Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr.Vie Neue Laugesinnung I. I, Weber, 7 Mark 50 Pf. gebunden). Haenel leitet den Band kunst¬ Ebensowenig wie sich Haenel und Tscharmann an die Fachleute wenden, Vie Neue Laugesinnung I. I, Weber, 7 Mark 50 Pf. gebunden). Haenel leitet den Band kunst¬ Ebensowenig wie sich Haenel und Tscharmann an die Fachleute wenden, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0095" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/309706"/> <fw type="header" place="top"> Vie Neue Laugesinnung</fw><lb/> <p xml:id="ID_292" prev="#ID_291"> I. I, Weber, 7 Mark 50 Pf. gebunden). Haenel leitet den Band kunst¬<lb/> historisch und ästhetisch, Tscharmann durch praktische Ratschläge ein. Dann<lb/> genießen wir an 218 Abbildungen und sechs farbigen Tafeln eine Reihe meist<lb/> recht vortrefflicher baulicher Beispiele in Umrissen und Grundrissen der einzelnen<lb/> Geschosse mit genauen Angaben des verwandten Materials, der Raumgestaltung<lb/> und der Baukosten. Diese bewegen sich innerhalb der Grenzen von etwa 12000<lb/> bis 135000 Mark, meist ohne den Bodenwert. Abgesehn von ein paar eng¬<lb/> lischen Vorbildern handelt es sich um lauter ausgeführte Bauten auf deutschem<lb/> Boden. Wir staunen, erstens: wieviel tüchtige Werke uns die paar letzten Jahre<lb/> beschert haben; zum andern: wie wohlfeil unsre besten Meister bauen können.<lb/> Schon um diese noch selten bekannte Tatsache weit zu verbreiten, muß mau<lb/> dem Werke den besten Erfolg wünschen. Aber auch sonst verdient es eine<lb/> unumwundne Empfehlung. Wir werden mit Hilfe eines solchen Buches voll<lb/> baulicher Tatsachen der Wohnungsfrage viel entschiedner begegnen lernen. Viel¬<lb/> leicht werden wir dadurch erst für eine Beschäftigung mit dieser ernstesten unsrer<lb/> sozialen Fragen gewonnen, wenn wir die Möglichkeit, uns ein Einzelhaus zu<lb/> bauen oder zu mieten, nicht mehr fern in den Wolken, sondern standfest auf<lb/> der Erde sehn.</p><lb/> <p xml:id="ID_293" next="#ID_294"> Ebensowenig wie sich Haenel und Tscharmann an die Fachleute wenden,<lb/> tut das Viktor Zobel in seinen praktischen Ratschlägen zur „Bürgerlichen Haus¬<lb/> baukunst" (München, Callwey, 1 Mark 20 Pf.). Er bespricht gleichsam mit dem<lb/> Leser das, was dem Planen eines Hauses vorausgehn muß, er spricht wie ein<lb/> guter und sachkundiger Freund das Haus in allen seinen Teilen und Zusammen¬<lb/> hängen durch: wozu Türen und Fenster dienen, wie Treppen und Vorplatze,<lb/> Speicherräume und Keller anzulegen sind, nach welchen Grundsätzen man den<lb/> Hausrat wählen und nicht wählen soll — alles sehr vernünftig und ästhetisch<lb/> zuverlässig, kurz und bündig dabei und ohne bevormundende Schulmeisterei.<lb/> „Vademekum" nannte man solche Taschenbücher früher. In derselben sachlichen<lb/> Tonart referiert Zobel über „Gärten und Gartengestaltung" (ebenda, 1 Mark<lb/> 20 Pf.), und weil, wer sich ein Haus baut, auch einen Garten als grünes Kleid<lb/> um ihn herumlegen wird, so kommt allerdings auch auf den Zuschnitt dieses<lb/> Gewandes viel an. Wir haben an Gartenkultur außerordentlich viel verlernt —<lb/> wers nicht glaubt, der vergleiche Schultze-Naumburgs drastische Beispiele und<lb/> Gegenbeispiele (Kulturarbeiten, Bd. 2) und halte danach Umschau in der nächsten<lb/> Nachbarschaft. Das Empfinden für den Garten als Ausdruck, als eine Er¬<lb/> weiterung des Hauses in die Natur hinaus wird bei den wenigsten neuen An¬<lb/> lagen bestimmend hervortreten. Die neue Baugesinnung aber will von den<lb/> Brezelwcgen, den künstlichen Ruinen, Grotten und romantischen Brücken, von<lb/> der ganzen „malerischen" Behandlung unsrer Landschaftsgärtnerei auf einem<lb/> Raume, der oft nur für ein paar Rosenhecke ausreicht, nicht viel wissen, sie<lb/> verlangt wieder einen architektonischen Rhythmus und klare Verhältnisse auch<lb/> hier, und darum setzt sie den Architekten in sein altes künstlerisches Herrenrecht</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0095]
Vie Neue Laugesinnung
I. I, Weber, 7 Mark 50 Pf. gebunden). Haenel leitet den Band kunst¬
historisch und ästhetisch, Tscharmann durch praktische Ratschläge ein. Dann
genießen wir an 218 Abbildungen und sechs farbigen Tafeln eine Reihe meist
recht vortrefflicher baulicher Beispiele in Umrissen und Grundrissen der einzelnen
Geschosse mit genauen Angaben des verwandten Materials, der Raumgestaltung
und der Baukosten. Diese bewegen sich innerhalb der Grenzen von etwa 12000
bis 135000 Mark, meist ohne den Bodenwert. Abgesehn von ein paar eng¬
lischen Vorbildern handelt es sich um lauter ausgeführte Bauten auf deutschem
Boden. Wir staunen, erstens: wieviel tüchtige Werke uns die paar letzten Jahre
beschert haben; zum andern: wie wohlfeil unsre besten Meister bauen können.
Schon um diese noch selten bekannte Tatsache weit zu verbreiten, muß mau
dem Werke den besten Erfolg wünschen. Aber auch sonst verdient es eine
unumwundne Empfehlung. Wir werden mit Hilfe eines solchen Buches voll
baulicher Tatsachen der Wohnungsfrage viel entschiedner begegnen lernen. Viel¬
leicht werden wir dadurch erst für eine Beschäftigung mit dieser ernstesten unsrer
sozialen Fragen gewonnen, wenn wir die Möglichkeit, uns ein Einzelhaus zu
bauen oder zu mieten, nicht mehr fern in den Wolken, sondern standfest auf
der Erde sehn.
Ebensowenig wie sich Haenel und Tscharmann an die Fachleute wenden,
tut das Viktor Zobel in seinen praktischen Ratschlägen zur „Bürgerlichen Haus¬
baukunst" (München, Callwey, 1 Mark 20 Pf.). Er bespricht gleichsam mit dem
Leser das, was dem Planen eines Hauses vorausgehn muß, er spricht wie ein
guter und sachkundiger Freund das Haus in allen seinen Teilen und Zusammen¬
hängen durch: wozu Türen und Fenster dienen, wie Treppen und Vorplatze,
Speicherräume und Keller anzulegen sind, nach welchen Grundsätzen man den
Hausrat wählen und nicht wählen soll — alles sehr vernünftig und ästhetisch
zuverlässig, kurz und bündig dabei und ohne bevormundende Schulmeisterei.
„Vademekum" nannte man solche Taschenbücher früher. In derselben sachlichen
Tonart referiert Zobel über „Gärten und Gartengestaltung" (ebenda, 1 Mark
20 Pf.), und weil, wer sich ein Haus baut, auch einen Garten als grünes Kleid
um ihn herumlegen wird, so kommt allerdings auch auf den Zuschnitt dieses
Gewandes viel an. Wir haben an Gartenkultur außerordentlich viel verlernt —
wers nicht glaubt, der vergleiche Schultze-Naumburgs drastische Beispiele und
Gegenbeispiele (Kulturarbeiten, Bd. 2) und halte danach Umschau in der nächsten
Nachbarschaft. Das Empfinden für den Garten als Ausdruck, als eine Er¬
weiterung des Hauses in die Natur hinaus wird bei den wenigsten neuen An¬
lagen bestimmend hervortreten. Die neue Baugesinnung aber will von den
Brezelwcgen, den künstlichen Ruinen, Grotten und romantischen Brücken, von
der ganzen „malerischen" Behandlung unsrer Landschaftsgärtnerei auf einem
Raume, der oft nur für ein paar Rosenhecke ausreicht, nicht viel wissen, sie
verlangt wieder einen architektonischen Rhythmus und klare Verhältnisse auch
hier, und darum setzt sie den Architekten in sein altes künstlerisches Herrenrecht
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