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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr.

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Der Parnassus in Neusiedel

zu studieren und zu singen, in denen er nicht in dem Mittelpunkt der Szene stehe.
Aber er werde kommen und sich an den Vorbereitungen beteiligen.

Er wird kommen! Hildci, er wird kommen, rief Frciu von Seidelbast begeistert,
und Sonnenschein kehrte in der Villa Seidelbast wieder ein. Und Hilda legte ganz
im geheimen eine Rose vor dem Bilde des Einzigen nieder.

Man hatte die Rollen unter sich verteilt. Die Herren besorgten die Engagements
der Künstler und die gnädige Frau die Beeinflussung der Presse. Doktor Lappen-
snider wurde zur gnädigen Frau befohlen und instruiert. Da aber diese Instruktion
nicht zu einem völlig klaren Bilde führte, Lappensnider aber erklärte, daß er, ohne
völlig klar zu sehn, nicht schreiben könnte, da auch kein Buch da war, das ihm
hätte mitgegeben werden können, so schlug die gnädige Frau vor, daß er nach Berlin
reisen und sich die dort bevorstehende Aufführung einsehn möchte. Ein Gedanke, auf den
Lappensnider, nachdem er das nötige Geld erhalten hatte, mit Begeistrung einging.
Am andern Tage war nnter Kunst und Wissenschaft im Korrespondenten von dem
ehrenvollen Auftrage zu lesen, den der künstlerische Sachverständige dieses Blattes
erhalten haben, nach Berlin zu reisen und unter den Augen der geistigen und
künstlerischen Größen des Reichs das Rheingold einer Prüfung zu unterwerfen. Nach
ein paar Tagen las man eine neue Bemerkung, Doktor Lappensnider weile wieder
in Neusiedel und sei damit beschäftigt, seine Eindrücke zu Papier zu bringen.

Und das Tageblatt hatte niemand, der über dramatische Musik hätte schreiben
können. Denn Herr Hesselbach hatte sich bei dem Kampfe mit Lappensnider tatsächlich
krank geärgert und war außerstande, eine Feder in die Hand zu nehmen.

Weil nasum wer denn nnn, Herr Spohnnagel? fragte der alte Brömmel.

Herr Spohnnagel, der eben mit seinem Lesebuch beschäftigt war und sich über
die Königliche Regierung, die nicht aufhörte. Ausstellungen zu machen, geärgert hatte,
blickte ihn ohne Verständnis an.

Ferhad Rheingold, Herr Spohnnagel, fuhr Brömmel fort. Mir missen becasse
notwendch e Referat bringen, sonst werd Sie der Gorrespondent iebermietch. Aber
war solle mer nähme?

Wen Sie wollen, schrie Spohnnagel, aber mich lassen Sie in Frieden.

Der alte Brömmel verwunderte sich. Weil Sie wollen, meinte Brömmel, ist
leicht gesagt. Aber mir sein doch hier nich in Leipzch, wo die Gunsthammels gleich
dutzendweise uf der Straße rumloofen.

Lappensnider befand sich damals auf der Höhe seines Ruhms. Er beherrschte
die literarische Lage durchaus. Was er sagte, war Evangelium oder auch Heim¬
suchung -- je nachdem. Die höchsten Kreise bemühten sich um ihn. Dagegen hatte
er auch Feinde. Aber ist es nicht ein Verdienst, Feinde zu haben, wenn man sür
die höchsten Ideale eintritt? Die Schauspieler namentlich spien Gift und Galle, aber
pah, was konnten sie ihm tun? Und doch war Lappensnider nicht zufrieden. Es
war ein harter Dienst, in der Nacht Berichte schreiben und am Tage die Funktionell
eines Kommis und Faktors in der Druckerei ausüben. Als nun aber Männelmann
seinem mit Bitterkeit erfüllten Mitarbeiter für die beiden Tage, an denen er in
Berlin gewesen war, den Gehalt abgezogen hatte, da schrie die gekränkte Menschen¬
würde in ihm auf, und er wagte es, seinem Chef sein schäbiges Verhalten vor
Augen zu stellen. Aber er machte gar keinen Eindruck damit. Wenn es Ihnen
bei nnr nicht gefällt, sagte er, so können Sie sich ja auf Ihre Rittergüter zurück-
ziehn. -- Jawohl! wenn er nur diese Rittergüter gehabt hätte! Er, ein freier
Künstler, befand sich in schnöder Abhängigkeit, im Lohn, aber nicht im Brot des
gemeinsten, brutalsten Geldphilisters, in der Abhängigkeit von einem Menschen, der
kein Bedenken trug, über ihm die Huugerpeitsche zu schwingen. O, wenn er frei
gewesen wäre, wie hätte er ihn literarisch prügeln und an den Pranger stellen


Der Parnassus in Neusiedel

zu studieren und zu singen, in denen er nicht in dem Mittelpunkt der Szene stehe.
Aber er werde kommen und sich an den Vorbereitungen beteiligen.

Er wird kommen! Hildci, er wird kommen, rief Frciu von Seidelbast begeistert,
und Sonnenschein kehrte in der Villa Seidelbast wieder ein. Und Hilda legte ganz
im geheimen eine Rose vor dem Bilde des Einzigen nieder.

Man hatte die Rollen unter sich verteilt. Die Herren besorgten die Engagements
der Künstler und die gnädige Frau die Beeinflussung der Presse. Doktor Lappen-
snider wurde zur gnädigen Frau befohlen und instruiert. Da aber diese Instruktion
nicht zu einem völlig klaren Bilde führte, Lappensnider aber erklärte, daß er, ohne
völlig klar zu sehn, nicht schreiben könnte, da auch kein Buch da war, das ihm
hätte mitgegeben werden können, so schlug die gnädige Frau vor, daß er nach Berlin
reisen und sich die dort bevorstehende Aufführung einsehn möchte. Ein Gedanke, auf den
Lappensnider, nachdem er das nötige Geld erhalten hatte, mit Begeistrung einging.
Am andern Tage war nnter Kunst und Wissenschaft im Korrespondenten von dem
ehrenvollen Auftrage zu lesen, den der künstlerische Sachverständige dieses Blattes
erhalten haben, nach Berlin zu reisen und unter den Augen der geistigen und
künstlerischen Größen des Reichs das Rheingold einer Prüfung zu unterwerfen. Nach
ein paar Tagen las man eine neue Bemerkung, Doktor Lappensnider weile wieder
in Neusiedel und sei damit beschäftigt, seine Eindrücke zu Papier zu bringen.

Und das Tageblatt hatte niemand, der über dramatische Musik hätte schreiben
können. Denn Herr Hesselbach hatte sich bei dem Kampfe mit Lappensnider tatsächlich
krank geärgert und war außerstande, eine Feder in die Hand zu nehmen.

Weil nasum wer denn nnn, Herr Spohnnagel? fragte der alte Brömmel.

Herr Spohnnagel, der eben mit seinem Lesebuch beschäftigt war und sich über
die Königliche Regierung, die nicht aufhörte. Ausstellungen zu machen, geärgert hatte,
blickte ihn ohne Verständnis an.

Ferhad Rheingold, Herr Spohnnagel, fuhr Brömmel fort. Mir missen becasse
notwendch e Referat bringen, sonst werd Sie der Gorrespondent iebermietch. Aber
war solle mer nähme?

Wen Sie wollen, schrie Spohnnagel, aber mich lassen Sie in Frieden.

Der alte Brömmel verwunderte sich. Weil Sie wollen, meinte Brömmel, ist
leicht gesagt. Aber mir sein doch hier nich in Leipzch, wo die Gunsthammels gleich
dutzendweise uf der Straße rumloofen.

Lappensnider befand sich damals auf der Höhe seines Ruhms. Er beherrschte
die literarische Lage durchaus. Was er sagte, war Evangelium oder auch Heim¬
suchung — je nachdem. Die höchsten Kreise bemühten sich um ihn. Dagegen hatte
er auch Feinde. Aber ist es nicht ein Verdienst, Feinde zu haben, wenn man sür
die höchsten Ideale eintritt? Die Schauspieler namentlich spien Gift und Galle, aber
pah, was konnten sie ihm tun? Und doch war Lappensnider nicht zufrieden. Es
war ein harter Dienst, in der Nacht Berichte schreiben und am Tage die Funktionell
eines Kommis und Faktors in der Druckerei ausüben. Als nun aber Männelmann
seinem mit Bitterkeit erfüllten Mitarbeiter für die beiden Tage, an denen er in
Berlin gewesen war, den Gehalt abgezogen hatte, da schrie die gekränkte Menschen¬
würde in ihm auf, und er wagte es, seinem Chef sein schäbiges Verhalten vor
Augen zu stellen. Aber er machte gar keinen Eindruck damit. Wenn es Ihnen
bei nnr nicht gefällt, sagte er, so können Sie sich ja auf Ihre Rittergüter zurück-
ziehn. — Jawohl! wenn er nur diese Rittergüter gehabt hätte! Er, ein freier
Künstler, befand sich in schnöder Abhängigkeit, im Lohn, aber nicht im Brot des
gemeinsten, brutalsten Geldphilisters, in der Abhängigkeit von einem Menschen, der
kein Bedenken trug, über ihm die Huugerpeitsche zu schwingen. O, wenn er frei
gewesen wäre, wie hätte er ihn literarisch prügeln und an den Pranger stellen


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[0466] Der Parnassus in Neusiedel zu studieren und zu singen, in denen er nicht in dem Mittelpunkt der Szene stehe. Aber er werde kommen und sich an den Vorbereitungen beteiligen. Er wird kommen! Hildci, er wird kommen, rief Frciu von Seidelbast begeistert, und Sonnenschein kehrte in der Villa Seidelbast wieder ein. Und Hilda legte ganz im geheimen eine Rose vor dem Bilde des Einzigen nieder. Man hatte die Rollen unter sich verteilt. Die Herren besorgten die Engagements der Künstler und die gnädige Frau die Beeinflussung der Presse. Doktor Lappen- snider wurde zur gnädigen Frau befohlen und instruiert. Da aber diese Instruktion nicht zu einem völlig klaren Bilde führte, Lappensnider aber erklärte, daß er, ohne völlig klar zu sehn, nicht schreiben könnte, da auch kein Buch da war, das ihm hätte mitgegeben werden können, so schlug die gnädige Frau vor, daß er nach Berlin reisen und sich die dort bevorstehende Aufführung einsehn möchte. Ein Gedanke, auf den Lappensnider, nachdem er das nötige Geld erhalten hatte, mit Begeistrung einging. Am andern Tage war nnter Kunst und Wissenschaft im Korrespondenten von dem ehrenvollen Auftrage zu lesen, den der künstlerische Sachverständige dieses Blattes erhalten haben, nach Berlin zu reisen und unter den Augen der geistigen und künstlerischen Größen des Reichs das Rheingold einer Prüfung zu unterwerfen. Nach ein paar Tagen las man eine neue Bemerkung, Doktor Lappensnider weile wieder in Neusiedel und sei damit beschäftigt, seine Eindrücke zu Papier zu bringen. Und das Tageblatt hatte niemand, der über dramatische Musik hätte schreiben können. Denn Herr Hesselbach hatte sich bei dem Kampfe mit Lappensnider tatsächlich krank geärgert und war außerstande, eine Feder in die Hand zu nehmen. Weil nasum wer denn nnn, Herr Spohnnagel? fragte der alte Brömmel. Herr Spohnnagel, der eben mit seinem Lesebuch beschäftigt war und sich über die Königliche Regierung, die nicht aufhörte. Ausstellungen zu machen, geärgert hatte, blickte ihn ohne Verständnis an. Ferhad Rheingold, Herr Spohnnagel, fuhr Brömmel fort. Mir missen becasse notwendch e Referat bringen, sonst werd Sie der Gorrespondent iebermietch. Aber war solle mer nähme? Wen Sie wollen, schrie Spohnnagel, aber mich lassen Sie in Frieden. Der alte Brömmel verwunderte sich. Weil Sie wollen, meinte Brömmel, ist leicht gesagt. Aber mir sein doch hier nich in Leipzch, wo die Gunsthammels gleich dutzendweise uf der Straße rumloofen. Lappensnider befand sich damals auf der Höhe seines Ruhms. Er beherrschte die literarische Lage durchaus. Was er sagte, war Evangelium oder auch Heim¬ suchung — je nachdem. Die höchsten Kreise bemühten sich um ihn. Dagegen hatte er auch Feinde. Aber ist es nicht ein Verdienst, Feinde zu haben, wenn man sür die höchsten Ideale eintritt? Die Schauspieler namentlich spien Gift und Galle, aber pah, was konnten sie ihm tun? Und doch war Lappensnider nicht zufrieden. Es war ein harter Dienst, in der Nacht Berichte schreiben und am Tage die Funktionell eines Kommis und Faktors in der Druckerei ausüben. Als nun aber Männelmann seinem mit Bitterkeit erfüllten Mitarbeiter für die beiden Tage, an denen er in Berlin gewesen war, den Gehalt abgezogen hatte, da schrie die gekränkte Menschen¬ würde in ihm auf, und er wagte es, seinem Chef sein schäbiges Verhalten vor Augen zu stellen. Aber er machte gar keinen Eindruck damit. Wenn es Ihnen bei nnr nicht gefällt, sagte er, so können Sie sich ja auf Ihre Rittergüter zurück- ziehn. — Jawohl! wenn er nur diese Rittergüter gehabt hätte! Er, ein freier Künstler, befand sich in schnöder Abhängigkeit, im Lohn, aber nicht im Brot des gemeinsten, brutalsten Geldphilisters, in der Abhängigkeit von einem Menschen, der kein Bedenken trug, über ihm die Huugerpeitsche zu schwingen. O, wenn er frei gewesen wäre, wie hätte er ihn literarisch prügeln und an den Pranger stellen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_312350/466>, abgerufen am 12.12.2024.