Börse" und „Kapital", dem deutschen Handel und Gewerbe aufgepackt werden. Wie weit dann bei den ver¬ bündeten Regierungen Grundsatzfestigkeit, Einsicht und Weitblick über die Lockungen einer augenblicklichen Linderung der Finanzschmerzen siegen wird, ist noch nicht ganz klar zu erkennen, wenigstens noch nicht in dem Augenblick, wo wir diese Zeilen schreiben. Je mehr man darüber nachdenkt, in welchen! Verhältnis die Gründe der Ab¬ neigung der Agrarier gegen die Erbschaftssteuer zu den Gefahren »ut Schäden der Krisis stehen, die sie jetzt heraufbeschworen haben, desto unverständlicher wird die ganze Sache. Dieses Verhältnis ist eben ein Mißverhältnis — ein Mißver¬ hältnis, wie es in der Geschichte moderner Staaten und in der Geschichte von Parteien, die von Menschen mit gesundem Verstand geleitet werden, bisher wohl ziemlich vereinzelt dastehn dürfte. Die Agrarier beklagen sich mit einem starken Aufwand von Entrüstung, den man ja auch unter normalen Verhältnissen verstehen würde, darüber, daß sie nach dem Vorgang von Professor Hans Delbrück vielfach beschuldigt worden sind, sie lehnten die Erbanfallsteuer nur deshalb ab, weil sie dem Staat keine Einblicke in das Geheimnis ihrer Steuerdeklarationen gewähren wollten. Wir sind auf diese Streitfrage niemals eingegangen, weil es uns wider¬ strebte, Beschuldigungen zu erörtern, die uns nicht genügend bewiesen schienen. Aber auf eins muß doch hingewiesen werden, weil dieser Gedanke schon in vielen Köpfen Raum gewonnen hat. Das ungeheure Mißverhältnis zwischen den öffentlich erörterten, so unsäglich fadenscheinigen Gründen der Agrarier gegen die so leicht zu tragende Erbschaftssteuer einerseits und andrerseits dem Fanatismus, mit dem die Agrarier im Bündnis mit den polnischen Todfeinden der deutschen Nation als Werkzeug der Zentrumsrache alles kurz und klein schlagen, nur um in dieser einen Steuerfrage Recht zu behalten, muß doch immer wieder die Frage in den Vorder¬ grund schieben, worin die vor der Öffentlichkeit verschwiegnen, wahren Beweggründe dieser Haltung bestanden haben. Und diese Frage muß in jedem Falle zu un- gunsten der Agrarier beantwortet werden, mag nun die Behauptung des Professors Delbrück geglaubt werden, oder mag man andre Erklärungen finden. Das wird freilich nicht auf alle die zutreffen, die über die tatsächliche Bedeutung der Be¬ stimmungen des abgelehnten Gesetzes von der agrarischen Presse derart angelogen und eingewickelt worden sind, daß sie überhaupt noch heute nicht wissen, worum es sich eigentlich gehandelt hat. Wir meinen nur die, die sich das selbständige Prüfen und Denken noch nicht abgewöhnt haben. Sie müssen auf eigne Gedanken kommen, wenn sie über dieses Gebaren nachdenken. Wenn in einem Hotel aus irgendeinem Grunde, der allen sonst harmlos und berechtigt erscheint, eine Durchsuchung sämt¬ licher Zimmer stattfindet, und ein einziger Gast stellt sich mit hochrotem Kopf vor die verschloßne Tür, ohne daß sich vernünftige Menschen den Grund erklären können, so sagt sich jeder: der Mann hat entweder ein schlechtes Gewissen oder einen besondern Grund, den er nicht sagen will. Und er wird daraufhin als ein verdächtiges Individuum angesehen werden, auch dann, wenn er vielleicht nichts

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_313702
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_313702/105
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_313702/105>, abgerufen am 22.12.2024.