Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Sympathien erweckte, endlich in den Bereich der Möglichkeit gerückt schien. In
dem Augenblick, wo der ursprüngliche Gedanke von den bürgerlichen Parteien auf¬
genommen und im Interesse der Arbeiter erörtert wurde, genügte er nicht mehr,
das Bewußtsein des "Klassenstaats" aufrecht erhalten zu helfen; er hatte damit
den einzigen Parteizweck verfehlt und mußte durch einen andern ersetzt werden.
Die Sozialdemokratie hatte offenbar darauf gerechnet, daß sich die Gesamtheit der
wirtschaftlichen Unternehmer dem Grundgedanken dieser Gesetzvorlage noch schärfer
widersetzen würde. Ein gewisser Widerstand und ein starkes Mißtrauen besteht ja
auch in diesen Kreisen noch heute gegen alle gesetzlichen Maßnahmen dieser Art. Aber
auch im Wirtschaftsleben macht der Absolutismus allmählich dem Konstitutionalismus
Platz. Das starre Herrentum der bahnbrechenden Persönlichkeiten aus den Anfängen
unsrer aufblühenden Großindustrie weicht in einer neuen Generation allmählich dem
wachsenden Verständnis für die sozialpolitischen Bedürfnisse der Zeit. Herr v. Beth¬
mann-Hollweg verstand es auch vortrefflich, die Grundgedanken des Entwurfs und
die Absichten des Gesetzgebers hervorzuheben, die besonders geeignet waren, das
Mißtrauen der widerstrebenden Unternehmerkreise zu beseitigen. Die praktische
Klugheit und die Überzeugungskraft der Ausführungen des Ministers wurden
denn auch von allen bürgerlichen Parteien willig anerkannt.

Von den Kommissionsarbeiten beansprucht die Finanzkommission nach wie vor
das größte Interesse. Aber das Vertrauen, daß sie ihrer Aufgabe gerecht werden
wird, will sich noch nicht einstellen. Das zeigt wieder neuerdings ein Beschluß
der Kommission. Die Regierungsvorlage schlägt bekanntlich die Aufhebung der
Fahrkartensteuer vor, allerdings unter der Voraussetzung, daß der Reichstag bei
Beratung der Finanzvorlage die vorgeschlagnen Steuern in der beantragten Höhe
oder entsprechenden Ersatz bewilligt. Die Kommission dagegen will nach ihrem
Beschluß die Fahrkartensteuer beibehalten wissen und sie nur reformiere", obwohl
schwer einzusehen ist, was an dieser verfehltesten und törichtsten aller Einrichtungen
eigentlich reformiert werden soll. Man muß also bei dieser Neigung der Kommission,
von allem, was vernünftig ist und zum Ziele führt, gerade das Gegenteil zu be¬
schließen, auf alles gefaßt sein.

Zu derselben Zeit mußte im preußischen Abgeordnetenhause der Finanzminister
v. Rheinbaben von den Einnahmen des letzten Jahres ein trübes Bild entwerfen.
Und dabei wirken die Mindereinnahmen der Eisenbahnverwaltung besonders empfindlich.
Unter solchen Umständen sind dem Landtage, der in der Ungunst dieser Zeiten die
Mittel zu einer Reform der Beamtenbesoldung beschaffen soll, besonders schwierige
Aufgaben gestellt. Um so unbegreiflicher ist es, daß von den Konservativen die
Deckung des Mehrbedarfs im Reiche noch durch den Widerstand gegen die Nachla߬
steuer erschwert wird. Denn da doch ein Teil des Reichsbedarfs durch direkte
Besteuerung beschafft werden muß, so besteht die Gefahr, daß bei Ablehnung der
milden und leicht zu tragenden Form der Nachlaßsteuer die Belastung der Steuer¬
zahler wegen der gleichzeitigen einzelstaatlichen Mehrforderungen an direkten Steuern
eine unerträgliche Höhe erreicht.

Eine seltsame Debatte gab es dieser Tage im Abgeordnetenhause anläßlich der
Jnterpellation über die unter dem Namen der "Schönheitsabende" bekannten
Schaustellungen. Diese Veranstaltungen, bei denen sich die Darsteller von lebenden
Bildwerken, Gruppen und Tänzen in möglichst weitgehender Nacktheit zeigen, finden
ihre Freunde wohl nur unter einigen verstiegnen "Ästheten", die sich wirklich ein¬
bilden, auf diesem Wege könne ein neues Kunstverständnis gezüchtet werden, und
bei einigen Preßorganen, die es für geschmackvoll und freiheitlich halten, wenn sie
die Auflehnung eines gesunden Empfindens gegen modische Pseudokunst als Rück¬
ständigkeit und Zelotismus verschreien. Im übrigen werden sie wohl ganz all-


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Sympathien erweckte, endlich in den Bereich der Möglichkeit gerückt schien. In
dem Augenblick, wo der ursprüngliche Gedanke von den bürgerlichen Parteien auf¬
genommen und im Interesse der Arbeiter erörtert wurde, genügte er nicht mehr,
das Bewußtsein des „Klassenstaats" aufrecht erhalten zu helfen; er hatte damit
den einzigen Parteizweck verfehlt und mußte durch einen andern ersetzt werden.
Die Sozialdemokratie hatte offenbar darauf gerechnet, daß sich die Gesamtheit der
wirtschaftlichen Unternehmer dem Grundgedanken dieser Gesetzvorlage noch schärfer
widersetzen würde. Ein gewisser Widerstand und ein starkes Mißtrauen besteht ja
auch in diesen Kreisen noch heute gegen alle gesetzlichen Maßnahmen dieser Art. Aber
auch im Wirtschaftsleben macht der Absolutismus allmählich dem Konstitutionalismus
Platz. Das starre Herrentum der bahnbrechenden Persönlichkeiten aus den Anfängen
unsrer aufblühenden Großindustrie weicht in einer neuen Generation allmählich dem
wachsenden Verständnis für die sozialpolitischen Bedürfnisse der Zeit. Herr v. Beth¬
mann-Hollweg verstand es auch vortrefflich, die Grundgedanken des Entwurfs und
die Absichten des Gesetzgebers hervorzuheben, die besonders geeignet waren, das
Mißtrauen der widerstrebenden Unternehmerkreise zu beseitigen. Die praktische
Klugheit und die Überzeugungskraft der Ausführungen des Ministers wurden
denn auch von allen bürgerlichen Parteien willig anerkannt.

Von den Kommissionsarbeiten beansprucht die Finanzkommission nach wie vor
das größte Interesse. Aber das Vertrauen, daß sie ihrer Aufgabe gerecht werden
wird, will sich noch nicht einstellen. Das zeigt wieder neuerdings ein Beschluß
der Kommission. Die Regierungsvorlage schlägt bekanntlich die Aufhebung der
Fahrkartensteuer vor, allerdings unter der Voraussetzung, daß der Reichstag bei
Beratung der Finanzvorlage die vorgeschlagnen Steuern in der beantragten Höhe
oder entsprechenden Ersatz bewilligt. Die Kommission dagegen will nach ihrem
Beschluß die Fahrkartensteuer beibehalten wissen und sie nur reformiere», obwohl
schwer einzusehen ist, was an dieser verfehltesten und törichtsten aller Einrichtungen
eigentlich reformiert werden soll. Man muß also bei dieser Neigung der Kommission,
von allem, was vernünftig ist und zum Ziele führt, gerade das Gegenteil zu be¬
schließen, auf alles gefaßt sein.

Zu derselben Zeit mußte im preußischen Abgeordnetenhause der Finanzminister
v. Rheinbaben von den Einnahmen des letzten Jahres ein trübes Bild entwerfen.
Und dabei wirken die Mindereinnahmen der Eisenbahnverwaltung besonders empfindlich.
Unter solchen Umständen sind dem Landtage, der in der Ungunst dieser Zeiten die
Mittel zu einer Reform der Beamtenbesoldung beschaffen soll, besonders schwierige
Aufgaben gestellt. Um so unbegreiflicher ist es, daß von den Konservativen die
Deckung des Mehrbedarfs im Reiche noch durch den Widerstand gegen die Nachla߬
steuer erschwert wird. Denn da doch ein Teil des Reichsbedarfs durch direkte
Besteuerung beschafft werden muß, so besteht die Gefahr, daß bei Ablehnung der
milden und leicht zu tragenden Form der Nachlaßsteuer die Belastung der Steuer¬
zahler wegen der gleichzeitigen einzelstaatlichen Mehrforderungen an direkten Steuern
eine unerträgliche Höhe erreicht.

Eine seltsame Debatte gab es dieser Tage im Abgeordnetenhause anläßlich der
Jnterpellation über die unter dem Namen der „Schönheitsabende" bekannten
Schaustellungen. Diese Veranstaltungen, bei denen sich die Darsteller von lebenden
Bildwerken, Gruppen und Tänzen in möglichst weitgehender Nacktheit zeigen, finden
ihre Freunde wohl nur unter einigen verstiegnen „Ästheten", die sich wirklich ein¬
bilden, auf diesem Wege könne ein neues Kunstverständnis gezüchtet werden, und
bei einigen Preßorganen, die es für geschmackvoll und freiheitlich halten, wenn sie
die Auflehnung eines gesunden Empfindens gegen modische Pseudokunst als Rück¬
ständigkeit und Zelotismus verschreien. Im übrigen werden sie wohl ganz all-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0219" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/312570"/>
            <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_830" prev="#ID_829"> Sympathien erweckte, endlich in den Bereich der Möglichkeit gerückt schien. In<lb/>
dem Augenblick, wo der ursprüngliche Gedanke von den bürgerlichen Parteien auf¬<lb/>
genommen und im Interesse der Arbeiter erörtert wurde, genügte er nicht mehr,<lb/>
das Bewußtsein des &#x201E;Klassenstaats" aufrecht erhalten zu helfen; er hatte damit<lb/>
den einzigen Parteizweck verfehlt und mußte durch einen andern ersetzt werden.<lb/>
Die Sozialdemokratie hatte offenbar darauf gerechnet, daß sich die Gesamtheit der<lb/>
wirtschaftlichen Unternehmer dem Grundgedanken dieser Gesetzvorlage noch schärfer<lb/>
widersetzen würde. Ein gewisser Widerstand und ein starkes Mißtrauen besteht ja<lb/>
auch in diesen Kreisen noch heute gegen alle gesetzlichen Maßnahmen dieser Art. Aber<lb/>
auch im Wirtschaftsleben macht der Absolutismus allmählich dem Konstitutionalismus<lb/>
Platz. Das starre Herrentum der bahnbrechenden Persönlichkeiten aus den Anfängen<lb/>
unsrer aufblühenden Großindustrie weicht in einer neuen Generation allmählich dem<lb/>
wachsenden Verständnis für die sozialpolitischen Bedürfnisse der Zeit. Herr v. Beth¬<lb/>
mann-Hollweg verstand es auch vortrefflich, die Grundgedanken des Entwurfs und<lb/>
die Absichten des Gesetzgebers hervorzuheben, die besonders geeignet waren, das<lb/>
Mißtrauen der widerstrebenden Unternehmerkreise zu beseitigen. Die praktische<lb/>
Klugheit und die Überzeugungskraft der Ausführungen des Ministers wurden<lb/>
denn auch von allen bürgerlichen Parteien willig anerkannt.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_831"> Von den Kommissionsarbeiten beansprucht die Finanzkommission nach wie vor<lb/>
das größte Interesse. Aber das Vertrauen, daß sie ihrer Aufgabe gerecht werden<lb/>
wird, will sich noch nicht einstellen. Das zeigt wieder neuerdings ein Beschluß<lb/>
der Kommission. Die Regierungsvorlage schlägt bekanntlich die Aufhebung der<lb/>
Fahrkartensteuer vor, allerdings unter der Voraussetzung, daß der Reichstag bei<lb/>
Beratung der Finanzvorlage die vorgeschlagnen Steuern in der beantragten Höhe<lb/>
oder entsprechenden Ersatz bewilligt. Die Kommission dagegen will nach ihrem<lb/>
Beschluß die Fahrkartensteuer beibehalten wissen und sie nur reformiere», obwohl<lb/>
schwer einzusehen ist, was an dieser verfehltesten und törichtsten aller Einrichtungen<lb/>
eigentlich reformiert werden soll. Man muß also bei dieser Neigung der Kommission,<lb/>
von allem, was vernünftig ist und zum Ziele führt, gerade das Gegenteil zu be¬<lb/>
schließen, auf alles gefaßt sein.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_832"> Zu derselben Zeit mußte im preußischen Abgeordnetenhause der Finanzminister<lb/>
v. Rheinbaben von den Einnahmen des letzten Jahres ein trübes Bild entwerfen.<lb/>
Und dabei wirken die Mindereinnahmen der Eisenbahnverwaltung besonders empfindlich.<lb/>
Unter solchen Umständen sind dem Landtage, der in der Ungunst dieser Zeiten die<lb/>
Mittel zu einer Reform der Beamtenbesoldung beschaffen soll, besonders schwierige<lb/>
Aufgaben gestellt. Um so unbegreiflicher ist es, daß von den Konservativen die<lb/>
Deckung des Mehrbedarfs im Reiche noch durch den Widerstand gegen die Nachla߬<lb/>
steuer erschwert wird. Denn da doch ein Teil des Reichsbedarfs durch direkte<lb/>
Besteuerung beschafft werden muß, so besteht die Gefahr, daß bei Ablehnung der<lb/>
milden und leicht zu tragenden Form der Nachlaßsteuer die Belastung der Steuer¬<lb/>
zahler wegen der gleichzeitigen einzelstaatlichen Mehrforderungen an direkten Steuern<lb/>
eine unerträgliche Höhe erreicht.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_833" next="#ID_834"> Eine seltsame Debatte gab es dieser Tage im Abgeordnetenhause anläßlich der<lb/>
Jnterpellation über die unter dem Namen der &#x201E;Schönheitsabende" bekannten<lb/>
Schaustellungen. Diese Veranstaltungen, bei denen sich die Darsteller von lebenden<lb/>
Bildwerken, Gruppen und Tänzen in möglichst weitgehender Nacktheit zeigen, finden<lb/>
ihre Freunde wohl nur unter einigen verstiegnen &#x201E;Ästheten", die sich wirklich ein¬<lb/>
bilden, auf diesem Wege könne ein neues Kunstverständnis gezüchtet werden, und<lb/>
bei einigen Preßorganen, die es für geschmackvoll und freiheitlich halten, wenn sie<lb/>
die Auflehnung eines gesunden Empfindens gegen modische Pseudokunst als Rück¬<lb/>
ständigkeit und Zelotismus verschreien.  Im übrigen werden sie wohl ganz all-</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0219] Maßgebliches und Unmaßgebliches Sympathien erweckte, endlich in den Bereich der Möglichkeit gerückt schien. In dem Augenblick, wo der ursprüngliche Gedanke von den bürgerlichen Parteien auf¬ genommen und im Interesse der Arbeiter erörtert wurde, genügte er nicht mehr, das Bewußtsein des „Klassenstaats" aufrecht erhalten zu helfen; er hatte damit den einzigen Parteizweck verfehlt und mußte durch einen andern ersetzt werden. Die Sozialdemokratie hatte offenbar darauf gerechnet, daß sich die Gesamtheit der wirtschaftlichen Unternehmer dem Grundgedanken dieser Gesetzvorlage noch schärfer widersetzen würde. Ein gewisser Widerstand und ein starkes Mißtrauen besteht ja auch in diesen Kreisen noch heute gegen alle gesetzlichen Maßnahmen dieser Art. Aber auch im Wirtschaftsleben macht der Absolutismus allmählich dem Konstitutionalismus Platz. Das starre Herrentum der bahnbrechenden Persönlichkeiten aus den Anfängen unsrer aufblühenden Großindustrie weicht in einer neuen Generation allmählich dem wachsenden Verständnis für die sozialpolitischen Bedürfnisse der Zeit. Herr v. Beth¬ mann-Hollweg verstand es auch vortrefflich, die Grundgedanken des Entwurfs und die Absichten des Gesetzgebers hervorzuheben, die besonders geeignet waren, das Mißtrauen der widerstrebenden Unternehmerkreise zu beseitigen. Die praktische Klugheit und die Überzeugungskraft der Ausführungen des Ministers wurden denn auch von allen bürgerlichen Parteien willig anerkannt. Von den Kommissionsarbeiten beansprucht die Finanzkommission nach wie vor das größte Interesse. Aber das Vertrauen, daß sie ihrer Aufgabe gerecht werden wird, will sich noch nicht einstellen. Das zeigt wieder neuerdings ein Beschluß der Kommission. Die Regierungsvorlage schlägt bekanntlich die Aufhebung der Fahrkartensteuer vor, allerdings unter der Voraussetzung, daß der Reichstag bei Beratung der Finanzvorlage die vorgeschlagnen Steuern in der beantragten Höhe oder entsprechenden Ersatz bewilligt. Die Kommission dagegen will nach ihrem Beschluß die Fahrkartensteuer beibehalten wissen und sie nur reformiere», obwohl schwer einzusehen ist, was an dieser verfehltesten und törichtsten aller Einrichtungen eigentlich reformiert werden soll. Man muß also bei dieser Neigung der Kommission, von allem, was vernünftig ist und zum Ziele führt, gerade das Gegenteil zu be¬ schließen, auf alles gefaßt sein. Zu derselben Zeit mußte im preußischen Abgeordnetenhause der Finanzminister v. Rheinbaben von den Einnahmen des letzten Jahres ein trübes Bild entwerfen. Und dabei wirken die Mindereinnahmen der Eisenbahnverwaltung besonders empfindlich. Unter solchen Umständen sind dem Landtage, der in der Ungunst dieser Zeiten die Mittel zu einer Reform der Beamtenbesoldung beschaffen soll, besonders schwierige Aufgaben gestellt. Um so unbegreiflicher ist es, daß von den Konservativen die Deckung des Mehrbedarfs im Reiche noch durch den Widerstand gegen die Nachla߬ steuer erschwert wird. Denn da doch ein Teil des Reichsbedarfs durch direkte Besteuerung beschafft werden muß, so besteht die Gefahr, daß bei Ablehnung der milden und leicht zu tragenden Form der Nachlaßsteuer die Belastung der Steuer¬ zahler wegen der gleichzeitigen einzelstaatlichen Mehrforderungen an direkten Steuern eine unerträgliche Höhe erreicht. Eine seltsame Debatte gab es dieser Tage im Abgeordnetenhause anläßlich der Jnterpellation über die unter dem Namen der „Schönheitsabende" bekannten Schaustellungen. Diese Veranstaltungen, bei denen sich die Darsteller von lebenden Bildwerken, Gruppen und Tänzen in möglichst weitgehender Nacktheit zeigen, finden ihre Freunde wohl nur unter einigen verstiegnen „Ästheten", die sich wirklich ein¬ bilden, auf diesem Wege könne ein neues Kunstverständnis gezüchtet werden, und bei einigen Preßorganen, die es für geschmackvoll und freiheitlich halten, wenn sie die Auflehnung eines gesunden Empfindens gegen modische Pseudokunst als Rück¬ ständigkeit und Zelotismus verschreien. Im übrigen werden sie wohl ganz all-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_312350
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_312350/219
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_312350/219>, abgerufen am 23.07.2024.