Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr.An den lVegen des Weltverkehrs von Hauptmann VttoNeuschler ^. Hongkong, einer der größten Häfen der Welt !le Singapore den Südeingang in das Chinesische Meer bewacht, Wenn aber auch Großbritannien zurzeit in seiner östlichen Flotte keine An den lVegen des Weltverkehrs von Hauptmann VttoNeuschler ^. Hongkong, einer der größten Häfen der Welt !le Singapore den Südeingang in das Chinesische Meer bewacht, Wenn aber auch Großbritannien zurzeit in seiner östlichen Flotte keine <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0243" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/312594"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341889_312350/figures/grenzboten_341889_312350_312594_000.jpg"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> An den lVegen des Weltverkehrs<lb/><note type="byline"> von Hauptmann VttoNeuschler</note><lb/> ^. Hongkong, einer der größten Häfen der Welt</head><lb/> <p xml:id="ID_913"> !le Singapore den Südeingang in das Chinesische Meer bewacht,<lb/> so behütet, 2400 Kilometer davon entfernt, Hongkong den Nord¬<lb/> eingang. Im Süden gelangt man durch die Straße von Malakka,<lb/> im Norden durch die Straße von Formosa in das Chinesische<lb/> i Meer. Hätte sich Großbritannien den Besitz von Manila, das<lb/> es im Jahre 1762 erobert hatte, erhalten, anstatt diesen Platz nach dem<lb/> siebenjährigen Kriege an Spanien zurückzugeben, so würde es heute das<lb/> Chinesische Meer ebenso beherrschen, wie es das Mittelländische Meer beherrscht.<lb/> Wie nun aber heutzutage die Dinge liegen, hat die Erwerbung der Philippinen<lb/> im Jahre 1898 den Vereinigten Staaten von Nordamerika eine feste Flotten¬<lb/> basis in der Flanke der britischen Verbindungslinie zwischen Singapore und<lb/> Hongkong geschaffen. Basiert auf Manila und verfügend über eine genügend<lb/> starke Seemacht, kann heute ein amerikanischer Admiral nach rechts und nach<lb/> links ausholen und seinen Gegner zu einer Schlacht dort zwingen, wo es für<lb/> ihn selbst am günstigsten ist. Heute sind die Beziehungen Englands zu den<lb/> Vereinigten Staaten durchaus freundschaftlich; trotzdem hat die Erwerbung der<lb/> Philippinen durch die Vereinigten Staaten die strategischen Verhältnisse im<lb/> Pazifischen Weltmeer wesentlich verändert gegenüber der Zeit, wo die Inseln<lb/> in den Händen einer so schwachen Macht wie Spanien waren.</p><lb/> <p xml:id="ID_914" next="#ID_915"> Wenn aber auch Großbritannien zurzeit in seiner östlichen Flotte keine<lb/> Schlachtschiffe hat, so verfügt es doch gegenwärtig über die numerische Über¬<lb/> legenheit auf dem Gebiete maritimer Machtmittel. Das chinesische Geschwader,<lb/> das sein Hauptquartier in Hongkong hat, besteht aus sieben Kreuzern, dreizehn<lb/> Torpedobootszerstörern und dreizehn kleinern Fahrzeugen. In zehn bis zwölf<lb/> Tagen kann dieses Geschwader durch das ostindische und das australische Ge¬<lb/> schwader verstärkt werden, die zusammen über zwölf Kreuzer verfügen. Das<lb/> gibt dann schon eine Seestreitmacht von neunzehn Kreuzern für den Fall<lb/> einer kriegerischen Verwicklung. Dem gegenüber besteht die amerikanische<lb/> Flotte aus drei Schlachtschiffen, drei Kreuzern und fünf Torpedobootzerstörern;<lb/> Frankreich hat ein Schlachtschiff und sechs Kreuzer, Deutschland ein Schlacht¬<lb/> schiff und einen Kreuzer. So kann mit oder ohne Unterstützung der japanischen<lb/> Marine eine aus dem chinesischen, dem ostindischen und dem australischen Ge¬<lb/> schwader gebildete britische Flotte eine genügende Anzahl hervorragender</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0243]
[Abbildung]
An den lVegen des Weltverkehrs
von Hauptmann VttoNeuschler
^. Hongkong, einer der größten Häfen der Welt
!le Singapore den Südeingang in das Chinesische Meer bewacht,
so behütet, 2400 Kilometer davon entfernt, Hongkong den Nord¬
eingang. Im Süden gelangt man durch die Straße von Malakka,
im Norden durch die Straße von Formosa in das Chinesische
i Meer. Hätte sich Großbritannien den Besitz von Manila, das
es im Jahre 1762 erobert hatte, erhalten, anstatt diesen Platz nach dem
siebenjährigen Kriege an Spanien zurückzugeben, so würde es heute das
Chinesische Meer ebenso beherrschen, wie es das Mittelländische Meer beherrscht.
Wie nun aber heutzutage die Dinge liegen, hat die Erwerbung der Philippinen
im Jahre 1898 den Vereinigten Staaten von Nordamerika eine feste Flotten¬
basis in der Flanke der britischen Verbindungslinie zwischen Singapore und
Hongkong geschaffen. Basiert auf Manila und verfügend über eine genügend
starke Seemacht, kann heute ein amerikanischer Admiral nach rechts und nach
links ausholen und seinen Gegner zu einer Schlacht dort zwingen, wo es für
ihn selbst am günstigsten ist. Heute sind die Beziehungen Englands zu den
Vereinigten Staaten durchaus freundschaftlich; trotzdem hat die Erwerbung der
Philippinen durch die Vereinigten Staaten die strategischen Verhältnisse im
Pazifischen Weltmeer wesentlich verändert gegenüber der Zeit, wo die Inseln
in den Händen einer so schwachen Macht wie Spanien waren.
Wenn aber auch Großbritannien zurzeit in seiner östlichen Flotte keine
Schlachtschiffe hat, so verfügt es doch gegenwärtig über die numerische Über¬
legenheit auf dem Gebiete maritimer Machtmittel. Das chinesische Geschwader,
das sein Hauptquartier in Hongkong hat, besteht aus sieben Kreuzern, dreizehn
Torpedobootszerstörern und dreizehn kleinern Fahrzeugen. In zehn bis zwölf
Tagen kann dieses Geschwader durch das ostindische und das australische Ge¬
schwader verstärkt werden, die zusammen über zwölf Kreuzer verfügen. Das
gibt dann schon eine Seestreitmacht von neunzehn Kreuzern für den Fall
einer kriegerischen Verwicklung. Dem gegenüber besteht die amerikanische
Flotte aus drei Schlachtschiffen, drei Kreuzern und fünf Torpedobootzerstörern;
Frankreich hat ein Schlachtschiff und sechs Kreuzer, Deutschland ein Schlacht¬
schiff und einen Kreuzer. So kann mit oder ohne Unterstützung der japanischen
Marine eine aus dem chinesischen, dem ostindischen und dem australischen Ge¬
schwader gebildete britische Flotte eine genügende Anzahl hervorragender
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