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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr.

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Die Dame mit dem Drden

Gestern gingen wir aus, um Vorhänge für mein Zimmer einzukaufen. Es
folgte uns solch eine Menschenmenge, daß wir kaum unsern Weg finden konnten.
Als wir in den Laden traten, setzten wir uns auf die Erde, und ein kleiner Knabe
fächelte uns Kühlung zu, während wir auswählten. Letzten Montag bat mich Miß
Lessing, einen Turnkursus zu beginnen, und zwar mit den größern Mädchen, die zu
Kleinkinderlehrerinnen ausgebildet werden. Den Anfang machte ich mit einer Lektion
im Seilspringen. Dies ist eine unbekannte Kunst in Japan, ein Mangel, der die
Kindergartenarbeit recht erschwert. Ich nahm also vierzehn Mädchen mit mir ins
Vorhaus und bedeutete ihnen durch Gebärden, mir alles nachzumachen. Dann steckte
ich meine Röcke hoch, und -- eine Negermelodie pfeifend -- hüpfte ich los. Nichts,
was du je gesehn, kommt der Verblüffung gleich, die sich auf den Gesichtern malte!
Auf Knie und Händen ließen sie sich nieder, um meine Füße besser beobachten zu
können. Aber schon hatte ich gewonnenes Spiel, und trotz der engen Kimonos und
Sandalen machten sie tapfre Versuche, mir zu folgen. Der erste Versuch verunglückte
gründlich, einige fielen auf die Gesichter, einige auf die Knie, alle stolperten. Ich
wagte nicht zu lachen, denn die Japaner können nichts schwerer vertragen als Spott.
Ich half, förderte und ermunterte sie, bis der Sieg gewonnen war. Am nächsten
Tage war schon ein kleiner Fortschritt zu verzeichnen, und am dritten Tage hatten
sie es alle inws. Ich hörte, daß sie den ganzen Nachmittag mit Über zugebracht
hätten. Was meinst du wohl, ist das Resultat? Eine Seilspringepidemie ist über
Hiroshima hereingebrochen. Männer, Frauen und Kinder sind ergriffen, und wenn
wir spazierengehn, bekomme ich fast Lachkrampfe, wenn ich die ältlichen Paare
ernsthaft sich bemühen sehe, den Sprungschritt zu erfassen.

Dieser Erfolg hat mich so ermutigt, daß ich die Mädchen alle möglichen
Schritte und Reigen lehrte, ich ging sogar so weit, ihnen die Quadrille beizubringen.
Aber mein Ehrgeiz führte miles ein wenig zu weit. Eines Tages kam ich mit einem
nagelneuen, selbsterfundnen Schritt in die Stunde, er war ziemlich verrückt, aber
eine famose Übung. Gut! Ich stelle mich an die Spitze, und nachdem die Mädchen
mir zweimal um den Platz gefolgt sind, bemerke ich, daß sie fast bersten vor Lachen.
Als ich frage, was denn los sei, erklären sie platzend, daß gerade dieser Schritt die
Hauptbewegung in einem heidnischen Tanze sei, der während der Götzenfeste dem
Gott der Schönheit vorgetanzt würde! Alle Heiligen! Der Schlag würde die
Brüder rühren, wenn sie das wüßten!

Jeden Nachmittag führe ich gegen vierzig spazieren. Unser Lieblingsbummel
ist am Graben entlang, der das alte Kastell umgibt. Er ist fast immer über und
über mit Lotosblüten bedeckt. Die Mädchen geben ein hübsches Bild, wie sie so
ehrbarlich dahintrollen in ihren bunten Kimonos und kleinen klappernden Sandalen.
Wir kommen dann an dem Exerzierplatze vorbei und an den Kasernen, wo
20000 Soldaten in Quartier liegen. Ich wünschte, du könntest sie sehen, wie sie
sittsam zu sein versuchen und doch ans den Winkeln ihrer kleinen Mandelaugen
hinüberlugen auf eine Weise, wie es alle Mädchen der Welt fertig bringen.

Die Art, wie sie mir alles machen", benimmt mir fast meine Unbefangenheit.
Die Idee, ein leuchtendes Vorbild zu sein, ist mehr, als ich gewettet habe. Es
ist eins von den wenigen Dingen in meinem bunten Leben, denen ich bisher ent-
kl/engen bin. Hab keine Angst, Gefährtin, ich könnte in Hiroshima nicht leicht¬
sinnig sein, wenn ich auch wollte. Kobe würde sich wohl als verhängnisvoll er¬
wiesen haben; denn dort find viel Fremde, und die Versuchung, mich gehn zu
lasten, wäre zu groß für mich gewesen. Hier jedoch entwickle ich mich rapid zu
einer choralsingenden Schwester, und die Welt und das Fleisch und der Teufel
stecken tief hinten in. Schrank.


Die Dame mit dem Drden

Gestern gingen wir aus, um Vorhänge für mein Zimmer einzukaufen. Es
folgte uns solch eine Menschenmenge, daß wir kaum unsern Weg finden konnten.
Als wir in den Laden traten, setzten wir uns auf die Erde, und ein kleiner Knabe
fächelte uns Kühlung zu, während wir auswählten. Letzten Montag bat mich Miß
Lessing, einen Turnkursus zu beginnen, und zwar mit den größern Mädchen, die zu
Kleinkinderlehrerinnen ausgebildet werden. Den Anfang machte ich mit einer Lektion
im Seilspringen. Dies ist eine unbekannte Kunst in Japan, ein Mangel, der die
Kindergartenarbeit recht erschwert. Ich nahm also vierzehn Mädchen mit mir ins
Vorhaus und bedeutete ihnen durch Gebärden, mir alles nachzumachen. Dann steckte
ich meine Röcke hoch, und — eine Negermelodie pfeifend — hüpfte ich los. Nichts,
was du je gesehn, kommt der Verblüffung gleich, die sich auf den Gesichtern malte!
Auf Knie und Händen ließen sie sich nieder, um meine Füße besser beobachten zu
können. Aber schon hatte ich gewonnenes Spiel, und trotz der engen Kimonos und
Sandalen machten sie tapfre Versuche, mir zu folgen. Der erste Versuch verunglückte
gründlich, einige fielen auf die Gesichter, einige auf die Knie, alle stolperten. Ich
wagte nicht zu lachen, denn die Japaner können nichts schwerer vertragen als Spott.
Ich half, förderte und ermunterte sie, bis der Sieg gewonnen war. Am nächsten
Tage war schon ein kleiner Fortschritt zu verzeichnen, und am dritten Tage hatten
sie es alle inws. Ich hörte, daß sie den ganzen Nachmittag mit Über zugebracht
hätten. Was meinst du wohl, ist das Resultat? Eine Seilspringepidemie ist über
Hiroshima hereingebrochen. Männer, Frauen und Kinder sind ergriffen, und wenn
wir spazierengehn, bekomme ich fast Lachkrampfe, wenn ich die ältlichen Paare
ernsthaft sich bemühen sehe, den Sprungschritt zu erfassen.

Dieser Erfolg hat mich so ermutigt, daß ich die Mädchen alle möglichen
Schritte und Reigen lehrte, ich ging sogar so weit, ihnen die Quadrille beizubringen.
Aber mein Ehrgeiz führte miles ein wenig zu weit. Eines Tages kam ich mit einem
nagelneuen, selbsterfundnen Schritt in die Stunde, er war ziemlich verrückt, aber
eine famose Übung. Gut! Ich stelle mich an die Spitze, und nachdem die Mädchen
mir zweimal um den Platz gefolgt sind, bemerke ich, daß sie fast bersten vor Lachen.
Als ich frage, was denn los sei, erklären sie platzend, daß gerade dieser Schritt die
Hauptbewegung in einem heidnischen Tanze sei, der während der Götzenfeste dem
Gott der Schönheit vorgetanzt würde! Alle Heiligen! Der Schlag würde die
Brüder rühren, wenn sie das wüßten!

Jeden Nachmittag führe ich gegen vierzig spazieren. Unser Lieblingsbummel
ist am Graben entlang, der das alte Kastell umgibt. Er ist fast immer über und
über mit Lotosblüten bedeckt. Die Mädchen geben ein hübsches Bild, wie sie so
ehrbarlich dahintrollen in ihren bunten Kimonos und kleinen klappernden Sandalen.
Wir kommen dann an dem Exerzierplatze vorbei und an den Kasernen, wo
20000 Soldaten in Quartier liegen. Ich wünschte, du könntest sie sehen, wie sie
sittsam zu sein versuchen und doch ans den Winkeln ihrer kleinen Mandelaugen
hinüberlugen auf eine Weise, wie es alle Mädchen der Welt fertig bringen.

Die Art, wie sie mir alles machen», benimmt mir fast meine Unbefangenheit.
Die Idee, ein leuchtendes Vorbild zu sein, ist mehr, als ich gewettet habe. Es
ist eins von den wenigen Dingen in meinem bunten Leben, denen ich bisher ent-
kl/engen bin. Hab keine Angst, Gefährtin, ich könnte in Hiroshima nicht leicht¬
sinnig sein, wenn ich auch wollte. Kobe würde sich wohl als verhängnisvoll er¬
wiesen haben; denn dort find viel Fremde, und die Versuchung, mich gehn zu
lasten, wäre zu groß für mich gewesen. Hier jedoch entwickle ich mich rapid zu
einer choralsingenden Schwester, und die Welt und das Fleisch und der Teufel
stecken tief hinten in. Schrank.


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[0665] Die Dame mit dem Drden Gestern gingen wir aus, um Vorhänge für mein Zimmer einzukaufen. Es folgte uns solch eine Menschenmenge, daß wir kaum unsern Weg finden konnten. Als wir in den Laden traten, setzten wir uns auf die Erde, und ein kleiner Knabe fächelte uns Kühlung zu, während wir auswählten. Letzten Montag bat mich Miß Lessing, einen Turnkursus zu beginnen, und zwar mit den größern Mädchen, die zu Kleinkinderlehrerinnen ausgebildet werden. Den Anfang machte ich mit einer Lektion im Seilspringen. Dies ist eine unbekannte Kunst in Japan, ein Mangel, der die Kindergartenarbeit recht erschwert. Ich nahm also vierzehn Mädchen mit mir ins Vorhaus und bedeutete ihnen durch Gebärden, mir alles nachzumachen. Dann steckte ich meine Röcke hoch, und — eine Negermelodie pfeifend — hüpfte ich los. Nichts, was du je gesehn, kommt der Verblüffung gleich, die sich auf den Gesichtern malte! Auf Knie und Händen ließen sie sich nieder, um meine Füße besser beobachten zu können. Aber schon hatte ich gewonnenes Spiel, und trotz der engen Kimonos und Sandalen machten sie tapfre Versuche, mir zu folgen. Der erste Versuch verunglückte gründlich, einige fielen auf die Gesichter, einige auf die Knie, alle stolperten. Ich wagte nicht zu lachen, denn die Japaner können nichts schwerer vertragen als Spott. Ich half, förderte und ermunterte sie, bis der Sieg gewonnen war. Am nächsten Tage war schon ein kleiner Fortschritt zu verzeichnen, und am dritten Tage hatten sie es alle inws. Ich hörte, daß sie den ganzen Nachmittag mit Über zugebracht hätten. Was meinst du wohl, ist das Resultat? Eine Seilspringepidemie ist über Hiroshima hereingebrochen. Männer, Frauen und Kinder sind ergriffen, und wenn wir spazierengehn, bekomme ich fast Lachkrampfe, wenn ich die ältlichen Paare ernsthaft sich bemühen sehe, den Sprungschritt zu erfassen. Dieser Erfolg hat mich so ermutigt, daß ich die Mädchen alle möglichen Schritte und Reigen lehrte, ich ging sogar so weit, ihnen die Quadrille beizubringen. Aber mein Ehrgeiz führte miles ein wenig zu weit. Eines Tages kam ich mit einem nagelneuen, selbsterfundnen Schritt in die Stunde, er war ziemlich verrückt, aber eine famose Übung. Gut! Ich stelle mich an die Spitze, und nachdem die Mädchen mir zweimal um den Platz gefolgt sind, bemerke ich, daß sie fast bersten vor Lachen. Als ich frage, was denn los sei, erklären sie platzend, daß gerade dieser Schritt die Hauptbewegung in einem heidnischen Tanze sei, der während der Götzenfeste dem Gott der Schönheit vorgetanzt würde! Alle Heiligen! Der Schlag würde die Brüder rühren, wenn sie das wüßten! Jeden Nachmittag führe ich gegen vierzig spazieren. Unser Lieblingsbummel ist am Graben entlang, der das alte Kastell umgibt. Er ist fast immer über und über mit Lotosblüten bedeckt. Die Mädchen geben ein hübsches Bild, wie sie so ehrbarlich dahintrollen in ihren bunten Kimonos und kleinen klappernden Sandalen. Wir kommen dann an dem Exerzierplatze vorbei und an den Kasernen, wo 20000 Soldaten in Quartier liegen. Ich wünschte, du könntest sie sehen, wie sie sittsam zu sein versuchen und doch ans den Winkeln ihrer kleinen Mandelaugen hinüberlugen auf eine Weise, wie es alle Mädchen der Welt fertig bringen. Die Art, wie sie mir alles machen», benimmt mir fast meine Unbefangenheit. Die Idee, ein leuchtendes Vorbild zu sein, ist mehr, als ich gewettet habe. Es ist eins von den wenigen Dingen in meinem bunten Leben, denen ich bisher ent- kl/engen bin. Hab keine Angst, Gefährtin, ich könnte in Hiroshima nicht leicht¬ sinnig sein, wenn ich auch wollte. Kobe würde sich wohl als verhängnisvoll er¬ wiesen haben; denn dort find viel Fremde, und die Versuchung, mich gehn zu lasten, wäre zu groß für mich gewesen. Hier jedoch entwickle ich mich rapid zu einer choralsingenden Schwester, und die Welt und das Fleisch und der Teufel stecken tief hinten in. Schrank.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_312350/665>, abgerufen am 12.12.2024.