Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches Vielmehr werde eine solche Steuer zur Gesundung der Aktiengesellschaften beitragen. Die Weltwirtschaft. Von dem "Jahr- und Lesebuche", das Dr. Ernst L. I. Das Lebensbild einer Verläumder. Von Friedrichs des Großen Ge¬ Grenzboten 1 1909 87
Maßgebliches und Unmaßgebliches Vielmehr werde eine solche Steuer zur Gesundung der Aktiengesellschaften beitragen. Die Weltwirtschaft. Von dem „Jahr- und Lesebuche", das Dr. Ernst L. I. Das Lebensbild einer Verläumder. Von Friedrichs des Großen Ge¬ Grenzboten 1 1909 87
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0677" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/313028"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_2764" prev="#ID_2763"> Vielmehr werde eine solche Steuer zur Gesundung der Aktiengesellschaften beitragen.<lb/> Und sollten die durchaus zweckmäßige» Banderole abgelehnt werden, so würde Wolf<lb/> der nur geringen Ertrag versprechenden Erhöhung des Rohtabakzolls und der Roh¬<lb/> tabaksteuer eine Besteuerung des Zwischenhandels, namentlich eine nach der Höhe<lb/> der Ladenmiete abgestufte Besteuerung der Luxusläden vorziehen. Auch solche Leser,<lb/> die nicht mit allen Ansichten Wolfs einverstanden sind, werden ihm dankbar sein<lb/> für die mit reichlichem statistischen und Tatsachenmaterial ausgestatteten Begründungen<lb/> seiner Thesen, die eine vollständige und klare Einsicht in den Gegenstand vermitteln<lb/> (oder vielmehr in die vielen für die Hauptfrage in Betracht kommenden Gegen¬<lb/> stände, wie den sozialen Charakter der deutschen Besteuerungsweise, die Verwendung<lb/> der Reichs- und Staatseinnahmen, Vergleichung Deutschlands mit andern Staaten<lb/> in beiden Beziehungen, die Verflechtung der Neichsfinanzen mit den Finanzen der<lb/> Einzelstaaten und der Kommunen, das Reichs- und Staatsschuldenwesen). Tiefer in<lb/> das hier Dargebotne einzugehn, halte ich darum für überflüssig, weil alle, denen<lb/> die große Angelegenheit am Herzen liegt, ohne Zweifel das Buch selbst zu Rate<lb/><note type="byline"> L. Z.</note> ziehn werden. </p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Die Weltwirtschaft.</head> <p xml:id="ID_2765"> Von dem „Jahr- und Lesebuche", das Dr. Ernst<lb/> von Halle unter dem obigen Titel (bei B. G. Teubner in Leipzig) herausgibt,<lb/> ist der internationale Übersichten enthaltende erste Teil des dritten Jahrgangs er¬<lb/> schienen. Sechzehn Fachautoritäten behandeln darin: die Weltpolitik im Jahre<lb/> 1907, die internationale Wirtschaftspolitik, die landwirtschaftliche und Rohstoff-<lb/> Produktion, Geld und Kredit, den Welthandel und Weltverkehr (Eisenbahnen, Schiff¬<lb/> fahrt, Post und Telegraphie), Versicherungswesen, Fortschritte der chemischen Technik<lb/> im Jahre 1907 (das bestellte Manuskript über mechanische Technik ist nicht ge¬<lb/> liefert worden), Armenwesen, Wirtschaftsrecht und Sozialpolitik. Das größte Interesse<lb/> wird die sehr eingehende Darstellung der merkwürdigen Geldverhältnisse des<lb/> Jahres 1907, der Bankenkonzentratton und der amerikanischen Krisis erregen.<lb/> Man erfährt unter anderm, daß sich die Verbindlichkeiten der im Jahre 1907 in<lb/> Konkurs geratnen Banken der Vereinigten Staaten auf 233325972 Dollars be¬<lb/> laufen haben. Der Verfasser, Dr. P. Wallich in Paris, bemerkt dazu: „Biedre<lb/> Ironie liegt darin, daß Trustkompagnien, d. h. Treuhandgesellschaften, in die Macht¬<lb/> sphäre gewissenloser Spekulanten gerückt und nicht mehr imstande waren, die ihnen<lb/> anvertrauten Gelder auszuzahlen." Sehr interessant ist auch der Bericht über die<lb/> Goldproduktion in Transvaal, die trotz allen aus der Arbeiterfrage entstandnen<lb/> Schwierigkeiten wieder flott im Gange war und die aller übrigen Länder über¬<lb/> flügelt hat. In den übrigen Gold liefernden Ländern, nur Mexiko ausgenommen,<lb/> sank die Ausbeute; die Steigerung der Gesamtausbeute ist allein dem Rand zu<lb/> verdanken. Es haben im Jahre 1907 geliefert: Transvaal 7535000, Kanada<lb/> 4335000, die Vereinigten Staaten genau ebensoviel(?), Australien 3619000, Ru߬<lb/> land 900000, Mexiko 925000, alle übrigen Länder zusammen 1860000 Unzen.</p><lb/> <note type="byline"> L. I.</note><lb/> </div> <div n="2"> <head> Das Lebensbild einer Verläumder.</head> <p xml:id="ID_2766" next="#ID_2767"> Von Friedrichs des Großen Ge¬<lb/> mahlin Elisabeth Christine haben wir bis jetzt nur eine aus dem Jahre 1848<lb/> stammende, von F. v. Hahnke verfaßte Biographie. Alle kleinern Lebensbeschreibungen<lb/> und Skizzen, z. B. die von Kirchner in dem Werk „Die Churfürstinnen und Königinnen<lb/> ans dem Throne der Hohenzollern" (1870), beruhen auf Hahnkes Arbeit, der dazu<lb/> die im Berliner Königlichen Hausarchiv liegende Korrespondenz der Königin mit<lb/> ihrem Gemahl und ihren Verwandten benutzt hat. Die Briefe Elisabeth Christinens,<lb/> die sie an ihren Bruder, den Herzog Karl von Braunschweig, schrieb, und die</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten 1 1909 87</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0677]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Vielmehr werde eine solche Steuer zur Gesundung der Aktiengesellschaften beitragen.
Und sollten die durchaus zweckmäßige» Banderole abgelehnt werden, so würde Wolf
der nur geringen Ertrag versprechenden Erhöhung des Rohtabakzolls und der Roh¬
tabaksteuer eine Besteuerung des Zwischenhandels, namentlich eine nach der Höhe
der Ladenmiete abgestufte Besteuerung der Luxusläden vorziehen. Auch solche Leser,
die nicht mit allen Ansichten Wolfs einverstanden sind, werden ihm dankbar sein
für die mit reichlichem statistischen und Tatsachenmaterial ausgestatteten Begründungen
seiner Thesen, die eine vollständige und klare Einsicht in den Gegenstand vermitteln
(oder vielmehr in die vielen für die Hauptfrage in Betracht kommenden Gegen¬
stände, wie den sozialen Charakter der deutschen Besteuerungsweise, die Verwendung
der Reichs- und Staatseinnahmen, Vergleichung Deutschlands mit andern Staaten
in beiden Beziehungen, die Verflechtung der Neichsfinanzen mit den Finanzen der
Einzelstaaten und der Kommunen, das Reichs- und Staatsschuldenwesen). Tiefer in
das hier Dargebotne einzugehn, halte ich darum für überflüssig, weil alle, denen
die große Angelegenheit am Herzen liegt, ohne Zweifel das Buch selbst zu Rate
L. Z. ziehn werden.
Die Weltwirtschaft. Von dem „Jahr- und Lesebuche", das Dr. Ernst
von Halle unter dem obigen Titel (bei B. G. Teubner in Leipzig) herausgibt,
ist der internationale Übersichten enthaltende erste Teil des dritten Jahrgangs er¬
schienen. Sechzehn Fachautoritäten behandeln darin: die Weltpolitik im Jahre
1907, die internationale Wirtschaftspolitik, die landwirtschaftliche und Rohstoff-
Produktion, Geld und Kredit, den Welthandel und Weltverkehr (Eisenbahnen, Schiff¬
fahrt, Post und Telegraphie), Versicherungswesen, Fortschritte der chemischen Technik
im Jahre 1907 (das bestellte Manuskript über mechanische Technik ist nicht ge¬
liefert worden), Armenwesen, Wirtschaftsrecht und Sozialpolitik. Das größte Interesse
wird die sehr eingehende Darstellung der merkwürdigen Geldverhältnisse des
Jahres 1907, der Bankenkonzentratton und der amerikanischen Krisis erregen.
Man erfährt unter anderm, daß sich die Verbindlichkeiten der im Jahre 1907 in
Konkurs geratnen Banken der Vereinigten Staaten auf 233325972 Dollars be¬
laufen haben. Der Verfasser, Dr. P. Wallich in Paris, bemerkt dazu: „Biedre
Ironie liegt darin, daß Trustkompagnien, d. h. Treuhandgesellschaften, in die Macht¬
sphäre gewissenloser Spekulanten gerückt und nicht mehr imstande waren, die ihnen
anvertrauten Gelder auszuzahlen." Sehr interessant ist auch der Bericht über die
Goldproduktion in Transvaal, die trotz allen aus der Arbeiterfrage entstandnen
Schwierigkeiten wieder flott im Gange war und die aller übrigen Länder über¬
flügelt hat. In den übrigen Gold liefernden Ländern, nur Mexiko ausgenommen,
sank die Ausbeute; die Steigerung der Gesamtausbeute ist allein dem Rand zu
verdanken. Es haben im Jahre 1907 geliefert: Transvaal 7535000, Kanada
4335000, die Vereinigten Staaten genau ebensoviel(?), Australien 3619000, Ru߬
land 900000, Mexiko 925000, alle übrigen Länder zusammen 1860000 Unzen.
L. I.
Das Lebensbild einer Verläumder. Von Friedrichs des Großen Ge¬
mahlin Elisabeth Christine haben wir bis jetzt nur eine aus dem Jahre 1848
stammende, von F. v. Hahnke verfaßte Biographie. Alle kleinern Lebensbeschreibungen
und Skizzen, z. B. die von Kirchner in dem Werk „Die Churfürstinnen und Königinnen
ans dem Throne der Hohenzollern" (1870), beruhen auf Hahnkes Arbeit, der dazu
die im Berliner Königlichen Hausarchiv liegende Korrespondenz der Königin mit
ihrem Gemahl und ihren Verwandten benutzt hat. Die Briefe Elisabeth Christinens,
die sie an ihren Bruder, den Herzog Karl von Braunschweig, schrieb, und die
Grenzboten 1 1909 87
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