Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Hauptmann Bayer hat den ganzen Krieg mitgemacht. Er hat gegen die
Herero wie gegen die Hottentotten gekämpft. Es will mir scheinen, als ob es zu
bescheiden wäre, wenn er im Vorwort sagt, daß seine Erlebnisse im Kriege nur be¬
scheiden gewesen seien. Aus dem folgenden gewinnt man den gegenteiligen Eindruck.
Wenn er auch dem Hauptquartier angehörte und seine Aufgabe an sich nicht war,
stets in der Front zu stehen, so will das in Südwestafrika nicht viel besagen. In
einem europäischen Kriege großen Stils freilich wird sich das Hauptquartier nicht
gerade da aufhalten, wo die meisten blauen Bohnen fliegen, aber in dem Klein¬
krieg Afrikas gibts keinen Unterschied, da lag gelegentlich sogar der Generalissimus
mit dem Gewehr in der Hand in der Schützenlinie. Und so geht auch aus den
vorliegenden Bayerschen Schilderungen deutlich hervor, daß das Hauptquartier vor
der übrigen Truppe sicherlich nichts voraus, sondern sein vollgerüttelt Maß an
Gefahren und Anstrengungen zu tragen hatte.

Der Verlauf des Krieges ist in großen Grundzügen bekannt, er ist auch im
Generalstabswerk aktenmüßig festgelegt. Dichterisch sind die Taten unsrer Krieger
in Gustav Freussens "Peter Moors Fahrt nach Südwest" verherrlicht. Was aber
dem Bayerschen Buch einen hohen Reiz verleiht, ist, daß der Verfasser den Krieg
nicht nur in der militärisch-exakten Form des Generalstäblers schildert, sondern daß
er auch mit den Augen des Dichters gesehen hat. Seine Erzählungswelse zeugt
von feiner Beobachtungsgabe, gepaart mit gemütvollem Humor.

Der aufmerksame Leser findet allerlei darin, was zum Nachdenken anregt,
treffende Urteile, philosophische Brosamen, amüsante Anekdoten. Da erzählt Bayer
zum Beispiel, wie die Soldaten die ersten richtigen Feldhereroweiber, "die fast nur
mit dem Klima bekleidet waren", zu sehen bekamen: "Den ersten Tag kamen unsre
Leute, die lange kein weibliches Wesen mehr gesehen, nicht aus dem Staunen heraus;
schon am zweiten Tage sah keiner mehr hin. Nacktheit, die unbewußt zur Schau
getragen wird, ist ohne Reiz und wirkt keusch in ihrer Art. Wir brachten die Ge¬
fangnen in einem Dorukraal unter; eine Schmutzschicht und ein scharfer ranziger
Fettgeruch waren ständige Tugendwächter." Denen, die sich über die Bilder
nackter Eingebornen aus den Kolonien, wie sie unsre Zeitschriften wohl oder übel
bringen müssen, sittlich entrüsten zu müssen glauben, zur Beachtung!

Vergnüglich sind die Erzählungen über die Tatarennachrichten in der Kapstädter
Presse und ihre Lösung. Da wurde einmal berichtet, daß eine deutsche Signal¬
station von Hottentotten überfallen und niedergemetzelt worden sei. Das Ergebnis
der eingezognen Erkundigungen war: Paviane hatten einen Berggipfel erklettert,
dort Instrumente der Signalstation gefunden und nach Affenart sich damit vergnügt,
die Gestelle in Kleinholz zu verwandeln. Die wasserholenden Signalisten fanden
bei ihrer Rückkehr einen Trümmerhaufen vor. Nur der Signalspiegel soll gefehlt
haben. "Den hat sicher das Weibchen mitgenommen", meinten die ungalanter
Schutztruppler.

Inmitten der Schrecken des Krieges fehlte es unsern Soldaten nicht an echtem
Soldatenhumor, und der Stoff zum Lachen stellte sich manchmal mich zur rechten
Zeit ein. "Einmal -- erzählt Bayer -- war ich gerade mit Schreiben beschäftigt,
da hörte ich in der Nordostecke des Lagers, wo der Proviant des neu eingetroffnen.
Transports ausgeladen wurde, ein brüllendes Gelächter, das immer wieder einsetzte.
Ich warf die Feder hin und lief hinüber, um zu erfahren, was los ist. Schon von
fern sah ich um einen Wagen einen großen Haufen unsrer Reiter herumstehn, die
vor Vergnügen ganz aus dem Häuschen waren. Auf einer Kiste stand ein Leutnant,
sah über die andern hinweg und krümmte sich vor Lachen, während ihm die dicken
Tränen die Backen herunterliefen. Ich drängte mich in den Kreis und fand auf
dem Boden die seltsamsten Gegenstände: Röcke, Unterröcke, Binsen, intimere weibliche
Wäschestücke, mit und ohne Spitzenbesatz, Hemden und Strümpfe beiderlei Geschlechts,,


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Hauptmann Bayer hat den ganzen Krieg mitgemacht. Er hat gegen die
Herero wie gegen die Hottentotten gekämpft. Es will mir scheinen, als ob es zu
bescheiden wäre, wenn er im Vorwort sagt, daß seine Erlebnisse im Kriege nur be¬
scheiden gewesen seien. Aus dem folgenden gewinnt man den gegenteiligen Eindruck.
Wenn er auch dem Hauptquartier angehörte und seine Aufgabe an sich nicht war,
stets in der Front zu stehen, so will das in Südwestafrika nicht viel besagen. In
einem europäischen Kriege großen Stils freilich wird sich das Hauptquartier nicht
gerade da aufhalten, wo die meisten blauen Bohnen fliegen, aber in dem Klein¬
krieg Afrikas gibts keinen Unterschied, da lag gelegentlich sogar der Generalissimus
mit dem Gewehr in der Hand in der Schützenlinie. Und so geht auch aus den
vorliegenden Bayerschen Schilderungen deutlich hervor, daß das Hauptquartier vor
der übrigen Truppe sicherlich nichts voraus, sondern sein vollgerüttelt Maß an
Gefahren und Anstrengungen zu tragen hatte.

Der Verlauf des Krieges ist in großen Grundzügen bekannt, er ist auch im
Generalstabswerk aktenmüßig festgelegt. Dichterisch sind die Taten unsrer Krieger
in Gustav Freussens „Peter Moors Fahrt nach Südwest" verherrlicht. Was aber
dem Bayerschen Buch einen hohen Reiz verleiht, ist, daß der Verfasser den Krieg
nicht nur in der militärisch-exakten Form des Generalstäblers schildert, sondern daß
er auch mit den Augen des Dichters gesehen hat. Seine Erzählungswelse zeugt
von feiner Beobachtungsgabe, gepaart mit gemütvollem Humor.

Der aufmerksame Leser findet allerlei darin, was zum Nachdenken anregt,
treffende Urteile, philosophische Brosamen, amüsante Anekdoten. Da erzählt Bayer
zum Beispiel, wie die Soldaten die ersten richtigen Feldhereroweiber, „die fast nur
mit dem Klima bekleidet waren", zu sehen bekamen: „Den ersten Tag kamen unsre
Leute, die lange kein weibliches Wesen mehr gesehen, nicht aus dem Staunen heraus;
schon am zweiten Tage sah keiner mehr hin. Nacktheit, die unbewußt zur Schau
getragen wird, ist ohne Reiz und wirkt keusch in ihrer Art. Wir brachten die Ge¬
fangnen in einem Dorukraal unter; eine Schmutzschicht und ein scharfer ranziger
Fettgeruch waren ständige Tugendwächter." Denen, die sich über die Bilder
nackter Eingebornen aus den Kolonien, wie sie unsre Zeitschriften wohl oder übel
bringen müssen, sittlich entrüsten zu müssen glauben, zur Beachtung!

Vergnüglich sind die Erzählungen über die Tatarennachrichten in der Kapstädter
Presse und ihre Lösung. Da wurde einmal berichtet, daß eine deutsche Signal¬
station von Hottentotten überfallen und niedergemetzelt worden sei. Das Ergebnis
der eingezognen Erkundigungen war: Paviane hatten einen Berggipfel erklettert,
dort Instrumente der Signalstation gefunden und nach Affenart sich damit vergnügt,
die Gestelle in Kleinholz zu verwandeln. Die wasserholenden Signalisten fanden
bei ihrer Rückkehr einen Trümmerhaufen vor. Nur der Signalspiegel soll gefehlt
haben. „Den hat sicher das Weibchen mitgenommen", meinten die ungalanter
Schutztruppler.

Inmitten der Schrecken des Krieges fehlte es unsern Soldaten nicht an echtem
Soldatenhumor, und der Stoff zum Lachen stellte sich manchmal mich zur rechten
Zeit ein. „Einmal — erzählt Bayer — war ich gerade mit Schreiben beschäftigt,
da hörte ich in der Nordostecke des Lagers, wo der Proviant des neu eingetroffnen.
Transports ausgeladen wurde, ein brüllendes Gelächter, das immer wieder einsetzte.
Ich warf die Feder hin und lief hinüber, um zu erfahren, was los ist. Schon von
fern sah ich um einen Wagen einen großen Haufen unsrer Reiter herumstehn, die
vor Vergnügen ganz aus dem Häuschen waren. Auf einer Kiste stand ein Leutnant,
sah über die andern hinweg und krümmte sich vor Lachen, während ihm die dicken
Tränen die Backen herunterliefen. Ich drängte mich in den Kreis und fand auf
dem Boden die seltsamsten Gegenstände: Röcke, Unterröcke, Binsen, intimere weibliche
Wäschestücke, mit und ohne Spitzenbesatz, Hemden und Strümpfe beiderlei Geschlechts,,


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0379" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/312730"/>
            <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_1459"> Hauptmann Bayer hat den ganzen Krieg mitgemacht. Er hat gegen die<lb/>
Herero wie gegen die Hottentotten gekämpft. Es will mir scheinen, als ob es zu<lb/>
bescheiden wäre, wenn er im Vorwort sagt, daß seine Erlebnisse im Kriege nur be¬<lb/>
scheiden gewesen seien. Aus dem folgenden gewinnt man den gegenteiligen Eindruck.<lb/>
Wenn er auch dem Hauptquartier angehörte und seine Aufgabe an sich nicht war,<lb/>
stets in der Front zu stehen, so will das in Südwestafrika nicht viel besagen. In<lb/>
einem europäischen Kriege großen Stils freilich wird sich das Hauptquartier nicht<lb/>
gerade da aufhalten, wo die meisten blauen Bohnen fliegen, aber in dem Klein¬<lb/>
krieg Afrikas gibts keinen Unterschied, da lag gelegentlich sogar der Generalissimus<lb/>
mit dem Gewehr in der Hand in der Schützenlinie. Und so geht auch aus den<lb/>
vorliegenden Bayerschen Schilderungen deutlich hervor, daß das Hauptquartier vor<lb/>
der übrigen Truppe sicherlich nichts voraus, sondern sein vollgerüttelt Maß an<lb/>
Gefahren und Anstrengungen zu tragen hatte.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1460"> Der Verlauf des Krieges ist in großen Grundzügen bekannt, er ist auch im<lb/>
Generalstabswerk aktenmüßig festgelegt. Dichterisch sind die Taten unsrer Krieger<lb/>
in Gustav Freussens &#x201E;Peter Moors Fahrt nach Südwest" verherrlicht. Was aber<lb/>
dem Bayerschen Buch einen hohen Reiz verleiht, ist, daß der Verfasser den Krieg<lb/>
nicht nur in der militärisch-exakten Form des Generalstäblers schildert, sondern daß<lb/>
er auch mit den Augen des Dichters gesehen hat. Seine Erzählungswelse zeugt<lb/>
von feiner Beobachtungsgabe, gepaart mit gemütvollem Humor.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1461"> Der aufmerksame Leser findet allerlei darin, was zum Nachdenken anregt,<lb/>
treffende Urteile, philosophische Brosamen, amüsante Anekdoten. Da erzählt Bayer<lb/>
zum Beispiel, wie die Soldaten die ersten richtigen Feldhereroweiber, &#x201E;die fast nur<lb/>
mit dem Klima bekleidet waren", zu sehen bekamen: &#x201E;Den ersten Tag kamen unsre<lb/>
Leute, die lange kein weibliches Wesen mehr gesehen, nicht aus dem Staunen heraus;<lb/>
schon am zweiten Tage sah keiner mehr hin. Nacktheit, die unbewußt zur Schau<lb/>
getragen wird, ist ohne Reiz und wirkt keusch in ihrer Art. Wir brachten die Ge¬<lb/>
fangnen in einem Dorukraal unter; eine Schmutzschicht und ein scharfer ranziger<lb/>
Fettgeruch waren ständige Tugendwächter." Denen, die sich über die Bilder<lb/>
nackter Eingebornen aus den Kolonien, wie sie unsre Zeitschriften wohl oder übel<lb/>
bringen müssen, sittlich entrüsten zu müssen glauben, zur Beachtung!</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1462"> Vergnüglich sind die Erzählungen über die Tatarennachrichten in der Kapstädter<lb/>
Presse und ihre Lösung. Da wurde einmal berichtet, daß eine deutsche Signal¬<lb/>
station von Hottentotten überfallen und niedergemetzelt worden sei. Das Ergebnis<lb/>
der eingezognen Erkundigungen war: Paviane hatten einen Berggipfel erklettert,<lb/>
dort Instrumente der Signalstation gefunden und nach Affenart sich damit vergnügt,<lb/>
die Gestelle in Kleinholz zu verwandeln. Die wasserholenden Signalisten fanden<lb/>
bei ihrer Rückkehr einen Trümmerhaufen vor. Nur der Signalspiegel soll gefehlt<lb/>
haben. &#x201E;Den hat sicher das Weibchen mitgenommen", meinten die ungalanter<lb/>
Schutztruppler.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1463" next="#ID_1464"> Inmitten der Schrecken des Krieges fehlte es unsern Soldaten nicht an echtem<lb/>
Soldatenhumor, und der Stoff zum Lachen stellte sich manchmal mich zur rechten<lb/>
Zeit ein. &#x201E;Einmal &#x2014; erzählt Bayer &#x2014; war ich gerade mit Schreiben beschäftigt,<lb/>
da hörte ich in der Nordostecke des Lagers, wo der Proviant des neu eingetroffnen.<lb/>
Transports ausgeladen wurde, ein brüllendes Gelächter, das immer wieder einsetzte.<lb/>
Ich warf die Feder hin und lief hinüber, um zu erfahren, was los ist. Schon von<lb/>
fern sah ich um einen Wagen einen großen Haufen unsrer Reiter herumstehn, die<lb/>
vor Vergnügen ganz aus dem Häuschen waren. Auf einer Kiste stand ein Leutnant,<lb/>
sah über die andern hinweg und krümmte sich vor Lachen, während ihm die dicken<lb/>
Tränen die Backen herunterliefen. Ich drängte mich in den Kreis und fand auf<lb/>
dem Boden die seltsamsten Gegenstände: Röcke, Unterröcke, Binsen, intimere weibliche<lb/>
Wäschestücke, mit und ohne Spitzenbesatz, Hemden und Strümpfe beiderlei Geschlechts,,</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0379] Maßgebliches und Unmaßgebliches Hauptmann Bayer hat den ganzen Krieg mitgemacht. Er hat gegen die Herero wie gegen die Hottentotten gekämpft. Es will mir scheinen, als ob es zu bescheiden wäre, wenn er im Vorwort sagt, daß seine Erlebnisse im Kriege nur be¬ scheiden gewesen seien. Aus dem folgenden gewinnt man den gegenteiligen Eindruck. Wenn er auch dem Hauptquartier angehörte und seine Aufgabe an sich nicht war, stets in der Front zu stehen, so will das in Südwestafrika nicht viel besagen. In einem europäischen Kriege großen Stils freilich wird sich das Hauptquartier nicht gerade da aufhalten, wo die meisten blauen Bohnen fliegen, aber in dem Klein¬ krieg Afrikas gibts keinen Unterschied, da lag gelegentlich sogar der Generalissimus mit dem Gewehr in der Hand in der Schützenlinie. Und so geht auch aus den vorliegenden Bayerschen Schilderungen deutlich hervor, daß das Hauptquartier vor der übrigen Truppe sicherlich nichts voraus, sondern sein vollgerüttelt Maß an Gefahren und Anstrengungen zu tragen hatte. Der Verlauf des Krieges ist in großen Grundzügen bekannt, er ist auch im Generalstabswerk aktenmüßig festgelegt. Dichterisch sind die Taten unsrer Krieger in Gustav Freussens „Peter Moors Fahrt nach Südwest" verherrlicht. Was aber dem Bayerschen Buch einen hohen Reiz verleiht, ist, daß der Verfasser den Krieg nicht nur in der militärisch-exakten Form des Generalstäblers schildert, sondern daß er auch mit den Augen des Dichters gesehen hat. Seine Erzählungswelse zeugt von feiner Beobachtungsgabe, gepaart mit gemütvollem Humor. Der aufmerksame Leser findet allerlei darin, was zum Nachdenken anregt, treffende Urteile, philosophische Brosamen, amüsante Anekdoten. Da erzählt Bayer zum Beispiel, wie die Soldaten die ersten richtigen Feldhereroweiber, „die fast nur mit dem Klima bekleidet waren", zu sehen bekamen: „Den ersten Tag kamen unsre Leute, die lange kein weibliches Wesen mehr gesehen, nicht aus dem Staunen heraus; schon am zweiten Tage sah keiner mehr hin. Nacktheit, die unbewußt zur Schau getragen wird, ist ohne Reiz und wirkt keusch in ihrer Art. Wir brachten die Ge¬ fangnen in einem Dorukraal unter; eine Schmutzschicht und ein scharfer ranziger Fettgeruch waren ständige Tugendwächter." Denen, die sich über die Bilder nackter Eingebornen aus den Kolonien, wie sie unsre Zeitschriften wohl oder übel bringen müssen, sittlich entrüsten zu müssen glauben, zur Beachtung! Vergnüglich sind die Erzählungen über die Tatarennachrichten in der Kapstädter Presse und ihre Lösung. Da wurde einmal berichtet, daß eine deutsche Signal¬ station von Hottentotten überfallen und niedergemetzelt worden sei. Das Ergebnis der eingezognen Erkundigungen war: Paviane hatten einen Berggipfel erklettert, dort Instrumente der Signalstation gefunden und nach Affenart sich damit vergnügt, die Gestelle in Kleinholz zu verwandeln. Die wasserholenden Signalisten fanden bei ihrer Rückkehr einen Trümmerhaufen vor. Nur der Signalspiegel soll gefehlt haben. „Den hat sicher das Weibchen mitgenommen", meinten die ungalanter Schutztruppler. Inmitten der Schrecken des Krieges fehlte es unsern Soldaten nicht an echtem Soldatenhumor, und der Stoff zum Lachen stellte sich manchmal mich zur rechten Zeit ein. „Einmal — erzählt Bayer — war ich gerade mit Schreiben beschäftigt, da hörte ich in der Nordostecke des Lagers, wo der Proviant des neu eingetroffnen. Transports ausgeladen wurde, ein brüllendes Gelächter, das immer wieder einsetzte. Ich warf die Feder hin und lief hinüber, um zu erfahren, was los ist. Schon von fern sah ich um einen Wagen einen großen Haufen unsrer Reiter herumstehn, die vor Vergnügen ganz aus dem Häuschen waren. Auf einer Kiste stand ein Leutnant, sah über die andern hinweg und krümmte sich vor Lachen, während ihm die dicken Tränen die Backen herunterliefen. Ich drängte mich in den Kreis und fand auf dem Boden die seltsamsten Gegenstände: Röcke, Unterröcke, Binsen, intimere weibliche Wäschestücke, mit und ohne Spitzenbesatz, Hemden und Strümpfe beiderlei Geschlechts,,

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_312350
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_312350/379
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_312350/379>, abgerufen am 03.07.2024.