Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr.Kaiser Wilhelm der Erste als Schriftsteller führen. In welchem Maße müßte das Budget aber wachsen, wenn die Armee ,Da doch kaum anzunehmen ist. die Wehrverfassuug beabsich ge um un. , ^". Also auch dieser Hauptgesichtspunkt spricht gegen den Paragraphen 15 we Die hierbei niedergelegten Anschauungen werden auch dazu beitragen, das Kaiser Wilhelm der Erste als Schriftsteller führen. In welchem Maße müßte das Budget aber wachsen, wenn die Armee ,Da doch kaum anzunehmen ist. die Wehrverfassuug beabsich ge um un. , ^„. Also auch dieser Hauptgesichtspunkt spricht gegen den Paragraphen 15 we Die hierbei niedergelegten Anschauungen werden auch dazu beitragen, das <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0547" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/312898"/> <fw type="header" place="top"> Kaiser Wilhelm der Erste als Schriftsteller</fw><lb/> <p xml:id="ID_2197" prev="#ID_2196"> führen. In welchem Maße müßte das Budget aber wachsen, wenn die Armee<lb/> numerisch verdoppelt würde? , . </p><lb/> <p xml:id="ID_2198"> ,Da doch kaum anzunehmen ist. die Wehrverfassuug beabsich ge um un.<lb/> Gesetzes willen alle Wehrfähige auszubilden, ohne die spätere wirkliche Einzieh^Bekleidung. Ausrüstung und Bewaffnung derselben in Anschlag gebracht u haben<lb/> sondern vielmehr die Absicht vorzuleuchten schein . d"s d-u^che Heer dn^es l-n<lb/> Ausgebildete auch effektiv auf die höchste Chiffre der ins Feld rückender Macht u<lb/> bringen, so folgt daraus für Preußen die Verdoppelung, tur ^ °?e °über denk es<lb/> Staaten aber die Vervierfachimg des Militärbudgets. Die Möglichkeit dazu müssen<lb/> wir geradezu in Abrede stellen. </p><lb/> <p xml:id="ID_2199"> ,<lb/> Ist somit nachgewiesen, daß die Forderungen des Paragraphen 15 >mer nild°r<lb/> sind, sowohl hinsichtlich der Sache selbst als der dazu nötigen Mitte ' .so erscheint<lb/> die Streichung des elb n folgerecht. In dem dafür vorgeschlagnen P°/agA ist das<lb/> Verhältnis der He resstärke in Preußen maßgebend gewesen, wonach ^e deutsche<lb/> Staat für den Fall eines Krieges lüll. Reserve- »ut Er ah ruppen<lb/> der Bevölkerung schlagfertig aufzustellen hat. Ein Hauptgesichtspunkt aber, wenn es<lb/> "»f die Leitung und Aufstellung von Armeen ankommt ist bisher gen^unerörte<lb/> geblieben. Es ist die Frage, ob allein die Zahl oder nicht auch die Tüchtigkeit der<lb/> Truppen entscheidet? Wir entscheiden uns. wenn wir wählen dürfen, unbedingt für<lb/> eine geringere Zahl, von deren Zuverlässigkeit man aber ^llkommen überzeugt ist^Diese Zuverlässigkeit erzeugt sich aber uur durch die Erziehung ^ Soldaten kein^durch seine Abrichtung allein. Soll nun aber eine übergroße Zahl ausgebildet werden.<lb/> !° kann die Zeit, welche jedem einzelnen zu widmen ist nur unbedeutend sein;<lb/> daraus folgt die Unmöglichkeit, eine zuverlässige Truppe heranzubilden; zuve ass.gist aber eine Truppe nur dann, wenn sie unter allen Umständen und Wechselfällen<lb/> des Kriegsglücks treu, gehorsam und in Ordnung ausharrt. Diese Soldatentugenden<lb/> sind aber nur erreichbar, wenn Vertrauen der Vorgesetzten zu den Untergebnen und<lb/> umgekehrt vorhanden ist. Dieses Vertrauen läßt sich aber nicht in wenigen Monaten<lb/> einexerzieren, sondern kann nur durch längeres Beisammensein, also Erziehung des<lb/> Soldaten, erreicht werden. </p><lb/> <p xml:id="ID_2200"> ^„. Also auch dieser Hauptgesichtspunkt spricht gegen den Paragraphen 15 we<lb/> "n Artikel IV die Dienstzeit so niedrig angenommen ist. daß eine Zuverlässigkeit<lb/> der Truppen nach den eben ausgesprochnen Anforderungen unerreichbar erscheint.<lb/> Der Entwurf entscheidet sich sonach für die Quantität, der Vorschlag für die<lb/> Qualität als Prinzip.</p><lb/> <p xml:id="ID_2201" next="#ID_2202"> Die hierbei niedergelegten Anschauungen werden auch dazu beitragen, das<lb/> Bild zu korrigieren, das sich so manche von dem damaligen Prinzen machen,<lb/> als ob er am liebsten alles dem Soldatentum geopfert hätte, ohne Rücksicht<lb/> auf Kosten und wirtschaftliche Lage. Wir sehen hier ganz im Gegenteil, wie<lb/> er als sorgsamer Berechner Bedenken geltend macht, die in der Hauptsache<lb/> durch Rücksicht auf das Budget diktiert worden sind. Am prägnantesten kommt<lb/> die ganze Auffassung von der Tüchtigkeit eines Heeres in den Erläuterungen<lb/> zum Paragraphen 22 zum Ausdruck. In diesem Paragraphen 22 hatte der<lb/> Entwurf als Dienstzeit bei der Infanterie höchstens ein bis zwei Jahre fest¬<lb/> gesetzt, wovon sechs Monate ohne Unterbrechung zur ersten Ausbildung zu<lb/> verwenden wären. Bei der Reiterei und Artillerie sollte die Dienstzeit wenigstens<lb/> zwei Jahre betragen. Das waren natürlich Grundsätze, die den Anschauungen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0547]
Kaiser Wilhelm der Erste als Schriftsteller
führen. In welchem Maße müßte das Budget aber wachsen, wenn die Armee
numerisch verdoppelt würde? , .
,Da doch kaum anzunehmen ist. die Wehrverfassuug beabsich ge um un.
Gesetzes willen alle Wehrfähige auszubilden, ohne die spätere wirkliche Einzieh^Bekleidung. Ausrüstung und Bewaffnung derselben in Anschlag gebracht u haben
sondern vielmehr die Absicht vorzuleuchten schein . d"s d-u^che Heer dn^es l-n
Ausgebildete auch effektiv auf die höchste Chiffre der ins Feld rückender Macht u
bringen, so folgt daraus für Preußen die Verdoppelung, tur ^ °?e °über denk es
Staaten aber die Vervierfachimg des Militärbudgets. Die Möglichkeit dazu müssen
wir geradezu in Abrede stellen.
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Ist somit nachgewiesen, daß die Forderungen des Paragraphen 15 >mer nild°r
sind, sowohl hinsichtlich der Sache selbst als der dazu nötigen Mitte ' .so erscheint
die Streichung des elb n folgerecht. In dem dafür vorgeschlagnen P°/agA ist das
Verhältnis der He resstärke in Preußen maßgebend gewesen, wonach ^e deutsche
Staat für den Fall eines Krieges lüll. Reserve- »ut Er ah ruppen
der Bevölkerung schlagfertig aufzustellen hat. Ein Hauptgesichtspunkt aber, wenn es
"»f die Leitung und Aufstellung von Armeen ankommt ist bisher gen^unerörte
geblieben. Es ist die Frage, ob allein die Zahl oder nicht auch die Tüchtigkeit der
Truppen entscheidet? Wir entscheiden uns. wenn wir wählen dürfen, unbedingt für
eine geringere Zahl, von deren Zuverlässigkeit man aber ^llkommen überzeugt ist^Diese Zuverlässigkeit erzeugt sich aber uur durch die Erziehung ^ Soldaten kein^durch seine Abrichtung allein. Soll nun aber eine übergroße Zahl ausgebildet werden.
!° kann die Zeit, welche jedem einzelnen zu widmen ist nur unbedeutend sein;
daraus folgt die Unmöglichkeit, eine zuverlässige Truppe heranzubilden; zuve ass.gist aber eine Truppe nur dann, wenn sie unter allen Umständen und Wechselfällen
des Kriegsglücks treu, gehorsam und in Ordnung ausharrt. Diese Soldatentugenden
sind aber nur erreichbar, wenn Vertrauen der Vorgesetzten zu den Untergebnen und
umgekehrt vorhanden ist. Dieses Vertrauen läßt sich aber nicht in wenigen Monaten
einexerzieren, sondern kann nur durch längeres Beisammensein, also Erziehung des
Soldaten, erreicht werden.
^„. Also auch dieser Hauptgesichtspunkt spricht gegen den Paragraphen 15 we
"n Artikel IV die Dienstzeit so niedrig angenommen ist. daß eine Zuverlässigkeit
der Truppen nach den eben ausgesprochnen Anforderungen unerreichbar erscheint.
Der Entwurf entscheidet sich sonach für die Quantität, der Vorschlag für die
Qualität als Prinzip.
Die hierbei niedergelegten Anschauungen werden auch dazu beitragen, das
Bild zu korrigieren, das sich so manche von dem damaligen Prinzen machen,
als ob er am liebsten alles dem Soldatentum geopfert hätte, ohne Rücksicht
auf Kosten und wirtschaftliche Lage. Wir sehen hier ganz im Gegenteil, wie
er als sorgsamer Berechner Bedenken geltend macht, die in der Hauptsache
durch Rücksicht auf das Budget diktiert worden sind. Am prägnantesten kommt
die ganze Auffassung von der Tüchtigkeit eines Heeres in den Erläuterungen
zum Paragraphen 22 zum Ausdruck. In diesem Paragraphen 22 hatte der
Entwurf als Dienstzeit bei der Infanterie höchstens ein bis zwei Jahre fest¬
gesetzt, wovon sechs Monate ohne Unterbrechung zur ersten Ausbildung zu
verwenden wären. Bei der Reiterei und Artillerie sollte die Dienstzeit wenigstens
zwei Jahre betragen. Das waren natürlich Grundsätze, die den Anschauungen
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