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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Literaturgeschichte und Volkskunde.

Ausgehend von der Tatsache, daß
bei der Beurteilung der mündlichen und schriftlichen Überlieferungen, die die deutsche
Nationalliteratur bilden, der Zusammenhang unsrer Literatur mit dem deutschen
Volkstum als solchem, also die eigentliche nationale Seite unsrer Literaturgeschichte,
vernachlässigt worden ist, redet August Sauer in seinem Buche Ltteratur-
geschichte und Volkskunde (Rektoratsrede. Prag, I. G. Calpe, 1907. 42 Seiten.
1 Mark 26 Pf.) einer weitgehenden Ausnützung stammheitlicher oder landschaft¬
licher Provinzialliteraturgeschichten zum Zwecke der allgemeinen deutschen Literatur¬
geschichte das Wort. Dabei habe sich diese mehr als bisher der Ergebnisse der
volkskundlichcn Forschung zu bedienen, und die Volkskunde selbst habe sich über
das Sammeln und Beschreiben hinaus der stammheitlichen und landschaftlichen
Charakterologie des deutschen Volkes zuzuwenden, um so eine wissenschaftliche
Formel für den Begriff: deutsche Volksseele zu finden. Mehr als bisher sei auch
darauf Rücksicht zu nehmen, wie tief zum Beispiel ein Dichter, eine Dichtergruppe,
ein Dichtwerk im deutschen Volkstum wurzle oder sich davon entferne. Schließlich
erscheint ihm die Pflege der Familiengeschichte, auch die der bürgerlichen Familien,
für die literarisch-historisch-biographische Forschung von Wert, desgleichen das Au¬
fdrehen von verläßlichen Stammbäumen für unsre bedeutender" Dichter.

Ein Anhang bringt eine vorläufige Übersicht über die schon vorhandnen land¬
schaftlichen Literaturwerke, geordnet nach: Darstellungen und Sammelwerken, lokalen
Literaturgeschichten, landschaftlichen und mundartlichen Anthologien.




Für die Herausgabe verantwortlich Karl Weisser in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig -- Druck von Karl Marquart in Leipzig


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Literaturgeschichte und Volkskunde.

Ausgehend von der Tatsache, daß
bei der Beurteilung der mündlichen und schriftlichen Überlieferungen, die die deutsche
Nationalliteratur bilden, der Zusammenhang unsrer Literatur mit dem deutschen
Volkstum als solchem, also die eigentliche nationale Seite unsrer Literaturgeschichte,
vernachlässigt worden ist, redet August Sauer in seinem Buche Ltteratur-
geschichte und Volkskunde (Rektoratsrede. Prag, I. G. Calpe, 1907. 42 Seiten.
1 Mark 26 Pf.) einer weitgehenden Ausnützung stammheitlicher oder landschaft¬
licher Provinzialliteraturgeschichten zum Zwecke der allgemeinen deutschen Literatur¬
geschichte das Wort. Dabei habe sich diese mehr als bisher der Ergebnisse der
volkskundlichcn Forschung zu bedienen, und die Volkskunde selbst habe sich über
das Sammeln und Beschreiben hinaus der stammheitlichen und landschaftlichen
Charakterologie des deutschen Volkes zuzuwenden, um so eine wissenschaftliche
Formel für den Begriff: deutsche Volksseele zu finden. Mehr als bisher sei auch
darauf Rücksicht zu nehmen, wie tief zum Beispiel ein Dichter, eine Dichtergruppe,
ein Dichtwerk im deutschen Volkstum wurzle oder sich davon entferne. Schließlich
erscheint ihm die Pflege der Familiengeschichte, auch die der bürgerlichen Familien,
für die literarisch-historisch-biographische Forschung von Wert, desgleichen das Au¬
fdrehen von verläßlichen Stammbäumen für unsre bedeutender« Dichter.

Ein Anhang bringt eine vorläufige Übersicht über die schon vorhandnen land¬
schaftlichen Literaturwerke, geordnet nach: Darstellungen und Sammelwerken, lokalen
Literaturgeschichten, landschaftlichen und mundartlichen Anthologien.




Für die Herausgabe verantwortlich Karl Weisser in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Karl Marquart in Leipzig


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[0072] Maßgebliches und Unmaßgebliches Literaturgeschichte und Volkskunde. Ausgehend von der Tatsache, daß bei der Beurteilung der mündlichen und schriftlichen Überlieferungen, die die deutsche Nationalliteratur bilden, der Zusammenhang unsrer Literatur mit dem deutschen Volkstum als solchem, also die eigentliche nationale Seite unsrer Literaturgeschichte, vernachlässigt worden ist, redet August Sauer in seinem Buche Ltteratur- geschichte und Volkskunde (Rektoratsrede. Prag, I. G. Calpe, 1907. 42 Seiten. 1 Mark 26 Pf.) einer weitgehenden Ausnützung stammheitlicher oder landschaft¬ licher Provinzialliteraturgeschichten zum Zwecke der allgemeinen deutschen Literatur¬ geschichte das Wort. Dabei habe sich diese mehr als bisher der Ergebnisse der volkskundlichcn Forschung zu bedienen, und die Volkskunde selbst habe sich über das Sammeln und Beschreiben hinaus der stammheitlichen und landschaftlichen Charakterologie des deutschen Volkes zuzuwenden, um so eine wissenschaftliche Formel für den Begriff: deutsche Volksseele zu finden. Mehr als bisher sei auch darauf Rücksicht zu nehmen, wie tief zum Beispiel ein Dichter, eine Dichtergruppe, ein Dichtwerk im deutschen Volkstum wurzle oder sich davon entferne. Schließlich erscheint ihm die Pflege der Familiengeschichte, auch die der bürgerlichen Familien, für die literarisch-historisch-biographische Forschung von Wert, desgleichen das Au¬ fdrehen von verläßlichen Stammbäumen für unsre bedeutender« Dichter. Ein Anhang bringt eine vorläufige Übersicht über die schon vorhandnen land¬ schaftlichen Literaturwerke, geordnet nach: Darstellungen und Sammelwerken, lokalen Literaturgeschichten, landschaftlichen und mundartlichen Anthologien. Für die Herausgabe verantwortlich Karl Weisser in Leipzig Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Karl Marquart in Leipzig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_312350/72>, abgerufen am 12.12.2024.