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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr.

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Die preußische Artillerie im Dienste des Küftenrettungswesens

Das Gebiet des für Göhren und Mönchgut beantragten Apparats reichte
südwärts bis Thiessow, nordwärts bis zur Granitz, der Station Neu-Mukran
war die Schmale Heide und die ganze Küste von Jasmund bis Glowe zu¬
gewiesen, während das Gebiet der Station Glowe nordwärts bis zum Leucht¬
turm von Arkona reichen und ostwärts auf die der Station Neu-Mukran zu¬
gedachte Küste von Jasmund übergreifen sollte. Da nur noch für die Insel
Hiddensee und für den Darß je ein Apparat beantragt war, blieben die Nord-
uud die Nordostküste von Wittow und die Halbinsel Zingst ohne Rettungs¬
mittel. Heute sind Zingst und Wittow mit je zwei Doppelstationen aus¬
gerüstet, und von Darsferort bis zur Insel Rüden zieht sich eine Kette von
siebzehn Rettungsstationen um den Strand von Pommern und Rügen. Da¬
mals aber war es ein großer Fortschritt, als der Minister die fünf Stationen,
die Trost beantragt hatte, genehmigte.

Es galt nun zunächst die Abtretung des Baugrundes für die Stations¬
schuppen zu Neu-Mukran und Glowe sowie zu Kloster auf Hiddensee von den
Eigentümern, dem Fürsten zu Putbus und der Stadt Stralsund, zu erreichen.
Dies gelang ohne Schwierigkeit, nur wünschte der Fürst zu wissen, in welcher
Bauart man den Rettungsschuppen zu errichten gedenke, um sicher zu sein, daß
sich nicht unansehnliche Hütten auf seinem Grund und Boden erhöben.

Seinem Wunsche wurde entsprochen. Der Entwurf befriedigte ihn, kam
jedoch nicht zur Ausführung. Die Negierung hatte nach dem Anschlage Trosts
und des Bauinspektors Khün die Genehmigung der Kosten, die sich für eine
Station auf 1240 Taler beliefen, beantragt. Das Ministerium forderte weit¬
gehende Sparsamkeit, und so entschloß man sich, den Apparaten zu Göhren.
Neu-Mukran und Glowe keine Boote beizugeben, da an diesen Orten im Notfalle
Fischerboote zur Hand waren. Daher erschienen an diesen Orten auch kleinere
Schuppen genügend. Man begnügte sich aber nicht mit der Ersparnis, die sich
aus der geringern Größe der Schuppen ergab, sondern konstruierte die kleinen
Behälter auch noch leichter. Die Baumaterialien waren teuer und der Transport
an die Bauplätze schwierig, daher wurde trotz der Schmucklosigkeit der geplanten
Bauten bei ihrer Verdingung die Anschlagsumme um 535 Taler überschritten.
Nachdem man noch vergeblich in Göhren, Neu-Mukran und Glowe mietbare,
M Unterbringung der Apparate passende Räume gesucht hatte, entstanden
endlich im letzten Viertel des Jahres 1355 die Stationsschuppen.

Die Apparate waren schon früher fertig geworden und befanden sich schon
an den Stationsorten. Trost hatte, auch nachdem er Major und Abteilungs¬
kommandeur im 1. Artillerieregiment zu Danzig geworden war, die Anfertigung
der Apparate zu Stettin geleitet. Der alte Stralsunder Apparat war zur
Ergänzung und Verbesserung nach Stettin geschickt worden. Die Geschütz-
gicßerei zu Spandau hatte fünf neue Mörser geliefert. Trost übernahm die
Geschütze mit Zubehör vom Artilleriedepot in Stettin, stellte die Apparate zu¬
sammen und sandte sie nach Stralsund und von hier aus an die Stations-


Die preußische Artillerie im Dienste des Küftenrettungswesens

Das Gebiet des für Göhren und Mönchgut beantragten Apparats reichte
südwärts bis Thiessow, nordwärts bis zur Granitz, der Station Neu-Mukran
war die Schmale Heide und die ganze Küste von Jasmund bis Glowe zu¬
gewiesen, während das Gebiet der Station Glowe nordwärts bis zum Leucht¬
turm von Arkona reichen und ostwärts auf die der Station Neu-Mukran zu¬
gedachte Küste von Jasmund übergreifen sollte. Da nur noch für die Insel
Hiddensee und für den Darß je ein Apparat beantragt war, blieben die Nord-
uud die Nordostküste von Wittow und die Halbinsel Zingst ohne Rettungs¬
mittel. Heute sind Zingst und Wittow mit je zwei Doppelstationen aus¬
gerüstet, und von Darsferort bis zur Insel Rüden zieht sich eine Kette von
siebzehn Rettungsstationen um den Strand von Pommern und Rügen. Da¬
mals aber war es ein großer Fortschritt, als der Minister die fünf Stationen,
die Trost beantragt hatte, genehmigte.

Es galt nun zunächst die Abtretung des Baugrundes für die Stations¬
schuppen zu Neu-Mukran und Glowe sowie zu Kloster auf Hiddensee von den
Eigentümern, dem Fürsten zu Putbus und der Stadt Stralsund, zu erreichen.
Dies gelang ohne Schwierigkeit, nur wünschte der Fürst zu wissen, in welcher
Bauart man den Rettungsschuppen zu errichten gedenke, um sicher zu sein, daß
sich nicht unansehnliche Hütten auf seinem Grund und Boden erhöben.

Seinem Wunsche wurde entsprochen. Der Entwurf befriedigte ihn, kam
jedoch nicht zur Ausführung. Die Negierung hatte nach dem Anschlage Trosts
und des Bauinspektors Khün die Genehmigung der Kosten, die sich für eine
Station auf 1240 Taler beliefen, beantragt. Das Ministerium forderte weit¬
gehende Sparsamkeit, und so entschloß man sich, den Apparaten zu Göhren.
Neu-Mukran und Glowe keine Boote beizugeben, da an diesen Orten im Notfalle
Fischerboote zur Hand waren. Daher erschienen an diesen Orten auch kleinere
Schuppen genügend. Man begnügte sich aber nicht mit der Ersparnis, die sich
aus der geringern Größe der Schuppen ergab, sondern konstruierte die kleinen
Behälter auch noch leichter. Die Baumaterialien waren teuer und der Transport
an die Bauplätze schwierig, daher wurde trotz der Schmucklosigkeit der geplanten
Bauten bei ihrer Verdingung die Anschlagsumme um 535 Taler überschritten.
Nachdem man noch vergeblich in Göhren, Neu-Mukran und Glowe mietbare,
M Unterbringung der Apparate passende Räume gesucht hatte, entstanden
endlich im letzten Viertel des Jahres 1355 die Stationsschuppen.

Die Apparate waren schon früher fertig geworden und befanden sich schon
an den Stationsorten. Trost hatte, auch nachdem er Major und Abteilungs¬
kommandeur im 1. Artillerieregiment zu Danzig geworden war, die Anfertigung
der Apparate zu Stettin geleitet. Der alte Stralsunder Apparat war zur
Ergänzung und Verbesserung nach Stettin geschickt worden. Die Geschütz-
gicßerei zu Spandau hatte fünf neue Mörser geliefert. Trost übernahm die
Geschütze mit Zubehör vom Artilleriedepot in Stettin, stellte die Apparate zu¬
sammen und sandte sie nach Stralsund und von hier aus an die Stations-


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[0467] Die preußische Artillerie im Dienste des Küftenrettungswesens Das Gebiet des für Göhren und Mönchgut beantragten Apparats reichte südwärts bis Thiessow, nordwärts bis zur Granitz, der Station Neu-Mukran war die Schmale Heide und die ganze Küste von Jasmund bis Glowe zu¬ gewiesen, während das Gebiet der Station Glowe nordwärts bis zum Leucht¬ turm von Arkona reichen und ostwärts auf die der Station Neu-Mukran zu¬ gedachte Küste von Jasmund übergreifen sollte. Da nur noch für die Insel Hiddensee und für den Darß je ein Apparat beantragt war, blieben die Nord- uud die Nordostküste von Wittow und die Halbinsel Zingst ohne Rettungs¬ mittel. Heute sind Zingst und Wittow mit je zwei Doppelstationen aus¬ gerüstet, und von Darsferort bis zur Insel Rüden zieht sich eine Kette von siebzehn Rettungsstationen um den Strand von Pommern und Rügen. Da¬ mals aber war es ein großer Fortschritt, als der Minister die fünf Stationen, die Trost beantragt hatte, genehmigte. Es galt nun zunächst die Abtretung des Baugrundes für die Stations¬ schuppen zu Neu-Mukran und Glowe sowie zu Kloster auf Hiddensee von den Eigentümern, dem Fürsten zu Putbus und der Stadt Stralsund, zu erreichen. Dies gelang ohne Schwierigkeit, nur wünschte der Fürst zu wissen, in welcher Bauart man den Rettungsschuppen zu errichten gedenke, um sicher zu sein, daß sich nicht unansehnliche Hütten auf seinem Grund und Boden erhöben. Seinem Wunsche wurde entsprochen. Der Entwurf befriedigte ihn, kam jedoch nicht zur Ausführung. Die Negierung hatte nach dem Anschlage Trosts und des Bauinspektors Khün die Genehmigung der Kosten, die sich für eine Station auf 1240 Taler beliefen, beantragt. Das Ministerium forderte weit¬ gehende Sparsamkeit, und so entschloß man sich, den Apparaten zu Göhren. Neu-Mukran und Glowe keine Boote beizugeben, da an diesen Orten im Notfalle Fischerboote zur Hand waren. Daher erschienen an diesen Orten auch kleinere Schuppen genügend. Man begnügte sich aber nicht mit der Ersparnis, die sich aus der geringern Größe der Schuppen ergab, sondern konstruierte die kleinen Behälter auch noch leichter. Die Baumaterialien waren teuer und der Transport an die Bauplätze schwierig, daher wurde trotz der Schmucklosigkeit der geplanten Bauten bei ihrer Verdingung die Anschlagsumme um 535 Taler überschritten. Nachdem man noch vergeblich in Göhren, Neu-Mukran und Glowe mietbare, M Unterbringung der Apparate passende Räume gesucht hatte, entstanden endlich im letzten Viertel des Jahres 1355 die Stationsschuppen. Die Apparate waren schon früher fertig geworden und befanden sich schon an den Stationsorten. Trost hatte, auch nachdem er Major und Abteilungs¬ kommandeur im 1. Artillerieregiment zu Danzig geworden war, die Anfertigung der Apparate zu Stettin geleitet. Der alte Stralsunder Apparat war zur Ergänzung und Verbesserung nach Stettin geschickt worden. Die Geschütz- gicßerei zu Spandau hatte fünf neue Mörser geliefert. Trost übernahm die Geschütze mit Zubehör vom Artilleriedepot in Stettin, stellte die Apparate zu¬ sammen und sandte sie nach Stralsund und von hier aus an die Stations-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311740/467>, abgerufen am 20.06.2024.