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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

und aus ihr Dinge herauszuhören, die wohl alarmierend wirken konnten. Der
konservative Abgeordnete Freiherr von Richthofen hielt eine Rede, die bei der Er¬
örterung der Wahlrechtsfrage scharfe Spitzen gegen den Reichskanzler herauskehrte,
dem Block mindestens sehr kühl, den Wünschen der Liberalen mit ausgesprochner
Schroffheit begegnete, dagegen -- und das wurde am meisten bemerkt -- vor dem
Zentrum eine Verbeugung nach der andern machte und den Gedanken eines konser¬
vativ-klerikalen Bündnisses nach altem Schema mit sichtlicher Vorliebe behandelte.
Manchem Zeitungsleser, der in den parlamentarischen Personalien nicht ganz taktfest
ist, mochte es wohl begegnen, daß er den Redner mit dem -- dem preußischen
Landtag nicht angehörenden -- Freiherrn von Richthofen-Damsdorf verwechselte, der
einer der geschicktesten Sprecher der deutschkonservativen Reichstagsfraktion ist und
als Politiker bedeutend über dem Niveau der Durchschnittsparlamentarier von heute
steht. Diese Verwechslung hat vielleicht auch dazu beigetragen, der Rede ein
größeres Gewicht zu geben, als ihr eigentlich zukam. Ein führendes Zentrums¬
organ war dafür freundlich genug, die Vorstellung, als ob die Konservativen durch
den Mund eines ihrer besten Sprecher ein neues Bündnis mit dem Zentrum ver¬
künden wollten, gründlich zu berichtigen und die Beweggründe des Herrn von Richt¬
hofen mit dem Scheinwerfer der Wahlstatistik zu beleuchten. Der zentrumsbegeisterte
Redner verdankt in der Tat seine Wahl einem Kompromiß zwischen Konservativen
und Zentrum, und für die Wirkung dieser aus örtlichen Gründen und ganz außer¬
halb der Reichspolitik vollzognen Verständigung bei den letzten Landtagswahlen
wollte er wohl gelegentlich quittieren; er fand bei der Wahlrechtsdebatte dazu die
beste Veranlassung. Er brauchte nicht zu befürchten, von seinen Parteigenossen
direkt verleugnet zu werden, denn was er sagte, widersprach ja keineswegs konser¬
vativen Anschauungen. Nur eine besondre taktische, für die ganze Partei verbind¬
liche Bedeutung wird man seiner Rede nicht beimessen dürfen.

Die konservative und die agrarische Presse hat denn auch die Fortsetzung der sich
daran knüpfenden Erörterungen benutzt, die Schärfen des Widerspruchs gegen den
Reichskanzler und seine Politik zu mildern. Vor allem ist bestimmt erklärt worden,
daß diese ganze Frondestimmung keine Absage an den Fürsten Bülow persönlich
bedeuten solle. Allerdings wurde der Widerspruch gegen die Nachlaßsteuer nach
wie vor entschieden betont, unter Zugrundelegung der Behauptung, daß die Kon¬
servativen, soweit sie in der Partei etwas zu bedeuten hätten, ausnahmlos Gegner
dieser Steuer seien, die nur von Liberalen und "Offiztösen" verteidigt würde.
Damit machen sich die konservativen Wortführer die Sache wohl doch etwas zu
leicht. Wenn in der konservativen Partei im Lande erst noch weiter die Einsicht
durchgedrungen ist, daß ohne die Nachlaßsteuer die Reichsfinanzreform nicht gemacht
werden kann, wenn also der Widerstand gegen die Steuer ernsthaft den Charakter
einer Gefährdung des ganzen Reformwerks annimmt, dann erscheint es doch sehr
fraglich, ob die Stimmung im konservativen Lager wirklich so einheitlich bleiben
wird, wie ihre Presse behauptet. Diese stellt sich jetzt freilich sehr entrüstet, wenn
irgendwo die Zuversicht auf die Nachgiebigkeit der Partei in diesem Punkte offen
ausgesprochen wird. Sie sieht darin den beleidigenden Vorwurf der Gesinnungs¬
losigkeit und eines Mangels an Rückgratfestigkeit. Daß die konservative Partei¬
presse das alte Vorurteil, die Konservativen seien schlechterdings gouvernemental,
w jeder Form bekämpfen will, wird man versteh". Es muß ihr natürlich unan¬
genehm sein, wenn gesagt wird: "Euer Widerstand ist nicht ernst zu nehmen; ihr
ja zuletzt doch, was die Regierung will." Aber so ist die Sache doch nicht
geweint. Die Reichsfinanzreform ist keine Gefälligkeit gegen die Regierung, keine
^ache, die man je nach dem Parteistandpnnkt tun oder lassen kann, sondern eine
"orderuiig. die so ernst und wichtig ist wie die Verteidigung des Reichs gegen


Maßgebliches und Unmaßgebliches

und aus ihr Dinge herauszuhören, die wohl alarmierend wirken konnten. Der
konservative Abgeordnete Freiherr von Richthofen hielt eine Rede, die bei der Er¬
örterung der Wahlrechtsfrage scharfe Spitzen gegen den Reichskanzler herauskehrte,
dem Block mindestens sehr kühl, den Wünschen der Liberalen mit ausgesprochner
Schroffheit begegnete, dagegen — und das wurde am meisten bemerkt — vor dem
Zentrum eine Verbeugung nach der andern machte und den Gedanken eines konser¬
vativ-klerikalen Bündnisses nach altem Schema mit sichtlicher Vorliebe behandelte.
Manchem Zeitungsleser, der in den parlamentarischen Personalien nicht ganz taktfest
ist, mochte es wohl begegnen, daß er den Redner mit dem — dem preußischen
Landtag nicht angehörenden — Freiherrn von Richthofen-Damsdorf verwechselte, der
einer der geschicktesten Sprecher der deutschkonservativen Reichstagsfraktion ist und
als Politiker bedeutend über dem Niveau der Durchschnittsparlamentarier von heute
steht. Diese Verwechslung hat vielleicht auch dazu beigetragen, der Rede ein
größeres Gewicht zu geben, als ihr eigentlich zukam. Ein führendes Zentrums¬
organ war dafür freundlich genug, die Vorstellung, als ob die Konservativen durch
den Mund eines ihrer besten Sprecher ein neues Bündnis mit dem Zentrum ver¬
künden wollten, gründlich zu berichtigen und die Beweggründe des Herrn von Richt¬
hofen mit dem Scheinwerfer der Wahlstatistik zu beleuchten. Der zentrumsbegeisterte
Redner verdankt in der Tat seine Wahl einem Kompromiß zwischen Konservativen
und Zentrum, und für die Wirkung dieser aus örtlichen Gründen und ganz außer¬
halb der Reichspolitik vollzognen Verständigung bei den letzten Landtagswahlen
wollte er wohl gelegentlich quittieren; er fand bei der Wahlrechtsdebatte dazu die
beste Veranlassung. Er brauchte nicht zu befürchten, von seinen Parteigenossen
direkt verleugnet zu werden, denn was er sagte, widersprach ja keineswegs konser¬
vativen Anschauungen. Nur eine besondre taktische, für die ganze Partei verbind¬
liche Bedeutung wird man seiner Rede nicht beimessen dürfen.

Die konservative und die agrarische Presse hat denn auch die Fortsetzung der sich
daran knüpfenden Erörterungen benutzt, die Schärfen des Widerspruchs gegen den
Reichskanzler und seine Politik zu mildern. Vor allem ist bestimmt erklärt worden,
daß diese ganze Frondestimmung keine Absage an den Fürsten Bülow persönlich
bedeuten solle. Allerdings wurde der Widerspruch gegen die Nachlaßsteuer nach
wie vor entschieden betont, unter Zugrundelegung der Behauptung, daß die Kon¬
servativen, soweit sie in der Partei etwas zu bedeuten hätten, ausnahmlos Gegner
dieser Steuer seien, die nur von Liberalen und „Offiztösen" verteidigt würde.
Damit machen sich die konservativen Wortführer die Sache wohl doch etwas zu
leicht. Wenn in der konservativen Partei im Lande erst noch weiter die Einsicht
durchgedrungen ist, daß ohne die Nachlaßsteuer die Reichsfinanzreform nicht gemacht
werden kann, wenn also der Widerstand gegen die Steuer ernsthaft den Charakter
einer Gefährdung des ganzen Reformwerks annimmt, dann erscheint es doch sehr
fraglich, ob die Stimmung im konservativen Lager wirklich so einheitlich bleiben
wird, wie ihre Presse behauptet. Diese stellt sich jetzt freilich sehr entrüstet, wenn
irgendwo die Zuversicht auf die Nachgiebigkeit der Partei in diesem Punkte offen
ausgesprochen wird. Sie sieht darin den beleidigenden Vorwurf der Gesinnungs¬
losigkeit und eines Mangels an Rückgratfestigkeit. Daß die konservative Partei¬
presse das alte Vorurteil, die Konservativen seien schlechterdings gouvernemental,
w jeder Form bekämpfen will, wird man versteh». Es muß ihr natürlich unan¬
genehm sein, wenn gesagt wird: „Euer Widerstand ist nicht ernst zu nehmen; ihr
ja zuletzt doch, was die Regierung will." Aber so ist die Sache doch nicht
geweint. Die Reichsfinanzreform ist keine Gefälligkeit gegen die Regierung, keine
^ache, die man je nach dem Parteistandpnnkt tun oder lassen kann, sondern eine
»orderuiig. die so ernst und wichtig ist wie die Verteidigung des Reichs gegen


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[0319] Maßgebliches und Unmaßgebliches und aus ihr Dinge herauszuhören, die wohl alarmierend wirken konnten. Der konservative Abgeordnete Freiherr von Richthofen hielt eine Rede, die bei der Er¬ örterung der Wahlrechtsfrage scharfe Spitzen gegen den Reichskanzler herauskehrte, dem Block mindestens sehr kühl, den Wünschen der Liberalen mit ausgesprochner Schroffheit begegnete, dagegen — und das wurde am meisten bemerkt — vor dem Zentrum eine Verbeugung nach der andern machte und den Gedanken eines konser¬ vativ-klerikalen Bündnisses nach altem Schema mit sichtlicher Vorliebe behandelte. Manchem Zeitungsleser, der in den parlamentarischen Personalien nicht ganz taktfest ist, mochte es wohl begegnen, daß er den Redner mit dem — dem preußischen Landtag nicht angehörenden — Freiherrn von Richthofen-Damsdorf verwechselte, der einer der geschicktesten Sprecher der deutschkonservativen Reichstagsfraktion ist und als Politiker bedeutend über dem Niveau der Durchschnittsparlamentarier von heute steht. Diese Verwechslung hat vielleicht auch dazu beigetragen, der Rede ein größeres Gewicht zu geben, als ihr eigentlich zukam. Ein führendes Zentrums¬ organ war dafür freundlich genug, die Vorstellung, als ob die Konservativen durch den Mund eines ihrer besten Sprecher ein neues Bündnis mit dem Zentrum ver¬ künden wollten, gründlich zu berichtigen und die Beweggründe des Herrn von Richt¬ hofen mit dem Scheinwerfer der Wahlstatistik zu beleuchten. Der zentrumsbegeisterte Redner verdankt in der Tat seine Wahl einem Kompromiß zwischen Konservativen und Zentrum, und für die Wirkung dieser aus örtlichen Gründen und ganz außer¬ halb der Reichspolitik vollzognen Verständigung bei den letzten Landtagswahlen wollte er wohl gelegentlich quittieren; er fand bei der Wahlrechtsdebatte dazu die beste Veranlassung. Er brauchte nicht zu befürchten, von seinen Parteigenossen direkt verleugnet zu werden, denn was er sagte, widersprach ja keineswegs konser¬ vativen Anschauungen. Nur eine besondre taktische, für die ganze Partei verbind¬ liche Bedeutung wird man seiner Rede nicht beimessen dürfen. Die konservative und die agrarische Presse hat denn auch die Fortsetzung der sich daran knüpfenden Erörterungen benutzt, die Schärfen des Widerspruchs gegen den Reichskanzler und seine Politik zu mildern. Vor allem ist bestimmt erklärt worden, daß diese ganze Frondestimmung keine Absage an den Fürsten Bülow persönlich bedeuten solle. Allerdings wurde der Widerspruch gegen die Nachlaßsteuer nach wie vor entschieden betont, unter Zugrundelegung der Behauptung, daß die Kon¬ servativen, soweit sie in der Partei etwas zu bedeuten hätten, ausnahmlos Gegner dieser Steuer seien, die nur von Liberalen und „Offiztösen" verteidigt würde. Damit machen sich die konservativen Wortführer die Sache wohl doch etwas zu leicht. Wenn in der konservativen Partei im Lande erst noch weiter die Einsicht durchgedrungen ist, daß ohne die Nachlaßsteuer die Reichsfinanzreform nicht gemacht werden kann, wenn also der Widerstand gegen die Steuer ernsthaft den Charakter einer Gefährdung des ganzen Reformwerks annimmt, dann erscheint es doch sehr fraglich, ob die Stimmung im konservativen Lager wirklich so einheitlich bleiben wird, wie ihre Presse behauptet. Diese stellt sich jetzt freilich sehr entrüstet, wenn irgendwo die Zuversicht auf die Nachgiebigkeit der Partei in diesem Punkte offen ausgesprochen wird. Sie sieht darin den beleidigenden Vorwurf der Gesinnungs¬ losigkeit und eines Mangels an Rückgratfestigkeit. Daß die konservative Partei¬ presse das alte Vorurteil, die Konservativen seien schlechterdings gouvernemental, w jeder Form bekämpfen will, wird man versteh». Es muß ihr natürlich unan¬ genehm sein, wenn gesagt wird: „Euer Widerstand ist nicht ernst zu nehmen; ihr ja zuletzt doch, was die Regierung will." Aber so ist die Sache doch nicht geweint. Die Reichsfinanzreform ist keine Gefälligkeit gegen die Regierung, keine ^ache, die man je nach dem Parteistandpnnkt tun oder lassen kann, sondern eine »orderuiig. die so ernst und wichtig ist wie die Verteidigung des Reichs gegen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_312350/319>, abgerufen am 03.07.2024.