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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Platon geführt, dessen Phädon den philosophischen Eros, die Sehnsucht nach den
transzendentalen Wahrheiten in sein Herz senkt; in dem ehrwürdigen Kloster Ein¬
siedeln genießt er endlich eine regelmäßige Ausbildung und tritt dann in das
Kapuzinerkloster in Luzern ein, weil ihm die armen barfüßigen Kapuziner als die
wahren Nachfolger Christi erscheinen. Was er aus diesem und dem Freiburger
Kloster, wo er seine Studien fortsetzt, erzählt, wird besonders nichtkatholische Leser
interessieren, die sich vom Klosterleben meist schiefe Vorstellungen machen; hier genüge
es zu sagen, daß er verbotne Bücher liest (zu denen auch Bossuet und La Bruyere
gehören), weil ihm die öden scholastischen Kompendien nicht genügen, und daß er
sich die nötige Fertigkeit im Aufschlagen des Breviers nicht anzueignen vermag, auch
im Dienst bei der Messe unbrauchbar ist. Ob das Streben nach verbotner Frucht
oder die äußere Ungeschicklichkeit sein Los besiegelt, wird nicht ganz klar: jedenfalls
entbindet man ihn nach drei Jahren seines Gelübdes und stößt ihn aus dem Orden
aus. Trotzdem gibt er den Plan, den geistlichen Beruf zu ergreifen, nicht auf und
wendet sich nach München, um Theologie zu studieren; aber hier stößt ihn an
Döllinger der Mangel an spekulativem Verständnis ab, und so gerät er schließlich
in die Vorlesungen Prcmtls, des berühmten Historikers der Logik, er promoviert
bei diesem Skeptiker mit einer Arbeit, in der er so unvorsichtig ist, von einem Nonnen¬
kloster zu berichten, wo sich Gräber mit Kinderknochen gefunden haben. Schon jetzt
fällt die Kaplanspresse mit der törichten Insinuation über ihn her, er habe sich
den Doktortitel erkauft -- ein kleiner Vorgeschmack von dem, was später folgen
sollte. Auf den Rat seiner Münchner Lehrer habilitiert er sich in Freiburg i. B>,
und jetzt, sich selbst überlassen, wird er gewahr, daß er durch Prantls skeptischen
Einfluß bei der reinen Negation angelangt ist, den alten Glauben verloren, aber
eine feste philosophische Weltanschauung uicht gewonnen hat. Und so beginnt eben
da, wo sein äußeres Leben in feste Bahnen gelenkt wird, die Tragik seines innern:
er versucht das Verlorne durch metaphysische Spekulation zu ersetzen, er durch¬
mustert alle großen Systeme und macht sich mit den Errungenschaften der modernen
Naturforschung vertraut, um sein Ideal zu erreichen: "eine Religion in philosophischer
Form auf naturwissenschaftlicher Grundlage." Aber man hat das deutliche Gefühl:
auch der fast siebzigjährige hat es noch nicht erreicht, und es ist kein Zufall, daß
er am Schlüsse des Buchs eine alte Grabschrift mitteilt, die beginnt: vudius vixi,
non imxius; inoertus inorior, nein xsrturbÄtus.

Die Schriften des liberalen Katholiken erregten die Aufmerksamkeit des preußischen
Kultusministeriums, das gerade damals im schwersten Kulturkampfe lag; einen Tag
nach der Absetzung des Bischofs von Münster erhielt Spieler einen Ruf an die
dortige Akademie; er trat sein neues Amt im Jahre 1876 an, von der dortigen
ultramontanen Presse mit einem förmlichen Wutgeheul begrüßt, das sich beim Er¬
scheinen seiner Schrift über Lessing noch steigert. Was Spieler ans der Schrift
des Stadtdechanten Kappen von Äußerungen über sich und den großen Physiker
Hittorf mitteilt, muß man bei ihm selbst nachlesen. Dieser christliche Priester, der
sich durch Studenten aus Spielers Vorlesungen alle anstößigen Äußerungen hinter¬
bringen ließ und sie in einem "Herbarium" sammelte, brachte es so weit, daß
Windthorst und Schorlemer den gefährlichen Philosophen im Landtage angriffen;
damals ist Spieler sogar in den Kladderadatsch gekommen. Aber als im Jahre 1898
ein Buch über den "Kampf zweier Weltanschauungen" erschien, worin der jetzt über
achtzig Jahre alte Kappen rin Unrecht eine Rückkehr zur Religion gesehn hat, erschien
er plötzlich bei dem alten Gegner und söhnte sich gewissermaßen mit ihm aus.

Ich habe Spieler in der Überschrift einen "unmodernen" Modernisten genannt.
Das ist er, weil er doch tiefer in der Scholastik stecken geblieben ist, als er selbst


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Platon geführt, dessen Phädon den philosophischen Eros, die Sehnsucht nach den
transzendentalen Wahrheiten in sein Herz senkt; in dem ehrwürdigen Kloster Ein¬
siedeln genießt er endlich eine regelmäßige Ausbildung und tritt dann in das
Kapuzinerkloster in Luzern ein, weil ihm die armen barfüßigen Kapuziner als die
wahren Nachfolger Christi erscheinen. Was er aus diesem und dem Freiburger
Kloster, wo er seine Studien fortsetzt, erzählt, wird besonders nichtkatholische Leser
interessieren, die sich vom Klosterleben meist schiefe Vorstellungen machen; hier genüge
es zu sagen, daß er verbotne Bücher liest (zu denen auch Bossuet und La Bruyere
gehören), weil ihm die öden scholastischen Kompendien nicht genügen, und daß er
sich die nötige Fertigkeit im Aufschlagen des Breviers nicht anzueignen vermag, auch
im Dienst bei der Messe unbrauchbar ist. Ob das Streben nach verbotner Frucht
oder die äußere Ungeschicklichkeit sein Los besiegelt, wird nicht ganz klar: jedenfalls
entbindet man ihn nach drei Jahren seines Gelübdes und stößt ihn aus dem Orden
aus. Trotzdem gibt er den Plan, den geistlichen Beruf zu ergreifen, nicht auf und
wendet sich nach München, um Theologie zu studieren; aber hier stößt ihn an
Döllinger der Mangel an spekulativem Verständnis ab, und so gerät er schließlich
in die Vorlesungen Prcmtls, des berühmten Historikers der Logik, er promoviert
bei diesem Skeptiker mit einer Arbeit, in der er so unvorsichtig ist, von einem Nonnen¬
kloster zu berichten, wo sich Gräber mit Kinderknochen gefunden haben. Schon jetzt
fällt die Kaplanspresse mit der törichten Insinuation über ihn her, er habe sich
den Doktortitel erkauft — ein kleiner Vorgeschmack von dem, was später folgen
sollte. Auf den Rat seiner Münchner Lehrer habilitiert er sich in Freiburg i. B>,
und jetzt, sich selbst überlassen, wird er gewahr, daß er durch Prantls skeptischen
Einfluß bei der reinen Negation angelangt ist, den alten Glauben verloren, aber
eine feste philosophische Weltanschauung uicht gewonnen hat. Und so beginnt eben
da, wo sein äußeres Leben in feste Bahnen gelenkt wird, die Tragik seines innern:
er versucht das Verlorne durch metaphysische Spekulation zu ersetzen, er durch¬
mustert alle großen Systeme und macht sich mit den Errungenschaften der modernen
Naturforschung vertraut, um sein Ideal zu erreichen: „eine Religion in philosophischer
Form auf naturwissenschaftlicher Grundlage." Aber man hat das deutliche Gefühl:
auch der fast siebzigjährige hat es noch nicht erreicht, und es ist kein Zufall, daß
er am Schlüsse des Buchs eine alte Grabschrift mitteilt, die beginnt: vudius vixi,
non imxius; inoertus inorior, nein xsrturbÄtus.

Die Schriften des liberalen Katholiken erregten die Aufmerksamkeit des preußischen
Kultusministeriums, das gerade damals im schwersten Kulturkampfe lag; einen Tag
nach der Absetzung des Bischofs von Münster erhielt Spieler einen Ruf an die
dortige Akademie; er trat sein neues Amt im Jahre 1876 an, von der dortigen
ultramontanen Presse mit einem förmlichen Wutgeheul begrüßt, das sich beim Er¬
scheinen seiner Schrift über Lessing noch steigert. Was Spieler ans der Schrift
des Stadtdechanten Kappen von Äußerungen über sich und den großen Physiker
Hittorf mitteilt, muß man bei ihm selbst nachlesen. Dieser christliche Priester, der
sich durch Studenten aus Spielers Vorlesungen alle anstößigen Äußerungen hinter¬
bringen ließ und sie in einem „Herbarium" sammelte, brachte es so weit, daß
Windthorst und Schorlemer den gefährlichen Philosophen im Landtage angriffen;
damals ist Spieler sogar in den Kladderadatsch gekommen. Aber als im Jahre 1898
ein Buch über den „Kampf zweier Weltanschauungen" erschien, worin der jetzt über
achtzig Jahre alte Kappen rin Unrecht eine Rückkehr zur Religion gesehn hat, erschien
er plötzlich bei dem alten Gegner und söhnte sich gewissermaßen mit ihm aus.

Ich habe Spieler in der Überschrift einen „unmodernen" Modernisten genannt.
Das ist er, weil er doch tiefer in der Scholastik stecken geblieben ist, als er selbst


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[0170] Maßgebliches und Unmaßgebliches Platon geführt, dessen Phädon den philosophischen Eros, die Sehnsucht nach den transzendentalen Wahrheiten in sein Herz senkt; in dem ehrwürdigen Kloster Ein¬ siedeln genießt er endlich eine regelmäßige Ausbildung und tritt dann in das Kapuzinerkloster in Luzern ein, weil ihm die armen barfüßigen Kapuziner als die wahren Nachfolger Christi erscheinen. Was er aus diesem und dem Freiburger Kloster, wo er seine Studien fortsetzt, erzählt, wird besonders nichtkatholische Leser interessieren, die sich vom Klosterleben meist schiefe Vorstellungen machen; hier genüge es zu sagen, daß er verbotne Bücher liest (zu denen auch Bossuet und La Bruyere gehören), weil ihm die öden scholastischen Kompendien nicht genügen, und daß er sich die nötige Fertigkeit im Aufschlagen des Breviers nicht anzueignen vermag, auch im Dienst bei der Messe unbrauchbar ist. Ob das Streben nach verbotner Frucht oder die äußere Ungeschicklichkeit sein Los besiegelt, wird nicht ganz klar: jedenfalls entbindet man ihn nach drei Jahren seines Gelübdes und stößt ihn aus dem Orden aus. Trotzdem gibt er den Plan, den geistlichen Beruf zu ergreifen, nicht auf und wendet sich nach München, um Theologie zu studieren; aber hier stößt ihn an Döllinger der Mangel an spekulativem Verständnis ab, und so gerät er schließlich in die Vorlesungen Prcmtls, des berühmten Historikers der Logik, er promoviert bei diesem Skeptiker mit einer Arbeit, in der er so unvorsichtig ist, von einem Nonnen¬ kloster zu berichten, wo sich Gräber mit Kinderknochen gefunden haben. Schon jetzt fällt die Kaplanspresse mit der törichten Insinuation über ihn her, er habe sich den Doktortitel erkauft — ein kleiner Vorgeschmack von dem, was später folgen sollte. Auf den Rat seiner Münchner Lehrer habilitiert er sich in Freiburg i. B>, und jetzt, sich selbst überlassen, wird er gewahr, daß er durch Prantls skeptischen Einfluß bei der reinen Negation angelangt ist, den alten Glauben verloren, aber eine feste philosophische Weltanschauung uicht gewonnen hat. Und so beginnt eben da, wo sein äußeres Leben in feste Bahnen gelenkt wird, die Tragik seines innern: er versucht das Verlorne durch metaphysische Spekulation zu ersetzen, er durch¬ mustert alle großen Systeme und macht sich mit den Errungenschaften der modernen Naturforschung vertraut, um sein Ideal zu erreichen: „eine Religion in philosophischer Form auf naturwissenschaftlicher Grundlage." Aber man hat das deutliche Gefühl: auch der fast siebzigjährige hat es noch nicht erreicht, und es ist kein Zufall, daß er am Schlüsse des Buchs eine alte Grabschrift mitteilt, die beginnt: vudius vixi, non imxius; inoertus inorior, nein xsrturbÄtus. Die Schriften des liberalen Katholiken erregten die Aufmerksamkeit des preußischen Kultusministeriums, das gerade damals im schwersten Kulturkampfe lag; einen Tag nach der Absetzung des Bischofs von Münster erhielt Spieler einen Ruf an die dortige Akademie; er trat sein neues Amt im Jahre 1876 an, von der dortigen ultramontanen Presse mit einem förmlichen Wutgeheul begrüßt, das sich beim Er¬ scheinen seiner Schrift über Lessing noch steigert. Was Spieler ans der Schrift des Stadtdechanten Kappen von Äußerungen über sich und den großen Physiker Hittorf mitteilt, muß man bei ihm selbst nachlesen. Dieser christliche Priester, der sich durch Studenten aus Spielers Vorlesungen alle anstößigen Äußerungen hinter¬ bringen ließ und sie in einem „Herbarium" sammelte, brachte es so weit, daß Windthorst und Schorlemer den gefährlichen Philosophen im Landtage angriffen; damals ist Spieler sogar in den Kladderadatsch gekommen. Aber als im Jahre 1898 ein Buch über den „Kampf zweier Weltanschauungen" erschien, worin der jetzt über achtzig Jahre alte Kappen rin Unrecht eine Rückkehr zur Religion gesehn hat, erschien er plötzlich bei dem alten Gegner und söhnte sich gewissermaßen mit ihm aus. Ich habe Spieler in der Überschrift einen „unmodernen" Modernisten genannt. Das ist er, weil er doch tiefer in der Scholastik stecken geblieben ist, als er selbst

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_312350/170>, abgerufen am 12.12.2024.