Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr.Der j)arnassus in Neusiedel ihn entschieden haben. Und wenn ein Himmelbyer wegen seines Entwurfs fragte, Es währte in der Tat einige Zeit, ehe die Kunde von all diesen Ereignissen Als mau dies dem Herrn Baurat, der natürlich Mitglied der Gesellschaft Jungen Anfänger? fragte man. Natürlich. Das Projekt hat gar nicht mich zum Verfasser, sondern meinen Sie, Onkel Philipp? fragte Hilda, die mit dem Angeredeten und Hnnding in Ja ich, mein gnädiges Fräulein, erwiderte Philipp Ermsdorf. Können Sie denn das? fragte Hilda. Ein Gelächter, wodurch Hnnding, der Ach du denkst Wohl, erwiderte Hnnding, so ein Baumeister schleppt die Steine Aber nicht auf dem Vorhange, wandte Hilda ein. Nein, nicht auf dem Vorhange, sagte Huuding, das würde Mama nicht leiden. Ja, das ginge, erwiderte der Baumeister. Und er versprach auch noch eine Der j)arnassus in Neusiedel ihn entschieden haben. Und wenn ein Himmelbyer wegen seines Entwurfs fragte, Es währte in der Tat einige Zeit, ehe die Kunde von all diesen Ereignissen Als mau dies dem Herrn Baurat, der natürlich Mitglied der Gesellschaft Jungen Anfänger? fragte man. Natürlich. Das Projekt hat gar nicht mich zum Verfasser, sondern meinen Sie, Onkel Philipp? fragte Hilda, die mit dem Angeredeten und Hnnding in Ja ich, mein gnädiges Fräulein, erwiderte Philipp Ermsdorf. Können Sie denn das? fragte Hilda. Ein Gelächter, wodurch Hnnding, der Ach du denkst Wohl, erwiderte Hnnding, so ein Baumeister schleppt die Steine Aber nicht auf dem Vorhange, wandte Hilda ein. Nein, nicht auf dem Vorhange, sagte Huuding, das würde Mama nicht leiden. Ja, das ginge, erwiderte der Baumeister. Und er versprach auch noch eine <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0160" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/312511"/> <fw type="header" place="top"> Der j)arnassus in Neusiedel</fw><lb/> <p xml:id="ID_586" prev="#ID_585"> ihn entschieden haben. Und wenn ein Himmelbyer wegen seines Entwurfs fragte,<lb/> so sagte er mit dem Tone ebenso tiefer Überzeugung: Himmelbys Theater? Ich<lb/> muß sagen, sehr schön. Ernst. Würdig. Wenn ich zu wählen hätte, ich würde<lb/> thu wählen. Und wenn Schellingianer und Himmelbher zugleich anwesend waren,<lb/> dann meinte er: Es ist in der Tat sehr schwer, einem der beiden Entwürfe den<lb/> Vorzug zu geben. Und so saß die Sache fester als je.</p><lb/> <p xml:id="ID_587"> Es währte in der Tat einige Zeit, ehe die Kunde von all diesen Ereignissen<lb/> in den Gedankenkreis von Frau von Seidelbast drang. Als sie aber begriffen<lb/> hatte, daß es sich um ein Theater mit geteilter Gardine handle, warf sie bei Ge¬<lb/> legenheit ihres nächsten Mnsikabeuds die Frage ans, ob man denn nicht etwas für<lb/> das Theater tun könne. Dies gab nun zu einer gründlichen Erörterung Anlaß,<lb/> bei deren Schlüsse sich die Überzeugung Bahn brach, man müsse einen Verein oder<lb/> eine Gesellschaft oder ein Komitee gründen. Denn es mache doch einen tiefern<lb/> Eindruck, wenn man sagen könne, die Gesellschaft für Theaterangelegenheiten be¬<lb/> schließt oder meint oder wünscht, als wenn es hieße, Herr Neugebauer oder Frau<lb/> von Seidelbast sind der Ansicht. Und so wurde denn unter Direktion von General<lb/> von Kämpffer, Exzellenz, eine Gesellschaft zur Förderung des Musik- und Theater¬<lb/> wesens in Neusiedel gegründet, die ihre Sitzungen mit den Seidelbastschen Musik¬<lb/> abenden verbinden und sich die Beeinflussung des Theaterbaues zur Aufgabe stellen<lb/> sollte. Es sei ja schon viel geschehen dadurch, daß die geteilte Gardine auf dem<lb/> Ermsdorfschen Entwürfe zu sehen sei, es müsse aber noch mehr geschehen. Denn<lb/> noch habe der Ermsdorfsche Entwurf nicht obgesiegt. Dies zu bewirken müsse<lb/> die erste Aufgabe des neugegründeten Vereins sein. Und dies um so mehr, als<lb/> Herr Baurat Ermsdorf ein sehr liebenswürdiger Herr und Freund der Musik¬<lb/> abende sei.</p><lb/> <p xml:id="ID_588"> Als mau dies dem Herrn Baurat, der natürlich Mitglied der Gesellschaft<lb/> sein mußte, unterbreitete, antwortete dieser: Bravo. Ist nett von Ihnen, daß Sie<lb/> einem jungen Anfänger so kräftig unter die Arme greifen wollen.</p><lb/> <p xml:id="ID_589"> Jungen Anfänger? fragte man.</p><lb/> <p xml:id="ID_590"> Natürlich. Das Projekt hat gar nicht mich zum Verfasser, sondern meinen<lb/> Sohn Philipp.</p><lb/> <p xml:id="ID_591"> Sie, Onkel Philipp? fragte Hilda, die mit dem Angeredeten und Hnnding in<lb/> der Tonne des Diogenes saß.</p><lb/> <p xml:id="ID_592"> Ja ich, mein gnädiges Fräulein, erwiderte Philipp Ermsdorf.</p><lb/> <p xml:id="ID_593"> Können Sie denn das? fragte Hilda. Ein Gelächter, wodurch Hnnding, der<lb/> der festen Überzeugung war, sein Freund Philipp könne alles, seiner Verachtung<lb/> über die Frage Hildas Ausdruck geben wollte, unterbrach sie. — So ein Theater<lb/> zu bauen, fuhr Hilda fort, muß doch furchtbar schwer sein. Die schweren Maschinen<lb/> und — überhaupt.</p><lb/> <p xml:id="ID_594"> Ach du denkst Wohl, erwiderte Hnnding, so ein Baumeister schleppt die Steine<lb/> und Maschinen selber auf den Bauplatz. — Hilda wandte sich gekränkt ab. —<lb/> Aber eins, Herr Ermsdorf, fuhr Hunding fort, müssen Sie einrichten. Sie müssen die<lb/> Inschrift anbringen: InAsnrcs.s äiäioissö g,rrs8 faville moros, roe Sinn osso ksros.</p><lb/> <p xml:id="ID_595"> Aber nicht auf dem Vorhange, wandte Hilda ein.</p><lb/> <p xml:id="ID_596"> Nein, nicht auf dem Vorhange, sagte Huuding, das würde Mama nicht leiden.<lb/> Aber sonst irgendwo, am Eingange oder im Foder oder über der Kasse. Nicht<lb/> wahr, Baumeisterchen, das geht? Wir haben es unserm Professor versprochen.</p><lb/> <p xml:id="ID_597"> Ja, das ginge, erwiderte der Baumeister. Und er versprach auch noch eine<lb/> Zeichnung von der Inschrift zu machen und eine Blaukopie davon abnehmen<lb/> zu lassen.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0160]
Der j)arnassus in Neusiedel
ihn entschieden haben. Und wenn ein Himmelbyer wegen seines Entwurfs fragte,
so sagte er mit dem Tone ebenso tiefer Überzeugung: Himmelbys Theater? Ich
muß sagen, sehr schön. Ernst. Würdig. Wenn ich zu wählen hätte, ich würde
thu wählen. Und wenn Schellingianer und Himmelbher zugleich anwesend waren,
dann meinte er: Es ist in der Tat sehr schwer, einem der beiden Entwürfe den
Vorzug zu geben. Und so saß die Sache fester als je.
Es währte in der Tat einige Zeit, ehe die Kunde von all diesen Ereignissen
in den Gedankenkreis von Frau von Seidelbast drang. Als sie aber begriffen
hatte, daß es sich um ein Theater mit geteilter Gardine handle, warf sie bei Ge¬
legenheit ihres nächsten Mnsikabeuds die Frage ans, ob man denn nicht etwas für
das Theater tun könne. Dies gab nun zu einer gründlichen Erörterung Anlaß,
bei deren Schlüsse sich die Überzeugung Bahn brach, man müsse einen Verein oder
eine Gesellschaft oder ein Komitee gründen. Denn es mache doch einen tiefern
Eindruck, wenn man sagen könne, die Gesellschaft für Theaterangelegenheiten be¬
schließt oder meint oder wünscht, als wenn es hieße, Herr Neugebauer oder Frau
von Seidelbast sind der Ansicht. Und so wurde denn unter Direktion von General
von Kämpffer, Exzellenz, eine Gesellschaft zur Förderung des Musik- und Theater¬
wesens in Neusiedel gegründet, die ihre Sitzungen mit den Seidelbastschen Musik¬
abenden verbinden und sich die Beeinflussung des Theaterbaues zur Aufgabe stellen
sollte. Es sei ja schon viel geschehen dadurch, daß die geteilte Gardine auf dem
Ermsdorfschen Entwürfe zu sehen sei, es müsse aber noch mehr geschehen. Denn
noch habe der Ermsdorfsche Entwurf nicht obgesiegt. Dies zu bewirken müsse
die erste Aufgabe des neugegründeten Vereins sein. Und dies um so mehr, als
Herr Baurat Ermsdorf ein sehr liebenswürdiger Herr und Freund der Musik¬
abende sei.
Als mau dies dem Herrn Baurat, der natürlich Mitglied der Gesellschaft
sein mußte, unterbreitete, antwortete dieser: Bravo. Ist nett von Ihnen, daß Sie
einem jungen Anfänger so kräftig unter die Arme greifen wollen.
Jungen Anfänger? fragte man.
Natürlich. Das Projekt hat gar nicht mich zum Verfasser, sondern meinen
Sohn Philipp.
Sie, Onkel Philipp? fragte Hilda, die mit dem Angeredeten und Hnnding in
der Tonne des Diogenes saß.
Ja ich, mein gnädiges Fräulein, erwiderte Philipp Ermsdorf.
Können Sie denn das? fragte Hilda. Ein Gelächter, wodurch Hnnding, der
der festen Überzeugung war, sein Freund Philipp könne alles, seiner Verachtung
über die Frage Hildas Ausdruck geben wollte, unterbrach sie. — So ein Theater
zu bauen, fuhr Hilda fort, muß doch furchtbar schwer sein. Die schweren Maschinen
und — überhaupt.
Ach du denkst Wohl, erwiderte Hnnding, so ein Baumeister schleppt die Steine
und Maschinen selber auf den Bauplatz. — Hilda wandte sich gekränkt ab. —
Aber eins, Herr Ermsdorf, fuhr Hunding fort, müssen Sie einrichten. Sie müssen die
Inschrift anbringen: InAsnrcs.s äiäioissö g,rrs8 faville moros, roe Sinn osso ksros.
Aber nicht auf dem Vorhange, wandte Hilda ein.
Nein, nicht auf dem Vorhange, sagte Huuding, das würde Mama nicht leiden.
Aber sonst irgendwo, am Eingange oder im Foder oder über der Kasse. Nicht
wahr, Baumeisterchen, das geht? Wir haben es unserm Professor versprochen.
Ja, das ginge, erwiderte der Baumeister. Und er versprach auch noch eine
Zeichnung von der Inschrift zu machen und eine Blaukopie davon abnehmen
zu lassen.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |